Der Nachbar, 1909 (Jahrgang 61, nr. 1-52)

1909-01-03 / nr. 1

,—.­.»..«..» ER SEHE HI in se a EEE a jelle ER BE En 2 a He hi . . . «.... ; ey. EEE EL dek Herr in diesem seinem Jahr sein Werk an«dir»und in dir fortsetzen will.Eg ist eine Gnadenfrist:dag ist seine Bedeutung für die Einigkeit. Daher ist es ein angenehmes Jahr. Zuerst ist hier freilich nicht daran zu denken, daß es uns angenehm sein sol. Sondern in der Weissagung des Propheten und im Munde des Herrn heißt es so, weil es Gott angenehm ist, Gegenstand seines Wohlgefallens, weil er in ihm seine Striedensgedanken vollführt. Es ist möglich, ja es ist sogar vorauszusehen, daß das neue Jahr uns keineswegs nur Angenehmes bringt. Wenn alles uns nach Wunsch ge­­schähe, das wäre sehr gefährlich für uns. Uns ist nötig, daß wir heimgesucht werden mit dem Kreuze, und das Kreuz ist eine Last, die­ wir mit Schmerz fühlen sollen. Ohne Trübsal können wir nun einmal nicht in das Reich Gottes eingehen. Aber unterm nn­wendigen Menschen kann auch ein Jahr der Trübsal angenehm werden; gerade in der Not kann und soll er eine Heimsuchung Gottes er­­kennen, einen Besuch, den Gott ihm in seinem innersten Heim macht. Das ist die Erfahrung christlicher Kreuz­­träger; in der Nacht singt die Nachtigall, um Mitternacht im Gefängnis stimmen Paulus und Gilas ihr Loblied an, wir auch sollen lernen uns der Trübsale zu rühmen, mit Dank gegen Gott uns darüber zu freuen, daß er uns das liebe Kreuz auflegt. Wohlan, so gehen wir, mutig und­­ stark in dem Herrn, hinein in das neue Jahr. Bringt es uns Liebes, so wollen wir Gottes Güte preifen; bringt es uns L­ei­es, so sind wir dennoch der Gnade Gottes dank­­­bar. Willkommen, du angenehmes Jahr des Herrn! Wir kommen unserm Heil immer näher! Behalte du uns nur fest an deiner treuen Hand, lieber Herr und Heiland! Unser Anfang geschehe in deinem Namen! Amen. . Eine große Eroberung in Friedenszeit, als vernoten­ plöglich das Scharlachfieber ausgebrochen sei, und da fragte in ungewöhnlich heißer Sommertag ging zu Ende, die Tochter an, ob sie nicht, statt erst im Herbst wie ge­­wöhnlich, sei gleich mit ihren Lieblingen kommen dürfe und bleiben, bis alle Ansteckungsgefahr würde vorüber sein. Natürlich bejahte jede Saser des warmen M­utter­­und Großmutterherzens die aufgerworfene Frage. Aber gerade in zwei oder drei Tagen erwartete Frau Teubner eins jener sc­hmächtigen, blutarmen Kinder der Arbeiter­­klasse, wie sie jeden Sommer den gastfreundlichen, christ­­lichen Seelen draußen auf dem Lande so dringend empfohlen werden, und von denen sie schon mehrmals eins oder, das andere bei sich aufgenommen hatte. Und diesmal war ihr von einer befreundeten Dame das angemeldete „Ferien­­kind“ so ganz besonders ans Herz gelegt worden, daß die gute Frau Teubner sie ordentlich darauf gefreut hatte, es dem vaterlosen Mädchen, dessen tapfere Mutter einen harten Kampf ums Dasein führte, eine Zeitlang recht wohl bei sich werden zu lassen. . Ein hübsches Zimmerchen stand zu dessen Empfang bereit. Über dem schneeweißen­ Bett hing ein großer, farbenreicher Wandspruch mit lieblichen Engelsköpfen ge­­ziert, und vom enster aus ging der Blick nach den Bergen, die im schönsten Sommerschmuck prangten, und deren Reize für Augen, die gewohnt waren, Tag für Tag nur Stein und Mörtel, Mauern