Banater Deutsche Zeitung, Juli 1928 (Jahrgang 10, nr. 144-169)

1928-07-24 / nr. 163

“axa pratitie sumerar aprobare Dir. Gen. P. T. T. Ne. 43504, 1927. Preis: 4 Lei: Bezugspreis bei Vorauszahlung: ganzjährig 980, Halbjährig 500, vierteljährig 260, mon­atlich 90 Lei. — Zustellung in Temeswar 10 Lei monatlich, — Ausland monatlich 150 Lei. — Bei Zahlung im Nachhinein­ wird der monatliche Bezugspreis berechnet. — Einzelpr.: 4, Sonntag 5 Lei Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Deutsches Haus. Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 14-18. Verwaltung Nx. Erscheint täglich 4 Uhr nac­hmittag 3. 10. Jahrgang Timișoara-Temeswar, Dienstag den 24. Juli 1928 4--66, Nr. 163 Ein neuer Vorschlag zur Erledigung der Optantenfrage­­ Rumänien schlägt Ungarn vor, beide Länder mögen vom Völ­­kerbund die Delegierung eines Unparteiischen verlangen Buta­rest, 23. Juli. Wie „Cuvantul“ erfährt, hat Außenminister Titulescn der Regierung eine Note überreichen lassen, ungarischen in welcher Vorschläge bezüglich einer Regelung der Optanten­­frage enthalten sind. In der Note wird zunächst betont, daß Rumä­­nien aus Achtung vor dem Völkerbund, als auch um die Beziehungen zwischen beiden Ländern besser zu gestalten, sie veranlaßt gesehen habe, diesen Schritt für eine Verständigung zu tun. Rumänien schlägt in diesem Schreiben Ungarn vor, beide Länder mögen an den Völkerbund das Ansuchen richten, aus seiner Mitte einen Unpartei­­ischen zu benennen, dem jede einzelne Beschwerde der Optanten zur Untersuchung darüber vorgelegt werden solle, ob es sich tatsächlich um eine durch den Artikel 250 des Trianoner Friedensvertrages um­­schriebene Konfisfation handle. Diesem Unpartei­­ischen sollen beide Länder sämtliche bezughabenden Dokumente zur Verfügung stellen. Nach abge­­schlossener Untersuchung hätte er dann die Entschei­­dung zu fällen, gegen welche eine Berufung unzu­­lässig sein solle. Die als eventuelle Entschädigung zugesprochenen Summen solle“ Ungarn an die Optanten flüssig machen und würden Beträge dann von den Schuldsummen in Abzug die Rumänien von Ungarn zu fordern hat, gebracht. Im Schlußsatz der Note wird erklärt, daß es sich hier ansprüchlich um einen gütlichen Vorschlag Rumäniens handle, Durch den der Rechtsstandpunkt des letzteren in keiner Weise beeinträchtigt werde, & Bor der Offensive der National-Zaranisten Nac­h einer Erklärung Manius hat sich­ ihr Standpunkt der Regierung gegenüber nicht, geändert VERS Zuli. Der Trauergottesdienst, "treffende Abkommen mit den Eiuipbenten, anderer Länder die Grundlagen für die Stabilisierung und etwaige Emissionen bilden sollen. Großes Aufsehen erregte das Erscheinen Juliu Manius in Curtea de Argeș. Von Journalisten um eine Erklärung seiner Teilnahme an der kirch­­lichen Gedenkfeier befragt, antwortete Maniu, seine Anwesenheit besitze keinerlei politische, sonder­natio­­­nale Bedeutung. Er sei der Ansicht, daß die wirk­­liche Vertreterin des Bollswillens, die national­­zaranistische Partei, es nicht unterlassen könne, vom verstorbenen Monarchen ebenfalls ihre Huldigung darzubringen. Damit habe sich ihr Standpunkt den Liberalen und deren Anleiheversuchen gegenüber nicht geändert. Daß­ diesem so sei, werde die poli­­tische Offensive in der nächsten Zeit beweisen, der in Curtea de Arges zum Andenken des verewig­­ten Königs Ferdinand am Samstag abgehalten wurde, fand im feierlichen Rahmen statt. Außer der königlichen