Die Woche, 1989. Januar-Juni (22. évfolyam, 1099-1124. szám)

1989-06-16 / 1122. szám

Die WocKé Nr 1122 ; 16. Juni 1989 Auf dem Weg des Werdens Absolventen des Hermannstädter Lyzeums für Mathematik und Physik Nr. 1 sagen Lehrern und Kollegen Auf Wiedersehen! „Wie schade, dass so wenig Raum ist zwischen der Zeit, wo man zu jung und der, wo man zu alt ist.“ Dass Montesquieu mit diesen Worten genau die Ly­­zeumsjahre meinte, ist wohl nicht anzunehmen, aber bestimmt Jahre des Ler­nens, des Bildens, der Charakterbildung junger Menschen, die an einer Weg­kreuzung ihres Lebens angekommen sind. Am vergangenen Samstag wurde im Schulhof des Hermannstädter Lyzeums für Mathematik und Physik Nr. 1, das auf eine mehr als 600jährige Tätigkeit zurückblicken kann, eine weitere Gene­ration von Zwölftklüsslern verabschiedet, wurde eine vierjährige Leistungsbi­lanz dieses Jahrgangs gezogen. Und sie kann sich sehen lassen, wie man aus der Ansprache des Schulleiters, Prof. Hermann Schmidt, entnehmen konnte. Die Festlichkeiten im Schulhof wur­den durch Blasiaklänge eingeleitet, wo­bei der geschlossene Zug der Absol­venten durch das Portal mit der In­schrift ERUDITION! VIRTUTI. AC. EXEMPLI SACRA (Der beispielhaften Tugend und Erziehung gewidmet) schritt. Von den Gesichtern konnte man ablesen, dass die Absolventen sich des­sen bewusst waren, dass sie die Ge­feierten sind, aber auch ein wehmü­tiger Zug hatte sich eingeschlichen, da sie nun von dieser Schule Abschied nahmen, von einer Schule, die nicht nur Wissen allgemein vermittelt, son­dern „ein Hort der Bildung und der Kunst“ ist, ein Hort, an dem „nicht nur Realbildung, sondern auch Spra­che, Kultur schlechthin und besonders Freude an Musik und Literatur“ ver­mittelt wird. Dass dem so ist, bestä­tigten die Jahreskonzerte des Kammer­chores, der Blaskapelle mit der Volks­tanzgruppe, der Rock-Pop-Jazz-Grup­­pen, die Gedichte-Abende und Thea­teraufführungen, deren gediegene Qua­lität überzeugte, sei es vor dem Her­mannstädter Publikum oder jenem in Bucureşti, Braşov, Sighişoara, Cisnădie, Mediaş usw. 1987 kam es zur Aufnah­me der Platte des Kammerchores „Can­­tores juvenes“ „Stimmen der Völker in Liedern“, die im In- und Ausland verlegt wurde. Man nennt in unserer Stadt das Mitwirken in diesen Kultur­formationen und an den -abenden „au­­sserschulische Tätigkeit“. Ist sie das? Diese Frage wurde wiederholt aufge­worfen. Nein. Sie ist Bestandteil der Erziehung und Bildung, des Formens junger Persönlichkeiten auf dem Wege des Werdens. Und zu diesen ausser­­schulischen Tätigkeiten gehören auch die alljährlichen archäologischen Gra­bungen in der einstigen Hauptstadt des Dakerkönigs Decebal, Sarmizegetusa Regia, die Ausflüge, Tanzstunden, Miss­wahl und Fasching, Hüttenabende u.v.a.m. All dies vermittelte „Lebens­freude und Weltanschauung“ wie auch die Einsätze an der Jugendbaustelle Stejarul — Bucureşti—Donau-Kanal — und in der Landwirtschaft, wo die heu­rigen Absolventen genauso ihren Mann gestellt haben wie auch beim Lernen. In der eichenlaubgeschmückten Aula wurden 53 Prämien an Absolventen verliehen, 132 Lyzeaner wurden lobend erwähnt. Viele von ihnen wurden mehr­mals aufgerufen. So Gundula Binder, die die höchste Vierjahremittelnote (9,28) in den letzten zehn Jahren erzielte; sie war in allen vier Jahren Klassenbeste, und soll stellvertretend für viele an­dere angeführt werden. Viele Preise erwarben die Lyzeaner bei wissen­schaftlichen Tagungen und Schüler­olympiaden: Von 50 Prämien (Kreis) und sechs (Land) entfallen 22 bzw. drei auf die heurigen Absolventen. Für 170 Lyzeaner schliesst sich nun eine Pforte, die sie vor nahezu vier Jahren „voller Erwartung und mit ge­mischten Gefühlen durchschritten ha­ben“ (Prof. Inge Sommer), und Stefan Wolf (XII. C) sagte, dass sie ihr Ziel, das sie 12 Jahre lang erstrebt hatten, nun erreicht haben. „Wir haben Wissen und Bildung erhalten, viel Ver­ständnis seitens des Lehrkörpers ge-' funden, wir wurden eine grosse Ge­meinschaft. Nun ist dies äusserliche Band zerrissen, doch eines wird noch fester sein: das Wissen darum, dass wir Schüler des Einser waren.