und Dächer zu sehen, besonders wohl­­tuend sein mußten. Und jegt diese unerwartete Botschaft, dahingehend, daß dem armen Mädchen, dessen Reise­­bündelchen wohl schon geschnürt war, sozusagen die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde! Gollte sie abschreiben ? — Beim bloßen Darandenken durchzuckte Frau Teubner ahnungs­weise das bittere Weh der Täuschung, die Mutter und Kind darüber empfinden würden. Aber wohin mit dem Ie&teren ? — Das Pfarrhaus war voll wie ein Ei; im Schulhaus blieb ihrem genauen Willen nach auch kein Eckchen übrig und ebenso schien unter allen Wohnstätten von Bekannten, deren Räumlichkeiten sie im Geist trepp-­­auf treppab durchwanderte, keine das zu bieten, was sie suchte. Eine einzige freilich ausgenommen, das Giebel­­haus, wie man das stattliche Gebäude seiner eigentümlichen Bauart wegen bezeichnete. Dieses Haus, von üppigem Grün umgeben, lag in stolzer Einsamkeit auf einem freien, etwas erhöhten Pla und war das Eigentum einer fehr 1. Der Angriff wird geplant. Seit dem frühen Morgen war die liebe Sonne mit­­ Sürben und Bergolden, Ausreifen und Beifüßen tätig ge­wesen und durfte feht befriedigt auf die vollendete Tagesaufgabe zurückblicken. Aber wer macht's allen recht ? Nicht einmal die Hehre Arbeiterin im Strahlenkleid drohen, die aus nahezu unberechenbarer Ferne sich um unser bißchen Kraut und Kohl, um unsere Ernten und unsern Blumen­­flor kümmert und deren Scheiden doch Tausenden sei als eine wahre Erleichterung vorkam, indem diese mehr des sauren Schweißes gedachten, den sie ihnen tagsüber ausge­­trieben, als all ihres wohltätigen, unermüdlichen Schaffens in Feld und Flur und Garten. „Eine afrikanische Hige!“ hieß das geflügelte Wort des Tages, obgleich aus Erfahrung die wenigsten mußten, was diese Bezeichnung eigentlich arf Temperaturhöhe in sich s­chließt. Und als der Gänsehirte­rei wieder seine lärmende, gackernde Herde ins Dorf zurückbrachte, sprach er sich wiederholt dahin aus, die Beriter des lieben Viers dürften froh und dankbar sein, dasselbe lebendig zurückzukriegen, es hätte ihm genug davor gelangt, daß es auf der Ge­­meindemiete lauter Gänsebraten geben würde! Nachdem der dicke Staub, den das ‚liebe Bier in seinem Siegeszug aufgemwirbelt, sich wieder gelegt hatte, öffnete Frau Teubner, die kleine freundliche Lehrersmitmwe, auch wieder ihre Fenster, die sie beim Anzug des gefiederten Heeres schleunigst geschlossen Hatte, und mit einem offenen Brief in der Hand schaute sie nachdenklich und wie forschend ins Weite. Ins „Weite“ eigentlich zuvörderst nicht, son­dern über den Teil des Dorfes, der vor ihr lag; dann aber, als träfe der Blick nicht, was er suchte, streifte er weiter hinaus und durchmusterte, was sich von der ganzen Nieder­­lassung übersehen ließ, bis zu den legten Häusern, die sic traulich an den betraldeten Bergesabhang schmiegten. Ja, was suchte denn Frau Teubner? Und was stand wohl in dem Brief, den sie soeben durch Eilpost empfangen und der eine sichtliche Aufregung in ihr hervorgebracht hatte? Der Brief rührte von ihrer einzigen Tochter her, die als Gattin eines Fabrikbeamten im Dober-Elsaß wohnte und Mutter eines frischen, fröhlichen Kindertrüppchens war Gemeldet wurde nun, daß in einen Nachbarhaus

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