Hermannstädter Zeitung, 2001 (34. évfolyam, 1709-1759. szám)
2001-01-05 / 1709. szám
Hermannstädter Zeitung Nr. 1709 / 5. Januar 2001 Die Alternative zum Stubenhocken Pfadfinder - was sind das? / Auch in Hermannstadt gibt es sie Den Weg ins Leben zu finden ist nicht immer einfach. Für diejenigen jungen Leute, welche in der Pfadfinderorganisation einen Wegweiser gefunden haben, kann das Erwachsenwerden ein Spiel sein. Pfadfinder gibt es überall in der Welt, und seit der Wende auch wieder in Rumänien. Sogar in Hermannstadt existiert eine Zweigstelle der „Nationalen Organisation der Pfadfinder in Rumänien", in der 89 Kinder und sechs Erwachsene mittun. In einem Gespräch mit der Zweigstellenleiterin Doina Solomon erfuhren wir einiges über Sinn und Zweck der Pfadfinderbewegung. „Scouts" ist das englische Wort für Pfadfinder, und in England ist die Bewegung im Jahre 1907 entstanden. Ihr Begründer war Lord Baden Powell,-ein britischer General. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Scouts zur größten Jugendorganisation der Welt - heute zählt sie 28,5 Mitglieder in 217 Ländern. Die rumänische Pfadfinderorganisation ist eigentlich nicht erst zehn Jahre alt, denn die ersten rumänischen Pfadfinder haben sich im Jahre 1913 organisiert. Ende der vierziger Jahre wurde die Organisation aber aufgelöst und an ihre Stelle die Pionierorganisation gesetzt, als Ort der politischen Indoktrination der Kinder. Erst 1990 konnte die Pfadfinderorganisation wieder gegründet werden. Inzwischen gibt es in Rumänien über 7.000 Pfadfinder in 47 Zweigstellen. Pfadfinder zu werden ist einfach, Pfadfinder zu bleiben schwer: Ein Anwärter, Junge oder Mädchen, muß einen Antrag stelíen und eine Probezeit von sechs Monaten überstehen. Wenn er sich danach nicht zurückzieht, wird er Pfadfinder, mit allen Rechten und Pflichten. Die Pfadfinder sind nach Altersgruppen eingeteilt, da ein Pfadfinder zwischen 7 und 25 Jahre alt sein kann. Jede Altersgruppe hat bestimmte Verpflichtungen. Die Hermannstädter Pfadfinder-Zweigstelle hat ihren Sitz in der Allgemeinschule Nr. 15 auf dem Soldisch (Str. Bastionului 7, Telefon 069-21.47.81 oder 094- 87.54.62, E-Mail scouts@sts.ro und scouts@geo.tol. dort wo Frau Solomon als Lehrerin tätig ist. Pfadfinder lieben die Natur und pflegen die Freundschaft, so daß eine ihrer Hauptbeschäftigungen die Ausflüge sind. Wegen der ungenügenden Geldmittel beschränkt man sich in Hermannstadt allerdings auf Tagesausflüge zu Zielen, die man zu Fuß erreichen kann. Selten werden mehrtägige Ausflüge veranstaltet, natürlich nur in den Ferien, weil ein Pfadfinder auch ein guter Schüler sein muß. Ist er es nicht (oder nicht mehr), wird er ausgeschlossen. Bis jetzt waren die Hermannstädter Pfadfinder in Schäßburg, Mediasch, Alba Iulia, in der Tordaer Schlucht und in der Bärenhöhle. Selbstverständlich haben sie eine eigene Homepage im Internet, weil es für einen Pfadfinder Ehrensache ist, mit der modernen Technik auf dem Laufenden zu sein. Die Pfadfinder sind angehalten, Körper und Geist zu stärken: Von Mitgliedern des Bergrettungsdienstes Salvamont lernen sie, Felsen zu erklimmen. Aber sie erfahren in der Organisation auch, was Demokratie, Altruismus, Selbstachtung, Selbstdisziplin und menschliche Solidarität bedeuten. Und weil das Pfadfinderdasein eng mit dem Abenteuer-Erleben zusammenhängt, zieht es immer mehr junge Rumänen in die Organisation. Viele Eltern sehen im Pfadfindertum eine Alternative zum Stubenhockerdasein. Außerdem