Bukarester Gemeindeblatt - Beilage zum Nachbar, 1906 (Jahrgang 2, nr. 1-51)

1906-11-26 / nr. 46

2 Aber wir rüsten uns zum Totenfeste. Wir wollen die Thränen trocknen und die Blicke aufwärts richten. Wir wollen es uns zurufen : Kommt, wir wollen wieder zum Herrn. Denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch ver­binden. Aus der Gemeinde. Bukarest. Armenpflege. Am vergangenen Sonntag ist das Jahresfest der Armenpflege festlich begangen worden. Im Gottesdienste am Vormittage, der durch einen Chorgesang verschönt wurde, wies P(. Heift im Anschlüsse an das Gleichnis vom barm­herzigen Samariter darauf hin, wie gerade in der hauptstädtischen Gemeinde, wo der Not und des Elends so viel sich zusammendränge, Samariterwerke dringend not tun, wie aber diese Werke nur dort gedeihen, wo Samariter­herzen schlagen. Am Schlüsse des Gottes­dienstes wurde durch eine an den Kirchentüren eingesammelte Kollekte Gelegenheit geboten, die Teilnahme an der Arbeit der Armenpflege zu betätigen. Am Nachmittage fand sich in gewohnter Weise ein Kreis von Freunden mit den Ver­trauensmännern der Armenpflege zu einer schlichten, einfachen Teier im Saale des Ar­menheims, der freilich für die Zahl der Er­schienenen fast zu klein war, zusammen. Pf. Honigberger ging in seiner Ansprache von dem Worte eines unserer Gelehrten aus, dass als die grösste Tat des vergangenen Jahrhun­derts das Erwachen der christlichen Liebestä­tigkeit zu betrachten sei. Er betonte dann die Notwendigkeit der Arbeit der Armenpflege, rühmte die Treue, in der eine Anzahl von Mitarbeitern ihres Amtes warten, forderte aber auch zu einem neuen und weiteren: «Fahret zu!» auf, indem er dabei besondern Nachdruck darauf legte, dass mit der leibli­chen Pflege sich die geistliche verbinden müsse. Die Ansprache war eingerahmt von Lieddar­bietungen einerseits des Kirchenchores, der mit seinem Leiter Herrn Kirchner freundlichst sich eingefunden hatte, andererseits der Mädchen des Waisenhauses. Nach Schluss der Feier verblieb ein Teil der Anwesenden noch län­gere Zeit in geselligem Zusammensein, wobei manch kräftiges, herzliches Wort gesprochen wurde, und es aufs neue zum Ausdruck kam, dass es an Herzen nicht fehlt, die an dem Werke der Armenpflege warmen Anteil nehmen. Vergessen wir es übrigens nicht, daraufhin­zuweisen, dass bezüglich unseres Armenheims fiüher oder später etwas Eingreifendes gesche­hen 'muss. In seinem jetzigen Zustande genügt es in keiner Weise, wie alle, die es am ver­gangenen Sonntage besichtigt haben, sich über­zeugen konnten, den Anforderungen. Nun hat zwar die Armenpflege im Hinblick auf den über kurz oder lang zu vollziehenden Neubau einen Fonds begründet, für den fleissig und gewissenhaft gesammelt worden ist. Aber das bis jetzt Eingekommene reicht bei weitem nicht. Wann findet sich wohl jemand mit einer grossen Gabe, die uns in den Stand setzt, einem immer fühlbarer sich machenden Notstände mit einem Male abzuhelfen?! — In der freundlichsten Weise haben sich die beiden Schwestern, Fräulein Klein und Frau Flitner, bereit erklärt, auch in diesem Jahre zu Gunsten der Armenpflege eine Kinder­vorstellung zu veranstalten. Diejenigen, die der letzten Aufführung dieser Art, die einen so durchschlagenden Erfolg gehabt hat, ange­wohnt haben, werden es ihnen Dank wissen. Gedacht wird an die Darbietung des Märchens Aschenbrödel. In Aussicht genommen ist die Aufführung für den 24. Januar a. St. 1907. Ferner ist mitzuteilen, dass die Armenpflege auch in diesem Jahre für den grossen Kreis ihrer Schützlinge eine Weihnachtsbesche­rung plant. Ein Ausschuss ist gewählt wor­den, der die Vorbereitungen dazu treffen soll. Die Sammlung von Gaben ist bereits einge­leitet. Demnächst wird ein Aufrui veröffent­licht werden, der der Beachtung aller derer, die ein Herz für ihre bedürftigen, bedrängten Brüder haben, aufs wärmste empfohlen wird. Die Not ist gross. Der Bittsteller sind viele. Möge auch die menschenfreundliche Hilfe gross und reich sich erweisen! Als besonders erfreuliches Weihnachtsge­schenk sind uns abgesehen von der Holz­spende des Herrn G. Staar, über die wir bereits berichtet haben, 1500 kgr. Brennholz von Herrn P. Schuele zur Verfügung gestellt worden. Herzlichen Dank dem gütigen Spender! Konfirmandenunterricht. Montag nach dem t. Adventsonntage d. h.

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