Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1931 (Jahrgang 13, nr. 218-244)

1931-10-14 / nr. 229

: Selte 2 Bannter Deutsche Zeitun­g nd db AMG 3 Kaufreute “fordern Steuerentlastung­­­­ der Handelsstand in größtem Maße schonungsbedürftig Die Tagespresse beschäftigt sich viel mit der be­­vorstehenden Steuerreform und damit im Zusam­­menhange mit der Einführung der sogenannten „Pa­­tenta fixa“ an Stelle der jenigen Erwerbsteuer, brachte aber auch die allerseits mit lebhafter Freude begrüßte Nachricht der bevorstehenden Abschaffung der jeden so schwer belastenden, progressiven Globalsteuer, welch letztere Nachricht allerdings leider wieder de­­mentiert wurde. Bekanntlich arbeitet eine durch das Finanzmini­­sterium eingesetzte Kommission in Bukarest an der endgültigen Textierung der Steuerreform-Gesetzent­­würfe, welche in der mit 15. November 1.3. begin­­nenden, neuen Parlamentssession den Häusern der Geseßgebung zur Beratung und Annahme vorgelegt werden sollen. Da aber die Kaufmannschaft weder in dieser Kommission, noch im Parlament eine entspre­­chende Vertretung hat, so besteht die Befürchtung, daß die Steuerreformgesetze, ohne Befragen der in­­teressierten kaufmännischen Kreise, so, wie schon viele Wirtschaftsgesetze geschaffen, wurden,­­ wieder rücksichtslos über die Köpfe der Kaufleute “ „hinüber vorbereitet werden und die Kaufmann­­schaft, wenn nicht noch höher belastet, keineswegs entlastet wird.­­ Wenn aber die Kaufmannschaft Rumäniens durch diese Steuerreform wieder vor fertige Tatsachen ge­­­stellt wird, wird sie, die gegenwärtig durch Insolven­­zen und Zwangsausgleiche, hervorgerufen durch die Geldknappheit im Bauern- und Mittelstand und da­­durch verminderte Kaufkraft, Drohende Steuerlasten von früher, Beschränkung der Kredite, Unflottheit der Banken, Wechselproteste usw. ohnehin in ihren Grundfesten schon schwer erschüttert ist und darum­­ auch seitens des Staates unbedingt der Schonung bedarf, noch weiterer Verelendung entgegengetrieben. ALS trauriges Beispiel für die übermäßige Besteuerung, im Vergleiche zu der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, führen wir an, daß eine der größten Handelsstädte Siebenbürgens, in wel­­<er in früheren Jahren die Steuern flott ein­­geflossen sind, im 8. Monat I. J. statt den fälli­­gen 67 Prozent, trotz der drakonischen Eintrei­­bungsversuche­ der Finanzbehörde, bloß 32 Pro­­­­zent der für diese Zeit vorgeschriebenen Steuern .Wenn auch zugegeben werden muß, daß der Staat zur Deckung seiner Bedürfnisse Geld benötigt, muß die Steuerpolitik des Landes doch eine wesent­­lich andere werden. Der Kaufmann, einer der bedeu­­tensten , staatserhaltenden Faktoren, muß doch end­­­lich entsprechend geschont werden, was nur im Rah­­men gleichmäßiger und gerechter Aufteilung der­­ Steuerlasten auf alle Berufszweige möglich ist. Ge­­schieht dieses nicht, und nicht so schnell, als möglich, so wird der Staat die Folgen dieser verfehlten Fi­­­nanzpolitik in erster Reihe und nur zu bald zu büßen haben, indem reiche, bisher stetig fließende Steuer­­quellen versiegen, weil große kaufmännische Firmen infolge der Ueberlastung endgültig zugrunde gehen und somit als Steuerträger zu bestehen aufhören. Der Kaufmannstand ist, das muß jeder ohne weiteres zugeben, im Vergleiche zu andern ers werbenden Klassen, viel zu hoch besteuert, indem die 17 Prozent Erwerbsteuer, zu­­ welchen von .. 