Bukarester Gemeindeblatt, 1912 (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1912-10-14 / nr. 42

­ No. 42. Bakarester Gemeindeblatt / Doch nit nur die Schloßfische enthält Erinnerungen­­ an Luther, sondern auch die Stadtfich­e, in der er oft ges­predigt und deren Pfarramt er zwei Jahre lang versehen hat. Am Altar befinden sich einige Bilder von der Hand des jben erwähnten Maler Cranach, die vornehmsten hei­­ligen Handlungen der protestantischen Kirche darstellend.­­63 sind Darstellungen des Abendmahls, der­­ Taufe, der Absolution und der Predigt. Die Bilder sind deshalb ung interessant, weil der Maler auf ihnen eine ganze Reihe von Zeitgenosssen und Freunden Luthers porträtiert hat. Diesen selbst sehen wir auf dem Bilde „Die Predigt”. Er steht auf der Kanzel und ihm zu Füßen fitt seine Gattin mit ihrem Sohne nebst anderen Personen. Bei dem bereits erwähnten Aufenthalt Kaiser Karl V. in Wittenberg wußten einige vornehme Spanier aus dem Gefolge des Kaisers den Zutritt zu der verschlossenen Kirche zu finden. Kaum hatte einer das Bild Y Luthers erblich, als er mit den Morten: . Dieses Untier meiltet auch noch im Tode, zwei Mal mit dem Degen danach stach und die Schulter und den Unterleib traf. Die Stiche sind noch am Bilde zu sehen. Was für ein Haß tritt und hier entgegen ! Schließlich wollen wir noch dem alten Friedhof einen­­ Besuch abstatten. Da stehen zwei Grabsteine, der eine Dedke einst dat Grab von’Melanchthons Enkelin, auf dem ‚andern lesen wir in lateinischer Sprache die Worte: , Hier schläft Elisabeth, Töchterchen M. Luthers. Im Jahr 1528 "den 3. August.” Ueber biejen. Stein einst rollten Luthers Tränen. Petri. * 171 Aus vergilbten Papieren. — Beiträge zur Bukarester Kirchengeschichte. — Die erste „Geschichte der Evangelisch lutherischen Gemeinde zu Bukarest.“ Hl. Sulzer hat in seiner Geschichte des transalpinischen Daciens eine italienisch abgefaßte Beschreibung vom Zustand der protestantischen Kirche in Bukarest verwertet. Danach hätten sich Ungarn der Katoczischen Partei, die 1690 nach der Wallachei gekommen wären, in Kiprowig angesiedelt; 600 Stüf Ochsen und 300 Kühe hätten sie vom Fürsten Brancovan zur Verpflegung erhalten. Von diesen Ungarn­­ seien­ einige nach Bukarest gegangen und hätten sich am Ochsenbrunnen, da, wo jegt die Kirche steht, angesiedelt. Sarai wie Teutschländer haben Unrichtigkeiten in dieser Mitteilung nachgewiesen. Teutschländer hält es für möglich, daß ich nach dem Frieden von Passaromit (1718) manche Ungarn aus dem Heere des ungarischen Bandenführers Bercseny in Bukarest dauernd niedergelassen hätten. Der lagerte damals vor den Toren von Bukarest bei Bacaresti mit einem Heere, um einen Einfall nach Siebenbürgen zu machen. Sarai hält diese Zuwanderung aber erst für eine spä­­­­tere Zeit möglich, erst im Jahre 1737. V­öllige Klarheit läßt sich m. a. über die ersten Anfänge der Gemeinde nicht schaffen. ‚s Klofner nennt die Leute, die nach seiner Darlegung gemeinschaftlich Gottesdienst hielten, in­ Ungarn. Aber au nicht Siebenbürger. Deutlich unterscheidet er zwischen diesen ersten 600 Mann und den „Unfrigen“. Hätten wir und diese 600 Mann, zu denen dann auf die Rakoczischen Soldaten gekommen sein könnten, als ausgediente deutsche Krieger zu denken, so ergäbe dies als ersten Stamm unserer Gemeinde eine Soldatenkolonie. Ich muß jagen, sein eben niedriger Anfang, wenn aue mit etwas rauhem und frie­­gerischem Beigeschmach. Zum Kriegerstand wäre dann der Nährstand hinzugekommen, vertreten durch die siebenbür­­gischen Handwerker. Eigentümlich it nun an Kleinere Berichgt, daß er al­ ersten sächsischen Geistlichen Molnar erwähnt. Als erste hesle Zahl unserer Gemeindegeschichte gilt bisher immer noch das Jahr 1730, in dem am 8. Dezember Mar­­tinus Wagner einem Herrn Michael Schuster ein sehr anerkennendes Sittenzeugnis ausstellt. Er nennt sich darin ecclesiae luth. erang. Pastor Bucurestini. Golk­e Klefner, der die kleinsten Zettel aus seiner Amtszeit auf­­bewahrt hat und in der Verwaltung des Kirchenarchivs ungemein sorgsam ge­wesen zu sein scheint, von diesem Zeugnis nichts gewußt haben, da3 Sarai 1834 als noc­ ° im Archiv „vorfindlich” bezeichnet ? Die Schriftstücke aus der vorflofnerischen Zeit sind nicht so zahlreich, daß man meinen könnte, er hätte es unter der Fülle der andern übersehen. Z Tatsache it nun, daß Klefner diesen Pastor Martinus Wagner nicht erwähnt. Er nennt Molnar den ersten Geistlichen. Er hat nachträglich no „jähhliichen” eingefügt. Entweder tat er­, um für seinen Vereinigungs­­plan, für den Anschluß der Gemeinde an die siebenbür­­gische Landeskirche, etwas Orderliches beizubringen. E 3 sollte wohl die Eingliederung noch mehr empfehlen, wenn die Behörde vernahm, daß schon 10 früh ein sächsischer Geistlicher die Gemeinde bedient hatte. Er hätte dann Wagner, der danach also auf seinen Fall Siebenbürger Sache gewesen wäre, weggelassen,­weil er für seinen Zivien nicht besonders in Betracht kam. Aber mir scheint das doch nicht recht annehmbar. Er konnte in einer Ent­­stehungsgeschichte der Gemeinde den ersten Pfarrer nicht übergehen, wenn er auch großes Gewicht auf die s­iebenbürgische Herkunft der Geistlichen legte, wie er auch nachher von Göldner sagt: er war der zweite jüd­­isshe Geistliche. Jedem Geistlichen ist doc eine freude, wenn er das Bestehen seiner Gemeinde und das Vor­­handensein einer geordneten geistlichen V­ersorgung durch einen Pfarrer schon recht früh nachweisen kan. SKlofner würde es auch gewiß getan haben, wenn er von einem Vorgänger dessen, den er den ersten Pfarrer nennt, gewußt hätte. 39 nehme also an, daß SKlofner diesen Pfarrer Wagner nicht nannte, K­. B. (Fortlegung folgt.) E 3 Aus der Gemeinde Ploetti. Am Samstag den 12. 5. MIR. veranstaltete unser tätiger Frauenverein eine Abendunterhaltung, die allen, welche, daran teilgenommen haben, eine wertvolle Anregung gegeben hat. Herr Pfarrer Honigberger aus Bukarest führte und durch Vortrag und Lichtbilder in die Kunst Adolf Menzels ein, indem er diesen urdeutschen und patriotischen Maler in seinem unerbittlichen Wirklich­­kestäsinn, der doc­heineswegs des idealen Schwunges ent= 7

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