Hermannstädter Zeitung, 2016 (49. évfolyam, 2462-2510. szám)

2016-01-15 / 2463. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 2463 / 15. Januar 2016 GESELLSCHAFT/WIRTSCHAFT „Ich wollte immer schon mehr aus der Theologie machen!" Gespräch mit Ortrun Rhein, Leiterin des Dr.-Carl-Wolff-Altenheims in Hermannstadt Ortrun Rhein wurde 1967 in Rosenau geboren, Sie besuchte das Pädagogische Lyzeum in Her­mannstadt und wurde zunächst wie ihre Mutter Erzieherin. Noch vor der Wende von 1989 ent­schloss sie sich, evangelische Theologie zu stu­dieren, denn sie wollte den Mitmenschen helfen. Nach dem Studium arbeitete sie drei Jahre lang als Kindergärtnerin in Rosenau, dann baute sie das SOS-Kinderdorf in Heltau von Null auf. Seit 15 Jahren leitet Ortrun Rhein erfolgreich das Alten­­heim-Dr.-Carl-Wolff. Mit Frau Rhein sprachen die Lehrer Eva Nistor (Deva), Hrisantis Oceanu (Kron­stadt), Lidia Olar und Nicoleta Orbán (Mediasch), Claudia Andreea Oprea (Reps), Judith Orosz (Neu­markt) und Isaia Oprişor (Hermannstadt), koordi­niert von Călina Popa-Schneider (Hermannstadt). Wie wird man als Theologin Di­rektorin eines Altenheims? Die Evangelische Landeskirche hat einen neuen Leiter für das Haus gesucht. Ich war damals für das SOS-Kinderdorf in Heltau zustän­dig. Man hat mich überzeugt und ich habe zunächst für drei Monate zugesagt. Inzwischen sind daraus 15 Jahre geworden und ich bereue es nicht. Ich wollte immer schon mehr aus der Theologie machen! War der Übergang von Kindern zu Senioren schwer? Ich hatte den Wunsch etwas für Kinder zu tun, egal ob krank oder schwer erziehbar und habe nie da­rüber nachgedacht, wie es wäre, mit Erwachsenen zu arbeiten. Der Übergang war schwer, aber ich habe es zu meiner Zufriedenheit geschafft. Auf Ihrer Webseite ist zu lesen: „106 Heimbewohnern aus ver­schiedenen Städten und Dörfern des Landes bieten wir einen behü­teten Lebensabend. Ein Stück Hei­mat." Wie schaffen Sie das? Wir versuchen, den Rentnern der zwei Wohnbereiche den Alltag wie zu Hause zu gestalten, soweit das in einer Institution möglich ist. Es gibt geregelte Esszeiten und Frei­zeiten, in denen man das Heim un­ter Absprache verlassen kann, um auszugehen. In den beiden Pflege­stationen muss der Alltag natürlich an die Möglichkeiten der Patienten angepasst werden. Dieses Altenheim entspricht dem in Rumänien leider meist ne­gativen Bild solcher Institutionen in erfreulicher Weise vom ersten Blick an nicht. Wie schaffen Sie das? Durch Teamarbeit der 74 An­gestellten. Die Bundesrepublik Deutschland deckt 40 Prozent der Kosten, dazu kommen die Renten der Bewohner, die Einnahmen aus dem Vermieten der Gästeetage und Spenden. Der rumänische Staat steuert ganze 250 Lei pro Person und Monat bei, während die Kos­ten 1.600-2.000 Lei betragen. Welche Aufnahmebedingungen gibt es? Man füllt ein Anmeldeformular aus und kommt auf eine Warteliste. Die Anzahl der freien Plätze hängt von der Anzahl der Todesfälle ab, wie böse sich das auch anhören mag. Wird ein Platz frei, so belegen wir den mit einer Person von der Warteliste oder einem sozial schwä­cheren Anwärter, der zu Hause nicht mehr versorgt werden kann. Mit welchen Problemen müssen Sie sich als Leiterin auseinander­setzen? Unzufriedene Familien und Be­wohner, Behörden und Kontrollen, sowie begrenzte finanzielle Mittel. Die bewohnerbezogenen Probleme sind normal, damit kann man noch am einfachsten zurechtkommen. Es gibt leider auch Familien mit Lau­nen und Géld, die nur Rechte aber keine Pflichten kennen, die meinen, besser zu wissen, wie man Senioren pflegt - Menschen mit derartigen Ansichten gibt es auch sonst in der Gesellschaft. Dazu haben wir dau­ernd Kontrollen von verschiedenen Behörden, was in Anbetracht der unklaren und