Kaschauer Zeitung, Januar-März 1876 (Jahrgang 38, nr. 1-38)
1876-02-05 / nr. 15
Kaschauer Zeitung, Lokalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Beben. (KASSA-EPERJESI ERTESITO). Pränumerations-Bedingnisse Redactions- und Sexpeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Pränumeration, Inserate und Einschal- Pränumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ und das „Zluftr. Unterhaltungsblatt Ganzjährig für Kaschau : 5 fl. 8 fl. | mit Postversendung “ fl. — Ha 5... Jungen im „Offenen Sprechsaal“ werden daselbst a hen, für Kaschau : s fl. Arife; mit Postversendung 8 fl. — kr. 6. 24. A Beig war 6 fl. er 5 gi " 1 n 50 te" j übernommen; ferner nehmen auch alle Postanstal-t TA tetjahre ER 0 va: | 3 N 53 Eng s júierteljährig „ dd sl. 7 un er 4 áaten und Buchhandlungen Pränumeration an. — DEER 19 „ " 3 el " SEIEN Bei Inseraten wird die fünfmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — |Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. 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M. stattgefundene Begräbniß Dek's, si über welches uns bisher jede nähere Nachricht fehlt, hat sich voraussichtlic zu einer imposanten Leichenfeier gestaltet, wie sie|[n einem einfachen Bürger eines Landes wohl no selten veranstaltet worden sein mag. Bedenkt man, daß der große Verstorbene sich seine seönsten Lorbeeren als Vertreter des Volks im Parlament erworben, so kann man nur die höchste Genugthuung, ‚die reinste patriotische Freude empfinden über die Huldigung, GE die in solcher Weise indirect dem parlamentarischen Princip dargebracht wird. Budapest glich seit dem 29. Januar einem großen Trauerhause. Alle Kaufläden waren schwarz drapirt, jedes Haus, besonders alle Theater geschlossen, in der innern Stadt schwarz beflaggt, alle öffentlichen Unterhaltungsorte gern sperrt. Dem Beispiel der Hauptstadt sind alle größeren Provinzialstädte gefolgt, auch dort wurden alle Bälle und sonstigen Unterhaltungen abgesagt, die Theater geschlossen. Der Telegraphendraht war überladen mit Depeschen, die aus allen Theilen des Landes und aus allen Hauptstädten Europas eintreffen, um bald den Verwandten des Verstorbenen, bald der Nation, bald dem Reichstag Beileid auszubrüchen. Schon den 30. Jaanuar waren etwa 2000 derlei Depeschen eingelangt. Die Eisenbahnen brachten wieder Deputationen der Comitate und Freistädte, deren Abgeordnete eine Handvoll Erde mitbringen, und ‚wie der Krönungshügel aus Erde von ganz Ungarn zusammen‘ geseßt ist, so wird nun auch der größte Patriot Ungarns in M: der Erde von ganz Ungarn ruhen. Daß der Reichstag seine iV: Sitzungen suspendirt, daß alle Journale mit Trauerrand ersscheinen, ist selbstverständlich ; was aber nicht unerwähnt bleiben soll, ist der sinnige von Pietät und Tod zeugende Vorgang der Witblätter, die ihr Erscheinen suspendirt und nur einfache Blättchen ausgegeben haben mit der Aufschrift: „In dieser Woche der Trauer hat der Scherz zu schweigen". — Der König hat dur wichtige Staatsgeschäfte leider verhindert gewesen, am Leichenbegängniß persönlich theilzunehmen, dem hat sich Sex Majestät bei demselben, wie die Blätter melden, durch den ersten Flügeladjutanten vertreten lassen, und hat außerdem angeordnet, daß zum Zeichen der persönlichen Theilnahme am Tage des Begräbnisses auf den Zinnen der kön. Hofburg in Ofen die Trauerflagge aufgezogen werde. Weil imponirende Massen sich am Leichenzug betheiligt haben mögen, ist daraus ersicht