werden in der Pfadfinderorganisation Schulkenntnisse mit Lebenserfahrung in Zusammenhang gebracht, werden hier jene Tugenden gefördert und gepflegt, die in der Gesellschaft immer mehr vermißt werden. Ruxandra STĂNESCU Ausflüge, Spaß und Spiel machen das Pfadfinder-Dasein aus. Interimistischer SKV-Vorsitzender Hermannstadt. - Am 19. Dezember hat in Hermannstadt eine erweiterte Vorstandssitzung des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) stattgefunden. Einer der Tagesordnungspunkte war der Rücktritt des neunten Vereinsvorsitzenden Wolfgang Fuchs. Bis zur Generalversamlung im März 2001 wurde der Geschäftsmann Hans Mantsch zum interimistischen Vorsitzenden gewählt. Die Ausstellung „120 Jahre SKV" wurde am 19. Dezember im Geschichtsmuseum in Hermannstadt eröffnet und kann noch bis Mittwoch, den 10. Januar, besichtigt werden. Es sind hauptsächlich historische Fotos von Schutzhütten, die der SKV gebaut, und von'Wandertouren, die der SKV veranstaltet hat, zu sehen. Die Aufnahmen stammen aus den Sammlungen des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche, des Naturhistorischen Museums, des Emil-Sigerus-Museums und des Wort-und-Welt-Verlags sowie von privaten Sammlern. Hier eine Ansicht von der Hohen Rinne vom Anfang des 20. Jahrhunderts, eines der vielen Bilder, die in der Ausstellung keinen Platz hatten. (oodtfO GESELLSCHAFT Die großen Finanzhaie vom Schlage eines Sever Mureşan (Dacia Felix Bank) oder loan Stoica (Caritas-Glücksspiel) oder Ioana Maria Vlas (Anlagefonds FNI) sind ja so gewieft, daß sie nicht gefaßt werden können. Aber nicht einmal der kleinen Fische kann unser Rechtssystem habhaft werden, wie die Probe aufs Exempel beweist. Da kommt ein nach Deutschland ausgewanderter Sachse daher - nennen wir ihn Jakob Kleinerer -, schwärmt der Volksbank Göppingen etwas von seinen Wirtschaftsprojekten vor, die er angeblich in Rumänien plant, und bekommt daraufhin von ihr 50.000 Mark Kredit für eine Unternehmensgründung in Nordsiebenbürgen. Jahre danach wird die Bank auf den zinssäumigen Kreditnehmer aufmerksam und prozessiert gegen ihn. Die rumänische Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet. Was ergeben deren Ermittlungen ? Herr Kleinerer hat, von der Göppinger Volksbank, subventioniert, einige Jahre in Saus und Braus gelebt, die von ihm in Borsa aufgekaufte Firma ist pleite, eine nennenswerte Konkursmasse gibt es nicht, und der teure Jeep, den erfährt, ist auf einen amerikanischen Staatsbürger zugelassen. Kleinerers Bankschulden von 50.000 DM wachsen seit dem Gerichtsurteil vom 19. März 1999 täglich um weitere 10 DM Zinsen, und die bisher aufgelaufenen Gerichtskosten betragen 10 Millionen Lei. Macht zusammen - Stand Ende 2000 - etwa 57.300 Mark. Die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft hatten aber auch deutliche Hinweise auf einen unmoralischen Lebenswandel des Herrn Kleinerer erbracht, was den Vorwand geboten hätte, ihn zur unerwünschten Person zu erklären und ihn nach Deutschland abzuschieben. Das hätte den rumänischen Behörden und Gerichten weitere Scherereien erspart. Dachten sich jedenfalls die Staatsanwälte, ,/tsss", schnalzten daraufhin die Leute aus dem Innenministerium, „Jakob Kleinerer ist nicht nur deutscher sondern auch rumänischer Staatsbürger, ergo können wir ihn nicht ausweisen." Punktum. Aus der Sicht der Rechtsan-wälte und Gerichtsvollzieher ist Jakob Kleinerer ein klassischer Fall von Insolvenz: Den Bankkredit hat er verjubelt, und