75000 Lei Reingewinn aufwärts noch die Kom­­plementärsteuer, und zu allem noch die in beson­­ders hohem Maße progressive Globalsteuer kommt, verglichen. mit den 12 Prozent der Ge­­werbetreibenden sind freien Berufe (Arzt, Adros­ant, Architekt usw.) und mit den 4,4 und 8,8 Pros­zent nach festen Bezügen, nicht mehr bestehen bleiben dürfen.“ Es ist übrigens auch gar nicht einzusehen, aus wel­­chem Grunde ausgerechnet der Kaufmannstand mit der höchsten Besteuerung­ belastet wird, andere Berufe" aber, die in vielen Fällen bedeutend höhere Verdienste­summen aufweisen, bezüglich der Besteuerung sich größter Schonung erfreuen. Hier muß bei der bevorstehenden Steuerreform unbedingt radikale Abhilfe geschaffen werden. Der feige Zustand des Kaufmanns, welcher bei dieser Webersteuerung seines Berufes, troß der hier ebenso, wie auf der ganzen, Welt so sehr fühlbaren und täg­­lich sich in geradezu erschreiendem Maße verschärfen­­den Wirtschaftskrise, in rücsichtslosester Weise der staatlichen Steuerpresse ausgesetzt ist, und seitens der Finanzbehörden fortwährende Sequestrierungen und Lizitationen zu gewärtigen hat, wenn­ er seiner Steuerzahlungspflicht infolge der Ungunst der Ver­­hältnisse nicht zeitgerecht nachkommen kann, muß schnell, als möglich, grundsätlich geändert werden. jo Aus all­ dem Gesagten, welches die traurige Wirt­­schaftslage des Handelsstandes, wenn­ auch nur mit wenigen Strichen, zu­ stizzieren versucht, geht klar und deutlich hervor, daß eine­ vernünftige Finanzpolitik je eher einsetzen muß, um den Kaufmann, welcher auch anderweis­­sig durch Taxen, Frachtspesen, Zoll und andere Regieausgaben Staate als Steuerobjekt zu erhalten. Zu diesem Zwecke ist­ es aber notwendig, daß die Kaufmannschaft an den Vorarbeiten, welche der Kommission für Schaffung der Steuerreform gegeg­­­­nehme. Die neue Steuerreform muß daher auf jeden­ SEEN "belastet­ ist, dem , Jobj UNE enn­würfe obliegt, unbedingt positiven, tätigen Anteil, Fall mit Zuziehung der beteiligten­ Kreise, und sol auch des Kaufmannstandes, durch Zuziehung von­­ Vertretern seiner Interessenvertretungen als ordent­­­­liche Mitglieder in diese Vorbereitungskommission vor sich gehen. Geschieht: das nicht, dann wird dieses _­­ TR ’ Mittwoch, 14. Oktober 1931 Die 11jährige Hertha Nietner, die in Berlin 10 Tage lang, ohne Nahrung und Unterkunft herumirrte Rücktritt des unlgarischen Ministerpräsidenten Die Umbildung des Kabinetts schon erfolgt Ministerpräsident­­ auf seine angegriffene Sofia, 13. Oktober (Dp) Malin­off hat mit Berufung­ Gesundheit abgedankt. Der König hat die Demission angenommen und den biss­­herigen Innenminister Musanow nettbildung betraut. Musanow hat das Präsidium­ und das Außenministerium übernommen, der Finanza«­minister Girginow das Innere und Finanzmini­­­ster Übrigen Minister haben ihre Portefeuilles behalten, wurde Kammerpräsident­­ mit der Kabie­ Stefanow. Die auch in Finnland kein Goldstandard mehr. Die Devisen um 25 Prozent gestiegen. Selsingfors, 13. Oktober (Dp) "Gestern hat Finnland die Abkehr vom Goldstan­­­dard ausgesprochen. Gleichzeitig wurde der Zinsfuß­­­­ auf 9 Prozent erhöht. Da der Handel mit Valuten Freigegeben wurde, haben sich die Erle der Devisen EEE REEN u ee ee ie " PEN,­­ LEE: 5 N­I­ER 4 ie ‚X ERLEIDEN KENEOES DIENT H -. Herbst Von Panlrichard Hensel „Do früh schon auf?