Hermannstädter Zeitung, 2010 (43. évfolyam, 2164-2213. szám)
2010-01-08 / 2164. szám
Hermannstädter Zeitung Nr. 2164 / 8. Januar 2010 WIRTSCHAFT/GESELLSCHAFT Seite 3 Visumspflicht für Serbien aufgehoben Bürgerinnen und Bürger Serbiens, Montenegros und der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien benötigen für die Einreise in die EU kein Visum mehr. Bislang benötigten die Staatsangehörigen der drei Balkanländer auch für die Urlaubsreise in die Europäische Union stets ein Visum. Am 19. Dezember 2009 hob die Europäische Union diese Regelung auf - die Einreise bis zu drei Monaten ist nun umstandslos möglich. Eine serbische Bürgergruppe nutzte - in Begleitung ihres stellvertretenden Ministerpräsidenten Djelic - diese Erleichterungen, um dem Auswärtigen Amt einen Besuch abzustatten. Empfangen wurden sie durch Staatssekretär Wolf- Wir in der EU Ruthart Born. Zusammen mit einer Gruppe von etwa 50 Bürgerinnen und Bürgern seines Landes hat sich der stellvertretende serbische Ministerpräsident Bojidar Djelic zu einer „Begrüßungstour" in mehrere EU-Länder aufgemacht, um bei seinen Landsleuten dafür zu werben, die neuen Reisemöglichkeiten zu nutzen und sich in Europa umzusehen. Weitere Stationen der Europa-Tour sind Rom, Brüssel und Paris. Voraussetzung für den Wegfall der Visapflicht war, dass das Land innerhalb kurzer Zeit den fest vereinbarten Kriterienkatalog für die Visaliberalisierung - etwa in den Bereichen Grenzsicherung und Dokumentensicherheit - erfüllt hat. Vor allem für die junge Generation in Serbien hat es eine große Bedeutung, sich frei und spontan zum Reisen entscheiden zu können. Djelic bedankte sich für die déutsche Unterstützung bei der Aufhebung der Visumpflicht. Er betonte sowohl die guten bilateralen Beziehungen beider Länder als auch die Bedeutung, die Deutschland als wichtiger Wirtschaftspartner und viertgrößter Investor für sein Land habe. dpa Helmut Schmidt preisgekrönt Der mit 25.000 Euro dotierte Point-Alpha-Preis für Verdienste um die deutsche und europäische Einheit geht 2010 an Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Der 91-Jährige werde für seine „Standhaftigkeit beim NATO-Doppelbeschluss und für seine Rolle beim KSZE-Prozess" ausgezeichnet, teilte das Kuratorium Deutsche Einheit mit. Der Preis wird am 17. Juni - dem Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR - in der Gedenkstätte Point Alpha an der hessisch-thüringischen Grenze verliehen. Der rettende Gipsverband Die Geschichte eines Manifests von 1989 „Das gegenwärtige Rumänien steht auf Treibsand: Die Lüge über die Ereignisse vom 21. bis 25. Dezember 1989", schrieb Ion Vianu in seinem Leitartikel in der letzten Ausgabe der Zeitschrift 22 in 2009. Die Wahrheit kann nur an den Tag kommen, wenn alle Puzzlestücke gefunden und zusammengefügt sind. Der Besitzer eines wichtigen Puzzlestücks über die Ereignisse in Hermannstadt ist Mircea Bozan, der am Montag die HZ-Redaktion besuchte. Bozan bezeichnet sich auch heute, 20 Jahre danach, nicht als Dissident oder Widerständler. Er sagt: „Ich bin damals nicht aktiv geworden, um bekannt zu werden, oder um einen Revolutionärausweis zu erhalten. Ich hatte einfach alles satt." Im Oktober 1989 wurde er 20 Mal von der