Banater Deutsche Zeitung, Dezember 1928 (Jahrgang 10, nr. 272-294)
1928-12-01 / nr. 272
* ' Seite 2 EL EEE an... Büniater Deutse Zeitung Hag: Niesenpanama in Jugoslawien den Waldpachtungen defraudiert . Abgeordnete und hohe Staatsfunktionäre unter Anklage 800 Millionen Dinar bei Belgrad, 30. November. (Dp) Eine zur Ueberprüfung der staatlichen Waldpachtungen entsendete parlamentarische Kommission hat riesige Schwindeleien aufgeweckt. Ueber die Ergebnisse der Untersuchung hat die Kommission ein Referat, das 2000 gedructe Seiten umfaßt, eingereicht. Es wird darin hingewiesen, daß die Staatsbeamten gestohlen, betrogen und unterschlagen haben, welche Verbrechen sie gegenüber den Pächtern, Unternehmungen und bei den Steuerzahlungen begingen. Fnsgesamt wurde der Staat um 800 Millionen Diner geschädigt. Dieser Bericht hat in parlamentarischen Kreisen ungeheure Konsternation hervorgerufen. Außer dem Minister für das Wald- und Bergwerkswesen werden noch viele vermittelnde Abgeordnete und hohe Stanmfunktionäre unter Anklage gestellt. : SOSSOOSEILCHHIGHEHIGHEC DIGOGELIGIHOLDOEHH 38 HOT - | |. VBOOOSEFIL906EBS > « Ww Die Bauernaufstände in Rußland Morde und Brandstiftungen. --- Die Großbauern auf dem Kriegspfade, Aus Kiew in der Ukraine, aus Minsk in Weißrußland, aus der zentralrussischen Stadt Tula, aus Permj im Nordosten, aus den Bergnestern des Kaukasus, aus allen Himmelsrichtungen des Sowjetstaates laufen Nachrichten über zunehmende sowjetfeindliche Bauernterroraufstände ein. Gegenüber dem Vorjahre hat sich die Zahl der Mordtaten verdoppelt. Allein im dem kurzen Zeitraum vom 15. August bis 15. Oktober des laufenden Jahres sind 44 politische Mordtaten auf dem flachen Lande verübt worden. Dazu kommen noch 33 Attentate der verschiedensten Art, wie Brandstiftungen und dergleichen. Die Moskauer Blätter, die zum erstenmal in all den Jahren die bäuerlichen Aufstände auch im längeren Artikeln mit kaum verhehlter Besorgnis behandeln, sprechen von „einem wütenden Widerstand der kapitalistischen Dorfelemente gegen alle Maßnahmen der Kommunistischen Partei und der Sowjetregierung“. Man gewinnt immer mehr den Eindruck, daß die Großbauern, die ihren Widerstand gegen die Sozialisierungsbestrebungen der Regierung im Dorfe in den 11 Jahren des Sowjetregimes niemals aufgegeben und mehr als einmal eine Wendung der Wirtschaftspolitik erzwungen hatten, nunmehr zu schärferem Angriff übergegangen sind. Sehr bemerkenswert ist in dieser Hinsicht die Tatsache, daß der großbäuerliche Widerstand sich heute nicht mehr allein gegen die verhaßten Dorfkorrespondenten der Sotvyjetblätter richtet, die immerhin keine beamteten Persönlichkeiten sind, sondern vor allem gegen die Träger des Sowjetregimes auf dem Lande — die Vorjigenden und Mitglieder der Dorfsowjets und örtlichen Kxelativkomitees. Ueber diese Mordtaten werden immer wieder neue Einzelheiten bekannt. Verstümmelungen sind an der Tagesordnung, vielfach ist man, wie die Moskauer Bauernzeitung„Bednota“ berichtet, auch zur altrussischen Strafe des Pfähllens zurückgekehrt. ‚Die Großbauern befinden sich auf dem Kriegspfade, darüber kann heute kein Zweifel sehen. Von einem organisierten bäuerlichen mehrherr- Angriff gegen die Grundfesten des Sowjetregimes allerdings nicht die Rede sein. Aber hierin liegt kann ja gerade die Stärke der Bauern und die Gefährlichkeit ihres Widerstandes für die innere Konsolidierung des Sowjetstaates. Gäbe es in Rußland so etwas wie einen Regierungsfeindlichen Bauernbund, so wäre es der Sowjetregierung ein Leichtes, die Bewegung ihrer Führer zu berauben. Dinge heute in Rußland liegen, ist es unmöglich, dem bäuerlichen Widerstand mit administrativen Maßnahmen ein Ende zu sein. Gelingt es an einem Ort, sie zu bekämpfen, so flammt der aktive Widerstand in anderen Gegenden wieder auf. Die abschrechende Wirkung der Kampfmaßnahmen verflüchtigt sich auf dem ungeheuren Gebiet des Sowjetreiche. Sehr interessant ist, daß es den Großbauern anscheinend in immer stärkerem Maße gelingt, die beiden anderen Schichten der bäuerlichen Bevölkerung, die armen und die sogenannten mittleren Bauern, unter ihren Einfluß zu bringen. Mit steigender Besorgnis spricht die Sowjetpresse von den„Unterkuraten“, d. h. von denjenigen mittleren und ärmeren Bauern, die