“ Strehlen sprang schnell die Stufen zu der Veranda hinauf und reichte dem jungen Gast die Hand. »„Langschläferin mußt Du zu mir sagen“, lächelte Ilse Randow. „Du kommst schon von der Jagd, und ich habe noch nicht einmal gefrühstückt!“ „Oh auch nicht. Soll Mutter für uns beide dek­­en? „Natürlich, Hans!“ Er hängte die Jagdflinte an die Stuhllehne und rette sich zu dem Mädchen an den efeuüberdachten Tisch, von dem aus man einen schönen Bli> auf das in eine Talsenkung gebettete Städtchen hatte. „Du sollst Doch auch lange schlafen, Stiel! „Ach, Hang, es lohnt sich nicht, daß­­ Du Dir so viel Mühe gibst...“ Er sah sie an. Sie sprach doch nur aus Gewohn­­heit so. Ilse war anders geworden, er fühlte es. Sie hatte nicht umsonst ein paar Monate hier gelebt. Die innige Freundschaft­en Mütter führten Ise Randow­ und Strehlen schon in frühen Jahren zusammen. Sie besuchten sich häufig und standen sich nahe wie Verwandte. Daß dann Strehlen, durch seine medizinischen Studien von anderer Geselligkeit abgeschnitten, viel mehr als verwandtschaftliche Zu­­neigung für das hübsche und temperamentvolle Mäd­­chen „gewann, mußte vorausgesehen werden. Aber Liebe sieht viel anders aus als Kameradschaft, und ein Altersunterschied von zwölf Jahren bringt so viele Widersprüche, Unterschiede und so verschiedenartiges Wollen, daß er nicht überbrüht werden kann. Das sahen sie auch ein, er war alles längst vorbei — die­­ser Vorbei bedeutete allerdings auch eine Trennung. Strehlen hatte sich in einer kleinen Stadt in sc­hsö­­ner Umgebung eine ärztliche Praxis begründet und lebte weiter mit seiner Mutter zusammen. Er befaßte sich mit eifrigen Forschungen auf seinem Berufsge­­biet, ohne­ darum ein Einsedler geworden» zu­ sein“, im Gegenteil, man schätzte seine Gesellschaft und war gern bei ihm zu­ Gast. Und dann, nach Jahren, kam Ste Random... . Er muß etwas Arges gewesen sein, eine schwere­­ Enttäuschung, etwas, i was sie haltlos gemacht hatte.­­ Sie war zusammengebrochen und die Mutter wußte sich anfangs keinen Nat. Schließlich trieb sie der alten Freundin: „Vielleicht­ lebt die Zise bei Euch etwas auf. Ihr wart doch immer gut zu ihr...“ Strehlen erschrak, als sie kam. Skeptisch, müde, imter­­esselos, mit einem Hang, über alles schlecht zu denken — das war von dem Mädchen übrig geblieben, das so oft den gefeierten und begehrten Mittelpunkt heite­­rer und bedeutender Gesellschaft bildete. Da machte es sich der Arzt zur Aufgabe, aus Iije wieder einen Menschen zu machen, der lachen kann und bewußt und froh ins Leben sieht. Ilse zählte dreiundzwanzig Jahre. Wenn der­ Sommer vorbei war, sollte sie in au Leben zurückfinden, das sie bisher froh­ gemacht Der Arzt und Psychologe fand eine dankbare Aufgabe. Die Briefe, die Strehlen an Ilses Mutter schrieb, waren zuversichtlich. Und er merkte dabei gar nicht, daß er als Mensch sich umso mehr von ihr ent­­fernte, je mehr er sich als Arzt über ihr wachsendes Lebensverlangen freute. Als Strehlen 35 Mutter den Frühstückstisch ab­­räumte, sah der Arzt zum Himmel: „Es gibt einen frühen Herbst. Die Vögel ziehen schon fort.