Kaschauer Zeitung, Juli-September 1874 (Jahrgang 36, nr. 52-78)

1874-07-22 / nr. 58

b­stet OT aun - am. REIN << | Kasan, JIUUWUW Ze, JU Ag XXXVI. Jahrgang 184. Erscheint jeden Mittwoch und Samstag, für Pränumeration Kaschau vierteljährig 1 fl. 25 sendung fr., mit Postver­ 1 fl. 50 kr. Pränumeration wird jeden Tag angenom­men bei der Administration der Kaschauer Zeitung, Hauptgasse Nr. 69, bei al­­ex Postansta­lten u. Buche­handlungen. Megjelen minden Szerdán és Szombaton, werden nit angenommen. Anonyme Briefe werden nicht berück­­sichtigt und Manuskripte nicht zurück­­gegeben. Imfrantirte Briefe an die Redaktion Lokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben, (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) Inserate, 5 tr. für eine fünfmal gespaltene Petit­­zale. — J Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige.­­ Bei größeren Ankündigun­­­­gen und öfterer Einschaltung entsprechender Nachlaß. In Wien übernehmen Inserate für uns die Her­ren A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22, Haassenstein , Vogler, Neuer-M­arkt Nr. 11 und Rudolf Messe Annoncen - Expedition. Inserate übernimmt für uns die Inter­­nationale Annoncen - Expedition von Lang , Schwarz Pest, Badgasse und Wien, Wollzeile 6. — In Berlin 8. Kom­ik. In Stuttgart E. Stöcke­hardt. In Paris Havas Laffitt- Bullier & Comp; Lundsc­haftsblatt für Kaschau und Spezies. — nemmer eer samen an een Kaschan, 21. Juli. wurde Die sich hinschleppende Verhandlung über das Wahlgefett am 18. d. in unserem Abgeordnetenhause wieder aufgenommen. Minister Szapäry versichert noch immer, daß die Session nicht früher geschlossen werde, bis nicht das Wahlgesetz erledigt ist, und müßte man auch bis in den Herbst hinein tagen. Der Herr Minister dürfte sich getäuscht haben, wie auch sein Amtsvorgänger sich täuschte, als er meinte, es würde ihm gelingen, die Todtredekrise zu bewäls­tigen. Die Vorlage wird in dieser Session nicht völlig er­­ledigt werden. Sind es überhaupt parlamentarische Debat­­ten, die seit einigen Tagen in dem Hause geführt werden ? Hat Graf Szapäry nicht wahrgenommen, wie die Glühhite in dem dumpfigen Berathungssaale nur persönliche Zänke­­reien und Skandale, aber keine sachliche Erörterung zu Tage fördert? Und ganz abgesehen von den äußerlichen Hinder­­nissen auch noch der Umstand, daß die deafistischen Abgeord­­neten, welche Grundbesitzer sind, und Diejenigen, deren Ge­­sundheit eine Erholung dringend fordert, bis in den August hinein nicht ausharren können, drängt sich auch noch die Frage in den Vordergrund : wann und wie soll die Regie­­rung die dem Lande so nothwendigen und überdies dem Rothschild-Consortium auf das Bestimmteste zugesagten Finanzvorlagen für den Herbst ausarbeiten und im Minister­­„rathe durch berathen, wenn die Minister ihre ganze Zeit im Parlamente verbringen? Kurz alle erdenklichen­ Gründe spre­­chen dafür, daß die Regierung von dem Plane, die Wahl­­vorlage um jeden Preis noch in dieser Session durchzubrin­­gen, noch bei Zeiten ablasse. .— Im Finanzministerium beschäftigt man sich bereits fleißig mit der Ausarbeitung der Instruktionen, welche in den nächsten Tagen an die Steuerämter in Ange­­­legenheit der Steuereintreibung erlassen werden sollen. In diesen Instruktionen wird sowohl bezüglich der laufenden Steuern, wie bezüglich der Rückstände das zu beobachtende Verfahren genau vorgeschrieben.