Kaschauer Zeitung, Januar-März 1876 (Jahrgang 38, nr. 1-38)

1876-02-05 / nr. 15

Kaschauer Zeitung, Lokalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Beben. (KASSA-EPERJESI ERTESITO). Pränumerations-Bedingnisse Redactions- und Sexpeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Pränumeration, Inserate und Einschal- Pränumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ und das „Zluftr. Unterhaltungsblatt­ Ganzjährig für Kaschau : 5 fl. 8 fl. | mit Postversendung “ fl. — Ha 5... Jungen im „Offenen Sprechsaal“ werden daselbst a hen, für Kasc­hau : s fl. Ari­fe; mit Postversendung 8 fl. — kr. 6. 24. A Beig war 6 fl. er 5 gi " 1 n 50 te" j übernommen; ferner nehmen auch alle Postanstal-­t TA tetjahre ER 0 va: | 3 N 5­3 E­ng s jú­ierteljährig „ dd sl. 7 un er 4 áa­ten und Buchhandlungen Pränumeration an. — DEER 19 „ " 3 el " SEIEN Bei Inseraten wird die fünfmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — |Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. int j Dienstag, „Donnerstag und Megjelen zäh kedden, osötörtökön és szom- Ba on. ún Frankie Lriefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Annonyme Briefe werden nicht berücksichtigt. Kundschaftsbl auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochen:Beilage): 22 für Kaschan und Eperies, Manuscripte werden in keinem Falle zurücgestellt. Preis einer einzelnen Nummer 10 kr. Laferaten-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Haasenstein Pest und Wien;­­ Vogler in ferner bei A. Oppelik, Rudolf Mosse und Gebr, Korabeß in Wien, sowie bei G. L. Dauße & Comp. in Frankfurt a. M. und deren General-Agenturen. Kaschau, 4. Februar. Das am 3. b. M. stattgefundene Begräbniß Dek's, si über welches uns bisher jede nähere Nachricht fehlt, hat sich voraussichtlic zu einer imposanten Leichenfeier gestaltet, wie sie|[­n einem einfachen Bürger eines Landes wohl no selten veran­­staltet worden sein mag. Bedenkt man, daß der große Verstor­­­­bene sich seine seönsten Lorbeeren als Vertreter des Volks im Parlament erworben, so kann man nur die höchste Genugthuung, ‚die reinste patriotische Freude empfinden über die Huldigung, GE die in solcher Weise indirect dem parlamentarischen Princip dargebracht wird. Budapest glich seit dem 29. Januar einem großen Trauerhause. Alle Kaufläden waren schwarz drapirt,­­ jedes Haus, besonders alle Theater geschlossen, in der innern Stadt schwarz beflaggt, alle öffentlichen Unterhaltungsorte ger­n sperrt. Dem Beispiel der Hauptstadt sind alle größeren Provin­­­­zialstädte gefolgt, auch dort wurden alle Bälle und sonstigen­­ Unterhaltungen abgesagt, die Theater geschlossen. Der Telegra­­­­phendraht war überladen mit Depeschen, die aus allen Theilen­­ des Landes und aus allen Hauptstädten Europa­s eintreffen, um bald den Verwandten des Verstorbenen, bald der Nation,­­ bald dem Reichstag Beileid auszubrüchen. Schon den 30. Ja­­­a­nuar waren etwa 2000 derlei Depeschen eingelangt. Die Eisen­­bahnen brachten wieder Deputationen der Comitate und Frei­­städte, deren Abgeordnete eine Handvoll Erde mitbringen, und ‚wie der Krönungshügel aus Erde von ganz Ungarn zusammen­­‘ geseßt ist, so wird nun auch der größte Patriot Ungarns in M: der Erde von ganz Ungarn ruhen. Daß­ der Reichstag seine iV: Sitzungen suspendirt, daß alle Journale mit Trauerrand ers­­scheinen, ist selbstverständlich ; was aber nicht unerwähnt bleiben­­ soll, ist der sinnige von Pietät und Tod­ zeugende Vorgang der Witblätter, die ihr Erscheinen suspendirt und nur einfache Blättchen ausgegeben haben mit der Aufschrift: „In dieser­­ Woche der Trauer hat der Scherz zu schweigen". — Der König hat dur wichtige