Mmlich, daß sich bis 2. b. M. Nachmittags, ohne das I. und k. Officiercorps und die ausländischen Deputationen, bereits 51 Comi W tate, 72 Städte, 29 Budapester Vereine, 79 Provinzvereine, 62 Gesellschaften, 32 Genossenschaften, 12 liberale Clubs 44 sonstige Deputationen zur Theilnahme am Convoi gemeldet haben. * * * Der Kranz der Königin, welchen die hohe Frau persönlich auf den Sarg unseres unvergeßlichen De4k niederlegte, enthält dreiundsiebzig weiße Camelien. In äußerst sinniger Weise hat Ihre Majestät für jedes Lebensjahr ii Deáks in den Kranz eine Blume flechten lassen, welche als Symbol der makellosen Reinheit wohl die passendste ist, die zu diesem Behufe verwendet werden konnte. * Die Königin am Sark Franz Deáfs Am 31. Januar Nachmittags bot figy den wenigen in der Vor-halle des Academiepalastes, wo die Leiche des großen, unver geßlichen Patrioten aufgebahrt liegt, anwesend gewesenen Perkusonen ein Anblic bar, der an weihevoller Erhabenheit, und menschlich-schöner Größe kaum noc je seines Gleichen hatte und würdig wäre, durch den Pinsel eines großen Malers für die Nachwelt verewigt zu werden. Einige Minuten nach 54 Uhr entstieg dem vorfahrenden Hofwagen J. M. die Königin in tiefe Trauer gehüllt, und trat, von der vor dem Academiepalaste versammelten Volksmenge in richtiger Erkenntniß des erhabenen Augenblicks mit stummer Ehrfurcht empfangen, in die Vorhalle ein, wo sie allein vom Minister- REpräsidenten Tipa empfangen wurde, während sich die übrigen Anwesenden tief in den Hintergrund zurückzogen. Die Königin er nahm den prachtvollen, kurz vorher von der Vorleserin Fränklein Ferenczy überbrachten, mit weißen Camelien geschmitzen Lorbeerkranz, und schritt die Stufen des Katafalks hinan. Als die hohe Frau die bleichen, selbst im Tode noch so edlen , Züge des großen Todten erblickte, trat auf das sonst so freundich lächelnde Antlig der Königin der Ausdru> des höchsten Leides, die Lippen zuckten schmerzlich zusammen und den Augen fentstürzten heiße Thränen. Die Königin legte hierauf tiefergriffen den Kranz, auf dessen breiten Schleifen von s<werem Atlas in goldenen Buchstaben die Widmung steht : „ Erzsébet Kirälyne, Deák Ferencznek“, auf die theure Leiche, ließ den von Thränen verschleierten Blik nor eine kurze Zeit auf den erstarrten Zügen des unvergeßlichen Todten verweilen und stieg dann wieder hinab, kniete vor dem am Fuße des Sarges befindlichen Betschemel nieder und betete etwa 8 Minuten lang inbrünstig. Als die Königin ihr Gebet beendigt hatte, stand sie auf und entfernte si, ohne jemand weiter angesprochen zu haben. Tief erschüttert waren die anwesenden Zeugen dieses weihevollen Ereignisses gewesen, und auch die Menge, welche instinetiv ahnte, daß etwas Großes geschehen war, ließ die Königin nach Hause fahren ohne das geringste Zeichen der sonst so stürmisch und Herzlich hervorbrechenden Ovationen. Es war ein feierlicher, erhaben majestätischer Moment. Der schlichten, unverfälschten, nie wankenden Bürgertugend war eine rührende und eben in ihrer unvermittelten Einfachheit erhabene Anerkennung vom Throne herab geworden. Der Genius Ungarns hatte am Sarge des edelsten Patrioten geweint und gebetet. Möge diese echt königliche Handlung eine Beweis sein von der unzertrennlichen Gemeinsamkeit und Uebereinstimmung, welche zwischen Thron und Bolt besteht, und unsere spätesten Nachkommen, die Bürger eines großen, freien, glüclichen Ungarns, werden die Wiedergeburt unseres Vaterlandes von