Kirchliche Blätter, 1931 (Jahrgang 23, nr. 1-53)

1931-06-11 / nr. 24

— 215 — denen noch sein gläubiger Mensch entronnen ist. Wer nicht durch das Fegefeuer innerster Zermürbung hindurch gegangen ist, weiß nicht, was Gnade ist. Niemand kann eigentlich etwas Niedhtschaffenes und Ge­­rechtes reden oder schreiben von der Gnade, er sei denn vorhin wohl versucht und geübet mit geistlichen Anfechtungen. Zwischreden. Gott, welchen er will begnaden, den greift er also an, daß er als Unglück über ihn führt, inwendig und auswendig, das der Mensch meint, er soll untergehen vor großem Sturm und Anfechtung.... Und welche sol sein Werk und Wege nit leiden, die treiben von sich seine Gnade, und könnten Gott, der ihn begegnet, nit grüßen und feinen Gruß nicht verstehen und danzen. Denn gräulich ist sein Gruß im Ans fang, doch tröstlic­h am Ende.... Darumb die Buße, die mit friedlichen Gedanken sich übet, ist Heuchlerei. Es muß ein großer Ernst und tief Wehthung da sein, sol der alte Mensch ausgezogen werden.... Also, die Gnad Gottes zugleich den Menschen erschrect, jagt und treibt, und zu sich fehret. Grund und Urach aller Artikel, die durch die römische Bulle unrechtlich verdammt werden. 1520. Die zweite Antwort auf die Frage nach der Gnadenaneignung gibt Luther als Theologe gewisser­­maßen dadurch, daß er die Frage wissenschaftlich unterbaut. In der Auslegung des­ Galaterbriefes vom Jahre 1519 bezeichnet er das Wort als das Fuhrwert der Gnade. „Verbum, inquam, et solum verbum est vehiculum gratiae.“ Das Gefeß ist das Wort, darin ums Gott lehret und fordert, was wir tun und lassen sollen, als da sind die zehn Gebot. Wo nun die Natur allein ist ohne Bottes Gnade, da ist das Gefeß unmöglich zu halten. Predigt über Matthäus 11. 2—10. In der Schrift wird es für die allerhöchste Plage, den allerhöchsten Zorn Gottes gehalten, so er sein Wort von den Menschen nimmt, wiederum für seine größere Gnade, als wo er sein Wort hinsendet, wie im 106. Psalm steht: „Er hat sein Wort ausgesandt, womit er ihnen hat geholfen“. Und Christus um seines andern Amtes willen gekommen ist, denn zu predigen das Wort Gottes, von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520- Denn da soll es allein heißen: Daß Gott solches Alles umsonst geschenkt hat, aus lauter Gnade, damit, daß er Christum, seinen Sohn, sendet, lasset ihn fü­r mich sterben und mir solches versündigen und schenten, hieße mich nur daran glauben und taufen lassen...... Darumb sei mir hierin aller Verdienst rein weggewaschen und beschlossen, daß man Glaube, Bergebung der Sünde durch einen andern Weg, Weise noch­ Maß erlangen kann, denn daß man Gottes Wort höret von Christo, doch den Glauben empfähet, ‚ Auslegung des 5. 6. und 7. Kapitels St. Matthäi. 1532. Die falschen Brüder predigen zuerst die Gnade, danach Offenbarung des Zornes, auf das man das Wort (Gefet) ja nicht hören noch reden dürfe — sie kehren aber den Schuch umb, und lehren uns das Gefäß nach dem Evangelio, und den Zorn nach der Gnade. Wider die Antinomer. 1539. Das Wort an und für sie als die sinnlich geistige Offenbarung des Gottesgeistes ist auch ihm im Evan­­gelium enthalten und angeboten. Schon im 62. Maß der 95 Thesen wüßt er die frohe Botschaft Sefn gegenüber seiner Herablegung durch die Wertge­­rechtigkeit, wenn er sagt: der wahre Schaf der Kirche ist das hochheilige Evangelium von Gottes­­ Herr­­lichkeit und Gnade. Im Evangelium ist der Trost für alle Betrübnis zu finden, zugleich aber auch liegt in ihm die Quelle für die Fröhlichkeit und Lustigkeit des Herzens in Gott. Wenn wir aber auch noch so sehr dur) das Evangelium in Frömmigkeit und Glauben erstarren, so ist es doch nicht unser Ver­­dienst, sondern nur Gottes Gnade. Das Evangelium ist eine Predigt für die betrü­bten Herzen und erschrocenen Gewilsen, nicht für die, die ihre Grüde vertheidigen, aus nicht für die, die auf­ die Gnade mutwillig sündigen. Predigt über Matth. 