Staatsgeschäfte leider verhindert gewesen, am­­ Leichenbegängniß persönlich theilzunehmen, dem hat sich Se­­x Majestät bei demselben, wie die Blätter melden, durch den ersten Flügeladjutanten vertreten lassen, und hat außerdem angeordnet, daß zum Zeichen der persönlichen Theilnahme am Tage des Begräbnisses auf den Zinnen der kön. Hofburg in Ofen die Trauerflagge aufgezogen werde. Weil imponirende Massen­­ sich am Leichenzug betheiligt haben mögen, ist daraus ersicht­ Mm­­lich, daß sich bis 2. b. M. Nachmittags, ohne das I. und k. Officiercorps und die ausländischen Deputationen, bereits 51 Comi­ W tate, 72 Städte, 29 Budapester Vereine, 79 Provinzvereine, 62 Ges­­ellschaften, 32 Genossenschaften, 12 liberale Clubs 44 sonstige Deputationen zur Theilnahme am Convoi gemeldet haben. * * * Der Kranz der Königin, welchen die hohe Frau­­ persönlich auf den Sarg unseres unvergeßlichen D­e4k nieder­­legte, enthält dreiundsiebzig weiße Camelien. In­­ äußerst sinniger Weise hat Ihre Majestät für jedes Lebensjahr ii Deáks in den Kranz eine Blume flechten lassen, welche als Symbol der makellosen Reinheit wohl die passendste ist, die zu­ diesem Behufe verwendet werden konnte. * Die Königin am Sark Franz Deáfs Am 31. Januar Nachmittags bot figy den wenigen in der Vor-­­­halle des Academiepalastes, wo die Leiche des großen, unver­­­ geßlichen Patrioten aufgebahrt liegt, anwesend gewesenen Per­­ku­sonen ein Anblic bar, der an weihevoller Erhabenheit, und menschlich-schöner Größe kaum noc je seines Gleichen hatte und würdig wäre, durch den Pinsel eines großen Malers für die Nachwelt verewigt zu werden. Einige Minuten nach 54 Uhr entstieg dem vorfahrenden Hofwagen J. M. die Köni­­­­gin in tiefe Trauer gehüllt, und trat, von der vor dem Academiepalaste versammelten Volksmenge in richtiger Erkenntniß des erhabenen Augenblicks mit stummer Ehrfurcht empfangen, in die Vorhalle ein, wo sie allein vom Minister- RE­präsidenten Tipa empfangen wurde, während sich die übrigen Anwesenden tief in den Hintergrund zurückzogen. Die Königin er nahm den prachtvollen, kurz vorher von der Vorleserin Frän­­klein Ferenczy überbrachten, mit weißen Camelien geschmit­­zen Lorbeerkranz, und schritt die Stufen des Katafalks hinan.­­ Als die hohe Frau die bleichen, selbst im Tode noch so edlen , Züge des großen Todten erblickte, trat auf das sonst so freund­­­­­­ich lächelnde Antlig der Königin der Ausdru> des höchsten Leides, die Lippen zuckten schmerzlich zusammen und den Augen fentstürzten heiße Thränen. Die Königin legte hierauf tiefergrif­­fen den Kranz, auf dessen breiten Schleifen von s<werem Atlas in goldenen Buchstaben die Widmung steht : „ Erzsébet Ki­­rälyne, Deák Ferencznek“, auf die theure Leiche, ließ den von Thränen verschleierten Blik nor eine kurze Zeit auf den erstarrten Zügen des unvergeßlichen Todten verweilen und stieg dann wieder hinab, kniete vor dem am Fuße des Sarges be­­findlichen Betschemel nieder und betete etwa 8 Minuten lang inbrünstig. Als die Königin ihr Gebet beendigt hatte, stand sie auf und entfernte si, ohne jemand weiter angesprochen zu haben. Tief erschüttert waren die anwesenden Zeugen dieses weihevollen Ereignisses gewesen, und auch die Menge, welche instinetiv ahnte, daß etwas Großes geschehen war, ließ die Königin nach Hause fahren ohne das geringste Zeichen der sonst so stürmisch und Herzlich hervorbrechenden Ovationen. Es war ein feierlicher, erhaben majestätischer Moment. Der schlichten, unverfälschten, nie wankenden Bürgertugend war eine rührende und eben in ihrer unvermittelten Einfachheit erhabene Anerkennung vom Throne herab geworden. Der Genius Ungarns hatte am Sarge des edelsten Patrioten