Bukarester Gemeindeblatt, 1922 (Jahrgang 14, nr. 1-53)

1922-01-15 / nr. 3

No. 3 11 Bukarster Gemeindeblatt Fälle geschickt aasgewählter Lieder, Gedichte und Wech­selgespräche, die den Festgedanken in mannigfacher Wei­se anklingen Hessen, wurden von den Kindern in anspre­chender Form dargeboten und verbreiteten rechte Weih­­nachtsstimmung unter den Zuhörern. Es war eine herzer­hebende Freude zu hören, wie auch die Kleinsten ihre treff­lich gelernten Gedichte ohne Scheu vortrugen, und zu sehen, Vie der Glanz der Christbaumlichter sich in den glück­strahlenden Kinderaugen widerspiegelte. Eine zu Herzen gehende Ansprache des Herrn Pfarrers Petri, in welcher er das von den Kindern in Liedern und Gedichten Dar gebo­tene kurz zusammenfasste und die Bedeutung des Tages noch besonders hervorhob, leitete zu dem alten schönen Weihnachtsliede „O du fröhliche, o du selige, gnadenbrin­gende Weihnachtszeit f“ über Hierauf erfolgte unter all­gemeinem Jabel der Kinder die Bescherung, die dank der Opferfreudigkeit edler Menschenfreunde auch in diesem Jahre reich ausgefallen war. M Idtätige Herzen und hilf­reiche Hände hatten es durch Entrichtung von Geld- und Haturalspenden möglich gemacht, die Kinder mit Wäsche und Kleidungsstücken, mit nützlichen Gebrauchsgegen­ständen und Spielzeug, mit Kuchen und Naschwerk zu beschenken. Allen fröhlichen Gebern und Geberinnen, die die Waisenkinder durch ihre Gaben beglückten und durch ihre freundlichen Spenden ihr Interesse für eines der schön­sten und edelsten Liebeswerke dieser Gemeinde zum Aus­druck gebracht haben, sowie den Damen und Herren, die durch eifrige Sammetarbeit wesentlich zum guten Gelingen beigetragen haben, sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Oie Weibnachtsbescheraag in der Knaben- Elementarschule. Während in der Vorkriegszeit alljährlich anlässlich der Weihnacht if eiert a ge bedürftige evang, Knaben unserer Anstali seitens der Armenpflege mit neuen Anzügen oder Mänteln, mit neuem Schuhwerk oder warmem Unterzeug beschenkt werden konnten, musste dies in den letzten Jah­ren mit Rücksicht auf die knappen Geldmittel unterbleiben. Man beschränkte sich darauf, die Bedürftigsten aus dem Vorrat der eingelaufenen Spenden an abgelegten Klei­dungsstücken notdürftig auszustatten und sie so vor den Unbilden der kalten Jahreszeit zu schützen. In diesem Jahre hatte die Lehrerschaft die Sammlung an Geld-und Nutural­spenden selbst in die Hand genommen, die auf den an die Kinder verteilten Aufruf der Armenpflege hin reichlich zuflossen. Das Geld wurde an die Armenpflege abgeführt, während aus dem reichen Vorrat an abgelegten, aber noch brauchbaren Kleidungsstücken und Schuhen das Beste herausgesueht und an 24 bedürftige Knaben, ohne Unter­schied der Konfession, zur Verteilung kam. Jedes Kind erhielt ausserdem auch Seife, die zu diesem Zwerke ge­spendet worden war. Für die*Zukunft ist die Einrichtung einer ähnlichen Weihnachtsfeier mit Bescherung ins Auge gefasst worden, wie sie die Mädchenschule schon seit lange hat. Zu diesem Zwecke soll die Saumung etwas früher beginnen, damit die teilweise Ausbesserung und Zupassung der gespendeten Kleidungsstücke bis zur Bescherung durchgeführt werden Sr ann. Allen edlen Spendern, die durch ihre Gaben den Be­schenkten eine Weihnachtsfreude bereitet und mitgeholfen iahen, Not zu lindern, sei auch hier herzlich gedankt. Eine recht wohlgelungene Weihnachtsfeier veranstal­­'ete auch der Bukarester Jungfrauen- und Jünglingsverein. Orchester-und Chordarbietungen, Dehlamationen und Thea ■ eraufführungen wechselten in bunter Reihenfolge einander ib und wurden von den zahleithen Besuchern durchwegs nit warmem Beifall aufgenommen. Den Höhepunkt des Pro­grammes bildeten die beiden Theaterstücke .Das neugie­rige Liesel“ und „Die seltene Krankheit" Beide wurden sehr munter und mit viel Humor gespielt. