Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1935 (Jahrgang 17, nr. 220-246)
1935-10-27 / nr. 243
Preis 3 Lei .Schriftleitung und Verwaltrnsprecher: Schriftleitung ab und ‚Verlag der Schwäbischen Verlags + Aktiengesellschaft, 44.44.63, BIA FR Stadt, Deutsches 14—18. Verwaltung Rt,tung: Nr. "8, Bezugspreis: ganzjährig 309 Supeking ARE 19 Lei, halbjährig 400 Lei, vierteljährig 200 Lei, monatlich 70 Lei — Sa. 10 Lei monatlich. — Ausland monatlich 120 Lei. — Erscheint täglich Uhr nachmittags, mit Ausnahme von Sonnu- und Feiertagen. = Anzeigen nach Tarif. 17. Jahrgang Timișoara, Sonntag, 27. Oktober 1935 Nr. 243. Der Schwerpunkt Ägyptische Waffenhilfe für Abessiniens an der Rirdfront Italien will noch vor Beginn der Friedensverhandlungen Harrar erobern um Paris, 26. Oktober (R) Die heutigen französischen Blätter verleihen ihrer Hoffnung Aushub, daß die neuen Schlichtungsversuche im abessinisch-italienischen Konflikt wahrscheinlich zu Verhandlungen im Rahmen des Belferbundes führen werden. „Seit gestern, schreibt „Petit Parisien“, ist wieder eine optimistischere Stimmung zu bobachten. Sie ist dem Umstande zu verdanken, daß Italien sich anscheinend bereit erklärt, der Lösung des Konfliktes im Rahmen des Völkerbundes und auf friedlichem Wege zuzustimmen.“ „Excelsior“ meint: „Es wäre ein großer Schrit zu der friedlichen Lösung, wenn der Fünferausschuß schon am Anfang des nächsten Monates über die neuen Vorschläge beraten könnte und wenn die Beratungen überhaupt in den Rahmen der Genfer Institution hinübergeleitet würden.“ Die englischen offiziellen Stellen bewahren auch weiterhin größtes Schweigen betreffs der Verhandlungen mit Paris und Rom. Die Garde des Kaisers an der Südfront soll bereit. Nach der Eroberung von Gorahai wollen die Italiener nach Sassa Baneh weiter und während die motorisierten Truppen vordringen, reinigt die Infanterie das eroberte Gebiet. Sassa Baneh beiit große Bedeutung, weil von ihm aus Karawanenwege kontrolliert werden können. mehrere Italienischer Angriff sto>t Mogadischka, 26. Oktober. Der Vorstoß der Italiener an der Südfront, ist ins Stocken geraten. Die Abessinier, die bei Gorahai versammelt sind, haben wem N aus Addis Abeba geieldet wir, hal“ Härt, daß er unter seinen Umständen bereit ist, auf Ogaden zu verzichten. Er hat Befehl erteilt, daß diese Provinz unter allen Umständen verteidigt werden Zum Ende des Korporations*"jtudententums in Deutschland Die Deutsche Burschenschaft im Nat.-Sozialistischen Studentenbund. jo m De (Von unserem Berichterstatter.) Berlin, 26. Oktober Im Wintersemester 1935—36 wird es an den veutischen Universitäten und sonstigen Hochschulen keine studentischen Verbindungen im alten Sinn mehr geben. Während in der Großstadt die äußeren Zeichen einer romantischen Tradition kaum sichtbar waren, wird das Bild jener kleineren Universitätsstädte, die wie Heidelberg, Jena oder Tübingen, Mittelpunkte des geistigen und des studentischen Lebens in Deutschland sind, sich immerhin stark verändern. Am 18. Oktober 1935 sind zum letzten Mal: „Burschen mit Band und Müßte zur Wartburg „Der ig “ ii 6x ze der SS. Die feierliche Ueberführung die schwarder Deutschen Burschenschaft in den Nationalsozialistischen Studentenbund ist der positive Ausdruß dessen, was unvermeidlich geworden war und nun zu neuen Werden die Voraussetzung schaffen soll. einem Bekanntlich hat sich das Ende der Korporationen jedoch seineswegs überall so vollzogen wie auf der Wartburg, wo das Vermächtnis der „Urburschenschaft“ von 1817 „zu treuen Händen“ den kommenden nationalsozialistischen Kameradschaften übergeben und die schwarz-rot-goldene Fahne der Jahn und Friesen mit allen Ehren vom Hakenkreuzbanner abgelöst wurde. Der sang- und klanglosen Auflösung des Kösener SC sind bis in die letzten Tage hinein eine ganze Reihe von stillen Liquidationen großer Verbände und auch schon zahlreicher örtlicher Verbindungen gefolgt, wie ja auch die Gemeinschaft staudentischer Verbände und der Allgemeine Deutsche Waffenring zu bestehen aufgehört haben. Gewiß bleiben noch einzelne Gruppen, vor allem konfessioneller Natur wie die katholischen CV .und KV, aber es steht wohl schon in wenigen Wochen eine generelle Neuregelung des studentischen Kameradschaftslebens zu erwarten, so daß das Ende der Korporationen historische Tatsache geworden ist. Vom Einheitstraum zum sozialen Problem . Die Geschichte der Verbindungen, besonders des Waffenstudententums, war untrennbar verbunden mit Deutschlands sozialer