jenem Momente an dauiren, wo demselben inmitten seines größten Unglücks, Gewißheit geworden seines herbsten Verlustes, eine solch erhebende ist. — Graf Zichy überreichte am 31. v. M. der Hohen Pforte die Propositionen des Grafen Andrässy. Die allgemeine Stimmung ist denselben günstig. Graf Zichy hat, nachdem er seinen Instructionen gemäß die Vertreter der übrigen Mächte von dem zu unternehmenden Schritte verständigte, dem Minister des Reußers Raschid Pascha die zwischen den Nordmächten vereinbarten Reform-Vorschläge mitgetheilt und demselben auf Verlangen eine Abschrift seiner Mittheilung zurücgelassen ; unmittelbar darauf entledigten sich der russische und deutsche Botschafter in ganz gleicher Weise ihrer diesbezüglichen Mission. Der Schritt der Vertreter der Nordmächte wurde am 1. b. M. von den Vertretern der drei übrigen Signatar-Mächte nachdrüglichst unterstützt. Raschid Pascha erklärte dem österreichisch-ungarischen Botschafter, er hoffe in wenigen Tagen die Antwort der Pforte mittheilen zu können. — Ein officielles Telegramm aus Konstantinopel vom 1. d. M. meldet: Die Truppen zerstreuten die an der österreichischen Grenze gesammelten Insurgenten. — Die Pforte verwarf das Finanzproject Hammond's. — Die Regierung berief Truppen ein zur Ausfüllung der durch den Krieg in der Herzegovina entstandenen Lücken. — Als der rumänische Ministerpräsident Lascar Catargiu sich am 25. v.M., Mittags, in den Sigungssaal der Kammer begeben wollte und in seinem Wagen gerade das Thor der Metropole passirt hatte, stürzte sich ein Individuum mit einem Knüttel auf den Minister, welchem im ersten Augenblick nichts übrig blieb, als die gegen ihn geführten Hiebe mit dem linken Arm zu parken. Indessen hatte sich Hr. Cartagiu rasch gefaßt, sprang aus dem Wagen und mit überlegener Körperkraft an, griff seinerseits den Wegelagerer so daß und der herbeieilenden Polizei übergeben er denselben festhalten konnte. Nichtsdestoweniger hat der Ministerpräsident einige Verletzungen an Arm und Schulter davongetragen. Sein Angreifer ist ein übelbeleummundetes Individuum, Namens Paradinescu. Dieser war früher einmal Unterpräfekt des Districts Cahul und dann Polizei commissär in Bukarest, von welchem Posten er wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder von dem Minister abgesetzt wurde. Da letzterer verschiedene Bittgesuche des Paradhivescu um Wiederanstellung abschlägig beschieden hatte, unternahm derselbe aus Rache das Attentat. Sobald der Vorfall unter den Abgeordneten der Kammer bekannt wurde, entstand eine allgemeine Entrüstung, aus welcher man entnehmen konnte, daß Hr. Catargiu nicht allein von seinen Anhängern verehrt, sondern auch von seinen Gegnern in hohem Grade geachtet wird. Der Abgeordnete Georg Mann, zur Opposition gehörend, stellte alsbald den Antrag, daß die Kammer ihrem Bedauern und ihrer Entrüstung über den nichtswürdigen Ueberfall Ausdrug geben möge, welcher Antrag denn auch einstimmig angenommen wurde. Der Kriegsminister Florescu dankte hierauf der Kammer im Namen des ganzen Cabinets, und gab die Versicherung, daß der Verbrecher den Händen der Justiz übergeben sei. Damit war der Zwischenfall geschlossen und die Kammer setze ihre Berathungen über das neue Recrutirungsgesetz fort, welches bis 3 zum 17. Artikel angenommen wurde. — Die Türken setzen ihr tolles Treiben an der serbischen Grenze unausgeseßt fort. Neulich haben sie einige Tage nacheinander Angriffe auf serbische Ortschaften im