Kirchliche Blätter, 1911 (Jahrgang 3, nr. 1-52)

1911-01-28 / nr. 4

HirchlicheFMter Bezugspreis: x Verlag: ger ZU2. Dar: EU. TAEHKM­e HB. ana nme Be­NG WWIONRERO in den siebenbürn. Lande­steilen Ungarns Ausland: Der Raum einer einspaltigen Sanzjähr. ME 10, haldj. ME5 Erssheint jeden Sonnabend Ev. Wocenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände Petitzeile kostet bei einmaligen Einrücken 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücen je 15 Heller IE. 4 Hermannstadt, den 28. Januar 1911 III. Jahrgang Inhalt: Das Leben verloren! — Rüdihau. II. — Die Leutihauer und Hermannstädter Ausstellung für Kinderbewahr­­wesen. — Bilder aus dem Leben Sejn in der Kinderlehre. (XLI. Die Gefangennehmung.) — Schriften zum religiösen Unterricht. —­­ Michael Kellner. — Nachrichten aus Nah und Fern. — Anzeigen. I­ ­nsertionspreis: Das Leben verloren! „Wer sein Leben gefunden hat, der wird es verlieren.“ Mt. 10, 39. Aus einer hablichen Bauernfamilie entspraß ein Sohn. Schon als Knabe hatte er große Freude am Befid. Mit seinen Kameraden „Bumperte“ er am liebsten und wußte dabei stets das bessere Teil zu erlangen. Als Bursche rauchte er, am Liebsten 008 fremder Dose. Als Soldat parte er und borgte seinen Kameraden gegen­­ Prozente. Al er Heim kam, ging ihm der Ruf größter Sparsamkeit voraus. Viele belächelten, Andere bewhßelten diesen Ausbund der Jugend, manche Mutter sah in ihm einen be­­gehrenswerten Heiratskandidaten. So kam er zu einem ordentlichen und geschielten Mädchen, daß mit ihm die Ehe schloß. Die Wirtschaft ging prächtig vorwärts. Um sie einträglicher zu gestalten, begann er auch mit Vieh und Frucht zu Handeln. Selten ging er ins Wirtshaus, gewöhnlich nur zum „AL-­mesch“, den Andre zahlten. Sein größtes Sonntags­­vergnügen war Rechnen und Zählen. Bei den blanfen Banknoten konnte er vergnügt fißen, wie eine junge Mutter vor dem Bettlein ihres Erst­­gebornen. Der Mann hatte zum Leben, er hatte sein Leben gefunden, beneidet von vielen, gelästert von manchen, verachtet von den Guten. Denn bei dieser Art, das Leben zu finden, war das Gewissen zuerst eingeschläfert, zuleit ganz gefiebelt worden. An­­fänglich trieb er das Geldmachen in den Grenzen des Gesehes, dann übervorteilte er die fremde Ein­­falt, darauf auch die Gemeindegenossen, schließlich sogar den eignen Schwiegersohn. Geschäft ist Geschäft! Mit dem Gewissen Schwand ihm auch das Mit­­gefühl. Gegen Fremde hat er wahrscheinlich nie eins gehabt. Er verlor es auch gegen das eigne Blut. Am dritten Tage nach einer Geburt fand die Wehmutter einst seine Frau an der Badmulde auf den Anseen und den Teig fieten. Weinend erzählte sie: „Er hat mich faul gescholfen und ‚madig‘. Wie der Hamster trieb er seine | ich müsse baden“. Knaben möglichst bald aus dem Haus, die Mädchen hielt er als „Stallfnechte”. So war aus seiner Seele das Gewissen und das Mitgefühl hinaus­­gedrängt worden, sein Herz ward hart wie Stein und wie Eis so kalt. Die Feinde schimpften über ihn, die eigne Frau konnte ihn nicht leiden und die Kinder verachteten den Vater. Als er alt und Schwach geworden war und sich nach dem Sonnenschein der Liebe sehnte, fühlte er den Eifeshauc­h, der aus den Herzen und Handlungen der Seinen ihm­ entgegen­­stieg. Er jammerte über die Herzlosigkeit und vergaß, daß sie nur der Widerhall der eignen Herzens­­häftigkeit war. Sein vereinsamt und verbittert Leben wurde nur helle, wenn die Schuldner ihm die Zinsen brachten und ein Gewinn ihm wintte. An dieser Schwäche faßte ihn ein Geriebneter, als er es war. Er malte ihm ein einträglich Geschäft vor, wenn er sich daran mit Geld beteilige. Er brauche nicht Bargeld zu sein. So unterschrieb er einen Hohen Wechsel. Die Sache ließ sie gut an. Da kam der Tod. Wie gelebt, so gestorben! In den lebten Träumen noch betörte ihn die Habsucht mit dem großen Gewinn aus diesem Geschäft. Als er tot war, fühlten die Seinen sie­ wie von einer harten Rast befreit. Das war die Summe diese Lebens vor den Menschen! Und vor Gottes Gericht? Dar­­über wollen wir schweigen. Der Mann, der sein Leben gefunden zu haben glaubte, weil er sich und seiner Habgier lebte, war ein Fluch­ geworden für die Seinen und hatte Gewissen und Mitgefühl und damit alles höhere, edlere Leben verloren. „Wer sein Leben gefunden hat, der wird es verlieren“. —ıt. Rückschau, III. Mit dem Hinweis auf Notwendigkeit und gewissen Erfolg treuer Arbeit auf dem Lebensgebiet der Kirche schloffen wir den II. Abschnitt unserer 1 Das Gegenbild (II.) folgt in der nächsten Nummer der „Kichlichen Blätter”. .

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