Kirchliche Blätter, 1931 (Jahrgang 23, nr. 1-53)

1931-11-26 / nr. 48

Kirchtid­eotisttek Bezugspreis: Berlagt Liuland ( ganzjährlich) Lei 500,—, AUS Der ed, Landeskirche A. BD. Be­r Buchbrucerei und Ber­­­halbjährl. Lei 250—. Ausland: ganzjährl. Mark 15 °—, Dollar 3:50. Preis einer Einzelnummer 10 Lei, Sticheint jeden Donnerstag. in Rumänien Evangel, Wochenschrift Für die Glaubensggenssien aller Stände­­sanstalt d­er. Landesfiche A.B. in Rumänien, Hermannstadt. Infertionspreist Die eingespaltene a 2. oder deren Raum Lei 12,—, bei größeren Aufträgen Nachlak. Nummer 48 Sermannfitadi, 26. November 1931. XXIH. Sahrgang Snhalt: Tod und Leben. — Aus dem Weltanschauungskampf in Deutschland. — Hegel. — Die Rechtsstellung unserer Schule, insbesondere der V­olksschule, innerhalb des rumänischen Staates. — Nachrichten aus Zeit und Welt. — Bücher: und Bestschriftenschau. — Amtlicher Zeit. — Anzeigen. — „Evangelischer Fürsorger‘: Bericht über den Stand der Fürsorge im Jahre 1929. — Das richtige Sparen! — Mitteilungen. — Bücher. Z­od und Leben. oh. 5, 24, 26. Zwischen dem Erscheinungstag der vorliegenden und der vorhergehenden Nummer unserer Blätter liegt der leßte Sonntag des Kirchenjahres mitten inne. Er spricht zu uns vom Schwinden der Zeit und vom Bergehen alles dessen, was von der Zeit umschlossen ist. — Und dazu stimmt, was wir eben in dieser Jahreszeit in unserer Umwelt sie vollziehen sehen: Das Welfen und Ersterben all des grünen Lebens, das im Frühling aufgereimt ist und im Sommer si­­prangend entfaltet hatte. Wie könnte es da anders sein, als daß das eine und das an­­dere uns auch gedenken lehrt des Endes aller mensch­­lichen Lebensdauer, die all in die Zeit gebannt ist und mit ihr das Sinfhwinden teilt, die auch wurzelt im Irdischen und mit diesem Teil hat an der Ber­­gänglichkeit.. Go hat die Kirche einer durch Zeit und Umwelt in uns gewebten Negung entsprochen, da sie diesen Sonntag zum­ Totenfest weihte. Zum Gedenkfest der Toten und des Todes. Wir haben zuerst derer gedacht, die vom Soldtal des Bergehens schon ereilt sind. Zur Gräberstadt sind wir hinausgegangen, die so unheimlich wächst, Jahr um Jahr einen Hügel an den andern fügt zu bald unübersehbaren, nach allen Seiten sich breitenden Reihen, die gerade duch ihre stumme Gleichförmig­­keit so eindruckvoll von der Gemeinsamkeit des Ge­­fihdes reden, das hier all denen bereitet ist, die am Gardenleben teil­haben. Allen! — Wie oft vergessen wir doch dieser, alle Unterschiede, die das Leben zwischen Mensch und Mensch errichtet, ausebnenden Gemeinsamkeit. Wir lassen uns gedankenlos vom Lebensstrom dahintragen, unser Sinnen und Sorgen auf die Annehmlichkeiten oder auch Hemmungen der Fahrt, aber nicht auf ihr baldiges Ende richtend. Und wenn ja der Gedanke daran, das Lichtbild des Tages verdunkelnd, sich er­­heben will, dann wehren wir ihn ab, als müßte für uns, ja für uns, eine Ausnahme gefett sein, als könnten wir­ dem Tode, der so oft an uns vorüber­­gegangen, auch sünfzig entgehen. Dort aber, wo Hügel an Hügel fi­ reiht, da werden wir der unheimlichen, unüberwindlichen Macht des Lebensfeindes inne. Alle, die da unter den Erd­­hügeln liegen, sie gingen noch vor kurzem“in gleichem Sinnen und Sorgen, Freuen und Ringen über die Erde, wohl an in gleichem Betgeffen oder Ber­­hüllen des Ausgangs und sie haben ihn doch nicht „übergehen“, nicht an ihm vorübergehen künnen. Wie nahe stand uns Doch der eine und die andere im Leben, wie eng verbunden in inniger Liebe, zu voller Gemeinschaft all dessen, was sonnenhelle und aufgabenschwere Stunden brachten. Und nun stehen wir allein an ihrem Grdenhügel, das Band ist ge­riffen, so feit und statt es gewoben schien, die Ge­­meinschaft gelöst, ein Gläfferer griff hinein und zerstörte, was wir banden und bauten aus innersten Kräften unseres Genus, „als wär’s für immerdar“. Wie wallt da das Leid wieder heiß aus Herzens­­grund auf, wie fühlen wir wieder die unwiderstehliche und unerbittliche Macht des Todes, der seine Aus­­nahme einräumt. Eines hat er uns wohl nicht entreißen können: das Gedenken, das Verbundenbleiben im Innersten, in Herz und Sinn. Wir tragen es in uns als un­­‚entreißbares Vermächtnis durch alle Stunden unseres Seins, auf allen Wegen unseres Erdenwandels. Aber gerade, wenn wir dies fette Lebenserbe am tiefsten empfinden, greift des Todes Hand auch nach ihm. Auch von unseren Stunden ist eine b­e legte, auch unser Weg endet über kurz oder lang in der stillen Totenstadt. Dort, das ebene Plätchen neben den Grabhügeln unserer Lieben wartet unser, wartet nicht mehr lange. Dort finden wir au) in den fahlen Schaf der Erde, über die wir lebensfroh, lebens­­starf wandelten, so lange es Tag war. Ber finft dann alles mit uns, erlischt alles Licht in ewigem Dunkel, stirbt alles, au) was wir Großes und Schönes in uns trugen, mit dem vergänglichen Leibe, endet auf die innige Gemeinschaft der Liebe mit der Gemein­­schaft des Todes? Ist Doch er der Sieger über alles, was wir Leben nennen? Auf Erden gibt es darauf seine Antwort. Das Leben, auch das Menschenleben auf ihr, geht zu Ende, gleichförmig, stumpf­ und dumpf, ohne Wei­­sung über das Grab, ohne Lösung des innern Zwig­­spaltes zwischen Anspruch und Geschid.­ Auch der Totensonntag könnte an si) nur ausklingen in eine Totenk­lage und vorausempfundene Todesnot.

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