geweint und gebetet. Möge diese echt königliche Handlung eine Beweis sein von der unzertrennlichen Gemeinsamkeit und Uebereinstimmung, welche zwischen Thron und Bolt besteht, und unsere spätesten Nachkommen, die Bürger eines großen, freien, glüclichen Ungarns, werden die Wiedergeburt unseres Vaterlandes von jenem Momente an dauiren, wo dem­selben inmitten seines größten Unglücks, Gewißheit geworden seines herbsten Verlustes, eine solch erhebende ist. — Graf Zichy überreichte am 31. v. M. der Hohen Pforte die Propositionen des Grafen Andrä­ssy. Die allgemeine Stimmung ist denselben günstig. Graf Zichy hat, nachdem er seinen Instructionen gemäß die Vertreter der übri­­gen Mächte von dem zu unternehmenden Schritte verständigte, dem Minister des Reußers Raschid Pascha die zwischen den Nordmächten vereinbarten Reform-Vorschläge mitgetheilt und demselben auf Verlangen eine Abschrift seiner Mittheilung zurücgelassen ; unmittelbar darauf entledigten sich der russische und deutsche­­ Botschafter in ganz gleicher Weise ihrer dies­­bezüglichen Mission. Der Schritt der Vertreter der Nord­­mächte wurde am 1. b. M. von den Vertretern der drei übri­­gen Signatar-Mächte nachdrüglichst unterstützt. Raschid Pascha erklärte dem österreichisch-ungarischen Botschafter, er hoffe in wenigen Tagen die Antwort der Pforte mittheilen zu können. — Ein officielles Telegramm aus Konstantinopel vom 1. d. M. meldet: Die Truppen zerstreuten die an der österreichischen Grenze gesammelten Insurgenten. — Die Pforte verwarf das Finanzproject Hammond's. — Die Regierung berief Truppen ein zur Ausfüllung der durch den Krieg in der Herzegovina entstandenen Lücken. — Als der rumänische Ministerpräsident Lascar Catargiu sich am 25. v.M., Mittags, in den Sigungssaal der Kammer begeben wollte und in seinem Wagen gerade das Thor der Metropole passirt hatte, stürzte sich ein Individuum mit einem Knüttel auf den Minister, welchem im ersten Augenblick nichts übrig blieb, als die gegen ihn geführten Hiebe mit dem linken Arm zu park­en. Indessen hatte sich Hr. Cartagiu rasch gefaßt, sprang aus dem Wagen und mit überlegener Körperkraft an, griff seinerseits den Wegelagerer so daß und der herbeieilenden Polizei übergeben er denselben festhalten konnte. Nichtsdesto­­weniger hat der Ministerpräsident einige Verletzungen an Arm und Schulter davongetragen. Sein Angreifer ist ein übelbeleum­­mundetes Individuum, Namens Paradinescu. Dieser war früher einmal Unterpräfekt des Districts Cahul und dann Polizei­ commissär in Bukarest, von welchem Posten er wegen Unter­­schlagung öffentlicher Gelder von dem Minister abgesetzt wurde. Da letzterer verschiedene Bittgesuche des Paradhivescu um Wie­­deranstellung abschlägig beschieden hatte, unternahm derselbe aus Rache das Attentat. Sobald der Vorfall unter den Ab­­geordneten der Kammer bekannt wurde, entstand eine allgemeine Entrüstung, aus welcher man entnehmen konnte, daß Hr. Ca­­targiu nicht allein von seinen Anhängern verehrt, sondern auch von seinen Gegnern in hohem Grade geachtet wird. Der Ab­­­­­geordnete Georg Mann, zur Opposition gehörend, stellte als­­bald den Antrag, daß die Kammer ihrem Bedauern und ihrer Entrüstung über den nichtswürdigen Ueberfall Ausdrug geben möge, welcher Antrag denn auch einstimmig angenommen wurde.