von den Großbauern für ihre Ziele durc „Schmapsorgien“ oder materielle Versprechungen gewonnen worden sind. Das entscheidende ist dabei natürlich die wirtschaftliche Abhängigkeit der ärmeren Schichten im Dorf von den reicheren Bauern. Rußland steht heute vor neuen Wahlen zu den Sowjets. "Soweit im Staate der proletarischen Diktatur überhaupt von einer Wahlkampagne gesprochen werden kann, betreiben die Großbauern eine eifrige Wahlagitation. Sie stellen Kandidatenlisten aus ihnen ergebenen „Unterkubaken“ auf, veranstalten feuchtfröhliche Wahlversammlungen und dergleichen mehr. Zum ersten Male in der Geschichte des Sowjetstaates sieht sich die Regierung vor die Notwendigkeit gestellt, in einen Wahlkampf mit ihren Gegnern auf dem Lande einzutreten. Nun ist seinestwegs anzunehmen, daß es den Großbauern und ihren Anhängern gelingen könnte, die Mehrheit in den oberen Sowjetorganisationen zu erobern. Der Sowjetregierung stehen administrative Mittel in genügendem Umfange zur Verfügung, um das „Durchsickern“ großbäuerlicher Elemente in die höheren Sowjets zu verhindern. Das Dorf aber, und zwar nicht nur seine „kapitalistischen Elemente“, sieht Heute in den Großbauern seine Führer. Die Diskussion über die Großbauern in der Sowjetpresse hat gezeigt, wie stark der Einfluß dieser Bauern in der Provinz auf den Verwaltungsapparat ist. Der isolierte Sowjetbeamte in einem entlegenen Dorfe macht sehr schnell seinen Frieden mit den Kulaki, aus materiellen Gründen, vielfach aber, um sein nacktes Leben zu retten. Der Terror ist aber nicht die einzige Kampfmaßnahme der Bauern. Von noch größerer Bedeutung sind vielleicht die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Erlangung von Getreide zu den vom Staate festgesetten Preisen, die von den Bauern nicht als angemessen betrachtet werden. Diese Situation, über die man sich in Moskau völlig im klaren ist, rollt wieder einmal das Problem der Sowjetherrschaft auf dem seiner grundsächlichen Bedeutung auf. Problem wollen gewisse Kreise der Partei, die Dieses alla „Rechtsoppofition“ verschrien werden, durch neue Zugeständnisse an die Bauern Lösen. Noch wehrt sich die Leitung der herrschenden Partei gegen einen solchen Ausweg. Jedoch fragt er sich angesichts der immer schwieriger werdenden Lage, wie lange die Im Standpunkt sich noch wird aufrechterhalten lassen. “Wie aber die Lande in ER : Der gestrige Tag in der deutschen Wahlpropaganda Außer großer Begeisterung auch fünf Brautpaare in Liebling — Die Kampagne Dr. Muths Gestern, Donnerstag, besuchte Senatorkandidat Dr. Kaspar Muth in Begleitung der Herren Prof. Striegl und dipl. mere. Franz Befinger die Gemeinden Liebling, Birda, Gataia und Moritfeld. In der Gemeinde Liebling wurden sie von der wartenden Menge vor dem Gemeindehaus durch Ortsobmann Heinrich Reichert mit warmen Worten begrüßt. Nach den kernigen Reden von Dr. Muth und Prof. Striegl bekundeten die echten Schwaben in Liebling ihre Anhänglichkeit zum deutschen Volke: und zur Volksgemeinschaft. Nach dieser Feier der Verständigung wohnten die Gäste der Trauung von fünf Paaren in der evangelischen Kirche bei, wo Herr Pfarrer Goßner eine herzergreifende Ansprache gleichzeitig an alle fünf Paare hielt. ns Mit bewegten Herzen fuhren die drei Herren um 1 Uhr unter jubelnden Hochrufen und Musikbegleitung aus Liebling heraus, um gegen Birda zu steuern. Gemeinde" bereitete ihnen einem Die: Meine überaus herzlichen Empfang; Reiter, Wagen und Musik, alle mit bunten Bändern geschmückt, kamen ihnen entgegen, wofür Dr. Muth, in deutscher und rumänischer Sprache dankte. Begrüßt wurde der deutsche Kandidat und seine Begleiter vom Ortsobmann Georg Schwarz und Kreisobmann Krob. Unter Hochrufen hielt Dr. Muth eine deutsche und rumänische Programmrede. =» Von hier ging es nach Gataia wo die Ankommenden im Gasthaus Schiel warme Aufnahme fanden. In dieser Gemeinde, wo es etwa fünfzig Familien wackere Schwaben gibt, Die unter der Führung ihres geschäßten Obmannes Lad. Schweißer stehen, wird bitter darüber geklagt, daß die Bitte der Gläubigen nach einer deutschen Predigt in der katholischen Kirche rundwegs abgeschlagen wurde. Nach gehaltenen Reden verabschiedete Obmann Schweißer die Gäste mit warmen Worten. In Morikfeld fand nach Empfang durch die prächtige