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine kleine Tanzunterhaltung. * * * Unsere Kirchenkollekten am 1. und 2. Weihnachtstage zu Gunsten der bedürftigen Gemeinden zu OPpersheim und Ellefeld, für das Stephansstift in Hanno­ver und für das Diaspora-Waisenhaus in Waidhofen an der Thaaa ergaben den Betrag von 2750 lei. Diese Summe wird entsprechend verteilt und den einzelnen Bittstellern baldmöglichst überwiesen werden. Rundschau im Auslande. Posen. Die Austreibung der Deutschen nimmt in den abgetrenn­ten Gebieten immer grösseren Umfang an. Aus allen Teilen Polens und Westpreussens kommen Nachrichten, dass jetzt mit der Liquidierung der deutschen Ansiedler begonnen wird und dass dabei kein Unterschied zwischen den vor 1908 und den erst nach diesem Jahr ansässig gewordenen gemacht wird. Durch die polnischen Kommissionen wird das gesamte tote und lebendige Inventar der Ansiedler aufgenommen und ihnen der Verkauf desselben verboten und die Ansiedlungen unter Zwangsbewirtschaftung gestellt. Es handelt sich hier um einen neuen groben Versioss der polnischen Regierung gegen die Bestimmungen, von Versailles die ausdrücklich eine Liquidierung der vor 1903 angesiedelten Landwirte aus­schlossen. Ungarn. Aus einer Religionsstatistik in Nr. 32 der von Senior Scholz in Agendorf bei Oedenburg herausgegebenen Zeit­schrift „Gotteshold“, die wir aufs neue wärmstens empfehlen, entnehmen w.r, dass vor dem Kriege Ungarn 2.603.000 Re­formierte und 1.307.900 Lutheraner zählte. Davon fielen infolge des Friedensvertrags an die Ts hechoslowakei 22^.000 Refor­mierte, 307.000 Lutheraner, an Rumänien 719.000 Reformierte, 26i 000 Lutheraner, an Südslavien 52.000 Reformierte, 122.000 Lutheraner, an Oesterreich (Westungarn) 6.000 Reformierte, 62.000 Lutheraner und an Fiume 1000 Reformierte, 300 Luthe­raner. Es verbleiben somit für das heutige Ungarn 1.597.099 Reformierte, 403.000 Lutheraner. , Südslavien. Die evangelischen Gemeinden Südslaviens hatten auf dem Neudorfer Kirchentag 1920 für die zu gründende einheit­liche Evangelische Kirche im S. H. S.-Staat einen Verwal­tungsausschuss gewählt, der die Verfassungsvorlage für den zweiten Kirchentag in Südslavien vorbereiten und die Gesamt­interessen der evangel sehen Kirche auch dem Staat gegenüber ve treten sollte. Die Erwartungen, die man an seine Tätigkeit knüpfte, haben sich nicht erfüllt. Die slovakischen Gemeinden,. die auf dem Neudorfer Kirchentag noch vertreten waren und sich mit den deutschen Gemeinden zusammens :hliessen woll­ten, haben sich inzwischen am 30. Juni d. J. in Neu-Pazau als eigene Kirche organisiert, ln Fragen der Vertretung der Kirche und ihrer Rechte gegenüber dem Staat versagte der Verwaltungsausschuss völlig. Die Eingriffe des Staates la die innerkirchlichen Verhältnisse gingen soweit, dass den evangelischm Gemeinden die Feier des Heiligentages des MethoJius und Cyrillus befohlen wurde. Aus Gründen des Bekenntnisses und Gewissens wurde hiergegen protestiert. Der deutsche Senioratskonvent der Batschka forderte deshalb auf seiner letzten Tagung am 30. August in Neuverbass die Neuwahl eines Verwaltungsausschlusses und die Abhaltung eines neuen Kirchentages. Auch nahm er gegen den Anspruch des Staates, die Pfarrgehälter zu verstaatlichen und dafür selb st kirchliche Steuern zu erheben, entschieden Stellung. Griechenland. Der Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde von Athen, der frühere Hofprediger des (evangel). Königs Georg I. von Griechenland, ist vor wenigen Woeben nach At he»

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