Banater Deutsche Zeitung, April 1930 (Jahrgang 12, nr. 74-97)

1930-04-01 / nr. 74

Sekte, 5 Pr E33 . ae 11:4 „Mein­ Seid, ist mir, heilig,“ sagte er, „ni­c­ht mei­n­e Sprache!“ Schließlich beantragte er nach einer einstündigen Rede, daß Dr. Adalbert Engels seinen Antrag­­ zurücziehen bzw. daß die Ge­­neralversammlung ihn­ ablehnen möge. Banater Deirtaje Bering _ Dienstag, 1. April 1986 Die Kirchengemeinde soll eine Burg unserer Muttersprache sein! Als nächster Redner ergriff Abgeordneter Hans Beller das Wort, der in seinen einleitenden Wor­­ten Verwahrung dagegen einlegte, daß man den anwesenden Deutschen gegenüber einen Ton ge­­brauche, der wohl bei einem Boxkampf, aber nicht bei einer Kirchengemeindegeneralversammlung am Plaze sei. Nun brach abermals ein Skandal los. Der Ton, den Kaplan Josef Kleitsch gebrauchte, führte Abgeordneter Beller aus, sei dahin gemünzt, Vorteile gegen Dr. Adalbert Engels herauszu­­w­eg Wir wollen endlich in der Kirchengemeinde an eine Burg für unsere deutsche Muttersprache sehen, sagte er, ebenso wie die Rumänen oder ein an­­deres Volk in den ihrigen. Wir sind katholisch, doch als solche müssen wir auch einer Na­­tion angehöre­n. Sachlich zergliederte und be­­gründete er die Einführung von Sonderschulstühlen für die deutschen und magyarischen konfessionellen Schulen. Dann wies er in entschiedener Weise das Ansinnen des Kaplans Josef Kleitsch, als ob die Deutschen eine Trennung der Kirchengemeindemit­­glieder heraufbeschwören wollten, zurück. Seine Rede Hang in den Worten aus: Wir bestehen unbedingt auf dem Antrag Dr. Adalbert Engels und wollen endlich­ von der Kirche ebenfalls Gerech­­tigkeit für unser deutsches Volk. Dann sprach Pfarrer Karl Geza Rech und stellte fest: Mir ist jede Sprache gleich, ich bin zuerst katho­­lisch. Schließlich machte er Anspielungen auf gewisse Leute, die sich wohl bei der Generalversammlung, jedoch nicht in der Kirche sehen ließen. Abgeordneter Hans Beller wies diese Worte des Pfarrers Rech aufs tiefste entrüstet zurück. Pfarrer Rech polemisierte dann mit Dr. Adal­­bert Engels wegen den Zuwendungen für den deut­­schen Kindergarten und die deutschen konfessionellen Schulen, was schließlich einen ohrenbetäubenden Skandal zur Folge hatte. Der Antrag Dr. Adalbert Engels sei der erste Schritt zur Trennung, führte er aus. Dies sei wenigstens seine Ueberzeugung. Er fragt, was denn die Herren eigentlich wollen? Am Schlusse seiner unter ununterbrochenem Lärm fortge­­seßten Rede beantragt er ebenfalls die Ablehnung des Antrags Dr. Adalbert Engels. Abgeordneter Hans Beller wies nochmals die auf ihn gemünzte Anspielung Pfarrers Karl Geza Rech zurück und erklärt, zumindest ein so guter Katho­­lik als der hochwürdige Herr Pfarrer zu sein. Er­­ möge seine Andeutungen für sich behalten.­­ Philipp Siebold sprach ebenfalls für den An­­trag Dr. Adalbert Engels.­­ Alexander Toth polemisiert mit Philipp Siebold Min­a für die Ablehnung des Dr. Engelschen An­­tags. Dann wurde auf die Weise zur Abstimmung ge­­schritten, daß diejenigen, die gegen den Antrag Dr. Adalbert Engels waren, den Saal verlassen mußten. Es entstand ein heilloses Durcheinander. In dem all­­gemeinen Tumult kennt sich kein Mensch mehr aus. Die Deutschen quittierten schließlich den ganzen Wahlvorgang damit, daß sie auf Antrag Dr. Adal­­bert Engels den Saal verließen.