Familie und dem Regentschaftsrat nah­­men. Daran auch sämtliche­­ Regierungsmitglieder teil, mit Ausnahme Innenminiter Ducas, der an leichter Magenvergiftung erkrankt ist. Ministerpräsident Bratianu benütze die Eisenbahnfahrt, um mit seinen Ministerkollegen noch einen Ministerrat abzuhalten. In demselben ge­­langten nochmals die Gesetzentwürfe zur Diskussion, die­ der außerordentlichen Parlamentsession vorge­­legt werden sollen. E53 sind dies u. a. die Ratifizie­­rung des Anleiheabkommens­, ein Entwurf bezüglich Konsolidierung der rumänischen Voltkriegsrenten, eine Ermächtigung der Regierung, wonach später zu Gescheiterter Putschversuch in Portugal Die Revolutionäre ergaben sich bedingungslos Lissabon, 23. Juli. Der revolutionäre Putsch, der hier­ versucht wurde, ist völlig unterdrückt worden. Die in der Festung San Jorge liegenden Truppen Gonsalbes griffen unter Führung des Hauptmannes8 und zweier Leutnant 38 plötzlich zu den Waffen und verjagten ihre Offiziere. Die Meuterer besetzten nach kurzem Handgemenge die Kaserne der Republikanischen Garde, aus der sie jedoch durch schnell alamierte regierungstreue Truppen vertrieben wurden, so daß sie gezwungen waren, sich wieder nach San Jorge zurückzuziehen. Regierungstreue Truppen zernierten nun das Fort und eröffneten ein Bombardement mit Feldgeschüten, das die ganze Nacht andauerte, bis die Revolutionäre sich schließlich gestern morgen bedingungslos ergaben. Zurzeit herrscht wieder vollständige Ruhe. Die Garnison be­­findet sich jedoch in Alarmbereitschaft. NN ee OELBBESSRUHEG HN - Grenzzwischenfall an der serbisch-ungarischen Grenze Verhaftung eines ungarischen Lokomotivführers von der Maschine weg Szegedin, 23. Juli. Der ungarische Lokomotiv­­führer Michael Ha > wurde Sonntag in der serbi­­schen Grenzgemeinde Horgos8 von Gendarmen von der Lokomotive gezogen und verhaftet. Das unga­­rische Zugspersonal erklärte sich mit dem brutal be­­handelten Gefährten solidarisch und weigerte sich, die Garnitur weiter zu führen. Trogden wurde Hal gefesselt abgeführt. Einer telephonisch- verständigten Kommission, die sich aus Szegedin nach Horgo8 begab, verweigerte die serbische Gendarmerie je,welche Auskunft über den Grund der Verhaftung des ungarischen Staats­­bürgers und gab auch der Forderung nach einer Freilassung keine Folge. Der Fall wurde sofort nach Budapest gemel­det, Ivo die Nachricht peinlichen Eindruck hervorrief. | Groß-Betschkerek zum Aufenthaltsort bulgarischer Emigranten bestimmt Belgrad, 23. Juli. Den bulgarischen Emi­­granten, die in Belgrad lebten, wurde Großbetsch­­kerek als Domizil bestimmt. Diese Maßnahme wurde dadurch veranlaßt, daß sich, wie mehrfach festgestellt wurde, unter die bulgarischen Emigranten immer wieder auch Agenten des bulgarisch-mazedonischen Komitees schlichen, die unter Mißbrauch des den Emigranten gewährten Asyls Attentate organisier­­ten. | 47:8 Moskaus Kampf um Gesicht von Dr. Paul­ Rohrbach es den Russen lassen, daß in politi­­schen Dingen niemand­­ ihnen an Regiekunst gewach­­sen ist. Gegenwärtig Allerdings, „Jermak“, nach haben sie dafür wieder einen großartigen und zugleich menschlich­­enden Beweis . Kosaken, der Sibirien für Iwan den zu begin­­nn der Entsendung des Eisbrechers Krassin zur Roths der verschiedenen Teile von No­­bile3 angeinandergebrochener Expedition geliefert, hieß früher verwegenen Schrecklichen eroberte, und sein Erbauer war vor bald zwanzig Jahren