­­ Der Kriegsminister Florescu dankte hierauf der Kammer im Namen des ganzen Cabinets, und gab die Versicherung, daß­ der Verbrecher den Händen der Justiz übergeben sei. Damit­ war der Zwischenfall geschlossen und die Kammer setze ihre­ Berathungen über das neue Recrutirungsgesetz fort, welches bis 3 zum 17. Artikel angenommen wurde. — Die Türken setzen ihr tolles Treiben an der serbi­­schen Grenze unausgeseßt fort. Neulich haben sie einige Tage­­ nacheinander Angriffe auf serbische Ortschaften im Kreise von­­ Kruschewag gemacht. Die Anzahl der Angreifer war bedeutend. Es wurden ein Türke und ein Serbe, Namens Milovan Mars­kowitsch, verwundet. Den serbischen Unterthanen wurde bei dieser Gelegenheit eine beträchtliche Anzahl Horn- und Borsten­­­­vieh, Schafe und Pferde entwendet. In Folge dessen hat unter­­ der Masse eine starke Gereiztheit Platz gegriffen. Ein flüchtiger­­ Türke, der sich nun in Serbien aufhält, gibt den Hunger und­­ mangelhafte Bekleidung­­ als Ursache dieser türkischen Angriffe­­ auf serbisches Gut­ att.­­ „Windwirthschaftliches aus Zipsen. Béla, 1. Feber. S. “. Am 28. Jänner hielt das hiesige landwirthschaft­­­­­­liche Casino eine Generalversammlung ab, die auch diesmal mit­­ einer geeigneten Vorlesung in Verbindung gebracht wurde. Nach Eröffnung der Sitzung ergriff vor den zahlreich versammelten 3 Mitgliedern Herr Gemeindelehrer Mayer das Wort und sprach über die für landwirthschaftliche Verhältnisse so wichtige­­ Frage der Entwässerung. Es wurde nachgewiesen und­­ mit statistischen Daten dargeb­an, daß mancher Boden mit seinen­­ Pfützen gar keine Ertragfähigkeit befigt, während er nach der­­ Entwässerung die bedeutendste Fruchtbarkeit entwickelte. Hierauf­­ erklärte Redner die verschiedenen Arten der Entwässerung und­­ wies hin auf die Bedeutung und Anfertigung der Saug-, Fang­­und Hauptkanäle, sich vorbehaltend, bei einer anderen Gelegen­­­­heit über das Abführen des Wassers durch Röhrenlegung seine­r Ansichten zu entwickeln. Schließlich wurde noch hingewiesen auf­ einige zu unserem Terrain gehörenden pfützigen Felder und 3 Wiesen und auf die Art und Weise, wie selbe am geeignetsten zu entwässern wären. Nach dem beifällig aufgenommenen Vortrag und der­ darüber entwickelten Discussion, gelangte Nachstehendes zur Mittheilung. Ueber Verwendung des Präses des Zipser landwirth­­schaftlichen Vereines, Egide von Berzeviczy, erhielt­ unser Casino zur entsprechenden Benegung 2 Metzen Ka­­nada-Hafer und 4 Metzen sächsische Zwiebel-Erdäpfel. Mit der seiner Zeit zu erfolgenden Dankabstattung wird der Vereinspräses betraut und der Ausschuß beauftragt einen Ader zu pachten, auf dem die Versuche mit den genannten und viel­­gerühmten Samengattungen zu machen wären. Auf die ergangenen Anfragen bei der Aderbaufschule in Hradek bezüglich des zu beschaffenden sibirischen Hafers, und der Chevalier-Gerste, ist noch keine Antwort erfolgt. Dagegen wurden Subscriptionen mit Erfolg eröffnet auf Be­­stellung frühreifer Erbsen, die schon mit dem Kornschnitt herangereift sind, während unsere jetzigen Samenarten bei nasser­­ Witterung bis im Spätherbst grünen und blühen und zum­­ großen Theil gar nicht zur Reife gelangen. Wir werden gerade­­ in diesem Jahre ernstlich gemahnt an einen allgemeineren und­ erfolgreicheren Anbau von Erbsen, da die Erdäpfel auch bei­­ 50 kr. pr. Centner kaum Abnehmer finden und den Oecono­­men in seinen Hoffnungen gewaltig täuschen. Da die Gerstenernte dort viel ergiebiger auszufallen pflegt,­­ wo mittelst Säemaschine der Same gleichmäßig eingestreut wird, A erscheint es angezeigt, daß der Verein je früher in den Besit einer solchen np gelange. Vor der Hand soll der Zipser 9 landwirthschaftliche Verein ersucht werden, die, wie verlautet, 3 zu solchen Zwecken bestimmte Maschine dem hiesigen Casino­­ J für einige Wochen im Frühlinge auszuborgen. Ueber die in Angelegenheit der Obstbaumkultur mit dem­ hiezu ernannten k. Commissär und Wanderlehrer Lukácsy] gepflogene Berathung wird refehirt, daß Letzterer seine Freude | EH eu­rg TE 8

Next