Nachrichten - Bukarester Gemeindeblatt, 1946 (Jahrgang 38, nr. 1-28)

1946-01-20 / nr. 2

Aprobat de Ministerul afacerilor Străine cu No. 2581/19. II. 1945. NACHRICHTEN für die Evangelische Gemeinde („Bukarester Gemeindeblatt“) Jahrgang XXXVIII. Sonntag, 20. Januar 1946 Mr, 2 Cenzurat So hoff ich denn mit festem Mut Auf Gottes Gnad und Christi Blut; ich hoff ein ewig Leben. Gott ist ein Vater, der verzeiht, Hat mir das Recht zur Seligkeit In seinem Sohn gegeben. Herr, welch ein unaussprechlich Heil. An dir und deiner Gnade teil, Teil an dem Himmel haben; Iin Herzen durch den Glauben rein, Dich lieben und versichert sein Von deines Geistes Gaben! Dein Wort, das Wort der Seligkeit, Wirkt himmlische Zufriedenheit, Wenn wir es treu bewahren; Es spricht uns Trost im Elend zu, Es gibt dem müden Herzen Ruh Und stärkt uns in Gefahren. Erhalte mir, o Herr, mein Hort, Den Glauben an dein göttlich Wort Um deines Namens willen; Lass ihn mein Licht auf Erden sein, Ihn täglich mehr mein Herz erneun Und mich mit Trost erfüllen. Chr. F. Gellert f Î769. Vom Heilandswerk. Weihnachten liegt nun schon geraume Zeit hinter uns und unsere religiösen Betrachtungen müs­sen sich daher von dem in Bethlehem geborenen Kinde dem herangewachsenen Manne zuwenden, der schon in seiner ersten Lebensstunde zum Heiland der Welt bestimmt war. Da Jesus als Mensch gebo­ren und infolgedessen auch allen menschlichen Le­bensbedingungen unterworfen war, so konnte das Heilandswerk auch nur mit menschlichen Mitteln durchgeführt werden. Jesu Tätigkeit hatte in einer Form zu geschehen, die allen Menschen unmittelbar verständlich sein musste. Es entsteht nun die Frage, welches denn diese Mittel sein konnten. Und diese Frage hat selbstverständlich Jesu ganzes Denken gründlichst in Anspruch genommen. Er sollte das Reich Gottes bringen und die Offenbarung des ver­borgenen Gottes sein. Aber wie kann dies gesche­hen ? Im vierten Kapitel des Matthäusevangeliums wir'd uns von drei Versuchungen berichtet, die Jesus zu bestehen hatte. Das erste Mal hiess es, er solle aus Steinen Brot machen. Das soll wohl bedeuten, dass er alle irdische Not zu beseitigen habe. Allein dies ist nicht das Reich Gottes und so wird dieser Vorschlag als Versuchung abgewiesen. Das zweite Mal wurde er aufgefordert, von der Höhe des Tem­pels herabzuspringen in der Zuversicht, dass ihm dabei kein Leid geschehen werde. Hätte Jesus dies getan und wäre er auf wunderbare Weise vor der Zerschmetterung aller seiner Glieder bewahrt geblie­ben, so hätte dieses auffallende und ungewöhnliche Geschehen ihn sofort in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gestellt, sodass viel­leicht hier der Ausgangspunkt für eine die Massen ergreifende Wirksamkeit gegeben wäre. Allein das Reich Gottes kommt nicht durch Sensationen und aufregende Geschehnisse; daher wird dieser Vor­schlag gleichfalls als Versuchung abgewiesen. Und letztlich führte ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt mit der Zusicherung, dass er sie ihm als künftigen Be­herrscher der Welt zu Füssen legen werde, falls Jesus sich ihm ganz und gar ergeben wolle. Jesus Sollte sich also die damals herrschende, auf Unab­hängigkeit hinzielende politische Strömung zu Nutze machen; er sollte der Wortfühier *der römerfeindli­chen Bevölkerung werden. Aber das Reich Gottes lässt sich nicht mit irgendwelchen Machtstrebungen in Einklang bringen. So wird auch dieser Vorschlag als Versuchung abgewiesen. In allen drei Fällen wäre die Aufmerksamkeit auf die Person Jesu gelenkt worden und nicht auf die Sache, die er zu veikündigen hatte, ln allen drei Fällen hätte sich das Wirken Jesu auf irdische Din­ge beschränkt; aber das Reich Gottes umspannt Zeit und Ewigkeit, lässt sich daher nicht mit be­grenzten, vergänglichen Dingen gleichsetzen. In allen drei Fällen wäre vergessen worden, dass Jesus der Verkünder des verborgenen Gottes zu sein habe und dass es sich nicht um seine Person handele. So blieb nur eines übrig; ein schlichtes durchaus un­auffälliges Leben zu führen und die Herzen zu ge­winnen allein durch die Ueberzeugungskraft seiner Worte, durch die unbedingte Wahrhaftigkeit seines Wesens, durch die allen Menschen in gleicher Wei­se zugewandte Liebe, durch die in allen freudigen wie schmerzlichen Geschehnissen unveränderliche Würde seiner Haltung, auf dass, wer Ohren habe, zu hören, die Stimme Gottes aus ihm vernehme und wer Au­gen habe, zu sehen, die verborgene Herrlichkeit Gottes an ihm erkenne. „Jesus musste in allen Din-

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