Securitate abgeholt und verhört. Im November versuchte er, über die Grenze zu fliehen, lief aber einem Grenzposten in die Arme und wurde mit dem Gewehrkolben krankenhausreif geprügelt. Ein Arzt in Temeswar musste ihm einen Gipsverband um den ganzen Oberkörper verpassen, so schlimm war er zugerichtet worden. Derselbe Arzt lieferte ihn nicht aus sondern schickte ihn mit einem Freund per PKW nach Hermannstadt zurück. Kurz nachdem die Unruhen in Temeswar begonnen hatten, klopften am 17. Dezember bei Nacht und Nebel dieser Freund des Arztes und ein weiterer Mann bei der Blockwohnung Bozans an und baten um Hilfe. Beide waren verletzt durch Schüsse. Ein befreundeter Arzt kam zu Bozan nach Hause und operierte die beiden. Diese Episode brachte das Faß zum Überlaufen, sagt Bozan, vor allem, weil sich nichts rührte in Siebenbürgen. Er schloss sich am 18. Dezember in seinem Fotolabor am Kleinen Ring (in einer Werkstatt des KMU-Betriebs) ein und fertigte rund 2.000 Manifeste auf Fotopapier. Darauf stand ein Aufruf zur Versammlung gegen das Ceauşescu-Regime am 21. Dezember. Bozan wollte diese Manifeste in mehreren Ortschaften in Siebenbürgen verteilen. In Hermannstadt schrieb er als Treffpunkt von Hand den Platz zwischen Dumbrava-Kaufhaus und Theater auf. Einige Arbeitskollegen übernahmen die Verteilung mit, er selbst schnitt seinen Gipsverband an der Seite auf und steckte die noch feuchten Manifeste darunter. Während er die Manifeste mit Aracet an mehreren Stellen in der Stadt anbrachte, wurde er dreimal von Patrouillen angehalten. Dreimal kam er glimpflich davon. „Ob die mir wirklich abgenommen haben, dass ich gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde, weiß ich bis heute nicht", gibt Bozan zu. Beatrice UNGAR Ein weiteres Puzzlestück zu den Dezemberereignissen 1989 in Hermannstadt liefert die „Sibiul Vechi"-Stiftung mit der DVD „Revoluţia îmbrăcată în plumbi" (Die in Bleikugeln verpackte Revolution). Unser Bild: Christiana Fota (links) und Radu Scutea stellten den Film am 22. Dezember im „Römischen Kaiser" vor. Fotos: die Verfasserin 1 i 1 1 ...Hinm- - ■ a,Pfl UftlU Su« ACfi a<a SSSS? ;9*F«StiÄ «ba arad Galat I sa nmü imach« wstui ABoeriäSSTM1**** • „ w , DE ACEIA l OBUAkSA»Plüss*lA 9* SA •tt-dĂvrx sasv isr Mircea Bozan präsentiert das Manifest im Original. Kopien davon befinden sich in einschlägigen Museen in Berlin und Paris. Preiserhöhungen zu Jahresbeginn Bukarest. - Seit dem 1. Januar ist der Strompreis um rund vier Prozent gestiegen. Da diese Maßnahme sowohl für die privaten Endverbraucher, als auch für Industrie gültig ist, wird mit weiteren Teuerungen gerechnet. Auch Benzin und Dieselöl sind teurer geworden, erstmals um 20 bis 30 Bani pro Liter. Die Kraftstoffpreise sind wegen der Erhöhung der Mineralölsteuer gestiegen. Da Gemüse und Obst größtenteils importiert werden, wurden auch da bereits Preiserhöhungen registriert. Fleischprodukte sollen ebenfalls demnächst teurer werden, da z. B. die Produktion von Geflügelfleisch nicht mehr subventioniert wird. So soll der Preis bei Geflügelfleisch um etwa 40 Prozent ansteigen, Schweinefleisch wird um etwa 25 Prozent teurer. Zigaretten sind auch teurer geworden, zwischen 1,10 und 1,50 Lei zahlen die Raucher