sich stetig ändernden Gesetzeslage unserer Arbeit nicht gerade förderlich ist. Wir gehören zu den Häusern, welche die meis­ten Kontrollen erlebt haben, im Be­sonderen vor den Wahlen letzten Herbst, als wir „zufällig" über 30 hatten. Man muss sich als Haus ein­fach durchsetzen und überzeugend sagen: Das ist meine Richtung! Die größte Schwierigkeit bleibt, dass wir finanziell nicht langfristig ab­gesichert sind. Ich weiß nie, wie ich die Ausgaben bis Ende des Jahres in den Griff bekomme. Es ist immer ein Abenteuer, nicht zuletzt sind wir auf Spenden angewiesen. Wie wird die Gemeinschaft ein­bezogen? Was für Veranstaltungen gibt es im Heim? Mit den Schulen arbeiten wir sehr gut zusammen. Einige Brukenthalschüler besuchen die Heimbewohner zu Ostern, Weih­nachten und anderen Anlässen. Sie haben zusammen Kuchenhäuschen gebacken und Kekse dekoriert. Manchmal besucht uns der Chor der benachbarten orthodoxen Kir­che. Zwei Mal pro Jahr kommen Schauspieler des Staatstheaters, um den Bewohnern vorzulesen. Jedes Jahr werden wir vom Kon­sulat zum Apfelfest eingeladen. Wöchentlich trifft sich der Hand­arbeitskreis der Kirchengemeinde, zu welchem Frauen aus dem Heim und von außen gehören - eine gute Gelegenheit, Gedanken auszutau­schen. Die Bewohner können an abwechslungsreichen Aktivitäten teilnehmen: es gibt einen Chor, Gottesdienste, Bibelstunde, Ergo­therapie, Sitztänze, Musiktherapie, Krippenspiele und vieles mehr. Wenn sie einfach ihre Ruhe haben wollen, dann sei ihnen auch das gegönnt. Wie verbinden sie Beruf und Privatleben? Ich wohne hier im Heim und habe nicht das Gefühl, im Dienst zu sein. Bekannte von Ihnen meinen, dass Sie sich immer dann, wenn in Ihrem Aufgabenbereich alles läuft, ein neues Projekt ausden­ken und es auch - so unglaublich es vielen scheinen mag - verwirk­lichen. Woher nehmen Sie die Mo­tivation? Mit Menschen zu arbeiten ist immer spannend und ein offenes Auge für die Nöte der Gesellschaft sollte jeder haben! Ich habe in Her­mannstadt eine Tagesbetreuungs­stätte für Straßenkinder aufgebaut, es folgte das Hospiz und nun wid­me ich mich der Einrichtung eines Kinder-Hospizes, in dem 10 bis 12 Kinder mit lebensbedrohenden Krankheiten unter Einbindung von Eltern und Geschwistern betreut werden sollen. Bei der Arbeit mit Menschen, die am Lebensende stehen, erhält man eine komplexe Perspektive, was das eigene Leben angeht. Wie sehen Sie die Zukunft des „Dr. Carl Wolff"-Altenheims? Altenheime wird es immer brau­chen, also ist die Zukunft stabil. Wir können nicht für die nächsten zehn Jahre planen, denn Menschen ändern sich und wir müssen uns den Gegebenheiten stellen. Mehr Plätze wollen wir nicht schaffen, weil wir unter den gegebenen Umständen die Geborgenheit ei­ner Dorfgemeinschaft vermitteln können. Gäbe es mehr Betten, so wäre alles unpersönlich, das Zu­sammengehörigkeitsgefühl würde verschwinden. Wir danken für das Gespräch! Gruppenbild im Büro der Heimleitung (v. I. n. r.): Eva Nistor, Hrisantis Oceanu, Heimleiterin Ortrun Rhein, Judith Orosz, Isaia Oprişor, Nicoleta Orbán, Lidia Olar. Foto: Călina POPA-SCHNEIDER Ein besonderes Erlebnis „Hotel of Ice" lockt Urlauber aus ganz Europa an In den Fogarascher Bergen war seit Dezember 2015 erneut eine ungewöhnliche Urlaubslandschaft im Entstehen begriffen: Aus den gefrorenen Relikten des Bulea-Gletschersees wurde ein Ho­tel ausgehoben, das gänzlich aus Eis besteht. Der etwas verspätete Wintereinbruch im Jahr 2015 stand der elften Saison dieses beson­deren Urlaubziels nicht im Weg. Während Ausflüge in die hö­heren Lagen der Südkarpaten im Winter wenig empfehlens­wert sind, bietet das „Hotel of Ice" am Bulea-See vielfältige Wintersportangebote sowie ein umfangreiches Unterhaltungs­programm. Der