Bukarester Gemeindeblatt, 1916 (Jahrgang 12, nr. 1-33)

1916-07-24 / nr. 30

) >­e­­­ i Sonntag, 24. XII. Jahrgang Scriftleitung : Pfarrer R. Honigberger. Organ der deutschen einhessichen Gemeinden an der unteren Donazt 3 Synodalverbandes - Aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. HE Die deutschen Einwanderungen nach Siebenbürgen.­­ Der deutsche Gelehrte Franz von Löher sagt einmal: „Wenn wir die tüchtigen Taten der Friesen und Schweizer im Mittelalter, der Holländer bei Leydens Belagerung, der Bayern vor Belgrad, der Preußen bei Leipzig und Meß rühmen, diese Siebenbürger Sachsen können sich , messen mit ihnen allen. Und dabei sind die Blätter ihrer Ge­­schichte oft von einem romantischen Zauber überweht, der ein Gleiches nur in der wunderbaren Schönheit ihres Landes findet.“ Ueber das Land Siebenbürgen brauchen wir hier wohl nicht ausführlich zu berichten, ist es doch die ursprüngliche­­ Heimat der meisten Leser unseres Blattes. Auch die andern deutschen Volksgenossen hier in Rumänien kennen es größten­­teils aus eigener Anschauung. Im Siebenbürgischen Volts­­lied heißt es:­­ „Siebenbürgen, Land des Segens, Land der Fülle und der Kraft ! Mit dem Gürtel der Karpathen Um das grüne Kleid der Saaten, Land voll Gold und Rebensaft.“ Das ist nicht poetische Uebertreibung. Siebenbürgen ist reich an Schüden wie an Schönheiten der Natur. Wer auf dem Wege von Großwardein nach Klausenburg mit dem Eisenbahnzuge die Höhe der Karpathen erreicht hat und nun im ersten Morgenlichte hinunterstaut auf all die Berge und Hügel, die vor ihm liegen, auf all die Fluren ,die­ sich dort ausbreiten, dem bestätigt sich sofort die Wahr­­­ heit jener Liedworte. Solch eine Fahrt durch Siebenbürgen gehört tatsächlich zu den schönsten Eindrücken, die man empfangen kann. Vorüber an dem stolzen, einst fast rein deutschen Klausen­­burg, führt uns der Zug zwischen freundlichen Hügeln hindurch, an fruchtbaren Ebenen entlang über anmutige­­ Ströme hinweg. Rechts und links sehen wir ärmliche Dörfer mit strohgedeckten niedern Hütten, unregelmäßigen Gassen, unansehnlichen Kirchen, ungepflegten Friedhöfen! ‘sind aus Stein gebaut. Aber plöglich leb­en wir verwundert auf. Ein stattliches Dorf liegt vor uns; von dem Kirchlein sieht man nur Dac­h und Turm, weil der übrige Teil durch eine zwei— dreifache Ringmauer, die von massiven Türmen unterbrochen ist, verborgen wird : die erste sächsische Kirchenburg, deren es in Siebenbürgen so viele gibt! Die Häuser des Dorfes selbst die Scheunendächer mit Ziegeln gededt, die breiten Gassen sauber und regelmäßig, zum Teil mit Obstbäumen bepflanzt. Man merkt es sofort: ein deutsches Dorf liegt vor uns. Und nun wiederholt sich dieser herzerquickende Anbli immer häufiger; bald sehen wir das schöne, freundliche Mediarch mit seinem schlanfen „Tramiteturm“, bald erblidhen wir das hochgetürmte, ur­­deutsche Schäßburg : Kirche und Schule hoch oben auf dem Berge, Stadtmauern, mittelalterliche Dachgiebel, der präch­­tige Stundenturm darunter ; und dort wieder das anmu­­tige­ Komitats­gebäude, welch herrliche malerische Lage ! Und weiter gehte! Dort in der Ferne sehen wir die mächtige Repfer Burg ragen! — Nun sind wir im Geisterwald, in welchem sich der Ab­fluß dahinschlingelt, und dann gehts hinein ins herrliche Burzenland. Ob es wohl viele ebenso schöne Ländchen geben mag? Die Dörfer und Fabriken erzählen von ungebrochener Bauernkraft und von Gewerbesfleiß, die Kirchenkastelle und Burgen von alten, harten Kämpfen. Und wie stolz ragen dort Butschetsch und Königstein und Czukas und Schuller, wie würdig grüßen sich dort die zwei alten Vis-à-vis Zinne und Zeidnerberg. Jezt macht der Schienenweg eine große Biegung. Die romanische Bartholomäerkirche in der „Alt­­stadt“ taucht auf, das Kastell auf dem Schloßberg schaut ernst hernieder. Nun pfeift der Zug — mir sind in der Station Kronstadt. Schnell auf die Trambahn ! Sie führt uns durch die Blumenau zum Rudolfsring und auf den Marktplag. Mächtige Berge ringsum, Man muß den Kopf hoch heben um das Blau des Himmels zu sehen. Die Häuser erscheinen angesichts dieser Riesen unscheinbarer, als wie sie sind; nur die wuchtige „schwarze Kirche“ nimmt sich selbst in dieser Umgebung imposant auf. Wieder sind wir Man fühlt es, groß all der in einer deutschen Stadt. « el Sl Geschäftsstelle : Gemeindekanzlei, Str. Luterana 10. 3 . ? ' h ; 7 ya

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