­ ­ In dem Cxodus der Deutschen stellte Pfarrer Karl Geza Recht fest, daß auf den Antrag Dr. Adal­­bert Engels ingesamt 43 Stimmen abgegeben wurden. Davon, daß noch weitere 70, die im Gang standen ebenfalls für den Dr. Engelsschen Antrag ge­­wesen sind, nahm er keine Notiz. Dann wurden die­­jenigen Kirchengemeindemitglieder zusammenge­­trommelt, die für den offiziellen Antrag, eigentlich für den Ablehnungsantrag des Kaplans Josef Kleits< waren. Sie betraten, eigentlich: sie stürmten den Saal mit den Worten: Eljen Nemes! Eljen Toih Sandor! Die Protestan­­­ten sind fort! Dann stellte Pfarrer Karl Geza Rech fest, die Mehrheit der Kirchengemeindemitglieder sei gegen den Antrag Dr. Adalbert Engels, was daraus hervorginge, daß 202 Stimmen für den Gegenantrag des Kaplans Josef Kleitsch vorhanden (?) seien. Es ist selbstverständlich, daß dann auch die amt­­liche Kandidierungsliste angenommen und die durch Adalbert Engels eingereichte Gegenliste „einstimmig“ abgelehnt wurde. Vollständig wurde die Komödie, als die anwesenden „Deutschen“ zur Iirierung dessen, daß es außer Dr. Adalbert Demon- Engels und seiner Gefolgschaft auch noch andere „Deutsche“ in der Kirchengemeinde gibt, aufgefordert wurden, den rechten Arm zu erheben. Und siehe da! Hiebei stellte es sich heraus, daß von den anwesenden 202 Kirchengemeindemitgliedern sich mit Kaplan Josef Kleitsch 75 als „Deutsche“ bekannten. Dann wurde festgestellt, die abgezogenen Deut­­schen seien „gestorben“. Pfarrer Karl Geza Rech aber läßt es sich nicht nehmen, den abwesenden Deutschen auf eine ganz ungebührliche und unerhörte Art und Weise eins am Zeug zu ficken, indem er feststellte: „Zehullott­a fergese!“ Die wurmstichigen Früchte sind vom Baum gefallen.­ Er habe ge­­stern den schönsten Tag seines Lebens erlebt,­­ weil es ihm gelungen sei, die „Einheit“ der Kirchengemeinde zu retten. Mag auch der Völkerapostel Paulus gepredigt haben: Predige den Römern lateinisch, den Griechen aber griechisch, ihm sei das Deutsche ebenso un­­wesentlich als das Magyarische (!) und könne ihm durchaus nicht imponieren, zumal er in erster Linie „katholisc­h“ sei> Die Kirche habe­ in der Zeit der Reformation ganz England verloren, was den abgezogenen Deutschen gegenüber nichts bedeute. Die Deutschen seien verheizt worden, stellte der Herr Seelsorger mit Nachdruch und unter ohrenbetäubenden Elfenrufen fest. Die fortgegangen sind, kämen auch wieder zurück. Sind wir froh, daß sie nicht in den Kirchenrat gelangten. — Nicht5Sdestoweniger müssen wir mit ihnen in der­­ Kirchengemeinde fürlieb nehmen. (53 war zwei Uhr, als die denkwürdige und einen empörenden Verlauf genommene Generalver­­sammlung geschlossen werden konnte. Die durch Dr. Adalbert Engels eingereichte Liste hatte folgende Namen aufzuweisen: Ordentliche Kirchenräte: Dr. Franz Kräuter, Dr. Adalbert Engels d. Ae., Hans Probst, Johann Baumwinkler, Paul Kerny, Wilhelm Spahl, Michael Philips, Thomas Marı, Heirich