Banater Deutsche Zeitung, August 1929 (Jahrgang 11, nr. 171-196)
1929-08-01 / nr. 171
ies . Taxa platiti Aumerali aprobare Dir. Gen. P, T, 7, Nr. 43504, — 1927, din Timisoara-Temeswar, Temeswar, Stadt Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 14—18. Verwal. Erscheint täglich 4 Uhr nachmittags mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Donnerstag, 1. August 1929 Nr. 171 onsemellation des Abgeordneten Dr. Reitter in der Lugoscher Chulangelegenheit Den Deutschen nimmt man den deutschen Volksunterricht Mit einer gründlichen Ernüchterung und Enttäuschung sehen wir auf allen Linien, daß die Errungenschaften der ersten Nachkriegszeit , durch den immer heftiger vordringenden Chaupinismus abgebaut werden. Immer mehr schwinden die deutschen Volksschulklassen, immer mehr deutsche Kinder werden in ihrem heiligen Rechte, auf den Unterricht in der deutschen Muttersprache, benachteiligt, und der Lehrplan der staatlichen Mittelschulen, die sich heute noch deutsch nennen, zeigt die klare Tendenz, den deutschen Unterricht auf möglichst nebensächliche Gegenstände zu beschränken. Unmittelbar nach dem Kriege ist dien Elementarschule Nr. 1 in Lugosch in der staatlich den unteren 4 Klassen der deutsche Unterricht eingeführt worden. Die damalige städtische, die heutige staatliche Mittelschule wurde als deutsge Schule erklärt. Der Traum der Lugoscher Deutschen war aber sehr kurz und bitter die Ernüchterung! und Bariae DENG WICH 18 wurde, „aus Vorkommnissen hervor, Dieeordneter Einnenteisung der Kammer zur HeLHEE DIBer Shen Sprache brachte, indem er folgende Anfrage an den Unterrichtsminister richtete: Hat der Herr Minister Kenntnis davon, daß in der Volfsschule Nr. 1 der Stadt Lugosch, wo seit Kriegsende nebst der rumänischen auch eine ungarische und deutsche Sektion besteht, die drei Sektionen der vierten Klasse wieder vereinigt wurden, und zwar mit rumänischer Unterrichtssprache, so daß die Minderheitsschüler, die bereits drei Jahrgänge in ihrer Muttersprache absolvierten, keine Gelegenheit mehr haben, in der vierten Klasse in derselben Sprache unterrichtet zu werden? Hat der Herr Minister Kenntnis davon, daß in dieser Klasse mit rumänischer Unterrichtssprache 2 rumänische, 15 magyarische und 26 deutsche Schüler eingeschrieben sind? Hat der Herr Minister Kenntnis davon, daß in Lugosch eine deutsche Mittelschule existiert, deren Zöglinge sich aus den Absolventen der erwähnten Volksschule rekrutieren? Und glaubt der Herr Minister nicht, daß die Zöglinge der 4. Klasse mit zu schwachen deutschen Kenntnissen in diese deutsche Mittelschule eintreten müssen? Hat der Herr Minister Kenntnis davon, daß die Zusammenziehung der drei Sektionen in eine einzige unter dem Vorwande geschehen ist, daß keine Schulsäle vorhanden seien? Und daß dies nur insoferne den Tatsachen entspricht, weil der Schuldirektor Schulsäle zu einer Privatwohnung in Anspruch nahm? Und wenn der Herr Minister von alldem End erlaube ich mir eh ge elche. Maknahren gedenkt er zu treffen, jede Settion dort Lehrer anzustellen, iche REHER die alle die Befähigung zum deutschen Unterrichte haben? Von der Antwort, die der Herr Minister mir erteilen wird, mache ich es abhängig, ob ich diese Anfrage in eine Interpellation ums wandle und um einen Tag zu deren Entwicklung ansuche. Die Anfrage wurde dem Unterrichtsminister auch schriftlich zugestellt. Wie wir erfahren, wird auch die Deutsche Partei zu dieser Frage in der Volksversammlung am 4. August in Lugosch Stellung nehmen, in