“ „Das ist doch nur ein Wort“, sagte Ilse. „Som­­­mer oder Winter -- e3 kann alles ganz schön sein, und es kommt Doch immer wieder etwas Neues.“ „Das Neue kennt man nicht. Die Natur hat e3 bes­­ser. Sie dect das Alte im Winter zu, damit e3 nicht erfriert, sondern neu aufblühen kann. Das mehr, als immer wieder einen Schlußstrich hinter eine erlebte Zeit zu ziehen.“ „Und wenn die Blätter, die uns erst erfreut ha­­ben, abgefallen sind, tritt man auf sie.“ „Streitet Euch doch nicht!“ warf „gutmütig die Mutter ein, „Warum werden Denz die Bäume im Herbst so schön bunt? Damit der Sommer nicht mit trüben Gedanken ausklingt. Das hilft wohl am mei­­sten über Herbst und Winter hinweg...“ Sie ging und ließ die beiden allein. Die heim­­liche Bitterkeit in Ilses lezten Worten hatte den Arzt betroffen. „Du mußt alles vergessen,“ sagte er, „dann wird alles gut .“ Nn Und mit einem Male war es anders geworden. Sie gingen sich in den legten Tagen fast aus dem Wege. Fett, als Strehlen fühlte, daß sich das Mäd­­cen­ wieder auf die Stadt freute, als täglich die an­­kommenden Briefe ahnen hießen, wie Ilses Welt wie­der nach ihr griff, seht, da seine Mühe sich­ gelohnt hatte, spürte er mit einem Male, wie schwer er,­sein würde, wenn sie nicht mehr da war, gmd,wie so merz­lich, an sie zu denken. Aber davon durfte ii br “ Ken, um das alles nicht noch schwerer zu machen. Und Das Mädchen überfiel oft der Gedanke, sind wir uns so fremd? Es ist doch sinnlos und dumm, wo wir uns nicht ein paar liebe Worte sagen. Wer weiß denn, was jezt kommt? in enovre Am Tage ihrer Abreise erschien Jose in einem­ beis nahe festlichen Kleide, frisch und verjüngt, ; : » unt „So sehr freust Du Dich auf das Fortfahren, daß Du Dich so schön machst?" fragte Strehlen?) ivz1ied­er Sie trat dicht vor ihn hin. „Hast: Das vergessen, wa­8 Deine Mutter sagte? Die Bäume schm: „sich im Herbst, damit man noch einmal daran­ denkt, wie schön und bunt alles war, und damit man sich“darauf freut, daß einmal...“ Sie hielt plöglich inne, so überrascht sah der Arzt sie an. „Ilse“, sagte er, „nun weiß ich, daß Du ganz ge­­sund bist, weil Du Dein Herz wieder gefunden hast.“ Sie schüttelte leise den Kopf. „Nein, Du , ich habe ce3 schon wieder verloren...“ Als die Mutter eine Weile später ins Zimmer trat, sah sie die beiden eng umschlungen im Lichte der Herbstsonne stehen. , + 14.4 ist doch ! „Alle 32“ fragte sie leise zurück. - ans wichtige Problem der Steuerreform wieder war ein­­seitig, vom grünen Tisch, ohne Befragung des In­­teressenten, zum dauernden, großen Schaden der Let­­teren, doch, wie oben ausgeführt, mit'auch'zum Scha­­­ ven des Staates gelöst, desssen­ "Gleichgewicht" im Staatshaushalt stark gestört werden kann, wenn große Handelsfirmen durch Ueberlastung zahlungs­­unfähig werden, ne­un am­ Betrieben mit: Hs u.

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