Deutsche Tageszeitung, Oktober 1935 (Jahrgang 2, nr. 296-322)
1935-10-27 / nr. 319
Onorrennen pentru Cultura Astra" Sibiu Ieu uffche Ein Mandat Für Italien? 30.000 Republikaner machen einen Aufstand Rom äußert sich über seine Ansprüche — Simon leugnet den Umfall Englands „Die Atmosphäre geklärt“ — Nevointion auf Kreta . König Karl leicht ertrankt Bukarest, 26. Oktober (fernmündf.). Der König st seit gestern leicht erkrankt.Infolgedessen mußten die für heute in Sinaia angesagten Arbeitsaudienzen der Minister Inculeb, Rarpedalu und General Anghelescu pert bots werden. "Si«naia«um ne Michael im Namen der Regierung zu seinem Geburtstage zu beglückwünschen. Brozeh Bihoffi vertagt Bukarest, 26. Oktober (fernmünd.). Vorgesternnachmittag wurde, wie besreits gemeldet, vor dem Kassationshof der Prozeß gegen GeneralCihoffi verhandelt. Die beiden Verteidiger des Generals wiesen darauf hin, daß der Prozeß auf Grund des bei gewohnlen Prozessen üblichen Verfahrens zu verhandeln sei, und forderten, daß General Eihoski Zeugen zum Verhör namhaft machen dürfe. Der Generalstaatsanwalt hielt eine milde Ankragerede und gab u. a. auch einen geschichtlichen Rückblick auf die Anwendung des Gejeges über die Versantwortlichkeit der Minister. General Eihofff ist erst der dritte Minister, auf den Dies Gejeg angewendet wird. Bisher wurden in den Jahren 1862 und 1888 Minister vom Parlament vor den Kassationshof gerehtet. Der Kassationshof nahm die Forderung der Verteidiger an, und segte einen neuen Prozentag für den 28. November fest. Als Zeugen sollen auf Ansuchen Cihojtis Marshall Prezan, Julius Maniu und Alexander Baida Bovevod geladen werden. Vom Standpunkt der „zivilisierten“ Menschheit . Die Forderungen Italiens Seine Nechte aus Dem Dreimächtevertrag mühsen geachtet werden Ministerrg die Sienase Konflikte Rom, 26. Oktober. Im Leitartikel des „Siornale d’Italia“ legt Bergimo Gardaiten des Italienischs dar, wobei er zu folgender Schlußfolgerung gelangt: Man muß eine internationale Organisation schaffen, deren Wirkungskreis das ganze Abessinien umfaßt. Das eigentliche Abessinien muß von den später eroberten Gebieten getrennt werden. Die im Dreimächtevertrag von 1906 Italien zugesicherten Rechte müssen geachtet werden. Im I Interesse Italiens müssen die Rüftungen X Abeffiniens herabgeseßt werden. Man muß ferner die Bejehung der Provinz Tigre durch Italien und das dort von den Italienern eingeführte humane Regime befürworten. Italien wünscht, daß Abelsinien auf dem Boden Erythräas einen Ausgang zum Meer gewinnt. Dieses sind die Grundmaße, die man als Bestandteil der italienischen Lösung bezeichnen kann. Alle hier aufgestellten Forderungen stehen im Einklang mit den Bestimmungen und dem Geist der Völkerbundfakungen und den bestehenden Verträgen, sowie mit den Gesichtspunkten der zivilisierten Menschheit und den Bestimmungen Italiens. Abeslinische Verstärkungen im Anmarsch Addis Abeba, 26. Oktober. Seit ders gestern ziehen unablässig Truppen aus der Landschaft Kaffa und Galla und aus der Landschaft Wollaga nach Addis Abeba. Ras Getatjchu Abate, der Statthalter von Kaffe, nahm mit dem Negus den Borbeizmarsch der Krieger ab, die auf 50.000 geschäßt werden. Ras Getatschu ist der Sohn des berühmten Ras Abate, eines alten Adua-Klämpfers. Er war früher Minister in Paris und London und auch Vertreter in Genf. Kleine Kundgebung der Rumänischen Front am 14. November Bukarest, 26. Oktober (fernmünd.). In Bocfa Montana im Banat fand eine Führerbesprechung der Rumänischen Front unter dem Barfiß Baida- Boevods statt. Bei dieser Gelegenheit wurde die Frage aufgeworfen, ob auch die Rumänische Front mit einer Massenkundgebung am 14. November in Buskarest hervortreten solle. Baida ist jedoch dagegen, da er keine zentralisierte Massenkundgebung, sondern Einzelkundgebungen in allen Teilen des Landes veranstalten will. Gemäß diesem Grundmaß jebte die Rumänische Front ihr Versammlungsprogramm für den Herbst fest. Anschlag auf zwei Abgeordnete Zukarest, 26. Oktober (fernmündf.). Borgesternabend wurde in Turnseverin ein Anschlag gegen die beiden Abgeordneten Borvoreanu und gicea verübt. Die beiden Opfer des Anschlages nehmen gegen 10 Uhr abend nach Hause zurück, als sie an einer dunklen Straßenecke von