Hermannstädter Zeitung, 2014 (47. évfolyam, 2364-2411. szám)

2014-01-10 / 2364. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 2364 /10. Januar 2014 WIRTSCHAFT/GESELLSCHAFT Seite 3 „Integrative Gruppe" hat Erfolg Das Diakoniewerk Hermannstadt will auch eine neue Werkstatt bauen Fünf Personen mit geistiger Behinderung wurde in einer be­treuten Gruppe in einem Hermannstädter Werk erfolgreich an­gestellt, es ist die erste Zusammenarbeit zwischen dem Diako­niewerk Hermannstadt und einer Fabrik. Das war Erfolg für alle Beteiligten, erklärt die Leiterin des Diakoniewerkes, Ana-Maria Palcu, denn in Rumänien ist es nicht selbstverständlich, dass Per­sonen mit schwerer geistiger Behinderung oder sogar mit mehrfa­chen Behinderungen eine Arbeitsstelle finden. Die Gruppe wird täglich in der Fabrik von einer Sozialarbeiterin betreut. Der Begriff „integrative Be­schäftigung" ist in Rumänien noch nicht wirklich bekannt, je­doch hat das Diakoniewerk im Ausland bereits jahrelange Er­fahrung in diesem Bereich. Ana- Maria Palcu: „Menschen mit Behinderung werden in einem Betrieb oder Werk aufgenom­men und betreut, so dass sie hier arbeiten können. Das sind nicht geschützte Betriebe, wo Perso­nen mit eingeschränkten Fähig­keiten hauptsächlich unter sich sind, sozusagen wie auf einer Insel, sondern hier arbeiten sie in dem sogenannten,normalen' Ar­beitsfeld, in einerm .normalen' Arbeitsklima. Eine Gruppe von vier bis fünf Personen mit Behin­derung arbeitet acht Stunden pro Tag, betreut von einem Pädago­gen oder einem Sozialarbeiter." Wichtig war es für die Leitung des Diakoniewerkes, erstmals in Hermannstadt ein Unternehmen zu finden, wo ein Pilotprojekt durchführbar war. „Im Septem­ber ist die Sozialarbeiterin al­leinen gegangen, um zu sehen, was für Arbeit es da für unsere Leute geben könnte, dann haben wir mit einer Person begonnen. Schrittweise haben wir dann die Gruppe vergrößert, jetzt im Januar wird die fünfte und letz­te Person dieser Gruppe ange­stellt." Die Gesetzgebung ist aller­dings anders als z. B. in Ös­terreich, wo Ana-Maria Palcu Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat. Hierzulande müssen die Personen mit Behin­derungen angestellt werden, wie jeder andere Mitarbeiter auch, was nicht unbedingt von Vorteil sein muss, erklärte die Leiterin des Diakoniewerkes. „Einerseits ist es gut, dass unsere Leute jetzt Arbeitsverträge haben, aller­dings ist leider auch der ganze Druck auf sie, wie für Personen, die keine Behinderung haben, dabei können unsere Leute nicht alle Arbeitsschritte durchführen. Es kann so zu Missverständnis­sen oder Spannungen kommen. Wir sind allerdings glücklich, dass wir eine Firma gefunden haben, die sehr sozial eingestellt ist, und die Mitarbeiter waren sehr offen. Deswegen hoffen wir, diese Risiken aus dem Weg ge­räumt zu haben." Geplant war eigentlich, dass ' diese Personen weiterhin in der Struktur des Diakoniewerkes bleiben, allerdings nicht im Ta­geszentrum, sondern im Werk betreut werden, das war aller­dings wegen mangelnder Ge­setzgebung nicht möglich. Das bleibt allerdings eine gute Erfah­rung, für alle Beteiligten. Palcu: „Es ist nicht gerade das, was wir uns gewünscht haben, es ist aber trotzdem ein Erfolg für alle." Hauptsächlich Kartons wer­den hier hergestellt, die meisten Tätigkeiten sind manuell, wie zum Beispiel aus der Form bre­chen oder falten. Die gute Er­fahrung führ schon zum nächs­ten Plan, eine weitere Gruppe dieser Art aufzubauen. Es bleibt noch offen, ob man den gleichen Betrieb oder einen Betrieb mit ähnlichen Arbeitsaufgabenan­­sprechen wird, oder ob etwas Neues gesucht werden soll. Be­achten muss man nur, dass die Produktion manuell stattfindet, und dass die Arbeitsschritte ein­fach sind. Es war allerdings ein jahre­langer Prozess, dass die Perso­nen aus dieser Gruppe über­haupt gefördert und auf die Arbeit vorbereitet wurden. Da in Rumänien Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten kaum Werkstätten finden, wo sinnvolle Arbeit und Beschäf­tigung angeboten werden, le­ben viele von ihnen isoliert in ihren Familien, ohne Aussicht auf entsprechende Förderung und Entwicklung. Das haben sie allerdings in der Werkstatt des Diakoniewerks gefunden, die 2007 eröffnet wurde. An­geboten werden Arbeiten mit Holz, Wachsguss, Filz