Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1931 (Jahrgang 2, nr. 133-171)

1931-11-26 / nr. 157

űl 2 Die neue Zeitung EEE, Donnerstag, 26. November 1931. — Wr. 157 Abwälzung auf die Einleger ermöglicht wird, vom Ent­­wurfe schwer betroffen und vielfach in ihrer Erid­enz bes droht. Das ausländische Kapital ist meistens über die Banken in unserer Wirtschaft investiert worden, woraus seine Verbundenheit mit dem Geschicke der Banken ohne­­weiters hervorgeht. Gerade diese haben aber, wie wir bereits mitteilten, schwere Bedenken gegen den Entwurf erhoben. Das eine dürfte klar sein, daß der land­wirt­­schaftliche Kredit durch eine Regelung der Umschuldung im Sinne des Entwurfes schwer leidet und daß der ein­­fache Mann von seinem Glauben an die unbedingte und ehrliche Erfüllungspflicht eingegangener Schulden ein Gut­teil verliert. Die Not­ der Gegenwart ist aber stärker als die Bedenken für die Zukunft. Gensationeller Prozeß in Leipzig. Der Staatsgerichtshof in Leipzig hat die Journalisten Dsitebky und Kreisier zu je 11/2 Jahren Gefängnis ver­­urteilt, weil sie in der Leitschrift „Weltbühne“ militärische Geheimnisse (angeblich über Sonderzu­wendungen an die Luftflotte) veröffentlichten. (Es ist zu begrüßen, daß man in Deutschland gegen Spi­eleien und Staatsverrätereien endlich scharf vorgeht.) VBerschwärung gegen König 3091. Aus Belgrad wird berichtet, daß die albanesischen Behörden eine VBerschwärung gegen den König Zogu auf­­gedeckt hätten. Alle Schuldigen konnten festgenommen werden. Die Republik Spanien wählt ihren Präsidenten. Zwischen dem 10. und 14. Dezember finden in Spanien die Wahlen für den Staatspräsidenten sta­t. Der Kandidat der Regierung is­tUlcala Zamora, dessen Erwählung ziemlich sicher ist. Bis jebr ist kein Gegen­­kandidat aufgestellt worden. Keine Besseiung der Zustände in der Mandschurei, die aus chinesischer Quelle gemeldet wird, bereiten die Sapaner eine neue Offensive am gluke Noni vor. Die Eisenbahnlinie im Südwesten der Mandschurei ist für den Zivilverkehr gesperrt worden. Sie wird von den Sapanern zum Transporte ihrer Truppen verwendet. In Paris verwandeln die Politiker bisher ohne großen Erfolg. Es­­cheint, als ob man sich dem Standpunkte Japans auf offen Chinas genähert habe. China wird aber immer energischer und verlangt die Wiedergutmachung der ihm angetanen Vergewaltigung, was durch eine sofortige Zurückziehung der japanischen Truppen erfolgen kann. Dazu ii Japan, dessen Raubtuff sich tagtäglich steigert, nicht zu bewegen. Im Gegenteil! Es wird sich eine Regierung aller Parteien bilden, damit die Aufnahme eine inneren Anleihe zur Fi­nanzierung des manda&urlichen Abenteuers gesicherter er­­scheint. Die Kommi­tation, welche nach der Mandschurei entsendet werden soll, wird sich aus 5 Mitgliedern und zwar je einem Vertreter der Mächte England, Amerika und Frankreich und je einem Kommissar Chinas und Japans zusammenseßen. Ein plastisches Bild des Kampffeldes am Fluße Noni gibt ein Kabeltelegramm der Agentur „United Brep“ aus Tjitfikar. Der Vertreter dieser Agentur hat das Schlacht­­feld besucht. Die Leichnahme der toten Arteger sind ein­­gefroren, Hunde durchstreifen die Gegend und suchen nach Beute. Dasselbe tun die Bauern, denen es nicht darauf ankommt, sich Stücke der toten Pferde herauszuschneiden und zu verzehren. Am schlechtesten kommen die Ver­­wundeten weg, denen infolge der unglaublichen Kälte nur selten Hilfe gebracht werden kann. Viele erfrieren in wenigen Stunden. Wirtschaftsnotizen . Mitteilungen der Hermannstädter Handels­­kammer. Das Handelsministerium hat im Einvernehmen mit dem Finanzministerium eine Reihe von Laboratorien bes­­timmt, die die Aufgabe haben, die zur Ausfuhr der ftimmten Weine und alkoholischen Getränke zu analysieren und darüber Zeugnisse auszustellen. Im Nachstehenden geben wir die siebenbürgischen Laboratorien samt ihrem Wirkungskreis wieder. 