18, 21—35. 1530. Darum gehöret zum Evangelium nicht Werk, denn es ist nicht Gefeß, sondern allein Glaube, denn es ist bloßes eitel Zusagen und Anbieten göttlicher Gnad, Wer nu daran glaubet, der empfahlt die Gnade und den heiligen Geist; daran wird dann das Herz fröhlich und luftig in Gott, und tut dann das Geiet freiwillig umsonft, ohn Furcht der Strafe und ohn Gesuch des Lohns, denn es hat an der Gnade Gottes satt und genug, Dadurch dem Gefäß ist genug geschehen. Predigt über Matth. 11, 2—10. Daß du aber solches hörest und aufnimmt ist auch deiner Kraft nicht, sondern Gottes Gnaden, die das Evangelium in dir fruchtbar machet, daß du ihm glaubest..... Weiter, daß das Evangelium gepredigt werde und dein König komme, ist auch nicht in deiner Macht oder V­erdienst,, Gott muß es aus lauter Gnade senden. Darumb ist sein größerer Zorn Gottes, denn er uns das Evangelium, nicht sendet, da muß eitel Linde, Irrtum, und Finsternis sein, man thu, das man thue. Widerumb sein großer Gnade, denn wo er sein Evangelium sendet; denn da muß Frucht und Gnade mitfolgen. Predigt über Matth. 21, 1-10. Es ist durchaus begreiflich, daß Luther dem Gnadenbegriff gegenüber insoferne einem gewissen Radikalismus huldigt, weil eben sein religiöser Cha­­rakter durchaus in der Gnade verankert ist. Es kann uns deshalb nicht überraschen, wenn er bis zu einem bestimmten Grade selbst die Subjektivität der Fröm­­migkeit ablehnt: deine Gnade soll sein nicht dein Tun, sondern seine Gnade und Gabe, und du also aus ihm gerecht oder fromm feiert. Ebenda. In demselben Sinne betont er die Objektivität­ des Glaubens als Gottes Gnadenwick­ung in unsern Herzen, . Denn was ist solcher ihr Gedanken,den­ sie Glauben heißen,an­ders,denn nur ein Traum sin­d ein Nachgebilde vom­ Glau­ben,das sie selbs von eigener Kraft ohne Gottes Gnade in ihrem Herzen gem­acht h­aben?.­...Aber der rechte Glauben,da wir vonreden,läßt sich nicht m­it andern Gedanken machen­,sondern er ist mit Gottes Werk, ohn alles unser Zutun, in uns. » « Sermon ü­ber das Evan­gelion Luca 17­1—9. (Schluß folgt.) Deutsches Leben in der Steilerstadt DOderhellen. Der Name Dderhellen ist nur eine fährliche Um­­formung des magy. Ortsnamens Udvarhely. Nichts deutet darauf hin, daß bei der Ortsgründung Deutsche auch nur mitbeteiligt gewesen seien. Es sei denn, daß man der Ansicht des verstorbenen röm.-lath. Bischofs von Großwardein, Karacsonyi, huldigt, darnach sogar an der Bockwerdung der Gzekler das Germanentum mitbeteiligt war und zwar durch Einschnelzung von Überresten der Goten, denen die Römer das Land nördlich der Donau, Dacia Trajana, überlassen hatten. Und der Gzefler, besonders der aus der bene, ähnelt in seinem Körperbau tatsächlich mehr dem Germanen als den Alfölder Ungarn um Debreczin herum. Dem sei, wie es wolle, etwas anderes aber halte ich­ für höchstwahrscheinlich, daß nämlich auch­ hier, wie so vielerorts in Siebenbürgen ‚ursprünglich eine flavische Ansiedlung bestanden hat, und daß der nordöstlich von der Stadt gelegene Bergvorsprung „Rettete“ seinen Namen nicht von der rötlichen Erde \

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