Kreise von Kruschewag gemacht. Die Anzahl der Angreifer war bedeutend. Es wurden ein Türke und ein Serbe, Namens Milovan Marskowitsch, verwundet. Den serbischen Unterthanen wurde bei dieser Gelegenheit eine beträchtliche Anzahl Horn- und Borstenvieh, Schafe und Pferde entwendet. In Folge dessen hat unter der Masse eine starke Gereiztheit Platz gegriffen. Ein flüchtiger Türke, der sich nun in Serbien aufhält, gibt den Hunger und mangelhafte Bekleidung als Ursache dieser türkischen Angriffe auf serbisches Gut att. „Windwirthschaftliches aus Zipsen. Béla, 1. Feber. S. “. Am 28. Jänner hielt das hiesige landwirthschaftliche Casino eine Generalversammlung ab, die auch diesmal mit einer geeigneten Vorlesung in Verbindung gebracht wurde. Nach Eröffnung der Sitzung ergriff vor den zahlreich versammelten 3 Mitgliedern Herr Gemeindelehrer Mayer das Wort und sprach über die für landwirthschaftliche Verhältnisse so wichtige Frage der Entwässerung. Es wurde nachgewiesen und mit statistischen Daten dargeban, daß mancher Boden mit seinen Pfützen gar keine Ertragfähigkeit befigt, während er nach der Entwässerung die bedeutendste Fruchtbarkeit entwickelte. Hierauf erklärte Redner die verschiedenen Arten der Entwässerung und wies hin auf die Bedeutung und Anfertigung der Saug-, Fangund Hauptkanäle, sich vorbehaltend, bei einer anderen Gelegenheit über das Abführen des Wassers durch Röhrenlegung seiner Ansichten zu entwickeln. Schließlich wurde noch hingewiesen auf einige zu unserem Terrain gehörenden pfützigen Felder und 3 Wiesen und auf die Art und Weise, wie selbe am geeignetsten zu entwässern wären. Nach dem beifällig aufgenommenen Vortrag und der darüber entwickelten Discussion, gelangte Nachstehendes zur Mittheilung. Ueber Verwendung des Präses des Zipser landwirthschaftlichen Vereines, Egide von Berzeviczy, erhielt unser Casino zur entsprechenden Benegung 2 Metzen Kanada-Hafer und 4 Metzen sächsische Zwiebel-Erdäpfel. Mit der seiner Zeit zu erfolgenden Dankabstattung wird der Vereinspräses betraut und der Ausschuß beauftragt einen Ader zu pachten, auf dem die Versuche mit den genannten und vielgerühmten Samengattungen zu machen wären. Auf die ergangenen Anfragen bei der Aderbaufschule in Hradek bezüglich des zu beschaffenden sibirischen Hafers, und der Chevalier-Gerste, ist noch keine Antwort erfolgt. Dagegen wurden Subscriptionen mit Erfolg eröffnet auf Bestellung frühreifer Erbsen, die schon mit dem Kornschnitt herangereift sind, während unsere jetzigen Samenarten bei nasser Witterung bis im Spätherbst grünen und blühen und zum großen Theil gar nicht zur Reife gelangen. Wir werden gerade in diesem Jahre ernstlich gemahnt an einen allgemeineren und erfolgreicheren Anbau von Erbsen, da die Erdäpfel auch bei 50 kr. pr. Centner kaum Abnehmer finden und den Oeconomen in seinen Hoffnungen gewaltig täuschen. Da die Gerstenernte dort viel ergiebiger auszufallen pflegt, wo mittelst Säemaschine der Same gleichmäßig eingestreut wird, A erscheint es angezeigt, daß der Verein je früher in den Besit einer solchen np gelange. Vor der Hand soll der Zipser 9 landwirthschaftliche Verein ersucht werden, die, wie verlautet, 3 zu solchen Zwecken bestimmte Maschine dem hiesigen Casino J für einige Wochen im Frühlinge auszuborgen. Ueber die in Angelegenheit der Obstbaumkultur mit dem hiezu ernannten k. Commissär und Wanderlehrer Lukácsy] gepflogene Berathung wird refehirt, daß Letzterer seine Freude | EH eurg TE 8