Bukarester Gemeindeblatt - Beilage zum Nachbar, 1904-1905 (Jahrgang 1, nr. 2-54)

1904-09-26 / nr. 16

Bukarester Gemeindeblatt Beilage zum Machbar. Schriftleitung : Pfarrer E. HEIFT. Geschäftsstelle: Gemeindekanzlei Strada Luterana 10. JahrgangI. Sonntag 26. Sept/9. Okt. 1904. No.16. Deutsch evangelische Pfarr-Konferenz in Constantza. Auf nach Constantza an das Gestade des Pontus Euxinus, so lautete die Losung für die diesjährige Konferenz der deutschen evan­gelischen Pfarrer Rumäniens; und aus Ost und West, aus den Bergen und von der Steppe, wo nur die Sendboten des evangelischen Ober-­­ Kirchenrats ihr Heim aufgeschlagen, kamen sie herbei, fanden und begrüssten sich bald in Bukarest, bald in Fetești oder in Constantza selbst, zumeist noch einander unbekannt, und doch so schnell durch die gleichen Interessen einander nahe gebracht und befreundet. Un­vergesslich werden die Tage in Constantza uns bleiben , knüpften sich doch die Bande der Freundschaft zwischen den Amtsbrüdern, die nimmer zerreissen werden, so lange wir leben, Freundschaftsbande aber auch zwischen uns und den Gemeinden, die mit echt deutscher Gastlichkeit und Opferwilligkeit uns aufnah­­men, die uns ihr innerstes Leben enthüllten, ein Leben frischen und fröhlichen Christentums. Am Freitag dem 14. Oktober hatten wir uns zusammengefunden, alle in Rumänien arbeitenden deutschen Geistlichen. Es fehlten nur die Pfarrer von Bukarest und Jassy, jener durch die dort bestehende Pfarrvakanz, dieser durch Amtspflichten am Erscheinen verhindert. Der 15. Oktober war der Schule geweiht. Kaum möchte man’s glauben, dass dieses stolze Gebäude mit all seinen den Ansprüchen moderner Pädagogik entsprechenden Einrich­tungen vom Pfarrer Graf erst im Jahre 1901 ins Leben gerufen ward. Schon besuchen etwa 130 Kinder den Unterricht, den ausser Pfarrer Graf 3 Herren und 2 Damen erteilen. Nach Geschlechtern getrennt werden die Kinder in je 5 aufsteigenden Klassen in allen vorgeschriebenen Unterrichtsfächern unterwie­sen, und welchem Gegenstand wir nur immer beiwohnten, überall zeigte sich das gleiche lebhafte Interesse seitens der Schüler, völlige Hingabe der Lehrer an ihren schweren Beruf. Kein Wunder, wenn die Leistungen dem Eifer, der Freudigkeit entsprechend durchweg gute genannt werden müssen. Neue Ueberraschungen standen uns am Sonn­tag bevor. Um 10 Uhr begaben wir uns aus der Pfarrwohnung hinauf in den über ihr lie­genden geräumigen Betsaal zum Festgottes­dienst. Nur mühsam konnten wir uns durch die dicht gedrängte andächtige Menge, welche von nah und fern her zugeströmt war, den Weg bis vor den Altar hin bahnen. Ja­­stun-

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