Hermannstädter Zeitung, 2006 (39. évfolyam, 1961-2011. szám)

2006-01-06 / 1961. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 1961 / 6. Januar 2006 GESELLSCHAFT Längst fällige Generalüberholung Hermannstadts Hauptbahnhof soll ein europäisches Aussehen erhalten Die rumänische Bahngesellschaft (SNCFR) strebt an, das natio­nale Eisenbahnnetz in das der Europäischen Union zu integrie­ren. In diesem Sinne wird nun seit dem Oktober 2005 Hermann­stadts Hauptbahnhof renoviert, Übergabetermin ist der 31. De­zember 2006. Die Kosten wurden auf 4.759.701 RON (neue Lei) veranschlagt. Den Zuschlag erhielten zwei Firmen aus Großwardein/Oradea. Die längst fällige Generalüberholung bei laufendem Betrieb durchzuführen ist ein kleines Kunststück. Wagen wir zunächst einen Blick in die knapp 120jährige Geschichte des Bahnhofs. Noch Februar 1869 verkehrten zwei pferdegezogene Personenpost­wagen täglich von Hermann­stadt nach Karlsburg/Alba Iu­­lia zum Anschluß an die Eisen­bahn. Bereits am 4. Oktober 1872 wurde die fertiggestellte Eisenbahnstrecke Kleinkopisch - Hermannstadt von einer Kom­mission begangen, um am 11. Oktober dem Verkehr überge­ben zu werden. Zielstrebig ar­beitete Dr. Carl Wolff an der Zu­kunft der Region weiter: 1897 Hermannstadts Bahnhof Ende 2005. wurde die Bahnstrecke von Hermannstadt durch den Ro­­ten-Turm-Paß bis zur rumäni­schen Grenze dem Verkehr übergeben. Ende 2005 fahren täglich etwa 90 Züge durch den Bahnhof, zwei Drittel davon dienen dem Personentransport. Von vier Kassenschaltern sind tagsüber 2-3, einer besetzt. Abweichun­gen vom Fahrplan (im vergan­genen Jahr recht häufig) wer­den von heute auf morgen per Spickzettel an der Infotafel be­kanntgegeben. Im Umbautrubel ist die schon zweimal versetz­ten Tafel schwer zu finden. Zum Auf- und Absteigekon­­fort sei gesagt, daß die alten kö­niglich-kaiserlichen Fahrgäste entweder sehr sportlich waren oder an den großen Bahnhöfen vom Schaffner ein Hockerle hingestellt bekamen, um vom untersten Tritt der Waggontrep­pe nicht ins Leere treten oder springen zu müssen. Um den Weg zu dem Klo im Keller zu finden, muß man zu­erst zwischen den Hölzern des Baugerüstes ein kleines unbe­leuchtetes Pappschild suchen. Der allgemeine Eindruck ist, daß die Baufirmen schlampig arbeiten. Überall liegt Bau­schutt herum, nicht einmal über die Feiertage wurde er entsorgt. Informationen über das Bau-Vorhaben sind vor Ort nicht zu erhalten, man muß sich an die PR-Stelle der SNCFR wenden. Die Imagepfleger gaben Be­scheid, daß die diversen Bahn­hofsbereiche neu aufgeteilt und angeordnet werden sollen: Die Klos kommen ins Erdgeschoß, wo auch (wie gehabt) die War­tesäle, Kassenschalter und die Zugangshalle sein werden. Hier sollen auch „der Handelsbe­reich und die profitablen Akti­vitäten" Platz finden, man wol­le hier Energie sparen und die Effizienz erhöhen. Im Obergeschoß werden die Kontroll- und Steuertechnik und das zugehörige Personal untergebracht, im Keller Um­kleide- und Lagerräume einge­richtet, sowie die Heizung un­tergebracht. Das Projekt sieht auch die Erneuerung des Kom­­munikations- und aller Installa­tionssysteme vor. Auf eine schriftliche Anfrage nach einer Bahnsteigerhöhung zur Lösung des Kinderwagen-, Rollstuhlfahrer- und Senioren­problems antwortete dieselbe Stelle: „Es wird auf die Bedin­gungen