Der Nachbar, 1912 (Jahrgang 64, nr. 1-52)

1912-01-07 / nr. 1

64. Zahrg. Ar. 1 Zum Epiphaniasfelit. Ief. 60, 1. Made dich auf, werde iit; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über Dir, heben mal es ‚ein großes Ort der Christenheit,­­ Epiphanias, die Erscheinung des Herrn, bis das a) Licht von Bethlehem, das aus der Nacht hervor» SEI brach), den Stern der Weisen, der doch nur durch die Nacht den Weg zeigte, verdunkelt hat. Anders gesagt, bis das Weihnachtsfest aufkam und Epiphanias vers­drängte. Aber wenn auch im Kirchenjahr nicht mehr, im Christenglauben ist es immer noch ein großes Fest, die Weihnacht der Heiden, der Tag der Herrlichkeit des Herrn, die aufgeht Über seinem Volk. Darauf wendet das große Wort des alten Propheten unsere Gedanken: die Herrlich­­keit des Herrn gehet auf über dir. Was ist sie doch, wo sollen wir sie suchen? Nein, nicht in irdischen­ Dingen, auch nicht in Wunderglanz und Himmelspracht. So hat sie das betörte Bolk gesucht, wenn es seinen Mefsias sich dachte einherschreiten an der Cpike seiner schimmernden Heere mit strahlender Krone und lel­endem Schwert, aufzurichten Davids Thron in der Burg Sion, ein Weltenherrscher — wo ist davon etwas zu sehen an ihm, der ein armes Kind in der Krippe liegt und ein demütiger Lehrer in den Schulen predigt und ein DBer­­spotteter am Kreuz hängt? Wir sahen ihn, spricht Sefatas, aber da war nichts, das uns gefallen hätte; er war so ver­­achtet, das man das Angesicht vor ihm verbarg. Und so hat Hejekiel im Gesicht am Wasser Chebar die Herrlichkeit des Herrn geschaut, die Wundergestalten der Cherubim um seinen leuchtenden Thron und ihn selbst in dem lichten Feuerglanze seiner M Majestät, und Seraias hat so das drei» mal Heilig­raufchen gehört in der Ewigkeit — aber nichts von dem liegt um die Erscheinung des Herrn. Bethlehems Licht verlorch und die Verklärung auf Tabor ging rasc)­­ vorbei; er ward an Gebärden und Gestalt als ein M­ensch erfunden, sagt Baulus. Nein, wir haben es anders gelernt und anders erkannt. Das ist seine Herrlichkeit, daß die Fülle der Gottheit leibhaftig in ihm wohnte, und das ist Gottes Herrlichkeit, die in ihm erschienen ist, seine Gnade und seine Wahrheit. Daß wir durch ihn wissen, daß ein gnädiger Gott, ein barmherziger Vater über uns im Himmel wohnt, der Sünde vergibt und erläffet die Ntifse­­tat den Übrigen seines Erbteils, desssen Luft es ist, seinen Kindern Gutes zu tun durch Christum und um Christi willen. Daß wir durch ihn die Wahrheit haben und be­sigen seiner Erkenntnis, welche das ewige Leben ist, und damit Mut und Kraft und Freudigkeit, unseren Weg in Glauben sand Geduld, in Liebe und Hoffnung durch die arme Welt zum Himmel zu suchen und zu finden. Und sie ist aufgegangen über uns, als er auf Erden gewandelt ist und sie in ihm sichtbar geworden ist in Krippe, Kreuz und Krone, und sie scheint über uns in seinem ewigen Wort, das von ihm und seiner Gnade zeugt, in welchem er selbst uns nahetritt und mit uns redet und ist bei uns alle Tage bis an der Welt Ende: „Dies ist: das Ansehen der Herr­­lichkeit des Herrn!“ (Hej. 1, 28.) Und das ist dein Licht, Menschenkind, dein Licht ist kommen, Christenheit. Es scheint über dir. Es scheint in deine bösen Wege, deine verkehrten Gedanken, deine argen Per Nachbar Sonntag 7. Zan. 1912 |

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