Bukarester Gemeindeblatt, 1937 (Jahrgang 29, nr. 1-52)

1937-01-03 / nr. 1

2 BUKARESTEK GEMEINDEBLATT und treuem Herzen zur Tat werden Hessen, was sie als recht und heilsam erkannt hatten. Sicher haben wir alle es empfunden, dass durch die unentwegte Arbeit an den grossen gemeinsamen Aufgaben des Protestantismus im Attreiche ein starkes Gefühl in uns allen geweckt wurde, ein Gefühl, das uns zugleich zu einem unversieglichen Kraftquell wurde inmitten all der schweren Kämpfe und Sorgen, vor die uns die Zeitereignisse gestellt halfen. Mein innigster Wunsch ist es, dass auch künf­tighin dies Gefühl der glaubensbrüderlichen Zusam­mengehörigkeit aller evangelischen Christen unter gns in guten und bösen Tagen lebendig bleiben und sich immer mehr zum Heile unserer evangeli­schen Kirche und unseres Volkstums auswirken möchte. Jedenfalls wird es mir die grösste Freude sein, an solchem Ziele auch über meine Amtszeit hinaus, wo es mir nur irgend möglich sein wird, nicht zuletzt auch in unserm Gemeindeblatte nach besten Kräften mitzuarbeiten. Gott sei mit unsern Gemeinden, wie er es bisher gewesen ist, Gott sei mit uns allen 1 Rudolf Honigberger. Nr. 1 Nachwort. Aus den Worten, die der bisherige Schriftlei­ter, Herr Pfarrer Honigberger, an die Leser unseres Blattes gerichtet hat, haben wir die notwendig ge­wordene Folgerung gezogen, die in der Änderung des Blattkopfes sichtbar wird. Wenn in den voran­gehenden Sätzen das stete Einvernehmen dankbar hervorgehoben ist, das zwischen Presbyterium und Schriftleitung des Gemeindeblattes geherrscht hat, so soll das für die Zukunft dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass das Presbyterium als Heraus­geber genannt wird. Das Gemeindeblatf soll fortan allen Mitgliedern zugehen, und damit weit stärker, als es bisher möglich war, die Verbindung zwischen der Leitung der Gemeinde und deren Mitgliedern hersteilen; da es sich um das Blatt einer Kirchen­gemeinde handelt, so erscheint es nunmehr nur recht und billig, wenn nicht mehr einem einzigen Mann die Verantwortung für die Schriftleitung auf­gebürdet, sondern diese von allen Pfarrern der Ge­meinde gemeinsam getragen wird, wobei einem unter ihnen die letzte Entscheidung zuzufallen hat. Abgesehen von der durch Teilnahme Rumäniens am Weltkrieg und in der ersten Nachkriegszeit not­wendig gewordenen Einstellung unseres Blattes hat Herr Pfarrer Honigberger fast ein Vierteljahrhun­dert die Schriftleitung geführt und unserm Blatte den Stempel seiner Persönlichkeit aufgedrückt. Mit dem Dank für eine so lange geleistete erspriess­­liche Arbeit verbindet sich das Versprechen, an die Ausgestaltung unseres Blattes alle die Kralt zu setzen, die notwendig ist, um es als ein unentbehr­liches Stück unseres gemeinschaftlichen Lebens zu erhalten. Die Schriftleitung. Neujahrsgruss der auslandsdeutschen Kirchen. Von Bischof D. Dr. V. G 1 o n d y s. Die an mich ergangene Einladung des Evan­gelischen Pressedienstes, ein Neujahrswort vom evangelischen Auslandsdeutschtum her zu senden, bietet mir willkommenen Anlass, einiges von dem auszusprechen, was den evangelischen Deutschen im Auslande auf dem Herzen liegt und sie an der Jahreswende besonders bewegt. Das in andersvölkische Siaaten eingegliederte evangelische Deutschtum ist sich bei aller selbst­verständlichen Treue zu den Staaten, denen es zu­gehört und an deren kulturellem Aufbau es mit dem vollen Einsatz seiner Kräfte mitzuarbeiten be­reit ist, der tiefen Verbundenheit mit der evange­lischen Kirche des Mutterlandes der deutschen Reformation in der Gemeinschaft des Glaubens, aber ebenso in der des Blutes lebendig bewusst. Mit tiefer Dankbarkeit schätzt es die religiösen und sittlichen Güter, die die deutsche Reformation dem deutschen Menschen errungen hat. Das evan­gelische Auslandsdeutschtum lehrt jeder Blick auf seine Geschichte und auf die mannigfachen, oft gar harten Anforderungen der Gegenwart, welche lebenserhaltende, ja lebensreftende Bedeutung das treue Bekenntnis zur deutschen Reformation für das Deutschtum im Ausland besitzt. Man kann die Geschichte des Auslandsdeutschtums nicht schrei­ben, ohne auf diese Tatsache zu stossen. Jede Dar­stellung auch der gegenwärtigen Leistung des Deutschtums im Ausland entbehrt des wesentlichen Inhalts, wenn dieser Tatsache nicht gedacht wird. Mitten in anderssprachiger und andersvölkischer Umwelt stehen die evangelischen Kirchen mit ihrer deutschen Predigt, ihren deutschen Chorälen, ihrer deutschen Bibel, ihren deutschen Gebeten. Aus Luthers deutschem Katechismus wird den Kindern von früher Jugend an durch die deutschen evange­lischen Pfarrer und Lehrer Gottes fordernder und gnädiger Wille und die Pflicht zur Bewährung in einem Leben, wie es rechten deutschen Luthera­nern ziemt, nahe gebracht. Das sind Kräfte, deren Auswirkung im Leben des Auslandsdeutschtums nicht hoch genug bewerfet werden kann. So wird heiligstes Gut des Menschen, Glaube und Volkstum, innerhalb der deutschen evangelischen Kirchen im Ausland in innigstem Zusammenklang von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben. Dazu tritt die mannigfache Mifsorge der Kirche für eine angemessene Ausbildung ihrer Glieder. Es ist kein Zufall, dass die evangelischen deutschen Kirchengemeinden im Ausland die wi­derstandsfähigsten deutschen Gruppen in anders­artiger Umwelt darstellen. Ihre Kirchen sind wahre Volkskirchen und auch dort, wo sie nicht wie bei den Siebenbürger Sachsen zugleich Träger deut­scher kultureller Autonomie sind, wahre Schutz­burgen des Deutschtums. Es schmerzt und schadet,

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