für die Personen mit re­duzierter Mobilität" Rücksicht genommen, das sei ein Haupt­anliegen der Gesellschaft. Die Hauptzugangswege und die Bahnsteige sollen überdacht werden, die Unterführung re­pariert werden. Der Bürgersteig gegen die Stadt zu wird gepflastert. Dazu heißt es in dem Schreiben aus­drücklich: „Das Betreten des Bahnhofsgebäudes wird auch für Personen mit reduzierter Mobilität erleichtert". Man ver­steht: Behindertengerechtigkeit nur von der Stadt her bis zu den Gleisen. Dann muß jede/r se­hen, wie er/sie auf den Zug oder vom Zug runter kommt. Wolfgang FUCHS Foto: Beatrice UNGAR Projekt gegen Jugendkriminalität Eutin. - Neben Deutschland, Frankreich, Italien, und Spanien beteiligt sich auch Rumänien an dem länderübergreifenden For­schungsprojekt „Geschlechter­gerechte Kriminalprävention für Jugendliche". Auf Einla­dung des Christlichen Jugend­dorfwerkes sind kürzlich Fach­leute aus den beteiligten Län­dern zu einem Einführungsse­minar nach Eutin im norddeut­schen Bundesland Schleswig- Holstein gekommen. Im Rahmen des auf ein Jahr ausgelegten Projektes soll unter­sucht werden, welche verschie­denen Formen von Jugendkri­minalität es bei Jungen und Mädchen gibt und wie die Ju­stizsysteme darauf zu reagieren haben. Das Augenmerk liegt auf potentiellen Maßnahmen für kriminell gewordene Mädchen. Auch sollen die Systeme der beteiligten Länder miteinander verglichen und statistisches Ma­terial ausgewertet werden. Ge­plant ist eine Befragung der Ju­stizmitarbeiter im jeweiligen Land bzw. der jugendlichen Straftäter. Nach Abschluß des Projektes wird bei einer Konferenz ein Be­richt mit Handlungsempfehlun­gen verabschiedet und dann dem Europäischen Parlament überreicht werden, (hsk/AG) Seite 3 Von Improvisation zu Improvisation.... ...auf dem Weg in die Europäische Union „Bar Euro 2007", Blickfang 2005 irgendwo in Rumänien: Die Bar ist schon integriert, das Fuhrwerk noch nicht. Es bewegt sich nämlich weg von der Bar. Dieses Bild steht am Anfang einer Fotoserie zum Thema „Von Improvisation zu Improvisation... auf dem Weg zur Eu­ropäischen Union", die Sie durch das Jahr 2006 begleiten möchte. An dieser Stelle druckt die Hermannstädter Zeitung wöchentlich Fotos ab, die auf die (technischen, baulichen usw.) Schwierigkeiten hinwei­­sen, mit denen Rumänien und seine Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg in die EU zu kämpfen haben. Alle Leserinnen und Leser sind dazu aufgerufen, eigene Schnappschüsse beizusteuem, am Jahresende winken den Autoren der Fotos, die es auf diese Seite ge­schafft haben, schöne Buchpreise. Foto: Gabriele MERSCH „Wir sind gute Partner" (Fortsetzung von Seite 1) lerin Angela Merkel schlichtend eingegriffen und diese positi­ven Effekte herbeigeführt hat. Welche Ziele verfolgen Sie als Beobachter im Europäi­schen Parlament? Zunächst eine positive Ent­scheidung des Europäischen Rats Mitte 2006 betreffend den Beitritt Rumäniens zum 1. Janu­ar 2007. Dann möchte ich mich über Kontakte zu deutschen Parlamentariern für die Ratifi­zierung des Beitrittsvertrags durch den Bundestag einsetzen. Was haben Sie sich für 2006 als Abgeordneter im Rumäni­schen Parlament vorgenom­men? Es ist uns gelungen, die im Haushalt 2006 für die deutsche Minderheit in Rumänien veran­schlagte Summe um 37 Prozent gegenüber 2005 zu steigern. Das