­­ Seit kurzem werden wieder neue und ernste di­­plomatische Verwirlungen der Pforte mit den Mächten und speziell mit Oesterreich signalisirt : die betreffenden Meldun­­gen­ sind theils Erfindungen, theils Uebertreibungen. Es ist richtig, daß gegen eine neuere Verordnung, nach welcher die türkischen Handelsgerichte ausscließlich in türkischer Sprache zu verhandeln haben, von der einen oder andern Seite Vor- Stellungen gemacht worden sind — keine Kollektivvorstellun­­gen — ob sie Erfolg haben werden oder nicht, steht dahin; ein rechtlicher Anspruch auf die Prozeßführung in­ einer an­­dern als der Landessprache, existirt gewiß nicht und schwer­­him würde eine andere europäische Regierung bei ihren Ge­­richten einer türkischen Partei das Recht einräumen, auf ein Plaidoyer in türkischer Sprache zu dringen. Es ist ferner richtig, daß nach dem neulichen Zusammenstoß eines ägypti­­schen Dampfers mit einem türkischen Schiff im Schwarzen Meer der Kapitän des ersteren, ein österreichischer Unterthan, in­ Haft genommen wurde, aber es ist ebenso richtig, daß auf die erste Requisition der österreichischen Botschaft hin die türkischen Behörden den Verhafteten auslieferten. — Aus Kissingen kommen, obwohl die eingeleitete Untersuchung, welche schon in ganz Deutschland umfangreiche Nachforschungen veranlaßt hat, sich in den Schleier des Amtsgeheimnisses hüllt, noch immer Einzelheiten über nähere Umstände, der That und über die betheiligten Persönlich­­keiten. So schreibt man der „Schlef. Presse :“ „Bis jegt welches aussagt, ist ein Dienstmädchen vernommen worden, sie habe kurz vor dem Wegfahren Bisz­marks von seiner Wohnung drei Menschen bei­einander stehen sehen, und habe gehört, wie der eine von ihnen sagte : „Jetzt aber gehe hin, sonst versäumst du ihn“. Der eine von diesen sei der Attentäter gewesen. Die Polizei fahndet auf­ die Complicen. Ein preußischer Major hat den Verbre­­cher als die Person erkannt, welche mit noch einem anderen Individuum im Walde bei dem Altenburger Haus sich im Pistolenschießen eingeübt hat. Man fand bei dem Attentäter eine Brieftasche, in welcher die Notiz stand, daß Bismarc um 1 Uhr stets nach der Saline fahre; in der Tasche lag auch ein Militärlösungsschein, aus welchem die Persönlich­­keit des fremden Individuums als die des Böttchergesellen Eduard Kullmann aus Neustadt bei Magdeburg festgestellt wurde“. — Ueber die Verhaftung des Pfarrers Hauthaler in­ Schweinfurt bringt die „Wiener Presse“ folgenden Bericht, den wir selbstverständlich nur unter Vorbehalt mittheilen : „Ein in der ersten Nachmittagsstunde hierher gelang­­tes Telegramm ordnete die Verhaftung eines mit dem Drei- Uhr-Zug eintreffenden Geistlichen als der Mitschuld an dem Attentate des Schreinergesellen Kullmann in hohem Grade verdächtig an, ein weiteres Telegramm die Anhaltung eines andern Individuums im Alter von 20 Jahren. Der erste­­ren Weisung konnte nachgekommen werden. Dem betreffen­­­­den Pfarrer, auf den das kurze Signalement zutraf, wurde, während er noch im Coups saß, seine Verhaftung angekün­­digt. Der zufällig anwesende unterfränkische Regierungs­­präsident, Graf Luxburg, in dessen Zügen sich tiefe Erre­­gung kundgab -- erst die vergangene Woche hatte ihn Fürst Bismarc durch einen Besuch auf seinem Gut Aha geehrt — unterzog sich selbst der ersten Verhöraufnahme. Das weitere Verhör leitete der hiesige Staatsanwalt Donle. Bezüglich des Ergebnisses der gepflogenen Erhebungen ver­­lautet folgendes: Der Inhaftirte gibt an Hauthaler zu heißen , er sei zur Zeit Pfarrer bei Kufstein, und sei wieder­­holt aus Schweinfurt, woselbst er in dem Gasthof