Musikkapelle des greisen Kapellmeisters Mühlbach die Begrüßung durch Pfarrer Andreas Binder statt, welcher mit vollem Herzen und Freude deusche Arbeit in der Gemeinde leistet und sich die Hochschätzung aller Bürger erworben hat. Hier war die Begeisterung am größten. Die Einmütigkeit zeigte sich aber überall so geschlossen, daß mit den allerbesten Eindrücken und größten Hoffnungen die Rückreise angetreten werden konnte. “ Ein Zwischenfall in Rekasch In Rekasch hat sich vor der Wählerversammlung ein Zwischenfall abgespielt. Die Rekascher Volksgenossen marschierten nämlich zur einberufenen Wählerversammlung in geschlossenen Reihen auf und trugen die Stadtfahne und eine Fahne in schwäbischen Farben voran... Dem Gendarmeriewachtmeister stach leßtere in die Augen und er befahl, bis die Fahne eingezogen werden solle, daß die schwä- Ortsobmann Schöring erkläre, daß dem Deutschtum das Recht zustehe, auch seine Fahne zu tragen. Der Gendarmeriewachtmeister beschlagnahmte hierauf die schwäbische Fahne. Da trat Oberstuhlrichter Weiß dazwischen und auf seine Intervention wurde den Deutschen die Fahne zurückgegeben. schon marschierten sodann weiter zu dem Bersammlungslokal, die Die Rekascher Deut EN Samstag, den 1. Dezember 1928 Chirurgische Amputation an der liberalen Partei Der Rat eines gewesenen liberalen Abgeordneten der liberalen Wir berichteten kürzlich von den großen Absplitterungsbestrebungen innerhalb Partei und von den energischen Gegenmaßnahmen der Parteileitung unter Führung Vintila Bratianus und Ducas. Die Maßnahmen der Parteileitung scheinen nicht viel genützt zu haben, wie ein offener Brief des früheren Vizepräsidenten der früheren Kammer Istrate Micescu beweist, in welchem der bekannte liberale Führertrog aller Drohungen darauf bestehen bleibt, im der Dobrudscha eine ganz selbständige Liste einzureichen. Ebenso haben die Liberalen Dambovitaer Kreises, die wegen der Konflikte des in der Petroleumaffäre gegen die Parteileitung starkverstimmt waren, sich nicht schulmeistern lassen wollen. Ja, es sind in den lezten Tagen neue Austritte aus der offiziellen Parteiorganisation erfolgt. So schreibt der bisherige liberale Abgeordnete Pfarrer Nicolaescu an den Vorsitzenden der liberalen Bezirksorganisation in Buzan, den früheren Unterrichtsminister Angelescu, gleichfalls einen offenen Brief, in dem er auf seine Kandidatur verzichtet. VAE Unter den Gesichtspunkt „die Ratten "verl ben zu haben. Angesichts dieser Erklärung wird von seinen Gegnern die früher von Stelian Popescu bekanntgewordene Erklärung, daß er seit lange schon“ eingeschriebenes Mitglied der liberalen Partei sei, hervorgehoben und die Frage gestellt, ob er nun tatsächlich aus der liberalen Partei ausgetreten d oderniemals deren Mitglied gewesen sei? Eine Antwort ist noch nicht erfolgt. Die aus der Zeit Take Jonescus dem „Universal“ nahestehenden Politiker Xeni, Dumitrescu-Braila, Derussi, Vasile Nicolescu u. a. erklären öffentlich, daß sie auch weiterhin in der liberalen Partei verbleiben. Hiedurch ist zwischen Stelian Popescu und seine ehemaligen Freunde ein bedeutsamer Trennungsstrich gezogen. Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhang zu erfahren, daß von liberaler Seite das Ansuchen Octavian Gogas um Aufnahme in die Partei angeblich abgelehnt worden sein soll. Die Untersuchung gegen den Bukarester Stadtrat Bukarest, 30. November. (Lux) Die Untersuchung der Geschäftsgebarung der Bukarester Gemeindevertretung, über die wir bereits gestern berichteten, hat begonnen. Das Innenministerium hat zwei Generainspektoren besonders damit betraut, es sollen 25 Angelegenheiten überprüft werden, darunter insbesondere die Zustände bei der hauptstädtischen GaStgesellschaft, die, wie verlautet, vollkommen anarchisch und ungesetlich sein sollen. Auch sonst wurden gegen die Gemeindegebarung schwere Anklagen erhoben. Das Endergebnis schon heute vorausgesehen werden und zwar: kann Auflösung des Ausschreibung von Neuwahlen. Außerdem ist die Regierung entschlossen, die Schuldigen strafrechtlich und disziplinarisch zur Verantwortung zu ziehen, gegenwärtigen Gemeinderates und VREIVOHLIERTICOES ALBIIHR SOIBUEDHEHBERBEI „Record“ Bilderrahmenfabrik 3381 auch in Detail zu Fabrikspreifen. Spielstadt, Bus. Carol 14. Telephon 14—33, | : ” “