Kaschauer Zeitung, Januar-März 1904 (Jahrgang 66, nr. 1-38)
1904-01-01 / nr. 1
: . Erscheint jeden Dienstag, Redaction und Expeditions-Bureau 3 Kassa, Hauptgasse Nr. 64. Donnerstag und a KASSA-EPERJESS - für loco mit aha É 'Abonnementspreise des Blatts: 0 % in's Haus ganzjährig K 10.--, halbjährig K 5.--, vierteljährig K 2.50 Man pränumerirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. = = EEE ; - LE BET LIDER ENE Bei Inseraten wird die sechsmal gesparten Petitzeile oder deren Raum mit 10 h. berechne für das Inland mit Postversendungen „ „13.20, „ » 6.60, Re tn in Suzanneck an Sprache aufgenommen, 0 <= a MIENE H FEET ; | - “ neben tunasvolles, voll singendes Wort, dessen Einfluß sich wohl nur wenige verschließen können werden Menschen Thatsächlich nichts anderes, „kaum bemerkbarer Mud an dem Zeiger, nach dem die Geschichte der Menscheit rechnet, ein Sprachgebrauch, und doch, wie viele Gedanken, wie viele Hoffnungen, knüpfen sich daran. Wir wollen absehen davon, daß Neujahr stets ein Ruhepunkt für unsere Gefühle ist, wenn wir nach südwärts bilden. Wir rechnen damals mit uns selbst ab: Was hat uns das abgelaufene Jahr Gutes und Schlechtes gebracht, was haben wir im abgelaufenn Jahre Gutes oder Schlechtes getran. 52008 Diese Abrechnung dürfte für die meisten von uns ungünstig ausfallen. Denn die Zeiten sind schwer. Die Erwerbsverhältnisse verschlechtern sich. Handel und Wandelstadt. Die politiscen Verhältnisse liegen im Argen. Armuth und Elend sind allerorten gewachsen eingetreten, herscht aud dort wo keine Verschlechterung Stagnation. f Sitätsland aber ist gleichbedeutend mit Rückschritt. Und wir gehen zurück. „Wir gehen zurück in unseren volkswirthschaftlichen Verhältnissen, in unseren Sitten, in unseren Anschauungen. Treu und Glaube auf allen Gebieten sind im Schwinden.“ Religiöse Unduldsamkeit erhebt überall ihr Haupt. Wir lieben nicht, wir hassen. ‚Der hie und n mus ist vollständig de - gewichen. Ungeheuer vermehrt und die Armuth hat früher ungeahnte Dimensionen angenommen. . . Der Concurrenzkampf auf allen Gebieten ist zu persönlichem Hasse geworden. Die sozialen Gegensäße folgen sich immer mehr zu, und dabei sind die Aussichten für die Zukunft immer trüber. Wo sollen derartige Zustände enden ? . Werden wir nicht bald zur Besinnung kommen und auf diesem abschüssigem Wege innehalten, werden wir uns nicht bald dessen eingedenk werden, daß wir uns auf diese Weise gegenseitig zerfleischen, daß wir einen Vernichtungskampf gegen uns selbst führen, dann steuern wir direkt dem Chaos zu: vs Ziehen wir energisch die Consequenzen, trachten wir mit Eifer und Willenskraft den bestehenden Uebelständen, abzuhelfen. Laßt uns als Menschen menschlicher denken und fühlen, vergessen wir nie daran, daß wir doch alle „Brüder“ sind. Lieben wir uns! Möge Alles das, was in dieser er neben seinen politischen Unikaten, das vergangene Jahr versäumt, gehindert oder vernichtet hat, das kommende neue Jahr fordern, möge es jene wohlthätigen Veränderungen bringen, die das trübe Bild zu verwischen geeignet sind, welche das scheidende Jahr zurückgelassen. Wie dieses unfruchtbar am ‚edlen ge» deihlichen Ideen, eben so günstig möge sich das neue in Bezug auf Fortschritt und Erstärkung der Gesellschaft zu edlen Zwecken, zum Heile des Vaterlandes, der Menschheit gestalten. Das walte Gott ! Profit Neujahrl et „et Neujahr! — — eder die Mengen bezwingende Altroiss i 1 í ; athembeklemmenden Stillstand Darum gewinnt Neujahr für uns eine doppelte Bedeutung. Die Bilanz der Vergangenheit ist schlecht. Ihr einziges Ergebnis ist gesteigerte Unzufriedenheit, wachsende Nervosität, erzeugt, abgesehen von der allgemeinen Noth, durch den in der Entwicklung des „Landes, die Unterwühlung Bestrebungen zur allmäligen Abbrödelung und des Bestehenden, die langsame Entfremdung der Menschheit von den wenigen noch gepflegten Idealen, die Entkräftung des Parlamentarismus und jeder Autorität, als ein Zeitfaktor, eine Minute, ein | die Wegarbeit zwischen Confessionen, Nationalitäten, Classen und Ständen u. s. w. In der Menschenliebe allein liegt die Grundlage