Lesny, Michael Oppert, Franz Anheuer, Adam Hemmert, Matthias Reuter ,Ferdinand Jasensky, Nikolaus Marr, Peter Albrecht, Nikolaus Hollinger, Franz Leitner, Johann Augen­­stein, Johann Bürg, Franz Dorasil, Dr. Franz Schmelzer, Franz Pataki, Adam Fadelmann, Daniel Knapp. Ersatzmitglieder: Johann Waltrich, Gustav Lohinsky, Michael Lindemann, Johann Schmidt, Johann Kathrein, Viktor Fischer, Josef Zutge, Johann Günter, Michael Gruber, Franz Wilhelm, Peter Christian, Franz Lannert, Adam Ruß, Eduard Blaha, Kaspar Groß, Georg Huhn, Josef Beiler, Rudolf Gold­mann, Johann Basch, Anton Ster­­zinger, Odlar Frit, Josef Hehn, Julius Glatz, Josef Kristof, Josef Waldek. Gewählt wurden auf Grund der amtlichen Liste­­ folgende Kirchenräte: OQxdeutliche Mitglieder: Josef Nemes, Franz Anheuer, Franz Bitto, Ludwig Cs­er­­mat d. Ae., Franz Dorasil, Dr. Christoph Feher, Franz Ferschiz, Emil Graßnek, Heinrich Halbherr, Nikolaus Hollinger, Ferdinand Jaßensky, Julius Kimmel, Dr. Franz Kräuter, Ladislaus Lazar, Ju­­lius Liskay, Ferdinand Marschall, Stefan Med=­­nyansky, Wilhelm Meißner, Koloman Nemeth, Mi­­cael Oppert, Stefan Schiffer, Wilhelm Spahl, Fer­­dinand Tenner, Alexander Toth. Sieben von diesen Namen befanden sich auf der anderen Liste. Ersaß­­mitglieder: Rudolf Feiner, Elek Lörinc, Josef Ferry, Rudolf Kunovsky, Emil Koparska, Zoltan Wallo, Georg Gutjahr, Dr. Peter Schiff, Rudolf Krauser, Geza Lehrner, Eugen Olah, Augustin Wat, Georg Schuldeß, BP. Schmit, G. Stanis, Nik. Hußmüller, Josef Schembera, Emil Mihalyfy, Johann Weiß, Peter Albrecht, Michael Seiler, Johann Somoray, Josef Ruß, Josef Lutge, Georg­ Buschbaum. Von diesen Namen befand sich einer auf der Gegenliste.­­| Warum in der Eli­abethstadt kein Skandal? Pater Norbert gab das richtige Beispiel! Den Eindruck des hellen Verständnisses und wohl­­tuender Harmonie gewannen gestern die katholischen Gläubigen, die an der Jahresversammlung der Eli­­sabethstädter Kirchengemeinde teilnahmen. Pater Norbert K­er­l fand in seiner gedankenrei­­chen deutschen Eröffnungsrede nach herzlichem Will­­kommen gleich den Ton, der zu Herzen­ dringt entwickelte dann vor den aufmerksamen Zuhörern und in klarer Darstellung die Richtlinien, die der Zeit der Kirche gegeben sah. Dr. Zoltan Matolay Tätig­­als weltlicher Präses eine von innerlicher Ueberzeugung diktierte magyarische Ansprache an die Versammelten und wies darauf hin, daß die christliche Liebe dem Wirken der Kirche als Leitfaden dienen müsse. Der Jahresbericht den Alfred Bamb­ach in deutscher, Dr. Johann Ko­pp in magyarischer Sprache vortrugen, war schlicht und kurz gehalten, sagte aber dennoch in knap­­pen Sätzen viele erfreuliche Tatsachen. Dank der Opferwilligkeit des Architekten Josef E >­e­r und Ge­­mahlin und der Frau von Bersucher und anderer Spender konnte die Elisabethstädter Kirche am 11. August die zehnte Jahreswende ihres Bestandes, im Dezember das Priesterjubiläum des Papstes schon im Besitz der herrlichen Marien- und Josefsaltäre, bzw. künstlerisch bemalter Fenster feiern. Der deutschen Lehrerbildungs­anstalt und der magyarischen Kna­­benbürgerschule wurden je 25.000, der kath. Missions­­schule 