1. Bakteriol. und chem. Labo­­ratorium des Gef. Min. in Temesvar für Temes, Torontal; 2. Chem. Laboratorium der Techn. Hochschule in Temes­­var für Temes, Severin; 3. Chem. Laboratorium des Gef. Min. in Arad für Arad; 4 Hygien. Laboratorium des Gef. Ministeriums in Großwardein für Bihor; 5. Hygien. Laboratorium des Gef. Min. in Sathmar für Sakthmar, Salaj, Marmarosh; 6. Laboratorium der Landwirtschaftl. Akademie in Klausenburg für Klaufenburg, Groß-, Kleinkokeln, Mureș; 7. Regionallaboratorium des Gel. Min. in Alaufenburg für Somes, Thorenburg, Nachod, Hermannsladt; 8. In Bukarest für 31100, Vlasca, Prahova, Buzau, Dâmbovita, Fogarasıh, Burzenland, Hreiffühle, Cjik, Udvarhely und Muscel; 8. Chem. Zentrallaboratorium des Gef. Min. in Bukarest für die­­selben Komitate; 9. Laboratorium der agronom. Station, Bukarest, für dieselben Komitate; 10. Chem. Laboratorium des Munizipiums Bukarest für dieselben Komitate und 11. Laboratorium für landw. und industr. Analysen, Str Arges 7, in Bukarest für dieselben Komitate. Das Metallgeld liegt bald auf der Straße. Alle Gebiete Rumäniens sind befleißigt, Geld herzu­­zustellen. Bald hört man von einer Fälscherbande in der Bukowina, dann im N­egat, nicht zulegt in Siebenbürgen. Die Fortgeschrittenheit unseres Landesteiles zeigt sie auch auf diesem Gebiete. Vor einigen Tagen ist ein Geldfälscherkonsortium mit dem Hauptsig in Mehadia (unweit von Herk­ulesbad) auf­­gedeckt worden. Die „Unternehmer“ stellten 10 und 20 Leistik­e her und zwar in einem Ausmaße von 80.000— 90.000 Stüd. Der Führer der Bande ist ein gewisser Coser, ein alter Geldfälscher, seine Komplizen sind Garomfil, Zabara und Lupu. Die Fälscher sind gefaßt worden, das falsche Geld aber bleibt im Umlauf. Wieviel solchen Schein­­geldes wird schon kursieren ? Und nun soll auch noch Silber­­geld herausgegeben werden ! Schließung weiterer Mittelschulen. In Anbetracht der großen Finanzschwierigkeiten und der Überproduktion an Intellektuellen hat der Staat eine große Zahl von Lehrerseminarien (über 30) und noch weit mehr Lizeen geschlossen. Wie nun aus dem Budget des Unterrichtsministeriums hervorgeht, werden noch weitere 10 Lehrerseminare und ca. 20 Lizeen und Gymnasien auf­­gelassen. Was sagt Argetinanu über die Proteste der­ Privatangestellten? Einem Journalisten gegenüber äußerte sich der Finanz­­minister folgendermaßen: Ich war mir von Beginn an das rüber rar, was die Erhöhung der Privatgehaltssteuer mir bringen würde. Zugleich wußte ich aber, daß diese Er­höhungen, wie gering sie auch immer gewesen seien, doc­­h Proteste hervorgerufen hätten, 34 habe deshalb übertriebene Quoten gewählt, um etwas zum nachlassen zu haben. Geien Sie unbesorgt, die neue Steuer wird nicht so schwer sein! Eine Steigerung wird es aber doch geben.” Steuerstreit der deutschen Grundbesiger. Der Berliner „Börsenkurier“ weiß zu berichten, daß die­ deutschen Landwirte auf einer Versammlung in Halle beschlossen hätten, nicht mehr an Steuern zu­ bezahlen, als der Reingewinn ihres Bodens ausmache. Im Falle von Zwangslizitationen solle bei Strafe des Wirtschafts­­und sozialen Boykotts niemand etwas bieten. Die deutsche Regierung geht gegen die Kartelle und Truste vor. Eines der größten­­ Sindernisse zur Senkung des Preisniveaus bilden — wie bei uns — die Kartelle und Srufte in Deutschland. Nach dem Berichte der „Montag Bolt“ beabsichtigt die deutsche Negierung einen Druck auf die genannten Wirtschaftsbereinigungen auszuüben, um ein allgemeines Herabgehen der Preise zu bewirken. Ob die Wirtscaftsmagnaten einsichtig genug sind? Bei uns warten wir auch schon lange