für das Prosperren der Gesellschaft. Dort wo Neid und Haß ihren Terrorismus ausüben, kann Nichts gedeihen, nicht politische und auch nicht soziale Selbstständigkeit. Anstatt unsere von der Natur uns geschenkten Kräfte in sterilen Kämpfen zu vergeuden, bemühen wir uns diese auf jedem Gebiete nuß- und segenbringend zu verwerthen. Giebt es doch für alle Stände, für alle Schichten der Bevölkerung gar Viel zu thun. Die Haß auszumerzen, Handel und Industrie zu stärken und emporzubringen. Noth und Elend zu mildern, wenn nicht abzuschaffen -- Arbeit genug für Menschen alter. Und wir legen die Hände in den Schoß, wir sehen zu, wie Jahre um Jahre schwinden, deren einziges Resultat Rückgang, nichts als Rückgang Daran mögen ist, wir von Neujahr zu Neujahr denken. Vereinigen wir uns alle, als Söhne eines Vaterlandes in produktiver Arbeit, zum eigenen Wohle, zum Heile der Allgemeinheit. Es klingen die Neujahrsglo>en. Mächtig dringt ihr Klang an unsere Ohren, in unsere Herzen. Mögen sie Trost die Mengen ausbeutenden Egoismus bringen den Bedrückten ; Hoffnung in alle Gemüther. Die haben sich die Kapitalien der Welt | Hoffnung, daß im Augenblick, wo wir erkennen, wie weit wir von den menschlich schönen Wegen abgewichen sind, wir auf diese zum Unheil verlassenen Pfade zurückzukehren streben wrden. Die Welt muß sich nicht nur in der Richtung der Erkenntniß, des Wissens vorwärtsbewegen, aber auch die Empfindungswelt hat unveräußerliche Rechte an uns; auch sie sol sich „weiterentwickeln, denn das gibt dem Streben des Geistes erst die Wärme des Lebens, a; politischen Gegensäße auszugleichen, religiösen r a Mi N ; % EEE ER a . 602% - ER - Meueste Nachrichte. Ungarn. Die Grafen Ladislaus und Stefan Forga aus der liberalen Partei ausgetreten und haben sich dm Grafen Albert Apponyi angeschlossen. Der Abgeordnete Alexander Bößörmenyi, der wegen den Parallelfügungen aus der liberalen Partei austrat, ist wieder in dieselbe eingetreten. Der Abgeordnete von Rimapecs, Stefan Fay, entaiciter Obstructionist, hat sein Mandat nidergelegt, geht die Mehrzahl seiner Wähler mit seinem Thun unzufrieden war. 7 EAI] FEN VEEN, SE Oesterreich, erbleiben, So lange nicht die gewaltthätig geraubte innere Shen he 2 ee ee Ei Re ee 66 48 „Die Entente-Botschaften dringen auf die Einberufung eines italienischen Generals als Gendarmeriecommandanter für die mazedonischen Vilajets, ansonsten sie selber selbst bes sorgen werden. Eure, — Montenegro Bu he Be Be WEIH IEES ain et fen [ . ... Seit dem 19 v. ist in Cetinje ein neues Kriegsmnisterium eingerichtet worden, während bisher seit v' seit ' Dezennien nur der greise Pope Ilija Plamenac als minister ohne eigentliche Verwaltung fungirte Das Ministerium besteht aus vier Abtheilungen, an deren je ein Brigadier steht: die allgemeine Kriegsacht Artillerie, Generalstab und administrative Abtheilung. Reorganisation ist ein Werk des neuen russischen * restis ya m egz átá 0 “Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. Feuilleton. Motto: The rest is Bom Reden und Scweigen.*) Von Dr. Karl Wolf (Karlsruhe.) . i I, Es ist einliche Einsicht, die aber nur in Auserlesene a für sie erträglich "ist ; + wissen, daß alle Worte notwendigerweise Lügen sind. In Augenbliden tiefster Erregung merken die meisten etwas „Ähnliches. Aber immer und überall ein Auge zu haben für jene feinste Inkongruenz zwischen dem geprägten Wort und dem wogenden flimmernden Material des inneren Lebens — das ist ein Martyrium der wenigen, die überhaupt für die Tragik“ der kleinen Distanzen empfänglich sind und oft an ihnen, zum Staunen aller gröberen Naturen, zugrunde gehen. I. ; = ET N Was ist dein Bestes ? -- Was dein Eigenstes ist. Was ist dein Eigenstes ? — Was an dir einzigartig ist... gleicht auf der Ein Weiser sagte einst: Kein Blatt Erde einem anderen. Blatte. Mensch genau dem anderen ? ! Ist es nicht ein Gefühl, das ih zum König macht und aus dem trostlosen Gewühl der dunklen Massen, herausreißt, wenn du bedenkst, das es nur einmal ein Wesen gibt wie du, troß deiner Kleinheit, troß der verächtlichen Wie viel weniger gliche. ein *) Dieses