außergewöhn­liche Charme des Hochgebirges und die in Südosteuropa ein­malige Unterbringung locken neben Besuchern aus Rumäni­en auch Interessierte aus ande­ren Regionen Europas an. Der Zugang zum Hotel wird durch eine Gondel ermöglicht und bringt die Gäste auf durchwegs frostige 2034 Höhenmeter. In zwölf Doppelzimmern dienen Felle, Kissen und Decken der Gemütlichkeit und sorgen für komfortable Körpertempera­turen, während an der Eisbar zumeist gekühlte Getränke gereicht werden. Sportliche Gäste können Ski- und Snow­boardausflüge unternehmen, Schneeballschlachten veranstal­ten und Skulpturen bauen. Denjenigen, die kalte Tempe­raturen im Winter bevorzugen und nach einer reizvollen Un­terkunft suchen, sei das Eishotel am Bulea-See wärmstens emp­fohlen! Jonas BORNEMANN Ein Zimmer im „Hotel of Ice". Foto: Paul ALBU Seite 3 28 Prozent mehr Fluggäste im Jahr 2015 Positive Bilanz des Hermannstädter Internationalen Flughafens Zum Jahresende 2015 fiel die Bilanz des Hermannstädter In­ternationalen Flughafens positiv aus. Die Anzahl der Fluggäste - 276.533 - ist im Vergleich zum Vorjahr, 2014, um 28 Prozent ge­stiegen. Ebenfalls gestiegen ist die Anzahl der auf dem Flughafen gelandeten bzw. vom Flughafen gestarteten Maschinen. 2015 wa­ren es insgesamt 5.468, das ist eine Steigerung um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese guten Ergebnisse sind der Unterstützung seitens des Kreisrats Hermannstadt zu ver­danken aber auch den Bemühun­gen der Flughafenleitung, die vorhandene Infrastruktur opti­mal auszunutzen. Desgleichen ist man auf die Wünsche und Mei­nungen der Hermannstädter und der anderen Fluggäste eingegan­gen, die sich an der vom Flugha­fenmanagement durchgeführten Umfrage beteiligt haben. Das von den Fluggästen am meisten genutzte Flugziel war auch 2015 München, gefolgt von London und Stuttgart. In der Urlaubssaison erwies sich der von Air Bucharest ange­botene Flug nach Antalya als Knüller. Auch die traditionellen Partner des Hermannstädter Flughafens, die Fluggesellschaf­ten Lufthansa, Austrian Airlines, Tarom und Blue Air, verzeichne­­ten gute Zahlen. Für das Jahr 2016 bietet ab 27. März Blue Air ein neues Flug­ziel, Köln/Bonn an. desgleichen hat die Flughafenleitung neue Flugziele in Spanien, Italien und Deutschland ausgeschrieben, wie der Kreisrat Hermannstadt bekanntgegeben hat. Wizz Air wird desgleichen mehrere Flüge nach Stuttgart, London und Dortmund anbie­ten als 2015. Und natürlich gibt es auch in diesem Jahr in der Sommersaison Gharterflüge nach Antalya. In diesem Jahr rechnet man beim Hermannstädter Flugha­fen mit einer Steigerung der Flugfrequenz um 21-22 Prozent. Weiter ausgebaut werden soll der Cargo-Bereich. 2015 gab es monatlich 20-30 Sendungen (Import/Export). Ein Cargo- Terminal ist in Planung. Um den Passagieren entge­genzukommen und um die Kommunikation allgemein zu verbessern, ist der Flughafen auf den Sozialnetzwerken prä­sent. Antworten auf Anfragen werden innerhalb maximal 120 Minuten erteilt. Sie können uns unter www.facebook.com/ sbzairport, www. twitter, com / sbzairport, www.instagram. com/sbzairport kontaktieren bzw. sich über Neues vom Flug­hafen informieren. Nicoleta BOBORODEA Hermannstadt im Blick ^ ZIRRE Şi RE VISTE. J íroóta vă aA cg ură primirea, regulată ţi neuUreruptă a cUnnuuiuntelm^ Aufruf für Nostalgiker: Dieser Anschlag aus „besseren Zeiten" der Rumänischen Post hängt immer noch im Postamt Nr. 1 in der Flei­­schergasse/Mitropoliei. Er stammt aus der Zeit vor 1990 und besagt sinngemäß: „Abonnieren Sie Zeitungen und Zeitschriften. Die Post sichert Ihnen den regelmäßigen und ununterbrochenen Empfang der Abonnements". Schön wär'sl Foto: Cătălin MURESAN

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