Bukarester Gemeindeblatt, 1916 (Jahrgang 12, nr. 1-33)

1916-07-31 / nr. 31

dE r­ ande 24 . Aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen, T. (Fortsezung.) Die deutsgen Einwanderungen nach Siebenbürgen. Aus welchen Teilen Deutschlands wohl die Siebenbürger­­ Sachsen eingewandert sein mögen ?“ Urkunden,“ die uns über diese Frage genaue Auskunft geben könnten, sind nicht vorhanden. HEN At Bekannt ist die Sage vom Rattenfänger von Hameln. Einen brauchbaren Fingerzeig bezüglich der Urheimat der Sachsen enthält sie aber nicht. Daß. jene Kinder, die dem Rattenfänger folgend, in einer Bergöffnung verschwanden und nach monatelangem Wandern in­ Siebenbürgen auf­­getaucht sein sollen, die Vorfahren der Deutschen in Sieben­­­­bürgen sein sollten, ist von vorneherein ins Gebiet des Märchens zu verweisen. Wohl hat man im Mittelalter unschuldige Kindlein das heilige Land erobern lassen wollen, aber man weiß ja mit‘ welch fräglichem Erfolg. Kinder hätten die Kolonisierung Siebenbürgens gewiß nicht durch­­führen können. Zu dieser Arbeit bedurfte es ganzer Männer. Dafür hat man auch in Deutschland eine Empfindung, was schon aus der schlesischen Redensart hervorgeht, die man, wie mir berichtet wurde, ungeschicten Menschen gegen­­über anzuwenden pflegt: „Der würde sich in Siebenbürgen nicht zurechtfinden.“ Die älteren sächsischen Schriftsteller vertraten die Mei­­nung, daß die Sachsen die Ueberbleibsel der alten go­­tischen Einwohner Siebenbürgen seien, die sich dann später mit den neu hinzugezogenen deutscen Pflanzvölkern ver­­mischt hätten, so z. B. Czirner, Frank von Frankenstein, Haner, Kelp, Massa, Töppelt u. a. Auch über die Zeit, wann diese Pflanzvölker ins Land gekommen, gingen die Ansichten lange auseinander. Nach einigen sollen sie unter Karl dem Großen, nach andern unter Geysa, dem Vater Stephan des Heiligen und Land gekommen sein, nach den dritten sollen sie die Nachkommen der deutschen Hilfsvölfer sein, die Stephan der Heilige im Kampfe gegen den heidnischen Herzog Gyula herangezogen. FG Da jedoch Siebenbürgen nachweislich erst später zu "*«. 8 No F +08 " einem bleibenden Besitztum der ungarischen Krone geworden ist, so wird es doch wohl bei der Angabe des Andrea­­nischen Freibriefes sein Bewenden haben, wonach — wie bereits erwähnt wurde -- die Sachsen unter König Geyja II. (1141–1161) ins Land gerufen wurden. In zwei alten Urkunden werden die Sachsen „Flandrer“ genannt. Demnach müßten sie aus der Gegend südwestlich von der Rheinmündung stammen,“ aus­ jenen heute noch vorzugsweise von Vlamen­­ bewohnten Gebieten, die teils zu Holland, teils zu Belgien gehören.­­ Lange Zeit hindurch galt tatsächlich dies Gebiet als die Urheimat der Sachsen , und­ manches schien für die Richtigkeit dieser Annahme zu sprechen. Haben doch von­­ hier aus gerade im 12. und 13. Jahrhundert zahlreiche Auswanderungen nach Holstein, ‚Meelenburg und Brandenburg stattgefunden, ja bis hin nach den Ostseeprovinzen. Eben dieser Umstand mochte jenen päpstlichen Legaten Gregorius, der die in Rede ste­­henden Urkunden verfaßt hat, dazu verleitet haben, die gleichfalls vom Rhein stammenden Sachsen „Flandrer“ zu nennen. Uebrigens wird noch in unseren Tagen das alte flämische Auswandererlied gesungen : Ins Ostland wollen wir ziehen, Hingehn ins östliche Land, All über die grüne Haide, Frisch über die Haide, Da ist ein besserer Stand. AS wir, ins Ostland kamen Al unter das hohe Haus, Da wurden wir eingeladen, Frisch über die Haide, Sie hießen uns willkommen sein. Zu beachten ist auch die Sage, worin die Sachsen am Meere wohnten, wo vier Flüße einmünden, die aber alle aus einem kommen. Das würde auch auf die Rhein­­mündung deuten. Auffallend ist ferner, daß das alte Siegel­­ des Hermannstädter Gaues, das aus dem 14. Jahrhundert stammt, 3 Seeblumenblätter führt. Endlich darf hier eine „Redensart erwähnt werden, die man manchmal in Kronstadt hören kann, wornach Menschen, die sich sehr verdutzt zeigen, , gesagt wird : „Du machst ein Gesicht, als wärest du gestern ; „. des Synodalverbandes ; Organ der deutschen evangelischen Gemeinden an der unteren Donau ul Schriftleitung‘: Pfarrer R. Honigberger " Geschäftsstelle : Gemeindekanzlei, Str. Luterana 10. [3)* ] a Has | KIES (Ah 93) ' * v n.

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