sowie in Hauswirtschaft und gewerb­licher Fertigung, sie werden in Fördergruppen betreut, so dass sie hier u.a. Arbeitserfah­rungen sammeln konnten. „Bei uns haben sie Erfahrungen ge­sammelt und gelernt, was ein geregelter Tagesablauf mit sich bringt, sie waren bereits an be­stimmte Strukturen gewohnt, was sehr wichtig war. Die Etap­pe im Diakoniewerk war sehr wichtig, da sie zum Beispiel gelernt haben, um eine be­stimmte Uhrzeit aufzustehen, so dass sie auch pünktlich beim Arbeitsplatz sein können. Wir haben dadurch auch die Fami­lien unterstützt und haben uns auf jede Person einzeln einge­stellt." Auch wenn durch diese Grup­pe aus der Fabrik einige Plätze im Diakoniewerk frei wurden, so dass hier weitere fünf Personen aufgenommen werden konn­ten, herrscht noch Plätzeman­gel. Unter anderem gibt es sehr viele Bewerbungen für die vom Diakoniewerk angebotenen Be­schäftigungen, denen man noch nicht nachgehen kann. Das ist der Grund, weswegen man sich auf den Bau einer neuen und größeren Werkstatt in Schellen­berg vorbereitet, ein Grundstück wurde bereits gekauft und die ersten Behördengänge erledigt. In zwei bis drei Jahren soll das neue Haus stehen. Kurzfristig gibt es auch Pläne, dieses Jahr die Werkstatt in der Fleischer­gasse in eine „geschützte Werk­statt" (rum. „unitate protejată") umzuwandeln, so dass man hier auch Menschen mit Behinderung anstellen kann. „Wir bleiben na­türlich aber auch weiterhin im Kontakt mit dem Betrieb, wo unsere Gruppe bereits arbeitet." 18 Plätze hat das Diakoniewerk bisher, in der neuen Werkstatt soll eine Gruppe von bis zu 30 Personen Beschäftigung finden. „Wir haben große Pläne, wie man merkt", gibt die Leiterin zu­versichtlich zu, „aber wir packen das auch." Ruxandra STĂNESCU Ana-Maria Palcu (2. v. I.) mit der Gruppe im Oktober - inzwischen sitzen sie zu fünft. Fotos: Diakoniewerk In der Behindertenwerkstatt lernt man, einer geregelten Arbeit nachzuge­hen, aber auch Kontakte zu den Kollegen zu pflegen. Foto: Diakoniewerk Mihaela Hanea (rechts) und Jörg Prohaszka. Foto: der Verfasser ^ <1 (oll^l Ersten Schritt getan 1. Spendentransport für DWS-Berufsschule Den ersten Spendentransport für die zukünftige DWS-Berufs­­schule nahmen am 20. Dezember 2013 bei der Independenta- Schule in Hermannstadt Jörg Prohaszka, Geschäftsführer des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen und Schuldirektorin Mirela Hanea in Empfang. Gespendet wurde die Ausstattung von dem DWS-Mitgliedsunternehmen Dr. Pendl & Dr. Piswanger. Die Firma Meyer & Meyer übernahm den kostenlosen Transport. Gespendet wurden 14 Tische, 30 Hocker, eine Schweißstation und 6 große Koffer mit Versuchs­anordnung pro Tisch, wobei die gespendete Ausrüstung für die Ausbildungen Mechatroni­­ker und Elektriker gedacht ist. Der geschätzte Wert der Spen­de beläuft sich auf etwa 20.000 Euro die Ausstattung betreffend sowie auf über 1.000 Euro den Transport betreffend. „Die Tische plus Ausrüstung wurden dem DWS zur Verfü­gung gestellt, und der DWS stellt sie der Independenţa-Schule zur Verfügung für die duale Ausbil­dung, für die Berufsschule, die wir hier eröffnen", sagte Prohas­zka. „Das ist der erste Schritt, um die Schule auch entsprechend auszustatten." Das Unternehmen P&P kauf­te die neuwertige Ausrüstung von einem Bildungsinstitut aus Deutschland, das die Ausstat­tung ausrangieren wollte, mit dem Ziel, sie der zukünftigen Berufsschule in Hermannstadt zu spenden. Initiiert wurde die Spende von P&P-Mitarbeiter Dieter Thiess, der übrigens auch im Vorstand der Carl Wolff-Gesellschaft, dem Sieben­­bürgischen Wirtschaftsclub in Deutschland, tätig ist. Die Firma P&P, ein Full-Service-Berater mit Schwerpunkt Executive Search und Human Ressource-Bera­tung mit Hauptsitz in Wien, hat bereits ein Büro in Bukarest und wird im Sommer auch in Her­mannstadt ein Büro eröffnen. Werner FINK Hermannstadt im Blick Hier war der Misseibacher: „Material-, Farbwaren und Droguen en gros und detail" verkaufte J. P. Misseibacher sen. in seiner Spezerei­handlung in dem Haus Nr. 24 am Großen Ring. Im Haus Nr. 23 (heute Nr. 16, Bild unten, Foto: Fred NUSS) betrieb er ein „Weisswarenge­schäft". 1950 wurde er enteignet. Aktien der Firma werden heute von. den „Freunden der Wertpapiere" im Internet gehandelt (Bild oben).

Next