Deutsche Tageszeitung, Oktober 1935 (Jahrgang 2, nr. 296-322)

1935-10-01 / nr. 296

Seite 2 Deuutsche Tageszeiinung kompromißlos müssen wir in einer anderen grundlegenden Frage sein, an der sich beim Bau der neuen Volksge­­meinschaft die Geister Scheiden werden. Wir wollen nicht nur eine dbeutsche, wir wollen vor allem auch eine sozialistische Volksgemein­­schaft haben. Und hier sehen wir die Hauptaufgabe unseres Staltes, rücksichtslos dieser unserer Weltan­­schauung im Rahmen unserer V­olksge­­meinschaft zum Siege zu verhelfen. Im Rahmen des rumänischen Staates, dem wir angehören und an dessen Aufbau mitzuarbeiten wir vom ersten Tage unseres Erscheinens an fest entschlossen waren, wie wir dies auch immer wieder zum Ausdruck ge­bracht haben, wollen wir eine Volks­­gemeinschaft errichten, in der es wirklich keine Serren und keine R­echte mehr geben soll.* Wir werden die Ver­­treter des Kapitalismus, die uns zu Anechren des Geldes herab drücken wollen, ebenso bekämpfen, + ÓN dem siebenb­ürgisch-deutschen Liede: „3 bin ein Sachs, ich jag’3 mit Stolz" Heift 3 in einer Strophe „wo gibts ein adliger Gesehlet, da Feiner Herr und Feiner Knecht.“ wie alle Dunkelmänner unserer Seit, die uns unser Deutschtum nehmen wollen. Wir stehen und fallen für un­sere Ueberzeugung. Und hinter uns marschieren Tausende. Die meisten von ihnen haben wenig oder gar nichts an leiblichen Gütern und auch ihre Treue zu uns, der Bezug unseres Blattes, bedeutet für manchen ein schweres Opfer. Der Tag aber wird kommen, wo eine Balksgemeinschaft erftehen wird, stark genug, um auch den ärmsten unter uns, der ehrlich zu seinem Bolke steht, mitzutragen, eine­r Volksgemeinschaft, fark genug den Kampf um unsere völkischen Be­­lange auch nach außen hin nicht nur aufzunehmen, sondern auch erfolg­reich zu führen. An dem Aufbau dieser Volksgemeinschaft mitgearbeitet zu haben, wird nicht nur für diejenigen, die in selbstloser treuer Arbeit unser Blatt gestalten, sondern für alle, die als Zejer und Bezieher den Bestand un­seres Blattes fihbern helfen, das Gefühl slotzer Freude und Genug­­tuung erwecen. Mit der ruhigen Zuversicht, daß eine Idee stärker is als Menschen, tritt unser Blatt seinen weiteren Weg an. Tatarescus Stich in das Wespennest: Scharfe Abwehr Durch Berfaslungsfront Avereden, Tranen-Jaffy und Georg Bratiann nehmen gegen Tataresen Stellung .Bukarest, 30. September (fernmündt.). De Berfafljungsfront hielt ge­­fern vormittag in einem Lichtspieltheater eine sehr gutbejuhte Kundgebung ab, an der auch Marshall Averescu für die Volkspartei und Georg Bra­tianu, der Führer der Sungliberalen, sprachen. Die Versammlung wurde err­öffnet mit einer überaus heftigen Stel­­lungnahme des Volksparteilers Tran­cu-Saffy, der die Herausforderung der Opposition durch den Ministerprä­­sidenten Tatarescu als eine Frech­heit bezeichnete. Marshall Averescu gab in seiner gewohnten Weise einen geschichtlichen Ueberblick über die Tätigkeit der Volks­­­­partei und seine Einstellung zur Krone. Auch er wies für seine Person die Ber­hauptung des Ministerpräsidenten mit aller Entschiedenheit zurück. Die mit großer­ Spannung erwartete Rede des jungliberalen Führers Georg Bratianu war ebenfalls eine entschiedene Abrechnung und eine scharfe Abwehr des Vorliekes der Re­gierung gegen die Opposition. Georg Bratianu betonte ebenso entschlos­­sen wie Averescu, das Festhalten an der verfassungsmäßigen Form. Der Beisammlung wohnte auch ein Vertreter 3­ge­niugruppe als Beobadj­­er bei. Mussolini versucht sich zu rechtfertigen: Appell Italiens an England Slarstellung der Ziele . Seine Schädigung ver­britischen Belange Rom, 30. September. Unter dem Bors ji Mussolinis hat der italienische Ministerrat die Richtlinien der italieni­schen Politik im Streitfall von Ubessinien und seinen zwischenstaatlichen Rükwirkungen festgelegt. Diese Richtlinien hat der Ministerrat für die unmittelbare Zukunft wie folgt umscrieben : 1. Italien wird den Völkerbund nicht verlassen