mehr pro Päckchen. Eine neue Steuer hat der Gesundheitsminister bereits vorgeschlagen, was für Debatten sorgt: Fast-Food-Produkte, Erfrischungsgetränke und Süßigkeiten sollen extra versteuert werden, da sie gesundheitsschädlich sind. (RS) Sparbudget und IWF-Tranchen Bukarest. - Für 2010 hat die Regierung ein Sparbudget vorgelegt, mit einem vorgesehenem Wachstum von 1,3 Prozent des Bruttoinlandproduktes und ein Defizit von 5,9 Prozent. Renten, Gehälter und Mindestlohn werden eingefroren, bis zu 100.000 Stellen im öffentlichen Sektor müssen abgebaut werden, um die Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) einzuhalten. Trotz dieser Maßnahmen rechnet die Regierung mit einer Senkung der Arbeitslosenraten von 7,8 auf 7,3 Prozent, Analysten sprechen von einem Wachstum von 9-10 Prozent. Das Budget basiert u. a. auch auf einer Wachstumsrate des Konsums um drei Prozent, trotz angekündigter Teuerungen. Noch wird in der Regierung um größere Summen verhandelt, Finanzminister Sebastian Vlädescu hat bereits mit der Kündigung gedroht, falls im sozialen Bereich die Abänderungsvorschläge durchkommen sollten. Lediglich Regionalentwicklung- und Tourismusministerin Elena Udrea scheint zufrieden zu sein und plant einen Golfplatz bei Snagov, um den Tourismus in der Villa- Gegend anzukurbeln. Im Januar wird eine neue IWFMission erwartet, besprochen wird die Entblockung der dritten Finanzierungstranche. Laut Präsident Traian Bäsescu wird sogar erwartet, dass Rumänien am 17. Februar gleichzeitig die 3. und 4. Tranche in Wert von 2,3 Millarden Euro bekommt. (RS) „Im Westen nichts..." (Fortsetzung von Seite 1) Angehörige der Oppositionsparteien (PSD und PNL) für die neue Regierung gestimmt haben. Die Eile, die neue Regierung zu bewilligen, kam u. a. auch durch den Druck des Internationalen Währungsfonds, der die Bewilligung der nächsten Tranchen des 20-Milliarden-Darlehens von einem gültigen Haushalt abhängig machte. Die neue Regierung hat nun folgende Mitglieder: Emil Boc (Premierminister, PDL), Béla Markó (Vizepremier, UDMR), Teodor Baconschi (Außenminister, unabh.), Sebastian Vlädescu (Finanzen, unabh.), Adriean Videanu (Wirtschaft und Handel, PDL), Cătălin Predoiu (Justiz, unabh.), Vasile Blaga (Inneres und Verwaltung, PDL), Gabriel Oprea (Nationale Verteidigung, unabh.), Radu Berceanu (Transport und Infrastruktur, PDL), Mihail Dumitru (Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, unabh.), Gesundheit (Attila Cseke, UDMR), Hunor Kelemen (Kultur, Kulte und Kulturerbe, UDMR), Gabriel Sandu (Kommunikation und Informationsgesellschaft, PDL), Daniel Funeriu (Bildung, Forschung und Jugend, PDL), Mihai Şeitan (Arbeit, Familie und soziale Fürsorge, PDL), László Borbély (Umwelt, UDMR) und Elena Udrea (Tourismus und Regionalentwicklung, PDL). Ruxandra STĂNESCU Improvisation in der Europäischen Union Einer ist keiner... Wie lange darf ein Wagen einen Parkplatz im Parkhaus am Bukarester Internationalen Flughafen Otopeni („Henri Coandä") blockieren? Wenn dessen Vorderräder blockiert wurden, wie auf dem Bild oben zu sehen, scheinbar fristlos... Was nun, wenn nicht einer, sondern tausend Dacias ebendort aus dem gleichen Grund vor sich hin verrotten würden? Foto: Beatrice UNGAR