Kirchliche Blätter, 1901. Mai -1902. April (Jahrgang 6, nr. 1-53)

1902-01-15 / nr. 38

Zär.«38. Erscheint jeden Mittwoch. Bermannstadt, den 15. Januar 1902. Kiirchliche Blätter aus Der et. Landeskirche A. B. in den siebenb. Landesteilen Ungarns. Anhalt: Wir schämen uns des Evangeliums nicht. — Menschenfurcht und Gottessuch­t. — Rüdslich auf das Jahr 1901. — Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des evang. N Religionsunterrichtes. — Aus dem Wurzenländer Kapitel. — Nachrichten aus Schule und Kirche. — Bücherschau. — Anzeige. Für das Inland: Halbjährlich K. 3.—. Evang. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. —ne — arms V. Jahrg. BE Administration: ID. Krafft, Hermannstadt. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. EEE SE BER Wir schämen uns des Evangeliums nicht! Wir schämen uns des Evangeliums nicht! Die Weisheit dieser Welt macht uns nicht bangen; Io unserm Herrn ist uns der Wahrheit Licht, Ist uns der Gnade Sonne aufgegangen: Den Blic­kewendet nach der Sonne Strahl, ©» gehn wir sicher durch das Erdenthal. Wir schämen uns des Evangeliums nicht! Es kann die Luft der Welt uns nicht besiegen; Wir sehn die Schlange, die aus Blumen sticht, Wir sehn den Wurm im goldnen Becher liegen: Der Herr ist unser Wirt, bei ihm allein kehrt unser Herz zu emgen Freuden ein. Menschensuch­t und Gottesfurcht. Matth. 10, 28: Sürchtet euch nicht vor denen, die den Keich töten, und die Seele nicht mögen töten, fürchtet euch aber viels mehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. "Sejus Ch­ristus hat uns gelehrt, ung und unsere Liebe der Welt zu opfern, wie der gute Hirte, der sein Leben Läftet für die Schafe, — aber eins hat er uns ver­­wehrt: unseres Wesens eigensten Kern, unserer Seelen Seligkeit der Welt zu opfern. Verlangt sie das von uns, andere zu werden, andere zu sein und nicht zu bekommen dad, was wir in und als wahr, gut und schön fühlen, dann sol uns nichts der Friede gelten, sondern nur der Streit und Kampf für unser Heiligstes, denn der Herr hat es gesagt: selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihr. Was hülfe es uns, wenn wir­ einen matten Frieden erw­ürben und Schaden nähmen an unserer Seele? Nicht bloß dulden, leiden und entsagen lehrt uns der milde Tyriedefürst, sondern auch den kraftvollen Kampf. Bekennen sollen wir ihn und umnser Heiligstes vor den Menschen und uns nicht beugen, ihn nicht verleugnen, und gälte es auch unser Leben. „Ich bin nicht gefommen, pricht der Heiland in dem Evangelium des kommenden Sonntags, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich­ bin gefommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater, und die Tochter wider ihre Mutter, und die Schnur wider ihre Schwieger.“ Wir schämen uns des Evangeliums nicht! Die Macht der Welt kann unsern Mut nicht schreden; Und ob der Feind in unsre Reihen bricht, Wir werden nie die Waffen vor ihm streben; Und ob er uns auch mit Vernichtung droht: Der Glaub’ ist in uns stärker al der Tod. Wir schämen uns des Evangeliums nicht! Wir stehen fest und halten treu zusammen Und flehn zu unsrem Heiland: „Madh, uns Licht Und läutze und durch deiner Liebe Flammen; Erhalt uns, Herr, in deinem Himmelreich Und mach) uns dir und deinem Vater gleich.“ 3. Sturm. Dieses starken Wortes künnen wir Protestanten gerade heutzutage und nicht genug erinnern, wo auf der einen Seite der alt’ böse Feind mit aller Macht und List gegen uns rüstet, auf der andern aber gerade im evangelischen Lager matte, welche Stimmen laut werden, die zum Frieden um alles mahnen. Das ist nicht protestantisch, das ist nicht Hriftlich. Kämpfen müssen wir, und ‚wenn auch dabei das Herz verblute, wohl alles künnen wir dahin geben, nur unseres Wesens Kern nicht. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht­­ wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist meiner nicht wert." Das ist ein hartes Wort, aber es ist ein tapferes Wort, das auch jenem bescheidenen Mönche die Spannkraft lieh, vor Kaiser und Neid­, im drohenden Sturme der Welt zu berennen, was allein seine Seele erfüllte, und der um Dieses Heiligtums willen lieber die Brandtadel in die seichte, verdorbene Welt schleuderte, als daß er verleugnet hätte seinen Heiland und seinen Gott. Wenn aber der Fürst dieser Welt mit seiner Macht und List wider uns anstirmt, wer bleibt bei uns? Wer blieb bei Luther und führte ihn die sichern Steige durch die Reihen seiner Feinde? Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist sein anderer Gott: das Feld muß er behalten. Drum fürchtet euch Ei

Next