zur „Krone“ Absteigquartier genommen, um den Fürsten zu sehen, nach Kissingen Morgens gefahren, und am Abend zurückgekehrt. Selbstverständlich läugnet er jede Theilnehmer­­schaft an dem Attentate. Auffällig ist die bedeutende Geld­­summe, mehr als 5000 fl., die sich in fand. Sonst wurden unter seinen Effekten, seinem Besitze die­­die sofort in der „Krone“ mit Beschlag belegt wurden, außer den üblichen Reise-Effekten noch zwei Fläschchen mit einer unbekannten, eigenthümlich riechenden Flüssigkeit vorgefunden, die er als geweihtes Oel (Margarethenöl) bezeichnete. Die cemische Untersuchung wird das Nähere hierüber herausstellen. Kis­­singer, die ich sprach, theilen als positiv mit, daß ein Geist­­licher mehrmals in den Morgenstunden mit dem Attentäter Kullmann sprechend gesehen wurde, und daß der Pfarrer Hauthaler oder aber ein diesem ganz gleich sehender geist­­licher Herr bei der Verübung des Attentats in unmittelbarer Nähe des Kullmann sich befunden habe. Und mehrere wollen ihn wie signalisirend,­ bevor der Schuß krachte, die Hand er­­heben gesehen haben. Hierüber werden die angeordneten Zeu­­genaussagen Licht schaffen“. Die Angaben des Thaters über die Motive seiner That und die bei ihm vorgefundenen Papiere veranlaßten Hausdurchsuchungen an verschiedenen Orten. Das Ergebniß einer solchen, welche in Salzwedel­ vorgenommen wurde, brachte zu Tage, daß Kullmann zwar nicht Mitglied eines katholischen Gesellenvereins, wohl aber eines katholischen Männervereins war. Die „Neue Fr. Presse" erhielt über das Ereigniß folgende briefliche Mittheilungen : Der „Fränkische Courier“ theilt den Dialog mit, der sich bei diesem ersten Verhör entsponnen haben soll. Nach dieser Darstellung besah Fürst Bismark den Attentäter und fragte ihn direkt : „Warum wollten Sie mich todtschießen ?“ Kullmann antwortete: „Wegen der Kirchengesete“". — Bismark : „Die Kirchengesege berühren doch Sie nicht; es kann doch Jedermann glauben, was er will. Thaten Sie .­­ „Der Sänger Lederer und der Kaufmann Schlesinger aus Berlin waren die Ersten, welche den Attentäter ergrif­­fen, der darauf von fünf bis sechh Herren nach dem Polizei­­gefängniß transportirt wurde. Auf dem Wege dahin war er kaum vor der Wuth des erbitterten Publikums zu schüßen. Lederer, den der Mensc in die Hand gebissen hatte und der in Folge dessen den Arm in der Binde tragen muß, wurde zum Fürsten Bismarc entboten ; nach einer Kund­­gebung des Bedauerns über die Verlegung fragte der Fürst den Sänger nach seiner Landsmannschaft, worauf derselbe fi als Ungar präsentirte. Der Fürst äußerte, zu seiner Gemahlin gewendet, scherzhaft: „Ungarn und Deutsche halten ja immer zusammen !“ Der Reichskanzler verab­­schiedete sich sodann von seinem Gaste, von Frau und Tochter und fuhr mit dem Badekomm­isär, der sich inzwischen ein­­gefunden hatte, nach dem Gefängnis, um der Vernehmung des Mörders beizuwohnen, es aus eigenem Antriebe?” Kullmann : „Nein, ich wurde dazu veranlaßt“. — Bismark : „Von wen?" Kullmann : „Das sage ich nicht". — Bismark : „Traurig ist es, daß Sie als Landsmann mich todtschießen wollten!" Kullmann : „I< that es eben wegen der Kirchengesetze !" — Bismarc : „Müssen denn unter solchen Verhältnissen die Kirchengesetze nicht noch schärfer gemacht werden? Kullmann gibt hierauf seine Antwort. “ Das „Vaterland“ nennt es eine Jufamie, daß man, den Ergebnissen der gerichtlichen Untersuchung vor­­greifend, die katholische Partei für den Mordversuch in Kissingen verantwortlich machen will; der Ausdruck „ist stark, aber eine gewisse Berechtigung kann man ihm nicht absprechen, und es wäre gewiß zu wünschen, daß man nicht auf bloße Vermuthungen und vorgefaßte Meinungen hin Berbachtungen und Anklagen ins Volk schleuderte, welche die vorhandene Verbitterung bis zur Erbitterung verschärfen müssen.