Feuilleton ist bei der von der Wiener Tageszeitung Die Zeit“ ausgeschriebenen Preiskonkurrenz von der aus den Herrenegierungsrat Dr. Karl Glossy, Prof. Dr. Richard Mutter, Ferd. v. zar, Felix Salten, Prof. Dr. August Sauer und Prof. Dr. A. Sin* bestehenden Jury, unter 898 eingelaufenen Preisarbeiten mit dem en Preis von 800 Kronen ausgezeichnet worden. Durch die Kormenheit der „Zeit“ „sind wir in die Lage verlegt, unseren Lesern interessante Arbei zeitig mit ihrer Veröffentlichung in der je; vorzuführen. — ng der Redaktion. x“ Gleichgültigkeit, mit der der ungeheure Strom des Geschehens Dich weiterrolt? Schau um dich, von deinem Jch spinnt das Gewebe der Ursachen sich vorwärts und südwärts ins Unendliche. Nur einmal knüpfte sich der Knoten, durch den du wurdest. So bist du einig — einzig, der, Kernund Schnittpunkt alles Daseins, wenn du nur willst.“ Nimm dich heraus aus diesem ewigen Gespinnst und das All stürzt zurück in die Urnacht des Chaos. III, fleißiger. Handwerker — weiter nichts. x Darum sagte ich: das Beste an der ist, was an bir, in der einzigartig ist. Was aber ist die Sprache? 4 ? Der Niederschlag“ des Allgemeinsamen, die Form für alles, was an vielen gleich ist, gangbare Münze, mit der man Marktware bezahlt. In dieser Hülle, kannst du nicht das Weinste, deiner Seele bergen, ab A0... Du denkst vielleicht an glänzende Stilisten unserer Tage, deren Sprache wie ein schmiegsam lebendiges Wesen ist, das klagt und jandtat, das zürnt und schmeichelt, wie sein Herr“ es befiehlt. Du denkst an herrliche Meister, bei deren Worten du meinst, ihre vibrierende Seele in einem gläsernen Gefäß zu sehen. Aber weißt du denn, was diese Großen wollten ? Glaube mir, es ist“ keiner unter ihnen, der nicht schmerzlich litt, als er sein warmes, pochendes Leben in diese harten Formen goß Es ist keiner, der nicht mit einer seltsamen Scheu und Fremdheit die kalte, glänzende Haut anschaut, die er gleich einer behenden Schlange von sich streifte, daß ihr etwas zum Sehen und Betasten hättet. Wer dieses. Leiden, diese, Scheu nicht kennt, der ist ein Tem nicht, das sprachgewordene Werk herbstlich und grau vorkommt, gegenüber dem heißen, farbigen Bigensommer in seiner Seele, der ist ein kluger Erfind-r weiter nichts. Eine der großen Redner, die dein Innerstes erschüttert haben. A Geh Hin, jagst du, und frage diese, ob sie “der nicht froh werden. 3 SEBE u SAV TBS ER Aber du vergissest, daß hier das Urteil eines Manns nichts nügt Wie ist der wahre Redner ? Aus dem den Geiste geboren wie der Feldherr, mit einem Adlund unbändiger Lust, auf Massen zu wirken, Mass zwingen. abe Er freilich braucht die Sprache, die ihrem Wesen i. Organ der Masse ist. Sie ist ihm der Zauber, der je. starres Gold in tausend klingende Münzen verwandelt, die das Volk sich balgt. Denn das will er, daß das V sich um ihn dränge, und, wenn er die Hand erhebt, unbeweglich stehe wie ein gefrorenes Meer, und wiederum schreie und sich stoße, wenn er seine Gaben unter sie wirft. Der echte Redner leidet nicht darunter, daß die Sprache unwahrhaftig ist. Denn es ist nicht Wahrhaftigkeit, nach dersein Innerstes zielt. Er will herrschen. = auf immer V. | GENE Rede mit feinem Wann fühlst du den Zwang der Trug cer Schwer? - „a TREE " 39 sede zwei Menschen, mit tief erregtem Herzen und einem ernsten Drang, sich nach zu kommen, um mans den dunklen Weg fortan gemeinsam zu gen I< Höre sie reden und reden, sich mißverstehen und zornig werden, sich streiten und schließlich" auseinandergehen Du wußt reden, wenn du verstanden werden willst. Deine Seele muß gleich jenem Kalifen des Morgenlandes in ein gemeines Gewand schlüpfen und sich unkenntli machen, wenn du unter Menschen gehst. " Es gibt keine Brüche von einem J< zum andern als diesen ausgetretenen Weg, und er führt nur durch die äuße Silence. , IV . . . Du denkst vielleicht , DEE, ö > jns AR 5x . |. | " Schleier Klarher = + Wütßtet ihr doH, fiß vor euer Auge ummit ő REBEN was euch trennt! Was als grauer schiebt und eurer Seele alle er „Worte, Worte aus SAE ár RN = 5 u PALI % + Mn FE azét er H sa 45.4 at 2 Re 7 H = ; es s