einem Mann, der ihnen dort auflauerte, angeschosfen und verlegt wurden. Dem Angreifer gelang es, in der Dunkelheit zu entkommen. Es fehlt von ihm jede Spur. Einer der beiden Berleiten mußte ins Spital gebracht werden. Beide sind jedoch augenblicklich außer jeder Lebensgefahr. Es wurde sofort eine strenge Untersuchung eingeleitet, um festzustellen, ob es sich vielleicht um einen politischen Anschlag handelt. . | Reform des Bölkerbundes ? Paris, 26. Oktober. Nach dem Londoner Berichterstatter des „Echo de Paris“ hatte der zurzeit in London weilende Generalsekretär des Bölkerbundes, Avenol, mit Eden Besprechungen gehabt, mit dem Ziel, eine Reform des Bölkerbundes herbeizuführen. Eine solche Reform halte man in Londoner politischen Stellen für unvermeidlich. Darnach solle der Völkerbund lediglich zu einem Berfüchhnungswerkzeug werden, also eine Rolle spielen, wie man sie ihm in England zehn Jahre lang seit 1924 zugedacht habe. Innerhalb des Bundes, dessen Schlagkraft geschwächt würde, würden unmittelbare Bündnisse (Ententen) zwischen europäischen Staaten abgeschlossen werden. Das Blatt behauptet, es handele sich hiebei um einen verschleierten Beruch, ein Direktorium der europäischen Großmächte auszurichten. England habe aus den Erfahrungen der rechten Seit die Lehre gezogen, daß es sich nicht p vollständig vereinsamen könne, C- Ausgabe (Cibinium) Schriftzeitung: Rosmaringafie 1; Fernsprecher 299 Bermwaitung: Metropoliegafie 15 ; Fernsprecher 298 Sibiu-Hermannstadt Bohfah 97° — WPoftichecfonto 62181 ve 2. Jahrgang Solge 319 esseilt Sonntag 27. Oftober 1935 u Wan Bezugspreise monatlich: ohne Anstellung 60 Lei mit Zustelung 70 Leicaseigenpreise: Die 65 mm breite Millimeterzeile im Anzeigenteil Lei 3 °— — Untere Erntedanffeste! von Hans Kaufmes Meberall, wo deutsche Bauern ihre Scholle bearbeiteten, versammelten sich diese alljährlich im Spätherbst, wenn sie ihre Felder abgeerntet hatten, im Gotteshaus zum Erntedanktrest, um in einem guten Jahr das Lied von der reichen Ernte, in einem schlechten Jahr aber das Lied von der Fargen Ernte zu singen. &3 war ein Erntedanf ausschließlich der Bauern. In den Städten gab es schon seit Jahrzehnten sein Erntedanffest. Der Liberalismus und der Kapitalismus hatten längst jedes Empfinden für den Ausfall der Ernte des Bauern getötet. &3st dies ein Zeichen dafür, daß ein Großteil des Boltes zum Bauernstande seinerlei, oder im besten Falle geringe Beziehungen hatte. Der Bauernstand wurde verfannt und die Bedeutung viel zu gering eingeschägßt, die er al Mehrund Nährstand für das Bestehen eines Volkes hat. Besonders schön hat sich der Brauch, das Erntedankfest zu feiern, bei unseren deutschen Volksgenossen im Buchenland erhalten. Stier versammelt sich die Bauernschaft einer ganzen Gemeinde, um in einem Umzug zum Ausdruck zu bringen, daß die Ernte eingebracht wurde. Boran wird die Erntekrone gestragen, die mit bunten Bauernbändern geschmüct ist. Ihr folgt eine Musikkapelle und die Jugend. Den weiteren Zug bilden die schwerbeladenen Erntewagen mit Feldfrüchten aller Art. Hinter dem Wagen, der hoch mit Garben beladen ist, schreitet eine Gruppe Schnitter, hinter dem Heuwagen sehen wir Männer mit der Sense und Frauen mit Leurechen und Wasserkrügen. So hat jeder Wagen seine Gruppe. Das Fest wird durch Tanz um die Erntekrone abgeschlossen. Und wieder einmal rüstet unsere Bauernschaft zum Erntedankfest ! Wieder einmal sollen die lebten Aehren zur Erntefrone und zum Erntefranz gebunden werden, wie es Die Urväter taten. Die Bauernschaft will aber auch werben bei allen deutschen Volksgenossen, ihre Erntedankfeste mitzus feiern, damit sie dadurch ihre neue Versundenheit mit dem Bauernstand bestanden. Mögen sie an diesem Tag erkennen, daß durch den Bauernstand entweder eine neue Zukunft erkämpft wird, oder alle untergehen werden ! Was die Erneuerung des Deutschen Bauern anbelangt, halten wir aber noch am Anfang! Der Bauer ist sich der gewaltigen Aufgabe selbst noch nicht bewußt, die auf ihm lastet. Er ist der Sämann, aus desssen Saat auf dem Felde Garben wachen für unser tägliches Brot. Er ist aber auch der Sämann, der auf den Feldern der Wolfsmehrung die Saat bestellen muß, um auch hier für neue Geschlechter Garbe an Garbe zu reihen. So wird