wollen wir auch für 2007 durchsetzen. Als Mitglied im Ausschuß für Bildung bin ich bestrebt, unser Schulwesen wei­terhin zu stärken, zu fördern. Was können Sie uns zu den Vorbereitungen für das Jahr 2007 sagen, wenn Hermann­stadt Europäische Kultur­hauptstadt sein wird? Es wird unsere Aufgabe sein, im Landesvorstand eine Dis­kussion darüber zu führen, wie die rumäniendeutsche Gemein­schaft über das Hermannstäd­ter Forum sich im Rahmen des Kulturhauptstadtprorgamms als Gemeinschaft präsentiert. Wir müssen dieses Programm aktiv mitgestalten. Viele haben behauptet, das DFDR sei zu klein für einen so großen Krieg. Wie schätzen Sie die Rolle des DFDR in der poli­tischen Szene Rumäniens ein? Die Ernennung Hermann­stadts zur Europäischen Kultur­hauptstadt 2007 ist ein Ge­schenk und zugleich eine Aner­kennung für die Leistungen des Bürgermeisters Klaus Johannis, der zugleich DFDR-Landesvor­­sitzender ist. Wir haben bewie­sen, daß wir gute Partner für die rumänische Regierung aber auch für Luxemburg oder die Bundesrepublik Deutschland sind. Dementsprechend bin ich sehr optimistisch, daß es uns gelingen wird, das Projekt Her­mannstadt Europäische Kultur­hauptstadt 2007 unter besten Bedingungen für Rumänien zu organisieren. Was hat 2005 für Sie persön­lich bedeutet? Es war ein gutes Jahr für mich. Meine Familie ist gesund. Auch wenn meine Frau und meine Kinder mich sehr selten zu sehen bekamen. Auf der an­deren Seite gab es sehr große persönliche Erfolge. Vor allem die europäische Dimension meiner Tätigkeit. Dafür bin ich sehr dankbar. Dies ist für mich eine sehr angenehme Arbeit. Ich habe nie geträumt, um ehrlich zu sein, im Dienste meiner Ge­meinschaft so eine Aufgabe übernehmen zu dürfen. Das alles wäre nie im Allein­gang möglich gewesen. Des­halb bedanke ich mich bei allen meinen Freunden und Kollegen im Forum, die mir helfen. Es gibt auch Kollegen, die meine Tätigkeit als DFDR-Abgeordne­­ter anders sehen. Ich hoffe, alle gleichermaßen überzeugt zu haben, daß ich das erstens an­ständig machen kann, zweitens, daß ich mich in meiner Tätig­keit voll einsetze. Für das Gespräch dankt Beatrice UNGAR Ovidiu Gant Vier Twinning-Projekte Bukarest/Hermannstadt. Den Startschuß für vier neue PHARE-Twinning-Projekte ga­ben die Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltmi­nisterium der BRD, Astrid Klug, die rumänische Umweltministe­rin Sulfina Barbu sowie der deutsche Botschafter Wilfried Gruber gemeinsam Ende De­zember 2005 in Bukarest. Die geplanten Projekte widmen sich dem Aufbau einer effizienten rumänischen Umweltverwal­tung auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, sprich der entsprechenden Behörden, die für die Übernahme des Aquis im Umweltbereich zuständig sind. An der Zusammenarbeit wirken auch Partner aus Öster­reich, Tschechien und den Nie­derlanden mit. Deutschland übernimmt da­bei das Koordinationsprojekt „Beratung der Nationalen Um­weltbehörde" und Österreich die Beratung der regionalen Behörde Rumänien-Mitte mit Sitz in Hermannstadt. Mit der Ausführung des Pro­jekts in Hermannstadt wurde ein österreichisch-tschechich­­niederländisches Konsortium beauftragt. Seit Anfang Dezem­ber 2005 ist die österreichische Umweltexpertin Sissi Samec als Beraterin vor Ort tätig. (AG)

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