welcher Abgeordneter Rudolf Brands und Abgeordneter Hana Beller, sowie Vertreter des Deutsch-schwäbischen Volksrates sprechen werden. „Dr. künstliche Mangel 4 an Lehrsälen - Der ere ee ze << == mme Dianiu wird die Anwendung der neuen Gesetze selbst überwachen Bis 1. März Verzollung nach Minimaltarif Bukarest, 31. Juli. (Lux.) Das Finanzministerium hat zu dem ab 1. August in Kraft tretenden neuen Zolltarif eine Durchführungsverordnung erlassen, in welcher vor allem darauf aufmerksam gemacht wird, daß die Zolltaxen in Papierlei zu bezahlen sind. Bis 1. März nächsten Jahres werden sämtliche Waren zum Minimaltarif verzollt werden und nur jene Artikel, für die ein Minimalrat nicht vorgesehen ist, sowie jene, welche aus Ländern, mit denen wir keine Handelsbeziehungen haben, wie zum Beispiel Rußland, sind dem „Höchstsaß“ unterworfen. Automobile werden nach deren Wert, nicht nach Gewicht, verzollt. Die Anwendung der neuen Gesetze wird, wie man behauptet, Ministerpräsident Julius Mammu persönlich überwachen. Zu diesem Zwecke wird der Ministerpräsident das ganze Land bereisen und die durch das neue Verwaltungsgesetz geschaffenen neuen Lagen untersuchen. Die Anwendung des Gesetzes über die Reorganisierung der Ministerien wird eine ganze Reihe von Beisetzungen, der bisher bei den Zentralen tätigen Beamten mit sich bringen und auch einige Pensionierungen. Gleichzeitig werden Beamte aus der Provinz in die Ministerien versetzt, wo es bis heute fast keine Beamte aus den neuen Gebieten gibt. Die Grenztruppen Rußlands und Chinas zurückgezogen Schanghai, 31. Juli Um Zusammenstöße zu vermeiden, sind die chinesischen Truppen bei Mandschuria aus der ersten Scützengrabenlinie an der Grenze zurückgezogen worden. Wie verlautet, haben die Russen auf der anderen Seite der Grenze das gleiche getan. In Nanking erwartet man zuversichtlich, daß die direkten Verhandlungen zur Beilegung dessisch-russischen Konflikts bald beginnen werden. chines | Scutit Vermittlungsaktion eines deutschen Journalisten Berlin, 31. Juli Wie in Berlin verlautet, hat, da die offiziellen deutschen Stellen eine Vermittlung zwischen Rußland und China ablehnen, ein deutscher Privatmann, und zwar ein deutscher Journalist, der die Verhältnisse in China genau kennt und über gute Beziehungen zu den Chinesen wie zu den Russen verfügt, eine Aktion eingeleitet, die den Zwe> hat, die beiden Gegner einander näherzubringen. Im unterrichteten Kreisen wird diese private Vermittlungsaktion ernst genommen und man hält es nicht für ausgeschlossen, daß sie zu einem Ergebnis führt. Er de lezea de la taxa postala ar 19 Martie 'in vigoare in Ardeal T.Museul Asoviatiune + c wen 1004, Sibiu Bezugspreis bei Vorauszahlung: ganzjährig 980, monatlich 90 Lei. — eine in 7 Ai KAE, 10 u per ih A A HE 5 DV monatlich. — Ausland monatlieh. Bei Zahlung im Nachhinein wird der monatliche Bezugspreis berechnet. Einzelpr.: 4, Sonntag 5 Lei, 11. Jahrgang Schriftleitung und Verwaltung: 9 Deutsches Junger. aus, 6%, Der kommunistische 1. August Seit zwölf Jahren beherrscht die kommunistische Partei das russische Reich und seit zwölf Jahren betreibt sie von dort aus die Weltrevolution. Beim Ausgang des Weltkrieges hoffte Moskau, daß eine ganze Reihe von Staaten in ein Chaos hineintreiben würde, das dann zur Errichtung von Sowjetdiktaturen ausgebüßt werden könnte. Diese Hoffnung erwies sich als übertrieben. Selbst dort, wo der Bolschemismus zum Siege kam, konnte er sich nicht an der Macht erhalten. Gleichzeitig führte der Kriegskommunismus