10.000 Lei an Unterfrügung angewiesen. An Kultussteuer gingen von 2850 Mitgliedern 394.390 Lei ein und von der Stadt erhielt die Kirchengemeinde zufolge der Intervention des Kirchenrates Dr. Franz Schmit; 100.000 Lei als Beihilfe. Der Bericht schließt mit einem Dank an alle Förderer, darunter auch Josef Wolfhus, der dem Kirchweihfest seine tatkräftige Mitwirkung angedeihen ließ. Den Kassarbericht und dem Kostenvoranschlag verlas Kassier Ba­­gyan­sky, der mitteilte, daß auf drei Jahre rück­­gängig 88.111 Lei an Kirchensteuern abgeschreiben­ wurden und daß in das Budget für das laufende, Jahr an Unterstüzung für katholische Schulanstaltem 100.000. Lei. eingestellt wurden; "diese verteilen sich mit je 25.000 Lei für die deutsche Lehrerpräparan­­die und magyarische Knabenbürgerschule und 50.000­ Lei für die Josefstädter kath. Schule, die auch von Kindern Elisabethstädter Gläubigen besucht wird. Nach der Meldung der Ueberprüfer Georg Lo­­gel und Nikolaus Galter, die auch andere Fragen erläuterten, sprachen noch Dr. Müller, Stefan B 5­ß jun, Stefan Blum und Nikolaus Schütt, worauf sämtliche Berichte angenommen wurden. Nachdem das Mandat von 17 Kircherratsmitglie­­dern abgelaufen war, schritt sodann die Versamm­­lung zur Neuwahl Einstimmig, mit Akklamation, wurden wiederge­­wählt Michael Al­b­e­rt sen., Dr. Franz Andres, Josef Baschant, Alexander Calcium, Nikolaus Galtsi, Johann Gro­ß, Ludwig Helfrich, Jo­­sef Pitsch, Julius Prandell, August Shibek/ Jakob Schulz, Julius Szappanos, Nikolaus Walzer, Karl Was, Josef Wolfhus; neuge­­wählt gelangten Dr. Johann Gyulai und Josef­ Etienne in den Kirchenrat. D­ie Damit war die Tagesordnung der Jahresver­­sammlung erschöpft und Pater Norbert schloß dies­selbe mit innigen Worten der Anerkennung für die erhebende Einmütigkeit, die dem Verlauf der Sitzung den­ Grundton gegeben hatte, richtete RDA­M eben Ben A 4 II cc ". Alle die,­die an diesem“ unangenehmen Gebrechen‘s gelitten und, jahrelang ein unerträgliches‘Jucken verspürten,s finden endlich Schlaf und Ruhe nach Anwendung der Pomade Cadum wieder. Diese hat ihre Wirksamkeit bewiesen "und Tausendexr geholfen, die seit langem an Ekzem, Acre, Flechte, Pickeln, Furunkeln, Geschwüren, Ausschlägen,­­Urticaria, Hämorrhoiden, ‚Jucken,' ‚Krätze,­ „Abscessen, „; Brennen, #Stiehen,r und Schorf sowie an „Wunden, ‚undenlliuen. ! Große Mehrheit für den­­­­ Youngpl­an Nur die Studenten gefielen sich in Gegen: 9 Kundgebungen Paris, 31. März. (Dp.)..­­ Der Youngplan wurde von der Kammer mit 54> gegen 40 Stimmen ratifiziert. In der Nacht veran­­stalteten Studenten in der Nähe der große Kundgebung gegen die Annahme und lärmten derart, daß die Polizei einige Verhaftungen vornehmen mußte. Die Presse nimmt das Abstim­­mungsergebnis im allgemeinen mit Befriedigung zur Kenntnis, nur die konservativen Blätter, schreiben, daß­ der Youngplan mit großem Risiko verbunden sei. Die übrigen Zeitungen geben der druck, daß nun der Politik der Gewalt ein Ende reitet und der Versöhnung und Abrüstung die Wege geebnet wurden, Kammer Hoffnung eine Aus­­be­­ ­­ne ' |

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