bis zu dem Tag, da der Völ­kerbund selbst die Verantwortung für die „Maßnahmen“ gegen Italien über­­nommen hat, · 2.Nachdem der Ministerrat von den herzlichen Augdbückett der durch den britischen Botschafter übermittelten mündl­lichen Botschaft Sir Samuel Hoakes Kenntnis genommen hat, erklärte er nochmals, daß die Politik Italiens keine unmittelbaren oder mittelbaren " Siefe verfolgt, die die Belange Großbritanniens verlegen könn­­­ten. Die englische Regierung ist seit dem 29. Januar bis heute in loyalster Weise von den kolonialen Zielen der italie­­nischen Politik unterrichtet worden und auch von den Belangen, die sie geleitet und die in zweiseitigen Abkommen von Großbritannien selbst anerkannt worden sind. Ueber alle antifaischisfischen Moystis­fikationen hinweg muß das englische Bok willen, daß die italienisiche Regie­­rung der britischen die Bereitschaft mit­­geteilt hat, über Rein Ueberein­kommen zu verhandeln, das hinsichtl­ich der Belange Englands in Ostafrika Beunruhigung schaffen könnte. 3. Die faschistische Regierung erklärt in feierlichster Weise, daß sie alles vermeiden wird, was den italienisch­­aber finischen Streitfall erweitern könnte. Paris, 30. September. Nach einer Londoner Havas-Meldung wurde in englischen politischen Kreisen der römische Beschluß, wonach Italien, solange Die Verhandlungen nicht abgebrochen seien, den Völkerbund nicht verlassen werde, mit Befriedigung aufgenommen. Man meint indessen, daß die Ausfüh­­rungen über die Angriffsabsichten Abes­­siniens nicht stichhaltig seien. Im­­merhin nimmt man zur Kenntnis, daß Italien bereit sei, ohne Beeinträchti­­gung des nationalen Prinzips die Ver­­handlungen fortzulegen und den Streit auf das Gebiet der kolonialen Be­­lange zu beschränken. Man weiß in­dessen nicht, ob der gemäßigte Ton der Verlautbarung ein Zeichen der Frie­­densbereitschaft it oder bloß die italienischen Bestrebung zu recht­­fertigen trachtet. Im allgemeinen zieht man die Folgerungen, daß Die Aussichten sich etwas gebessert haben. 2London stellt Besserung fest Genf, 28. September. Die Beschlüsse des italienischen Ministerrates haben in Genf allgemein beruhigt. Die Er­lärung, daß Italien solange im Belferbund verbleiben wird, als der Bund nicht Maßnahmen gegen Ita­­­ien annehme, wird als eine abge­­schwächte Wiederholung früherer italie­­nischer Erklärungen angesehen. Der Teil der Erklärung, worin „Italien mitteilt, er werde die Belange Eng­­lands stets beachten, wurde überall Genf ruhiger mit voller Achtung aufgenommen. Sch­egh­­ hat die Erklärung, daß Italien den Streit auf Afrika beschrän­­ken wolle, auch die Gemüter beruhigt, die im Falle eines bewaffneten Streit­­falle einen europäischen B Zusam­­menstoß befürchtet haben. Baris wenig zuvbersichtlich Paris, 30. September. Einzelne fran­­zösische Zeitungen glauben, daß der K­rieg nunmehr unvermeidlich Hi und man nunmehr versuchen müsse, ihn einzudämmen. Es wird hervorge­­hoben, daß Mussolini sich in der Ver­lautbarung des Ministerrats a­ns­pr­üc­­lich an England gewandt habe und wahrscheinlich bereit sei, mit London unmittelbar zu verhandeln Doch st wenig Ansiccht, daß England darauf eingebe. ! |i |; ! it 1. Oktober 1935 bereitet die England Abschnürung des Mit­­telmeeres vor­ sammengezogen, um im Streitfalle Jta= Buris, 30. September. Die britische Admiralität hat große Flottenein­­heiten aus Malta und dem Mittel­meer zurü­ckgezogen und an den Ausgängen des Mittelmeeres zim l­en abschnüren zu künnen Im Malta fun nur einige Zerstörer und Unterseebote verblieben, weil Malta nach Ansicht der Sachverständigen binnen­ einer halben­ Stunde von Italien mit se viel Flugzeugen beschieft werden konnte, daß der Himmel sich verfinstern würde. Die Verteidigung ist Haupt­­sächlich auf Fliegerab­wehr einge­­stellt. Frankreich­ hat die Hälfte seiner Kriegsflotte im­ Mittelmeer zu­­sammengezogen,­­ vor allem in Tonnen, um solcher Art zu zeigen, dab es im Streitfall neutr­a­lı bleibe. / Letzte Feststellung