Kirchliche Blätter, 1906. Mai -1907. April (Jahrgang 11, nr. 1-52)

1906-09-26 / nr. 22

Ar. 22. Für das Inland: Halbjährlich K. 3.—. Mai—Ott., Nov. — April. Hermannstadt, den 26. September 1906. X. Jahrg. Erscheint jeden Mittwoch. Administration: MW. Krafft, Hermannstadt. Z­irchliche Blätter aus der et. Landeskirche A. 8. in den siebenb. Landesteilen Angarıs. uam­ma eos Inpalt: Predigt. — Alttestamentliches. — Die Kasualien. — P­rotestantischer Kirchenbau. — Nachrichten aus Schule und Kirche. — Bücerichau. — Brieflasten der Schriftleitung. — Anzeigen. Evang. Wochenk­unft für die Glaubensgenossen aller Stände. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. Mai—Ost., Nov. — April. Predigt, gehalten am 12. Sonntage nach Trinitatis 1906. (Mitteilung über die Emeritierung des Bischofs D. Dr. Fr. Müller.) Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Seju und sprachen: „Wer ist der Größte im Himmelreich ?" — So beginnt unser heutiges Sonntagsevangelium der zweiten Reihe. Geliebte in dem Herrn! Was bedeutet wohl solche Frage der Jünger? Deeinen sie etwa, daß auch in dem Reiche, das wir das Himmelreich nennen, in dem Reiche in das wir, so Gott ung gnädig ist, durch den irdischen Tod einzugehen hoffen, in dem Reiche, in dem wir nach unserem trostreichen Glauben unsere Lieben, die uns vorangegangen, wiederfinden werden, — daß auch in diesem Reiche alle die Unterschiede vol groß und flein, von arm und reich, vornehm und gering, und wie die Unterschiede alle heißen mögen, die hier die Menschen trennen, — fortbestehen werden ? Gewiß nicht! Geliebte in dem Herrn! — Mit dem ‚Himmelreic‘, von dem die Jünger reden, indem sie fragen, wer darin der Größte sein werde, meinen sie das Reich, das ihr Meister nun doch bald aufrichten werde auf Erden, ein Reich der Herrlichkeit, ein Reich Gottes auf Erden, und doch zugleich ein Neid, in dem er als König ihnen Meacht geben und Ehrenstellen anmeisen werde. Noch standen die Jünger auf dem Standpunkt, von dem aus Vetrus in seinem und seiner Zeit jünger Namen gefragt hatte: Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt, was wird uns dafür? — Ja sie fragten, wer unter ihnen größer sein solle, als der andere, und wer der Größte von allen. So berichtet uns der Evangelist Zufas (9, 46,) wie ein Gedanke unter die Jünger kam, welcher unter ihnen der Größte wäre. Und Markus berichtet (9, 33, 34), wie die Jünger nicht nur daran gedacht, sondern auf dem Wege nach Kapernaum mit­einander darüber ver­­handelt hatten, welcher­ der Größte wäre. Und Math. berichtet nun im heutigen Evangelium (Math. 18, 1—7), | | wie die Jünger, nachdem sie in Kapernaum angefommen, zu derselbigen Stunde vor den Herrn traten um jene Frage ihm zur Entscheidung vorlegen. Wir wollen die Antwort des Herrn vernehmen. Zuvor aber ermuntern wir unsere Herzen durch Gesang und Gebet, indem wir die 1.und 4 Strophe unsere3 392. Kirchen­­[ieder miteinander singen. ‚Gesang. Vater-Unser. Auflesen des Sonntagsevangeliums Matth. 18, 1—7.) Das also ist die Antwort des Herrn an seine Jünger, daß der Größte in seinem Neid­e sein werde, wer umfehrt und wird wie das Kind, das er mitten unter seine Jünger gestellt hat. Damit hat er von seinen Jüngern nicht ge­­fordert, daß sie in allem und jedem wieder wie Slinder werden sollten, — Kinder am Beistand, Kinder an Mut und Kraft. — Nur das eine hat er in diesem Zusammen­­hange von seinen Sängern gefordert, daß sie ablaffen solen von jener Sehnsucht, die fragt: was wird mir dafür? Ablaffen sollen von jenem eitlen Ehrgeiz, da einer mehr und größer sein will, als der andere. Darin sollen sie, in dieser Beziehung wieder wie Kinder werden, die von dem allem nichts wissen. In allem andern sollen auch sie Männer werden,­­ so wie der Apostel Paulus in jenem herrlichen 13. Kapitel, des ersten Korintherbriefes von fi) schreibt: „Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, und war flug wie ein Kind und hatte Findische Anschläge; da ich aber ein Wann ward, tat ich ab, was findisch war.“ So ist ja auch der Herr geradezu bemüht, aus seinen Jüngern Männer zu machen. Die ja sein Werk fortlegen sollen, — große, starre Männer, die im­­stande sein mußten, sein Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nac­hzufolgen. So lastet mich denn, Geliebte in dem Herrn, Heute danach fragen, was einen Mann groß macht im Kampfe des Lebens. Hilf Herr, daß unsere Augen jeden nach deinen Treuen im Lande, daß wir von ihnen lernen, recht kämpfen den Kampf, zu dem du einen jeden verordnet hast. — Amen.

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