“ Und Monica Boncuţ drückte mit einem Emi­­nescu-Vers aus, was in den Herzen vieler Absolventen verborgen lag: „Es war einst wie im Märchen wahr / Als wär es nie gewesen.“ Gerhard BONFERT Die Gefeierten des Mathe/Physik-Lyzeums betreten unter bewundernden Blik­ken den Schulhof. Fotos: Horst BUCHFELNER 99 - Wiedersehen der Absolventen Viele gute Leistungen / Mädchen-Basketballfünf ist Landesmeister Wie ein Symbol der Standhaftigkeit breitet die Japanische Akazie (Sophora Japonica) ihre mächtige Krone über den Schulhof aus, genau am Rande des Platzes, wo viele Generationen von Abiturienten die Hymne der Lehrenden und Lernenden im Chor erklingen Hessen, ein „Gaudeamus igitur“, welches im Gegensatz zum Frohsinn der ersten Zeile in den Herzen der Sänger auch Weh­ mut aufsteigen Hess. Elf Jahre vor dem neuen Jahrhun­dert und elf Jahre vor einem neuen Jahrtausend verabschiedeten sich heu­er im Mediascher „Axente Sever“-Ly­­zeum sechs Klassen von ihren Lehrern, froh, dass sie dem Schulzwang freige­worden sind, und wehmütig, weil der sorgenloseste Teil ihres Lebens vergan­gen ist. Aber nicht ohne gute Ergebnisse. Denn die stellvertretende Direktorin, Prof. Georgeta Birlogeanu, las bei je­der Klasse ausser den Besten auch vie­le Schülernamen vor, welche Anerken­nungspreise erhalten haben. In der 'XII. A waren es gleich 31 Schüler, denn alle hatten Durchschnittsnoten über 8. In der XII. D (deutsche Abtei­lung, Klassenlehrerin Inge Krestel) er­hielt Johannes Karl Brandsch mit 9,69 den ersten Preis, Christa Schneider (9,35) und Simona Şerban (9,35) den zweiten, und Renate Untch (9,25) den dritten Preis. Es .würde zu viel Platz einnehmen, auch alle Anerkennungs­preise anzuführen. Solche Leistungen bringen auch bei Landeswettbewerben gute Ergebnisse mit sich. Despina Racoţă (XII. A) hat bei der Geographie-Olympiade einen Anerkennungspreis erhalten, und bei den Sporttätigkeiten steht die Schule ganz oben: did" Mädchen-Basketball­mannschaft ist Landesmeister und die Jungenmannschaft ist Vize. Das sind nur einige Beispiele von Schülern und ihren Leistungen, die es in den vier Lyzeumsjahren ganz weit gebracht haben. Im Schatten der gro­ssen Akazie erhielten sie nun zum letzten Mal Schulpreise. Sie sangen Abschiedslieder, wehmütige und heite­re Melodien mit eigenen Texten über Professoren und Schule. Nun stehen sie vor dem Tor des selbständigen Le­bens und sehen vertrauensvoll in die Zukunft. Im Jahre 1999 wollen sie sich wieder treffen und als Erwachsene zu­rückblicken auf das, was sie in den in­zwischen vergangenen zehn Jahren auf­gebaut haben. Dann werden sie noch­mals Abschied feiern — von dem Jahr­lusend, in dem sie geboren und gross­­ewachsen sind — und das neue Jahr­­äusend willkommen heissen, dem sie ls erwachsene Menschen den Grund­tein legen. Werner SANDER Im Sportdress waren die Landesmeister des „Axente Sever“-Lyzeums zur Schlussfeier erschienen. Foto: Werner SANDER GESELLSCHAFT Vor dem Schritt ins Leben Rückblick auf unvergessliche Stunden / Zwölftklässler feierten dieserTage Abschied von Kollegen und Lehrern Die Jüngsten Lehrer sind flügge Nene Promotion des Päda erstmals nicht im Rosengarten verabschiedet Jeder Abschied, und sollte der neue Lebensabschnitt noch so rosig scheinen, stimmt uns wehmütig. Warum