und geistiger Wende im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Zwischen den Befreiungskriegen und dem Weltkrieg hatte ich in urwüchsigem Geist und mit der ganzen farbigen Fülle landsmannschaftlicher Ueberlieferung das studentische Leben in jenen bekannten commentmäßigen Formen entfaltet, die gleichzeitig korporativ und unabhängig sein sollten und sich im gemeinsamen ritterlichen Ehrbegriff fanden. Der Einheitstraum jener Urburschen von der Wartburg, die sich im Namen ihres jugendlichen Frontgeistes gegen die Reaktion erhoben, scheiterte mit der politischen Revolution von 1848. Bald darauf schloß sich das nicht demokratisch empfindende Corpsstudententum zum SB zusammen. So marschierte die farbentragende Studentenschaft in zwei getrennten Kolonnen ins Bismarkreich und in die wilhelmische Zeit. Dazwischen entwickelten sich andere, teils schlagende, teils nichtschlagende oder überhaupt vorwiegend freistudentische Verbände. Die Wibblattfigur des Bruder Studio um die Jahrhundertwende war, gewiß genau so einseitig und ungerecht wie der näselnde Simplizissimus-Leutnant. Allein das soziale Problem. stand um Addis Abeba, 26. Oktober Die Gardetroppen des Negus haben gestern Addis Abeba verlassen, um an die Front zu marschieren. Vor dem Aufmarsch defilierten sie vor den Zivil- und Militärbehörden. Die Garde besteht aus uniformierten und von belgischen Offizieren regelrecht ausgebildeten Soldaten. Jede Kompagnie hat ihre Maschinengewehrabteilung, die beritten ist. Die Garde begab sich an die Südfront Die Südarmee verstärkt Adna, 26. Oktober (R.) Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, betreiben die Italiener ihre Vorbereitungen für einen neuen Vormarsch an der Nordfront, fieberhaft. Das Zeichen zum Beginn wird wahrscheinlich am Montag, dem Jahrestag des „Marsches auf Rom“ gegeben. Es ist wieder mit einer großen Schlacht an der Nordfront zu rechnen. An der Südfront sollen die Italiener angeblich wichtige Schlüsselstellungen erobert haben. I Ihre erste Linie liegt bereits 40 Kilometer vor Gorahai und sie besteht zum größten Teil aus motorisierten Truppen. Kampfivagen und Kraftwagen stehen für muß und ist nicht geneigt, auf Grund von Gebietsverzichten mit Italien Frieden zu schließen. Wenn Italien sich der Hoffnung hingibt, daß es bei einem Angriff gegen Harrar diese wichtige Position erobern kann, dann hat es sich getäuscht. Die Abessinier sind entschlossen, diese Stadt unter allen Umständen zu verteidigen. Sie erhalten jeden Tag Verstärkungen aus Addis Abeba und ihre Armee hat sich bisher schon auf 225.000 Mann erhöht. Die Sanktionen werden nicht verschoben Wie die Reuter-Agentur berichtet, tauchten in amtlichen Kreisen Englands Bedenken betreffend die von Rom angeregte Verschiebung der Wirtschaftsmaßnahmen gegen Italien auf. Die diplomatischen Sondierungen zweck Anbahnung von Friedensverhandlungen werden vom Völkerbund nicht als Motiv zu einem Aufschub der Sanktionen angesehen. Ägyptische Militärmission mit Geheimauftrag in Addis Abeba Eine Sanitätskommission ohne Rezte und ohne Medikamente. Addis Abeba, 26. Oktober (Dp.) In der Hauptstadt Abessiniens ist gestern eine ägyptische Abordnung eingetroffen, die unter der Führung eines Prinzen steht und sich Sanitätskommission nennt. Sofort nach ihrer Ankunft konnte jedoch festgestellt werden, daß die Benennung Sanitätskommission bloß eine Tarnung für den wahren Zweck des Besuches ist. Die Kommission führte nämlich weder Aerzte noch aber Medikamente mit sich.Demgegenüber wurden ihre Führer gestern nachmittags in mehrstündiger Unterredung vom Kaiser Haile Sellasie empfangen, wobei über geheime militärische Fragen beraten wurde. In eingeweihten Kreisen weist man darauf hin, daß die Kommission militärischen Charakter hat und die Pläne einer jeden weiteren Vormarsch, der bereits heute beginnen waffneten ägyptischen Hilfe für Abessinien ausarbeiten soll. Addis Abeba, 26. Oktober (R.) Der Korrespondent der Havas-Agentur weist auf die Zugeknöpftheit der abessinischen Behörden bezüglich der Nachrichten von der Front hin, berichtet aber gleichzeitig, daß die abessinischen Streitkräfte besonders an der Südfront und bei Harrar verstärkt werden. Der Ras Nashibu hat den Befehl erhalten, die Stellung entlang des Shebeliflusses unter keinen Umständen aufzugeben. Große Truppen sind auf dem Marsche nach Sassa Baneh, in dem sich das Generalstabslager des Ras Nashibu befindet. Der Zweifrontenkrieg : zgriff abgewehrt. Wie hal der Kaiser erk Jen Ihinou a