auf eine Senkung des Preises für Zucker, Papier, Zement usw., allem Anschein nach aber vergeblich. Der Großdeutsche Wirtschaftsverband Oester­reichs gegen eine Zollunion mit Ungarn. Nach dem starken Widerstand, den das Projekt einer Zollunion Deutschland—Oesterreich bei dem feind­­lten Ausland gefunden hat, tauchte die Frage einer solchen Union mit Ungarn auf. Die enge Verbundenheit auf wirtschaftlichem­ Gebiet zieht bekanntlich auch eine Umstellung in der Politik mit sich. Die österreichischen Großdeutschen haben die Gefahr erkannt und sich gegen eine Zollunion mit Ungarn ausgesprochen. Überall Gehaltsherablegungen — überall Broteste. Auch in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika werden die Gehälter der Staatsbeam­­ten gesenkt. Im beiden Staaten sind Bewegungen im Gange, die Gehaltsherabiegungen zu verhindern. Staafreich rüstet weiter. Troß des Rüstungsmoratoriums bis zur Konferenz vom 1. Februar 1932 hat Frankreich weitere drei Kreuzer in Arbeit gegeben. Die Auswirkungen der englischen Schußzollpolitik, Amerika und Frankreich beschäftigen sich mit Plänen, die englischen Waren mit einem Ausnahmszolle zu bek­laften, um ihre Wirtschaften für die Schädigungen infolge der englischen Schußzölle zu entgeh­en. Deutschland wird dieser Entwicklung ebenfalls bald folgen, da England auf Stahl- und Eisenerzeugnisse, die ganz besonders von Deutschland eingeführt werden, nahmhafte Sollaufschläge gemacht hat. In England selbst verlangen nun auf die Landwirte Schußzölle. Wie man sieht, möchte man in England am liebsten nichts mehr einführen, dafür aber umso mehr ausführen. Es fragt sie nur, ob die übrige Welt für eine solche Politik dumm genug is. Newyork hat bereits reagiert: das engl. Pfund ist auf der dortigen Börfe [ark gefallen. . „Weil ich Angst vor Dir habe", war es schluchzend über ihre Lippen gefommen, ; b Fogg habe ic) Dir getan, daß Du Angst vor mir a­n// „Das kann ic) Die nicht sagen, weil Du es doc nicht verstehen wü­rdest.“ Da dämmerte ein Ahnen in seinem Gehirn auf und er begriff, was ihre Furcht zu bedeuten habe. Dicht war er an sie herangetreten. Mit dem Bild eines wehrlosen Wildes hatten ihn ihre Augen angefleht. Da wußte er, das seine Stunde gekommen war. Auftauchzte seine ungebändigte Manneskraft. Mit starren Armen umfaßte er sie und bettete sie sorgsam, als Re­er ein zerbrechliches Spielzeug in Armen, auf ihr aber. An jenem Tage war sie das Weib Maripas geworden. Das kiseine, gelbe Ding schmatte noch immer an der Brut der Mutter. . Da hörte sie die Frauen, die draußen im Schatten der Hütte lagen, laut auffreilchen. Miranda erhob sich, bettete das Kind sorgsam ein und trat in die Tür. Aus dem Dunkel des Waldes löste sich eine Gestalt und wandte der Hütte zu. Der Kleidung nach ein Spanier. Miranda ídrte auf: „Alfonso !" Der Wanderer blieb stehen und horchte, als habe sein Ohr einen längst vergessenen Klang vernommen. Dann aber jubelte er mit der ganzen Kraft, die seine Lungen noch aufbringen konnten: „Miranda — Mirandal“ Seine Füße flogen sicher den Wiesengrund und feuchend erreichte er die Hlitte. Schweigend standen sie sich gegenüber. Lucia Miranda, seltöner denn je, voll erblüht zu ganzer Weiblichkeit. Don Alfonso Hurtadez, bis zur Untenntlidk­­eit abgemagert, Gesicht und Hände von Dornen zerrissen, lose gegen als Kleidung um den verhungerten Körper und in den Augen das Fladern des Wahnsinns. Sie sahen sich an und in seinen Adern gewann das Blut, als er die tiefe Traurigkeit erkannte, die in ihrem Blice lag. Da brüllte er auf in Erfassung des ungeheuerlichen Bekenntnisses, mit dem ihn seine Gattin empfing. „Barum lebst Du“, schrie er ihr entgegen. „Wo bliebst Du?" zitterte ihre Antwort. Die Elobige Hand des Häuptlings fiel schwer auf die