des­ Negus: Abessinien wird allen Angriffen Widerstand leisten Bereitwilligten­ zu Grenzberichtigungen Auf dieser Grundlage jederzeit neue Verhandlungen London, 28. September. Aus Addis Abeba meldet der B­erichterstatter der "Evening Standard", dab der Kaiser Haile Selassie, den abersinish-ilar ltenischen Streitfall wie folgt zusam­­m au­feisten, menfaßte: Aberlinien hat alles getan,­ um den Streit friedlich beizulegen und meine "Regierung "ist bereit, die Aufgabe des­ Völkerbundes Unterfüßung von Beratern zum Nahen des Landes in Anspruch zu neh­­men, vorausgeseßt, daß wir diese Ber­­ater aus den Anwärtern des Bölkere Gebietse­­­mittag bundes­frei wählen können. Abtretungen an Italien sind nur in Form von Grenzberichtigungen denkbar, Italien hat die Vorschläge Edens abgemiesen. Auf dieser Grundlage können aber Ver­­handlungen stets wiederaufgenommen werden, wäre es, auf der durch Ablehnung, der Beschläge des Fünferausschusses ges­chaffenen Lage eine Entscheidbung zu treffen. Unbedingte Bflicht des Rates ii es, für die Achtung des Friedens zu sorgen und auch Schritte zu bestimmen, die im Falle eines gegen Abelfinien gerichteten Angriffs zu unter­­nehmen wären. Abelfinien it nicht verpflichtet, Opfer zu bringen und ss zugunsten der italienischen Ausdehnung verstümmeln zu lassen. Und es ist nicht denkbar, daß Italien­ die öffentl­­ fiche Meinung der Welt herausfordern­­­ wird. Jedenfalls ist Abeffinten entschlos­­­ fen, allen Angriffen Wider­st­and | Allgemeine Mobil­­­machung in Abelsinien Bukarest, 30. September (fernmündt.).. Der „Universal“ teilte: geffern nach in einer Genderausgabe die allgemeine Mobilmachung der abessinischenzürmee, in Form: einer ante­­ihen Mitteilung,an: den­ Völkerbund, der hauptstädtlschen Bevölkerung mit, Bann beginnt der Krieg? Paris, 30. September. „Matin“ meldet aus Rom, daß die Feindselig­­keiten wahrscheinlich Mitte nächster Mod­e beginnen­ werden. Die Truppen­­beförderungen nach Abelsinien wurden bei Kleunkgk: Aus mar und Deutliche mit dem Tode bedroht Die „Pornnca vremii“ veröffentlicht eine Meldung der Nachrichten-Agentur Radio-Orient, der zufolge zahlreiche Juden aus der Sowjetunion, die von den litauischen Behörden im Memelge­­biet eingebürgert wurden, einen unbes­­chreiblichen Terror auf die bodenstän­­dige Bevölkerung im Memelgebiet aus­üben. S­üdische Terrorbanden, die von den litauischen Behörden mit Revolvern ausgerüstet wurden, dringen mit Ge­­walt in die Häuser ein und bedrohen die Bewohner mit dem Tode, falls sie bei den Wahlen ihre Stimme nicht für litauische Kandidaten abgeben sollten. Ueberfall auf Studenten 15 deutsche Studenten, die in Ber­gleitung von 6 Studenten der Belgrader Universit­ät eine Fußwanderung dur­ Siüdslawien machen, wurden in der Ort­­schaft Beci von zahlreichen Kommunisten mit Steinen und Mevolverjgüssen an­gegriffen. Der deutsche Student Otto Macensen wurde dabei schwer verlegt,­ ­ Roch immer nicht genug­­­ derungspässe verlangt. Diesem Ansuchen Der Berliner Oberrabiner hat eine Denkschrift an die Neidigregierung ge­richtet und für 45.000 Juden Auswahd soll in allernächster Zeit stattgegeben werden. Es heißt, da­ von den 45.900 auswandernden Juden nicht weniger als 25.000 nach Rumänien einwandern werden. Bis nun befinden sich zuvei­­lässigen Nachrichten zufolge fast 2 Mil­­lionen Juden in Rumänien. Nundiunf Dienstag, 1. Oktober Osteuropäische Abendzeit Deutschlandsender: 8 Boltsmusik, 8,55 Die Ahnentafel, 9,15 Stunde der Nation, 10 Pro­­menadekonzert. Berlin: 8 Unterhaltungskon­­zert, 11,30 Bon deutscher Art und Kunst. Ham­­burg: 10 Til, der Meistersh­elm, 11,25 Der Sport im September. Breslau: 8 Deutsche im Ausland, hört zu­ Leipzig: 8 Bunte Bolts­­musik. Stuttgart: 8,50 Mal Halbe. München: 7,30 Bücher unserer Zeit, 10 Das Reibeisen. B­ufarett: 9,35 Sinfoniekonzert. Dfenpest: 8,30 Hochzeit im Fasching (Oper),­­ 9,35 Nach­­richten, 11,35 Zigeunermufik. A

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