sollte es den 101 Päda-Absolventinnen beim Abschied von der Schule anders ergangen sein? Obwohl heuer die Feier, weil das die Umstande so mit sich brachten, zum erstenmal nicht im Rosengarten der alten Hermannstädter Schulanstalt staltfinden konnte, verlief sie nicht we­niger beeindruckend. Die drei Ab solvent enklassen, die am Wochenende im Mittelpunkt des Schulgeschehens standen, halten sich vorgenommen, beim Ab­schied ihre Gefühle nicht zu verraten. Aber ganz ohne Tränen ging es nicht. Den Klassenraum der XII. C, zu der wir uns gesellten, hatten am Vortag die Elftklässler mit Girlanden aas Ei­chenlaub und Blumen geschmückt, sie hatten sich für die Tafel Nettes ein­fallen lassen. Die Übergabe der Sta­fette an die jüngeren Kollegen verlief dann auch sehr feierlich. Man merkte sofort, dass dafür viel geprobt wor­den war. Maskottchen waren diesmal für die Mädel der XII. C kunstvoll an­gefertigte Eulen, der Vogel der Weis­heit bei den alten Griechen. Im Schulhof begann die Blaskapelle unter der Leitung von Prof. Wilhelm Stirner mit den „Lustigen Musikanten“ ihr Ständchen. Schuldirektor Prof. Dr. loan Sima verabschiedete die drei Klas­sen und unterstrich dabei nochmals, was Klassenlehrer Werner Sedler be­reits gesagt hatte: Es ist ein Abschied, der keiner ist, denn auch nach Been­digung der Schule sind die jungen Leh­rer durch Tausende unsichtbare Fäden mit der Anstalt verbunden, die sie fürs Leben, für ihren Beruf vorbereitet hat. Viele hervorragende, sehr viele gute Leistungen wurden rückblickend er-wähnt, u. a. dass die Durchschnitts­note der Abgänger 9,34 beträgt, dass Monica Presecan (XII. A) mit 9,92 Vor­zugsschülerin des ganzen Kreises ist, dass sich das Päda den I. Platz im Wettbewerb zwischen den Lyzeen er­oberte, dass sieben Kulturgruppen in die Landesphase des Wettbewerbs „Cân­tarea României“ gelangten, dass viele Päda-Schüier Preise von den Landes­phasen der Fach-Olympiaden heim­brachten usw., usf. Auch auf die Besten der XII. C ist die ganze Schule stolz: Klassenbeste Rosette Günther, das bescheidene Wald­­hüttener Mädchen, hat mit 9,74 absol­viert, gefolgt von Bianca Bia, Lavinia Farca, Alina Hutter, Adriana Mariş und Carmen Oniţi, die einen Durch­schnitt von 9,62 aufwärts erzielt ha­ben. Sie waren Kinder, Vierzehnjähri­ge, als sie kamen, den Lehrerberuf zu erlernen. Jetzt stellen sie sich die Fra­ge: Sind wir wirklich das geworden, was man sich erhoffte? Rosette Gün­ther stellte in ihrer Abschlussanspra­­che eine weitere Frage: „Ist unser Selbstvertrauen zu gross, wenn wir die erste Frage mit einem bestimmten Ja beantworten?“ Sie verneint das ent­schieden, denn schliesslich haben her­vorragende Lehrer und Pädagogen ih­re Schritte zum Erwachsenwerden ge­lenkt. Dafür sagen sie ihnen ein auf­richtiges Danke schön! Die Rose oder Nelke, die jede Lehrkraft von jeder Absolventin erhielt, war das Symbol dieses Dankes. Rosen erhielten auch alle Mitglieder der Blaskapelle, die am 10. Juni zum erstenmal ohne die Zwölftklässler auf­spielten. Sechs Mädchen der XII. C haben bis zuletzt mitgeblasen, im Ab­schlusskonzert traten sie zum letzten Mal auf. Musiklehrer Wilhelm Stirner lobte sie dafür besonders, er dankte ihnen während der Abschlussfeier für die gute Mitarbeit. Diese sechs sind: Rosette Günther, Alina Hutter, Bianca Bia, Katharina Müller, Annerose On­­ghert und Roswitha Kollar. Der Beruf, den sieh diese Mädchen wählten, verlangt volle Hingabe und viel Geduld. Jede will ihr Bestes ge­ben, wenn sie vor der eigenen Schüler­klasse steht. Gerhild ANTON! Rosette Günther, Vorzugsschülerin der XU. C, überreicht Schulleit loan Sima eine Rose. Seite 4

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