geblieben ist ihm zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. In anderen Ländern gibt es als Alternative zur Zwangsvollstreckung die Möglichkeit, die Schulden (oder einen selbstverschuldeten Schaden) abzuarbeiten. Die rumänische Gesetzgebung sieht solches nicht vor. Aber wenn sie es denn vorsehen täte, wieviel müßte Jakob Kleinerer arbeiten, bis er die beinahe 60.000 Mark abgearbeitet hat? Bei einem durchschnittlichen Monatslohn von derzeit 114 Mark dauert das 502 Monate, d. h. etwa 42 Jahre, in Wirklichkeit aber doppelt so viel, weil ja der Mann derweil auch für seinen Lebensunterhalt aufkommen muß. Der kleine Fisch büßt also 84 Jahre lang, das ist mehr als lebenslänglich. Die großen Fische aber, welche die Dacia-Felix- Bankkunden, die Glücksspieler von Caritas und die Geldanleger von SAFI und FNI geschröpft haben, können in hundert Menschenleben das Geld nicht zurückgeben, das sie sich „geliehen" haben. Ihre Schulden zahlt der Steuerzahler. Denn der ist nun mal der Dumme. Wolfgang FUCHS Kleine Fische, gute Fische Silvesterfeier am Buleasee Die ersten Gäste im - noch nicht ganz fertigen - Berghotel der Familie Klingeis Regina und Günther Klingeis, das aus Freck stammende, nach Deutschland ausgewanderte und nun wieder in Rumänien lebende Ehepaar, hat Wort gehalten: Das auf dem Fundament der 1995 abgebrannten Hütte erbaute Berghotel konnte zu Silvester die erste Gäste empfangen. Der Bau verschlang unter anderem 7.000 Säcke Zement und 16 Kubikmeter Holz. Vorher mußten zwanzig Lkw-Fuhren Schutt und Asche weggebracht werden (vgl. Hermannstädter Zeitung Nr. 1692/1. September 2000). Das Haus verfügt über Erdgeschoß, Obergeschoß und Mansarde. Im Erdgeschoß befindet sich ein Speiseraum mit schönen großen Fenstern zum See hin. Er ist für hundert Personen ausgelegt. Die Stirnseite wird vom Schanktisch beherrscht, wo Poldi, ein Sohn der Familie, die Wünsche der Gäste entgegennimmt. Es schließt sich die Küche an, ein Traum aus Edelstahl, entworfen von Arnold, dem anderen Klingeis-Sohn. Dem Koch Arsenie Hampu stehen ein großer Kühlraum und alle erdenklichen Geräte zur Verfügung, so daß er in der Lage ist, auch gehobene Wünsche zu erfüllen. Im Erdgeschoß wohnt auch der Hüttenwart - das ist Günther Klingeis selbst. Im Obergeschoß befinden sich kleinere und größere Gästezimmer, alle mit eigener Dusche und WC, manche mit Balkon und schönem Seeblick. Die ganze Hütte wird zentral beheizt. In der Mansarde geht es etwas spartanischer zu. Für vier der sechs Mansardenzimmer gibt es einen gemeinsamen Sanitärtrakt. In der aus Holz gebauten Mansarde sind noch nicht alle Zwischenwände errichtet, auch fehlt noch die Ausstattung. Auch sonst ist noch einiges zu tun. Zum Beispiel haben die Terrasse und einige der Balkons noch keine Geländer. Bis zum Beginn der Sommersaison wollen Regina und Günther alle Räume einrichten. Das Hotel wird über 60 Betten verfügen. In den Speisesaal kommt noch - als Blickfang - ein gekachelter Kamin. Alles in allem eine sehr gelungene Sache. Aus Schutt und Asche, ist auf 2.034 Meter Höhe, mitten im Buleasee, die Perle der Fogarascher Berge, das Berghotel Klingeis entstanden. Etwa 30 Gäste feierten hier Silvester. Promintester Gast war der ehemalige Snowboardweltmeister Martin Freinademetz aus Österreich. Er fuhr in der Silvesternacht mit seinem Schneemobil unter dem Gemsensattel hoch und schoß Leuchtraketen über den zugefrorenen und mit 30 Zentimeter Schnee bedeckten See. Uwe STEINWEG Seite 3