ein zarischer Schiffstechniker, der Admiral Makarow. Wie so viele andere wertvolle Inventar­­stücke des zarischen Rußland, so haben die Machthaber im roten Mos­kau auch den „Jermak“, alias „Kras­­sin“ geerbt. Und noch nie hat ihnen so glänzend ein Stü> der großen überkommenen Erbmasse dazu ge­­dient, ihr „Gesicht“ zu wahren, wie dieses. Allerdings gewesen sein, damit, neben allem Glück, das Rettungswerk in muß auch seemännische Tüchtigkeit dabei solchem Maße gelang, und ebenso verdient der rus­­sische Flieger Tschuchnowski — seinem Namen nach ein Mann estnischer Herkunft -­ Respekt wegen seiner Tapferkeit. Dies alles zugegeben, wäre es doch ein Zeichen mangelnden Urteils, wenn man Deswegen die sich mehrenden Symptome für den Niedergang — vom Niederbruch zu sprechen, soll noch vermieden wer­­den — des Sowjetismus übersehen wollte. Bei dem­ sogenannten Schachty-Prozeß braucht man dabei nicht lange zu verweilen. Auch er ist ein Stück vom „Kampf ums Gesicht“, aber trog der Geschicklichkeit und Niachsichtslosiafeit des staatlichen Anklägers konnte nicht verborgen bleiben, daß die Zustände in der russischen Montanindustrie von Grund auf un­­befriedigend sind und daß kein Gedanke daran ist, daß unter dem herrschenden System die Leistungen sich bessern könnten. Der Prozeß war ein Versuch, die Schuld an der eigenen, nicht zu verheimlichenden Leistungsfähigkeit einer von außen her geleiteten Verschwörung zuzuschieben, aber wenn auch gewisse Verbindungen zwischen den Vorbesitzern der Gruben und im Ausland lebenden einigen Ingenieuren in Rußland (zum Teil sogenannte Radieschen, au­­ßen rot, innen weiß) nachgewiesen wurden, so gab es Doch keine Beweise dafür, daß sie auf Betriebssabo­­tage oder­ Schädigung der Produktion abzielten. Im Gegenteil, er wirkte wie eine Ironie auf die An­­klage, daß um unwiderlegt mitgeteilt wurde, nach der Verhaftung eines­­ der angeklagten Betriebsleiter hätte sich in seinem Rayon die Förderung nicht etwa vergrößert, sondern verkleinert. Im übrigen wird der Schaden, den der Prozeß für den Sowjetismus selber angerichtet hat, größer sein, als der von vorn­­herein fragwürdige Nußen. Indes hierüber ist auch schon genug gesagt wor­­den. Wenig beachtet worden ist dagegen bisher in Deutschland eine Meldung der amerikanischen „Uni­­ted Prep“ von Mitte Juli aus Moskau, wonach eine so­ gut wie vollständige Kapitulation der Sowjetre­­gierung vor dem russischen Bauern in Bezug auf die Maßnahmen für die Erfassung und Erzeugung von Getreide stattgefunden hat. Der Hauptausschuß der kommunistischen Partei der Sowjetunion hat hier­­nach, verkündet, daß in Zukunft die Zwangsmaßre­­geln gegen die Bauern, wie­ Beschlagnahme, Zwangs­ankauf, Haussuchungen usw. verboten sein sollen. Außerdem sollen nicht nur die Getreidepreise erhöht werden, sondern 68 soll den Bannern auch freistehen, ihre Erzeugnisse auf dem offenen Markt (statt­ an die Negierungsverläufer) zu verkaufen. Endlich wird, als eine Art von pseudokommunisti­­schem Feigenblatt, die „Zusammenfassung von Bau­­ernbefig auf genossenschaftlicher Grundlage“ ange­­kündigt, jedoch vorsichtigerweise mit dem Zusatz: „Dort wo ein Bedürfnis besteht und wo die Bauern es selbst wünschen!“ In­ der­ Tat, die russischen , Bauern «können zu­­frieden sein mit diesen Zugeständnissen, die nur das Man muß der Eisbrecher dem Krassin sehr landflüchtigen, sein - |

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