Kirchliche Blätter, 1915 (Jahrgang 7, nr. 1-53)

1915-07-24 / nr. 31

£ Sanzj. ME. 11, Haldj. Mt. 5°50 Erjrheint jeden Sonmabend ; Blatter Bezugspreis: ; S 5% & z Verlag: Ch aus Der eu, Landeskirche IB. zsr veottert, Semanpass .K 11, halbj. K.5'5 » - ..­­­. Ber 5 in den fiebenbürg. Kandesteilen Ungarns Insertionspreiß: Der Raum einer einspaltigen Petitzeile kostet bei einmaligen — Ev. Wocenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände _Cincac­en 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücken je 15 Heller Zir. 31 _ Bermannstadt, den 24. Juli 1915 VI. Jahrgang Inhalt: Deutsche Treue, welsche Züche. — Die Geschiehtsschreibung über den Protestantismus in Oesterreich. (Fortlegung.) — Der Katholizismus in D­eutschland und der Krieg. — Striegsbilder. (20. Soldaten, die von der Kront kommen.) — Weber die Jahresperssammlung des Burzenländer Gustav-Adolf-Zweigvereines. — Jahresbericht des Hermannstädter Internatsvereines. — Nachrichten aus Nah und Fern. — Bficher ichau. = Amth­er Teil. — Anzeigen. . „Deutsche Treue, welsche Tücke.“ Ein Kapitel Luther für unsere Tage. (Aus Luthers Auslegung des 101. Psalmes vom Jahre 1534.) „Salsche Leute halte ich nicht in meinem als die Lügner gedeihen nicht bei mir.” OL. 7. E3 ist zwar eine gemeine Klage in allen Ständen und Leben über falsche, verlogene Leute, wie man spricht: E3 ist kein Tren und Glauben mehr; item: Gute Worte, nichts dahinter, und: Was weiß heißt, das ist schwarz. Die alten Römer haben fol Lafter an den Griechen fast getadelt (Graeca fides!). Welschland hat’s Hernach an gelernt, daß sie dürfen zusagen und sch­wören, was man will, und darnach spotten, wenn sie es halten sollen. Darum haben „sie auch ihre Wlager redlich und müssen beide, Griechen und Welsche, Krempel fein des andern Gebotes Gottes, da er spricht, er solle nicht ungestraft bleiben, wer Gottes Namen mißbraucht. Und mir dünkt, daß sein schändlicher Laster auf Erden sei, glaube, bisher so Hoch erhoben und erhalten, als daß man uns für treue, wahrhaftige, beständige Leute gehalten hat, die da Haben Ya Ya, Kein Nein lasfen sein. Wir Deutschen haben noch ein Fünflein (Gott wol’3 erhalten und aufblasen !) von derselben alten Tugend, nämlich, daß wir uns wo ein wenig behämen und nicht gerne Lügner heißen, nicht dazu lachen, wie die Weltchen, oder einen Scherz daraus treiben. Und mich dünkt, daß sein schändlicher Laster auf Erden sei, denn Lügen und Untreu beweisen, welches alle Gemeinschaft der Menschen zertrennt. Darum ist auf im welschen Lande solch schändlich Trennen, Zie­etracht, Unglück. Denn wo Treu und Glaub aufhöret, da muß das Regiment auch ein Ende Haben. Ch­ristus Helfe und Deutschen! Die Geschichtsschreibung über den Protestantismus in Oesterreich.* Doch umsichtige Forschung und Hinreißende Darstellung erhebt sich Hoch über dem nicht reichen akatholischen Schrifttum Oberösterreich3 des Altkatho­­lifen Felix Stieve, „Seichichte des oberösterreichischen Bauernaufstandes” des Jahres 1626 (1891 und 1904), der Freilich in Beurteilung der böhmischen Rebellion (Abhandlungen 1900) mehr heißes Blut als Besonnen­­heit zeigt. Stieves Ergebnisse hat der greise, aber studienfrische Oberlandesgerichtsrat Julius Stenadt, doch eigene Forschungen vertieft, ins Bolf geworfen (1902). Auch ein katholischer Beamter (Gasteiger) hat zum ersten Male den schweren Notfall unter dem armen Ferdinand I, die Austreibung der Billerthaler, verläßlich und teilnahmsvoll gezeichnet (1892). Er wähnte freilich, die Akten ladenlos in den Cubernial­­und Präsidial-Registraturen vor fi zu haben. Doch die von ihm nicht bewußten im Archiv des Ministe­­riums für Kultus und Unterricht und im Haus-, Hof- und Staatsarchiv befiken besonderen Reiz und Wert durch die für den Kaiser gearbeiteten aller­­untertänigsten Vorträge von 40, 80, 90 Form­spalten, die, weil immer noch die josephinische Beamtenschaft waltete, überwiegend vom eilt de Gesehes, der Gerechtigkeit und Menschenfreundlichkeit durchzogen sind, wie man ihn nach den allerhöchsten Entschei­­dungen und dem Endergebnisse nicht vermutet. Hier in Tirol, dessen Geschichte von Egger 1871(1880) unentbehrlich ist, wird noch heute sogar um die Gültigkeit des Toleranzpatentes (1781) ge­­rungen. Diese Frage ist wohl verwidert, aber die Zentralregierung Hat wiederholt mit Zug erklärt, daß die Toleranzgereggebung in Tirol zu Recht besteht. Noch schärfer ist die Abwehr des Protestan­­tenpatentes (1861), das man durch Landtagsbeschluß (1866) lahm zu legen suchte; wenn das alle damals nicht gelang, so ist im Lande Andreas Hofers, der * Siehe „Kirchliche Blätter” Nr. 28.

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