Bukarester Gemeindeblatt, 1942 (Jahrgang 38, nr. 1-51)

1942-01-04 / nr. 1

NrJ Bukarester Gemeindeblatt Gottes Hände sind meine Zuversicht, Durch alles Dunkel führen sie doch zum Licht. Im Frieden geborgen, vom Kampf umtoft ; In deinen Händen, Herr, bin ich getrost. 3 Liebe Schulgemeinde ! Es ist heute zu legten Male in diesem ereignis­­schweren Jahre 1941, daß wir zusammenk­ommen. Wie in anderen Jahren auch haben wir den Beginn der Serien herbeigesehnt, dieser Ferien, an deren Anfang das Christfest steht, in deren Mitte wir das neue Kalenderjahr beginnen. Wie in anderen Jahren. Und wir fragen ung:­st wirklich alles wie in anderen Jahren? Fit alles auch nur so wie in den beiden ver­­gangenen Kriegsjahren?... Für uns hier in Rumänien it eigentlich erst in diesem Jahre Kriegsmweihnachten, jeßt erst spüren wir den Drud und die Einschränkungen, die uns von den Forderungen einer großen Zeit auferlegt werden. In diesem Jahre erst haben wir den Krieg nicht nur durch Rundfunk und Zeitung kennen gelernt, wir kennen ihn jegt aus Lazaretten, wir haben viele Stunden im Luftflugraum gesessen, jeden Abend spricht die verdunkelte Stadt davon. Am deutlichsten sprechen die Lücen von ihm, die er in Familien gerissen hat, und die vielen frischen Gräber hin und her in den Grenzprovinzen unseren Landes und­ darüber hinaus in der russischen Weite. Wir stehen vor Kriegs­weihnach­­ten 1941. Und es ist alles anders als sanft, äußerlich und auch innerlich. Sollen wir jegt den Kopf hängen lassen, weil der Gabentisch ärmer bestellt sein wird, weil wir auf dies oder jenes verzichten müssen? Wollen wir murren oder gar jammern? Oder müssen wir nicht dankbar dafür sein, daß wir überhaupt feiern dürfen, daß wir überhaupt in unseren warmen Stuben und an gedeckten Tischen figen dürfen? Bedenkt es wohl, wie dieses Ch­ristfest ausgesehen hätte, wenn nicht Millionen deutscher Soldaten mit ihren tapferen Verbündeten aus vielen europäischen Ländern und vor dem Untergang bewahrt hätten. Denken wir, wenn uns Kleinmut an­­fallen will, an die Soldaten draußen in Nußlands Schnee und Eis, in Afrifag Wüstenfand oder auf den stürmischen Meeren und Ozeanen. Denken wir an die Schwervermundeten, an die Blinden und durch ihre B Verlegungen für Lebenzzeit hilflos Gewordenen, denken wir an die vielen, die Befallene betrauern, denken wir an die Internierten und Gefangenen... wie mancher wird nicht einmal ein armes Lichtlein an einem Tan­­nenreis anstehen künnen— und dennoch! Dennochh : eg­it Weihnachten für alle, so wie die Sonne jeden More­gen aufgeht und da ist für alle, auch wenn beide Wolken davor stehen. So, gerade, wenn uns die Sonne einmal nicht sreint, wissen wir ihren Wert zu schoßen, wenn es ganz dunkel, um uns ist, begreifen wir, was Licht ist, wenn wir ganz traurig und einsam sind, macht uns ein gutes Wort das Herz warm. Was wissen wir denn an sonnigen, hellen und heiteren Tagen von Sonne, Licht und Güte? Ueber das Licht in der Fin­­sternig steht ein unwundersames Wort in unserer Bibel: „Denn siehe, Finsternig bededet das Erdreich und Dunkel die Völker, aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit scheinet über dir." Nach den dune­kelsten und kürzesten Tagen des Jahres wird der Bogen der Sonne wieder größer, und das Licht ist eng wie­­der geschenkt. Aber in der größten Dunkelheit der Not, unabhängig vom Kreislauf des Jahres geht, wie unser Wort jagt, der Herr auf über dir. Dunkle und schwere Zeiten haben ihren beson­­deren Segen. Sie lehren ung, auf das Wesentliche der Dinge zu gehen. Wir wollen aus der Zeit, in der wir stehen, lernen, alles Zufällige, allen Tand und billigen Schmuch von unserem Christreht abzustreifen. Denn sie hindern ung nur zu sehr, in das Antlig dessen zu sehen, der ung das Antrig Gottes zeigen will. Man muß das nahe elektrische Licht außschalten, wenn man den fernen Weihnachtsstern am dunklen Winterhimmel erkennen will, der allein uns in der wirren und meg­­losen Welt leiten kann. Wenn wir das begriffen haben, werden wir mit Freuden erkennen, daß wir gerade mitten im Kriege, mitten in der Dunkelheit unter dem Worte stehen, das wir zu Beginn unserer Feier gehört haben: „Fürchte dich nicht !“ Und warum sollen wir uns nicht fürchten? Weil da vor vielen Hundert Jahren ein Kind in der Krippe lag. Dies Kind ist im Laufe der Jahrhunderte oft mit tödlichem Haffe und ätzendem Spotte bedacht worden. Und dennoch: gerade dieses Kind hat uns etwas, so unendlich Großes und zugleich Einfaches gezeigt, näm­­lich, wie man immer ein Kind bleibt. In einem ge­­wissen Sinne ist ja Christus immer ein Kind geblieben, bis hin zu seinem Sterben am Kreuze, immer war er tief eingebettet in das tiefe Vertrauen zu seinem Vater. Wo Vertrauen ist, da ist seine Angst und keine Yurcht, da ist Liebe. Dieses Vertrauen hat die heim­­liche Kirche Rußlands durchgetragen durch 25 Jahre bolschewistischer Verfolgung. Aller Flitter und Tand ist in­­­iesen 25 Jahren von ihr abgefallen, die Feste dieser Christenheit meinten wirklich immer nur Ch­ristus. Diese Ch­ristenheit hatte Not, Tod, Hunger, Elend und Verbannung, und doch hatte sie den Frie­­den, der die Furcht überwindet. Fürchtet euch nicht! Aber: Liebet euch untereinander. Liebe zu geben ist seine zu klein und feines zu arm. Wer andern eine Freude bereiten will, wird erfinderisch. Das habt Ihr in dieser Adventszeit sicher mit Staunen an euch selbst wahrgenomen, wenn es galt, für Vater und Mutter und Geschwister aus Nichts ein Geschenklein hervorzu­­zaubern. Wer anderen Freude macht, hat die größte Freude selbst, er ist am reichten beschenkt. Wer Liebe scheikt, rennt seinen Neid, keine Scheelsucht. Wer rechte Liebe hat, ist gehorsam und tut, was ihm aufgtragen ist, und braucht darum seine Strafe zu fürchten. Wer Lie übt, wird nicht leicht müde und hat auch immer Beit für andre. Das habt Ihr gemerkt, wenn Ihr die Vermundeten in den Lazaretten berichtet. Wer Liebe hat, hat Kraft. Er kann auch manches tragen, was einem lieblosen Menschen unerträglich erscheint. Denkt an Eure Mütter, wieviel Kraft die oft haben müssen, um die Sorgen zu tragen, die ihr ihnen verursacht, wenn ihr frans oder faul oder ungezogen seid. Noch viel wäre zu sagen, über diese Kraft der Liebe, die doch nur ein

Next