Bukarester Gemeindeblatt, 1924 (Jahrgang 16, nr. 1-52)

1924-04-27 / nr. 17

84 BUKARESTER GEMEINDEBLATT No. 17 jeder es als se ne Lebensaufgabe betrachtet, auch weiterhin za suche 1, zu forschen, damit er fort­schreite im Ernennen und dadurch immef besser und edler werde. Denn das erwarten wir aller­dings von euch, dass ihr der heute übernomme- Verpflichtung treu bleibt, den religiösen und sittlichen Ueberzeugungen der Gemeinde gemäss zu wandeln und alle Mittel, die sie darhietet, zu benützen, um in diesem Geiste reifer und rei­cher zu werden und zu wachsen in allem, was gut und heilig ist. — , Schon einmal wurde solches Bekenntnis über euch abgelegt. Eure Eltern und Paten taten es für euch bei eurer T.a u f e. Sie übergaben euch damals bewegten Herzens eurem Gott. Seine Kinder solltet ihr sein und mehr und mehr wer­den. Und Ellern und Paten haben * an ihrem Teile getan, was sie konnten, um euch dahin zu helfen. So war schon die Taufe für euch ein reicher Segen, den ihr gewissermassen im Schlafe empfingt. Aber nun wollt ihr selbst und mit vollem Bewusstsein daran arbeiten, dass dieser Segen euch zu Te l werde. Dazu wollt ihr euch heute verpflichten ! Das ist der Sinn eueres Kon­­ürmalionsgelübdes. Mir isl's, als erklänge heute hier laut die Heilandsfrage an euch : ,,tdast du mich lieb V s Und als müsstet ihr aus ganzer Seele antworten : ,,Ja Herr, du weisst es!“ Ge­wiss, ihr wollt euch mit frohem Herzen ihm angeloben. Und eben deshalb dünkt eucli dieser Tag ein rechter, froher, sonniger Frühlingstag voll Frühlingsfreude und Frühlingsjubel. Aber vergesst nicht: So froh dieser Tag euch scheint, er fällt in die ernsteste Zeit des Kirchenjahres, steht am Anfang der ,,stillen Woche“, die alle Blicke auf Jesu Leiden und Sterben hinlenkt. Mir ist’s heute, als liege der Schatten des Kreuzes auf der sonnigen blühen­den Welt da draussen und rage auch herein in dies festesfrohe Gotteshaus. Auch heute meldet sich der Ernst des Lebens. Ich denke an das Geschick so manches unter euch, das schon in seinem jungen Leben Sorgen und Nöte aller Art hat tragen müssen. Es sind mehrere unter euch, denen Vater und Mutter heute nicht das Geleit hierher geben konnten. Und bei denen sie mit­­gekommen, wer mag Voraussagen, wie lange sie noch ihre schützenden, segnenden Hände über euch halten können? Wer weiss es denn, was das Leben euch noch an Erdenleid bringen mag, wie viel Opfer und Entbehrungen es euch auferlegen wird ? Seid ihr stark genug, auch dunkles Ge­schick zu tragen ? Seid ihr bereit, wenn es sein muss, zu dulden, zu leiden, und dennoch zu , glauben und zu lieben, wie es Jesus getan ? Wollt Ihr euer Kreuz auf euch nehmen und ihm nachfolgen und seine Mitkämpfer sein ? Seht, ihr lieben Kinder, kurz vor seinem Dahinscheiden hat der Heiland das Heilige Abendmahl eingesetzt, um dadurch eine auch über seinen Tod hinausragende Gemein­schaft mit den Seinen zu schaffen. Indem ihr am Gründonnerstag zum ersten Male zum Tisch des Herrn tretet — und ih* werdet es, so hoffen wir, von nun ab regelmässig tun — indem ihr an diesem Liebesmahl leilnehmt, bekräftigt ihr euer Gelübde : ,,Ja, Herr, wir haben Dich heb! Wir bekennen uns zu Dir. Jesu, geh voran auf der Lebensbahn, und wir wollen nicht verweilen, Dir getreulich rachzueilen. Führ uns an der Hand bis ins Vaterland.“ Das, ihr lieben Kinder, ist der Sinn eurer Konfirmation. Sie fasst in eins zusammen, was Taufe und Abendmahl an tiefstem Gehalte dar­bieten. Welch heilig e. nsie Fei^r! Wie sehr wünschte ich, dass ihr und euere Eltern und die ganze Gemeinde dies in tiefster Seele em­pfänden. Dann wüsstet ihr wirklich, was die Konfirmation bedeufet, dann könnte keinem von euch ihr Segen verloren gehen. 2. Damit ist aber nun eigentlich auch die zweite Frage beantwortet : ,,Was erwarten wir von unseren Konfirmanden ? Die Antwort muss lauten : Bleibt treu dem, was ihr heute gelobt, denn es schliesst wirklich alles in s:ch ein. was euere Eltern, was die Gemeinde, was de evan­gelische Christenheit von euch erwarten. Es s'.hliessl in sich, dass ihr fromme, glaubensstarke Menschen sein wollt. Wohl dem. der im Herzen die feste innere Zu­versicht trägt, dass über ihm ein gütiger Vater thront, der seiner nicht vergisst. Geht es ihm wohl, er wird’s in dankbarer Demut hinnehmen und nie dem Uebermut verfallen. Muss er kämp­fen, muss er leiden, er wird nicht verzagen, sondern mit der inneren Gewissheit seinen Weg gehen, dass dem Guten doch der Sieg gehört. Ihr habt Gottes gütige Vorsehung schon in eurem jungen Leben au euch erfahren dürfen. Glaubt an ihn, betet zu ihm in guten und bösen Tagen, dann wird euch sein Segen nicht fehlen, ihr werdet aus jedem betenden Aufblick zu ihm neue Kraft empfangen und werdet so auch andere, denen dieser Glaube verloren gegangen ist, wieder zu Gott bringen und ihnen damit zum Segen werden Wer aber in diesem Sinne fromm ist, der kann nicht anders, der muss auch g u t sein. Und das ist das andere, was wir von euch er­warten. In allen Zeiten wird es so sc n, dass man den Wert eines Hauses, den Wert einer Kirché danach beurteilt, wie sich ihre Gl eder im Lehen bewähren. Sind es gleichgültige oder gar böse Menschen, so schänden sie damit nicht nur sich selbst, sondern auch den engeren lind weiteren Kreis, dem sie angeboren ; sind es aber Menschen nach dem Herzen Gottes, so fällt ihr Ruhm auch auf die Ihren zurück. N Ihr Jünglinge ! aus euren Reihen sollen uns einst für unsere Gemeinde Mitarbeiter und Füh­rer erwachsen. Das wird aber nur dann mög­lich sein, wenn ihr Menschen mit klaren rehgi-

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