Kirchliche Blätter, 1932 (Jahrgang 24, nr. 1-52)

1932-12-08 / nr. 49

Kirchl­etle Blä­tter Die eingespaltene EUER SEHR: oder deren Naum Let 12.—, bei­­ größeren Aufträgen Nacl­d. Nummer 49 Hermannstadt, 8. Dezember 1932, XXIV. Jahrgang Inhalt: Das Gebot der Stunde. — Botschaft des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes an die Kirche Schwedens. — Die Pflege unserer Volkstracht. — Der Flötenhans. — Nachrichten aus Zeit und Welt. — Bücher: und Zeitschriftenschau. — Amtlicher Teil. — Anzeigen. Bezugspreis: Inland: ganzjährlich Lei 500.—, halbjährl. Lei 250 —, Ausland: ganzjährl. Mark 15 °—, Dollar 3 ° 50. Preis einer Einzelnummer 10 Lei. Sc­heint jeden Donnerstag, aus der ev. Landeskirche U. in Rumänien Evangel.. Wochenschrift für die Glaubensgenosssen aller Stände Berlag: + Honterus- Buchbruderei und Ber­lagsanstalt d.ev. Landeskirche i.Dd. in Rumänien, Hermannstadt. Insertionspreist: Pr Das Gebot der Stunde. Mare. 9.7. Adventstage dürfen wir wieder durchleben, Tage, die hinausweisen auf Kronmendes. Und das Kom­­mende soll ein Anderes, ja mehr, ein Besseres, Heil­­sameres werden, als wir es bisher in unserem Leben erfuhren. Mie stimmt das da mit dem innersten Verlangen überein, das uns durchs Leben geleitet. Wie unzu­­länglich, unbefriedigend erscheint uns immer das Be­­stehende, wie sehnen wir uns daraus heraus, einem Neuwerden entgegen. Und es kommen Zeiten, wo dies Gehnen so starr wird, daß es vom Bestehenden uns zu befreien sucht, uns von ihm löst oder gar es zerbricht, um zu einer Neugestaltung zu gelangen. Das sind Adventszeiten im Erdenleben, die ein Neu­­werden einleiten. Freilich, das Lösen vom Alten ist nur die eine unschwer zu erfüllende Bedingung; die Schwerere ist dann, die rechte Bahn zum Neuwerden zu finden und zu gehen. Da spalten sich dann die Meinungen auseinander, geraten in Widerspruch, in Streit und Irrtum und aus der „Adventszeit“ wird nicht ein Neues, Besseres geboren, ihr Ergebnis ist nur Verwirrung und Zerstörung, ärger denn zuvor. Eine Adventszeit durchleben wir allem nah auchh heute. Die Kennzeichen mehren sich, daßs wir in eine solche eingetreten sind. Kaum je zuvor hat man das Mangelhafte der geltenden bezw. bisher in Geltung gestandenen Einrichtungen, Formen, Bindungen so lebhaft, fast schmerzlich empfunden. Sie schienen ent­­seelt, erstarrt und wirkten hemmend, beengend auf das einer Neugestaltung entgegendrängende Leben. Es haftete ihnen soviel Zeitgeborenes und darum in unsere Zeit nicht mehr Passendes an, daß man, um dem Gebot dieser Zeit genügen zu künnen, sie Davon lösen, sie als überlebt befreite schieben mußte. Das Merden und M­adhjen schien der Möglichkeit, sich regen zu können, sich zu reden und zu streben, so dringend zu bedürfen. Aber auch ein Anderes mußte man wieder erfahren. Das Werden und Machjen be­­darf des Haltes und der Leitung, font verwuchert es oder flammert sich ans Nächstliegende; im ersten Halb­ vergeudet es seine Kraft, gerät mit sich selber in­ M Widerspruch, im zweiten versinft es, geht im Nie­­drigen zugrunde. Und nun erklingt als Gebot der Stunde: Die Bewegung des Neuwerdens bedarf einer Führung, die sie Hält und leitet, ihr ein klares, auf­­wärts weisendes Ziel zeigt. Aber auch dies Gebot bedarf, wenn es wirklich ein heilsames sein soll, der rechten Erfüllung. Mit der Aufstellung einer Füh­­rung allein ist es nicht getan, auch damit noch nicht, daß man sie hochhebt und ihre Gebote als Willens­­bestimmungen von unbedingter Gültigkeit hinstellt. Do hierin liegt gerade die Gefahr, daß man dahin zurückkommt, woher man ausgegangen ist, vielleicht gar noch ein Stück weiter zurückk zu Bindungen, die alle freie Regung, alles eigene Werden und Wachsen einschnüren, lähmen, zum Erstarren und Ersterben bringen. Man kapselt sich wieder in zeitgeborene Formen hinein, die von der Zeit abhängig sind, über sie hinaus sein Leben in fi tragen, flammert ich an M Willensbestimmungen, die aus menschlicher Weis­­heit stammen und menschligen Irrtum und Mangel an sich tragen. Nur in einem Falle ist dieser Kreislauf mensch­­lichen Stress zu vermeiden, wenn der Führer ein Mejen in sich trägt, das über menschliche Mängel er­­haben ist, wenn er Ziele rennt und eindeutig Far weit, die über die wechselnden Zeiten zu bleibenden Merten hinführen, und nicht zulegt, wenn er selbst diesen Zielen Iebt, sein Alles für ihre Erreichung einlegt. Ein solcher Führer trägt nicht nur selbst ein Leben in fi, das der Zeit und Vergänglich­­keit nicht anheimfällt, er kann auch die bessen teil­­haftig machen, die ihm in voller innerer Verbunden­­heit nachfolgen. Bon all den „Führern“, die unsere Zeit preist, kann das nicht gelten. Sie sind von Menschen aufge­­stellt, erheben si und finden mit dieser Zeit und die ihnen nachfolgen, mit ihnen. Aber es­ gibt einen solchen Führer, gibt einen nur, auf den all jene Bedingungen zutreffen. Ihn haben eben nicht Menschen aufgestellt, im Gegenteil, sie haben ihn verschmäht und beseitigt, und tun es immer wieder. Ihn hat ein Höherer gesandt, der Herr alles Lebens, der Gestalter alles Kommenden, Gottes Güte, der den Menschen aus ihrem Irren und Wirren heraushelfen, zu einer Erfüllung ihrer großen Gehn­­sucht nach einem Neu: und Bellerwerden aufhelfen wollte und will, hat ihn seinen Menschenfindern ge­­geben. Sein Wort erklang über ihm, da er sein Wir­­ken begonnen: „Dies ist mein lieber Sohn, ihn sollt

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