Bukarester Gemeindeblatt, 1930 (Jahrgang 22, nr. 1-52)

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Nr. 1 BUKA HESTER' OEMEINDEBLATT _ —0_— 3 dienstes endlich eine Belohnung finden sollte. Dass die aufgewendete Arbeit und die ungeheueren Geldsummen, welche zur Tuberkulosenbekämpfung erforderlich sind, im Verhältnis zum Erreichten ste hen, dass man also nicht vergeblich arbeitet, bewei­sen die Erfolge, welche nach Einsetzung der syste­matischen Bekämpfung der Tuberkulose in allen Kulturländern erzielt worden sind. Ich will Ihnen einige Zahlen nennen. Im Jahre 188b betrug die Sterblichkeit an Tuberkulose in Deutschland 30 auf 10.000 Lebende, im Jahre 1014 14 auf 10.000. Das bedeutet einen Rückgang um mehr als die Hälfte und ist ein Beweis, dass die viele Mühe und Plagen u. die ungeheueren Geldsummen nicht vergeblich ausgegeben worden sind. Durch den lajigdauernden Weltkrieg und dem damit verbun­denen Nahrungsmangel, durch die Wohnungsnot, die Ueberarbeitung hat die Tuberkulose in allen Ländern wieder stark zugenommen, und es muss der Kampf von neuem begonnen werden. Tuberkulose hat es in Europa wohl immer ge­geben. Man findet Spuren dieser Seuche an den Gebeinen aus den Gräbern der Steinzeit, also Jahr­tausende vor Beginn der christlichen Zeitrechnung. Trotzdem war das Wesen der Krankheit bis vor etwa 100 Jahren nicht genauer bekannt. Erst 1810 fanden die französischen Forscher Bavle und Laen­­nec eigentümliche Knötcihen in den Lungen Ver­storbener, die sie als Tuberkeln, d. h. Knötchen bezeichneten. Laénnec fasste die eigentümliche, später von Virchow mit dem Namen Verkäsung be­­zeichnete Umwandlung der tuberkulösen Produkte als charakteristisch auf und nannte alles, worin er Verkäsung fand, tuberkulös. 1865 hatte Villemin ei­ne Entdeckung gemacht, welche in unzweideutiger Weise auf den einzigen Weg zur richtigen Erkennt­nis der Tuberkulose hinwies. Es war dies die Tat­sache, dass es Villemin gelang, durch Impfung ge« sunder Tiere mit den käsigen Massen und dem auswurf von Kranken regelmässig bei den ge« impften Tieren Tuberkulose zu erzeugen. Erst 1881 konnte einer der grössten Wohltäter der Menschheit, der Deutsche Robert Kodh, den Tuberkelbazillus nachweisen und züchten und damit den alleinigen Erreger der verheerenden Seuche zeigen. Dieses Jahr bedeutet in den Annalen der Me* dizin das Datum einer wissenschaftlichen Revolu- < tion, denn mit der Entdeckung des Tuberkelba­zillus fanden alle die verschieden bekannten Krank­heiten Knochenfrass, Skrophülose, Lungenschwind­sucht u. s. w. eine einheitliche Erklärung. Sie alle werden durch dieses mikroskopisch kleine, nur einige Tausendstel Millimeter lange, mit einer Wachshülle versehene Stäbchen verursacht'. Die Definition der Tuberkulose stützt sich nicht mehr auf irgend ein äusserliches anatomisches Merkmal, sondern e\ wurde durch Kochs gios'se Entdeckung gezeigt, das* tuberkulös jede Erkrankung ist, w el­che durch den Tuberkelbazillus hervorgerufen wird,ohne Rücksicht darauf, wo sie sidh findet, in Lunge, Drüsen, Knochen, Darm, Niere, Gehirn u. s. w. Wie geschieht die Ansteckung? In weitaus den meisten Fällen durch Husten und Spucken, durch Tröpfcheninfektion. Wenn Sie an kalten Ta« gen im Freien husten oder niesen, so sehen Sie, wie Ihr Husten eine Nebel wolke erzeugt, die ca. 2 m weit reicht. Dieser Nebel besteht aus! feinsten Tröpfchen, welche infolge der Kälte sichtbar wer­den. Wenn ein Tuberkulöser hustet oder niest, be« finden sich in dem aus seinen Atemorganen her­ausbeförderten Tröpfchen zahlreiche Tuberkelba­zillen, welche auf die Streuweite der obengenann­ten Dunstwolke, also auf ca. 2 m im Umkreis ge« sunde Personen austecken können .Das geschieht natürlich auch in der warmen Jahreszeit, nur sehen wir die Husten-Wolke dann nicht. Weiters kommt noch die Infektion durch den Darmkanal, durch Trinken ungekochter Milch perlsiüchtiger (tuberk.) Kühe in Betracht, jedoch ist diese Art der Ansteckung viel seltener; endlich noch die Schmutzinfektion durch Berühren des Auswurfes Kranker mit verletztem Finger etc. be­sonders bei Kindern im Kriechalter. Der Tuberkelbazillus vermehrt sich ausserhalb des menschlichen und tierischen Körpers1 nicht. Es besteht somit die Möglichkeit, durch Vermeidung der Infektionsquellen die Krankheit zu verhindern. Sie alle haben schon gehört, dass man sagt, der Kranke stamme aus einer tuberkulösen Fa­milie, er sei zur Tuberkulose prädisponiert. Dass diese Disposition zur Erkrankung an Tuberkulose wirklich besteht, wird durch die Tatsache bewiesen, dass — obwohl jeder Mensch, besonders in der Stadt, oftmals im Verlaufe seines Lebens mit Lungenkranken zusammenkommt, also Tuberkel­bazillen in sich aufnimmt, trotzdem nur ein 16 — 1/8 aller an Tuberkulose sterben. (Fortsetzung folgt.) Kirchliche Mitteilungen. Sonntag, den 5. Januar 1930, vormittags 10 Uhr, Got­tesdienst. Predigt: Pfarrer H. Petri. Im Anschluss an die Predigt findet die feierliche Amtseinführung des neugewählten Presbyteriums statt (Vgl. § 32 der Kirchenordnung und § 19 der Gemeinde­satzungen). Nachmittags 5 Uhr Gottesdienst in der Kapelle des Diakonissenhauses, Sos. Stefan cel Mare 49. Predigt: Pfarrer H, Petri. Amtswoche Pfarrer H. Petri. Pfarramtliche Sprechstunden wochentäglich von 9—12 Uhr vormittags in der Gemeindekanzlei. Amtshandlungen. Getauft: Ingeborg Else, Tochter des Dekorations­malers Hjalmar Petersen, ev., aus Bukarest; Bruno Gustav, Sohn des Buchdruckereibesitzers Gustav Albrecht, ev., aus Bukarest; Walter Peter, Sohn des Beamten Johann Her-

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