­­ — Das „Schweinfurter Tagblatt” meldet unterm 18. Juli, daß der von Kissingen in das Schweinfurter Bezirksgefängniß eingelieferte Pfarrer Hauthaler gestern Vormittags bereits wieder als völlig unbetheiligt an dem Attentat gegen den Fürsten Bismarc freigelassen worden ist. — Die Wiener Journale sprechen sich befriedigt über die Freilassung Hauthalers aus. — Kissingen beginnt nach den Aufregungen der legten Tagen wieder seine ruhige Physiognomie anzunehmen. Das Befinden des Fürsten Bismark ist ein vollkommenen befrie­­digendes.­­­ ­ Mittelasiatische Zustände. * Wir haben unsere Leser schon einigemal (Nr. 85, 91, 1873 and 21, 1874) auf die Entwicklung der Dinge in Asien aufmerksam gemacht, welche sich vorläufig nur in einzelnen politischen Schachzügen der interessirten Mächte anzeigt, jedoch bereits für den aufmerksamen Beobachter deutlich die Richtung verräth, in welcher sie sich vollziehen wird. Das Wichtigste aus Brittisch-Indien ist ein Bericht aus Kaschgar über die dort vom Generalstab des Herrn Forsyth unternommenen Erforschungsausflüge, aus welchem hervorgeht, daß mit dem Abschluß des Vertrages nur ein Theil der Aufgabe der englischen Mission erfüllt ist. Die englischen Generalstabsmitglieder interessiren sich, anstatt praktikable Handelswege von Kaschgar und Jarkand nach Indien zu suchen, einstweilen viel mehr für welche aus dem russischen Turkestan nach Kaschgar die Posse, führen. Aus dem erwähnten Berichte geht hervor, daß der General­­stab8-Oberst­ Gordon mit mit Bewilligung des Emir, dem Kapitän Trotter, natürlich einen Ausflug an die nördliche — russische — Grenze von Kafchgarien unternommen hat. Schon die zweite Talreise führte sie in die Gebirge, denn die Straße lief längs des Flusses Zoyan,­ der hier durch eine enge, von senkrechten Felswänden eingeschlossene Thal­­schlucht fließt. Der Emir hat, wie es in dem Bericht heißt, sich diese Umstände zu Nutzen gemacht, um Befestigungs­­werke auszuführen, welche wunderbare, unüberwindliche Hin­­dernisse bilden und in den Händen einiger entschlossener­ Männer genügen würden, um den Paß gegen eine von Scadyr vorrückende Armee zu versperren. Da sind dies nicht jene Forts, mit deren Errichtung der Emir 1868 beschäftigt war, als der britische Agent Herr Shaw Kıjchgar zum erstenmal besuchte und berichtete, der Emir habe mit eigenen Händen an der Aufführung dieser Werke gearbeitet und seine Offiziere gezwungen dabei behülflich zu sein, Steine und anderes Material herbeizuschleppen u. s. w. Die Befestigungen im Togan-Thal sind nach dem Plane des Sohnes des Emirs, Beg-Kulli-Beg erbaut worden und geben Zeugniß von nicht gewöhnlichen Talenten. Der Sohn des Em­irs wird als ein junger Mann geschildert, der zu den besten Hoffnungen berechtigt. Er ist 27 Jahre alt und einer der vier Befehlshaber, unter welche die Leitung der Armee vertheilt ist. Gegenwärtig ist er mit dem wich­­tigen Kommando in den östlichen Provinzen betraut, in denen die Ordnung wo nicht vollständig hergestellt ist. Die Expedition setze ihre Forschungen thalaufwärts fort. Die Steigung war eine sehr sanfte, die Berge verloren _ ER EEE EEE er jáges ee RE ERNEUTEN, Da NE Ét

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