Der Nachbar, 1910 (Jahrgang 62, nr. 1-47)

1910-07-24 / nr. 30

u aß Ri M­­ 3 |­62. Jahrg. We. 30 Her Nachbar Gorátag 24.Juli Ban b Zum 9. Sonntag nach Trinitati2. Apostelgesch. 17, 27. Daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie Doch ihn fühlen und finden möchten. as ist ein einzelnes Wort aus der Rede, die der ap) Apostel Jesu Christi den Weisen zu Athen hält. Wohl niemals hat ein größerer Prediger eine­­­­berühmtere Zuhörerschaft gefunden An Paulug erfüllte sich,da er auf dem Gerichtsplatz von Athen stand, die Verheißung des Herrm Ich will euch Mund und Weisheit geben.Darum wollen wir ihm besseres Gehör schenken,all jene Welt weisen;dann entnehmen wir aus seinen Worten,daß Gottseligkeit der höchste Besitz des Menschenherzens ist.Gott suchen ist das höchste Streben,Gottfinden ist der höchste Gewinn. Baulus hat vor dem Altar des unbekannten Gottes gestanden. Dieser Altar war ein stummer Zeuge dafür, daß das Menschenherz nicht loskommt von den Fragen, wer über den Sternen wohnt und ihnen ihre Wege vorge­­schrieben hat und auch unsere Erde mit allem, was sie trägt, in ihrer Gewalt hat und mit allmächtiger Hand auch über unserm Leben anwaltet. Auch du, lieber Leser, kannst diese Fragen nicht unterdrücken; in deinen stillsten, besten Stunden wirst du dich stets getrieben fühlen, Gott zu suchen. Baulus gesteht den griechischen Weisen zu, das sie auf dem rechten Wege sind, wenn sie Gott suchen, der ihnen der große Unbekannte is. Er bemeist es ihnen, indem er ihnen Wahrheiten vorträgt, die ihnen noch nicht in den Sinn gekommen sind. Er redet von Gott als dem Schöpfer, daß Gott mit seinem freien Willen über den ersten An­­fängen der Welt gemaltet, ja sie aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat, darauf ist nie ein Mensch aus sich selbst ge­­kommen, das ist durchaus Offenbarung. Wie Gott die Welt geschaffen hat, so­ regiert er sie mit höchster Weisheit und Güte; und zwar zu dem Zweck, daß die M­enschen durch sein Weltregiment sich auf ihn follten Hin­weifen lassen: daß sie den Herrn suchen sollten, sagt Baulus. Das ist der Gnadenwille Gottes, denn es gibt kein höheres Streben, als ihm immer näher zu kommen. Er hat, lieber Christ, auch dein Leben so geleitet, daß du dich überzeugen sollst: Kein Zufall, Rein blindes Schicksal hat alles in der Messe gefügt, wie es eingetreten ist; seine Hand wird mir offenbar, ja sein treues D­aterauge blickt mich durch die Führungen meines Lebens an. Nur darfst du dich mit dieser allgemeinen Gemeißheit nicht zufrieden geben, sondern du mußt trachten, sein Baterherz kennen zu lernen, also deffen gewiß zu werden, was er dir zugedacht hat, und dessen, womit du dankbar eingehen sollst auf seinen Liebes­­willen. Wie sol­ich dem Herrn vergelten alle seine Wohl­­tat, die er an mir tut? von ganzem Herzen so fragen, das erst heißt in Wahrheit Gott suchen, und dies Suchen nach Gott ist das höchste Streben, dessen wir fähig sind. Einige behaupten, das sei unser menschenlos, stets zu suchen und zu streben, aber zu finden sei uns nie beschieden, darin müßten wir uns ergeben. Aber ein Streben, das niemals das Bier erreichen kann, wird entweder ermüden oder uns unglücklich­ machen; nur das können wir im Ernst suchen, was wir zu finden hoffen. Ein griechischer­­ Weltwerfer wurde von seinem Fürsten aufgefordert, ihm zu sagen, wer Gott sei; er bat sich einen Tag Bedenkzeit aus, und als dieser vergangen war, zwei Tage, und so

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