Schulter der Spaniers: „Suchst Du mich ?" fragte lächelnd der Niefe. Hurtadez sprang zurück und flirrend fuhr sein Degen aus der Scheide. „Da Dich, um Dich zu strafen” und würtend drang er auf Maripa ein. Der aber fing den Stoß mit bloßer Hand auf und zerbrach die Waffe mit spielenden Fingern. Wie eine Kate sprang der Spanier den Häuptling an. Da lachte Maripa, hob den Wütenden hoch und legte ihn behutsam ins Gras. Wildes Schludhgten durchbebte Alfonso in GEk­enntnis seiner Ohnmacht. „Bib mir mein Weib zurlid, jammerte der Besiegte. Zu seiner ganzen Größe redte sich Maripa auf und stolzer Triumph leuchtete auf seinem Antlig, als er sprach , wenn Miranda Dir folgen will, führe sie fort. 39 ge­statte es.” Als zweifle er an der Wahrheit der gehörten Worte, richtete sich Hurtadez langsam auf und ungläubig sah ei­n Häuptling an. Der aber wiederholte nochmals seine Orte. Da trat Alfonso an sein Weib heran und bot ihm die Hand. Laut aufweisend wendete Miranda ihr Haupt und verschwand in der Hütte, wo sie sich jammernd über das winzige Körperchen warf, das laut zu schmaten begann, als es die Nähe seiner Mutter fühlte. (Fortseßung folgt) Tagesneuigkeiten. Die Goethe-Feier in Weimar. Wie aus Weimar berichtet wird, ist für den 22. März, den 100. Todestag Goethes, die Teilnahme des Reichspräsidenten von Hinden­­burg an den Sestveranstaltungen vorgesehen. Am Vors­mittag dieses Tages wird ein Festakt in der bis dahin fertiggestellten Stadthalle unter Mitwirkung des Leipziger Thomanerchors stattfinden. Um 11:30 Uhr soll dann der Reichspräsident in der F­ürstengruft an Goethes Garg einen Allanz niederlegen. Zu dieser Stunde werden in ganz Deutsshland zum Gedächtnis Goethes die Glocken läuten. Vertreter des Auslandes und Delegationen deutscher Be­hördenverbände und Gesellschaften sollen ihre Kränze an einem Katafalk vor der Fürstengruft niederlegen. Am Abend wird eine Festaufführung im Deutschen National­­- und ein weiterer Festakt in der Stadthalle stat­­­nden. Bergrabene Meisterwerke.­­ Im Jahre 1927 hatte sich in Moskau ein sensationeller Gemäldediebstahl ereignet: aus einer Galerie waren plößlich fünf Gemälde alter Meister von unfrägbarem Wert verschwunden. Es handelt sie um A Rembrandts „Christus“, Tizians „Ecce homo", Gorregios „Heilige Familie“, Carlo Dolcis „Apostel Johannes“, und „Marter Christi" von Pizzano. Nunmehr sind diese allbekannten Aunstwerke dank einem Zufall plößlich wieder­entdeckt worden, und zwar in der Nähe von Moskau, zusammengerollt in Blech­­büchfen, in der Erde vergraben. Damit die Gemälde durch die Feuchtigkeit des Erdbodens nicht verlegt würden, hal­e man sie mit einer besonderen chemischen Schulsschicht bezogen. Mehrere verdäc­hlige Personen sind verhaftet worden. Das lebende Kreuz von Denver. Ein rätselhaftes Phänomen hielt drei Tage lang die Bevölkerung von Denver in Colorado (USA) in Atem. Einige Kilometer von der Sladt, hoch oben auf steilen Sandsteinklippen, hob fi urprößlich, wie von unsichtbarer Sand hingeseßt, klar und deutlich die Silhouette eines Kreuzes gegen den blaßgelben Himmel Colorados ab. War schon die plößliche Erscheinung des Kreuzes ein Mysterium für sich, so wurde das Rütsel doppelt ein­­drucksvoll, als man durch Fernsprecher erkannte, daß dieses Kreuz nichts anderes war, als eine menscliche Figur, die mit statr seitwärts gerichteten Armen auf dem Berggipfel fand. Moystishe Vermutungen mischten sich mit realeren Gerüchten über die so rätselhafte und jähe Entstehung des Standbildes. Denn nur um ein solches konnte es sich handeln, denn volle 3 Tage lang war starr und unbewegt die Erscheinung zu erblicken. Schließ­­li, als einige Ekstatiker fün die Bevölkerung Denvers dadurch in Aufruhr brachten, daß sie das Kreuz auf den . _

Next