in Rußland zum wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes und zu jener beispiellosen Hungersnot, die den Bolschewismus in den Jahren 1921 und 1922 zum Nadzuge vor den „kapitalistischen“ Kräften und zur Einführung der völlig unkommunistischen „Neuen Wirtschaftspolitik“ zwang. Im Jahre 1925 mußten die Kommunisten die Hoffnungslosigkeit ihrer Versuche einsehen und der bisherige Angriffsgeist machte einer tiefen Resignation Platz. Die Ideologen des Bolschewismus ließen sich immer deutlicher dahin vernehmen, daß die Verhältnisse in Europa sich stabilisiert haben; der Kapitalismus wäre in eine Gleichgewichtslage und damit zu einer erhöhten Widerstandskraft gelangt. Gleichzeitig kam man mit der „Sozialisierung“ in der Sowjetunion selbst nicht recht vorwärts. Deshalb wurden die wachsende Gärung in Asien und insbesondere die Wirren in China lebhaft begrüßt. Mo3- 4kau stellte sich, nunmehr die Au ; RRSREHE DIE reichen Ziele mit dem jungen Nationalismus der asia Uiistischen Völkerschaften zu verquirlen, um auf diese Weise einen Wall von Sowjetstaaten gegenüber der folonisierenden weißen Rasse zu errichten. Der Mißerfolg dieser Bestrebungen ist bekannt. Die Bolschewiken sahen auch diese Pläne zusammenbrechen und der cinesische Nationalismus nahm eine immer schärfere sowjetfeindliche Haltung ein. Inzwischen sind aber auch in Rußland selbst entscheidende Veränderungen eingetreten. Die „Neue Wirtschaftspolitik“ hat autonome, freie Wirtschaftsgebilde entstehen lassen, welche die Sowjetwirtschaft immer weiter überflügeln. Die „Atempause“ drohte zur Liquidation des Bolschewismus zu führen. Aus diesem Grunde erwuchsen die bekannten oppositionellen Strömungen. Der Kurs wurde wieder auf die Verwirklichung des Kommunismus in Rußland ausgestellt, und in den lezten Jahren konnte man die fortschreitende Verschärfung dieses Kurses beobachten. Der außerordentlichen Anspannung im Innern konnte man aber keinerlei äußere Erfolge gegenüberstellen. Darum nimmt Moskau mit verschärften Mitteln wieder den Kampf für die Weltrevolution auf. Der Frontangriff richtete sich wieder gegen Europa, und man glaubte das Fehlen günstiger Angriffsflächen durch größte Energieentfaltung zu erseten. Lenins bekannte „vier Punkte“ wurden zum Leitfaden gemacht: die Auffindung oder die Schaffung gesellschaftlicher Widersprüche; die bewußte Verschärfung der Gegensäße; die beschleunigte Angriffstaktik und die Zerstörung aller bestehenden Formen. * AB: Auftakt des Kampfes wurde offiziell der 1. Mai dieses Jahres proklamiert. E3 kam aber lediglich in Berlin zu kommunistischen Unruhen von längerer Dauer. AZ zweite Etappe ist nunmehr der 1. August gewählt worden. E3 wird von kommunistischer Seite zu umfangreichen Demonstrationen gegen „imperialistische Kriege“ in den verschiedenen Ländern Europas gerüstet, die an diesem Tage stattfinden sollen. Dabei gibt Moskau seine Absichten offenbekannt: Der Kommunismus soll zum endgültigen Angriff übergehen. In dem offiziellen Aufruf zu diesem Tage, der von Moskau aus an die Kommunisten der anderen Länder gerichtet wird, heißt es wörtlich: „Erobert in euren einzelnen Ländern am 1. August die Straße. Macht euch alle die politischen und technischen Erfahrungen der Kampfmethoden der Polizei zu eigen, um für. euer Auftreten am 1. August über eine größere Manövrierfähigkeit zu verfügen.“ Man glaube nicht, daß es den Moskauern hierbei nicht ernst wäre. Wenn man sich die unüberwindlichen Widerstände vergegenwärtigt, die der Verwirk- .