Die Karpathen, Oktober-März 1910-1911 (Jahrgang 4, nr. 1-12)

1911-01-15 / nr. 8

Sie Karpathen EZ Zweites Januarheft 1911 IV, Sahrg. Heft 8 Das häusliche Glück. Bon Adam Müller-Luttenbrunn. P­ersonen: Der Großvater. Audi. Der Vater. Hans. Die Mutter. Emm. Frieda. Die Aefi. Grete. Die Kathi. Wir befinden uns in einem gut bürgerlichen Wiener Zimmer, halb Speiseraum, Halb Gibzimmer der Hausfrau. CS it grün tapeziert, gut und gediegen möbliert, aber nicht allzu modern. Auf der rotbraunen PBlüfchdecke des Tisches eine niedere Base mit frischem Flieder. Die Eingangstür aus dem Vor­­zimmer, eine weißgestrichene Flügel­tür, in der Mitte. An der Linken Seitenwand, ganz rückwärts, eine einflügelige Tür, die in das Zimmer der Söhne führt. Linie vorn, in die Bimmerede eingebaut, ein geräumiger Erfer, auf dessen erhöhten Podium das Bläschen der Hausfrau. Rundbant im Erfer, ein Nähtisch, ein Stuhl, zwei Stocherin. Dem Erfer gegenüber, vorn rechts, ebenfalls eine einflügelige Tür, die in die andern Wohnräume führt. E38 ist zehn Uhr vormittags, hell und sonnig. Frau Lori Wimmer (eine statt­­liche, noch immer schöne Frau von 42 Jahren, mit mütterlichen Formen, blonden Haaren, grauen Augen, fitt im hellen Hausfleisch, eine Handarbeit vor sich, beim Erfertiiciegen. Sie ar­beitet, greift nach der Zeitung, Die neben ihr auf einem Grocder f­liegt, wirft einen Blick hinein, legt sie un­­willig­t wieder fort und arbeitet weiter. Kleine Pause­. Emmy (ein fünfzehnjähriges, frühreifes, hübsches, blondes Tüchter­­chen, kommt von rechts): Mutti, ich kann die Seide nicht finden. Frau Lori: Suche zuerst im Kopf. Wo Hast du gestern zulegt ge­­arbeitet ? Emmy: Zu—lebt? Hinten, bei den Buben. Frau Lori: Naaljo! Such’ dort! Emmy: Aber dort ist jeßt Die Resi, dran Lori: Was tut das? (Sieht nag der Uhr): Sie könnte übrigens schon fertig sein. . Emmy: Jamohl, Längst! Frau Lori: Ja, warum gehst du denn nicht? Emmy: Mit der Rest bin ich bös. Frau Lori: Wieder einmal! Warum denn? Emmy: Weil sie mich gestern nicht in die Küche gerufen hat. Frau Lori: Ach so! Wie die Torte gemacht wurde! Die Najchlabe it zu kurz genommen. Emmy: Wie immer. Ich bin immer die Lebte, Frau Lori: Also geh’, geh’. Mit einem Stubenmädchen ist man nicht böse. Frage sie, ob sie beim Auf­­räumen seine Seide gefunden hat. Aber höflich? Emmy: Das auch noch ? dran Lori: Du meißt schon, XV. 229 m mn

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