Literarische Berichte aus Ungarn 2. (Budapest, 1878)

4. szám - III. Eugen Abel: Die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus

DIE BIBLIOTHEK DES KÖNIGS MATTHIAS CORVINUS. 557 nach seiner eigenen Angabe, an Silius Italiens schon in seiner Jugend Gefallen gefunden hatte. Seit dem Jahre 1464 können wir Matthias’ Verkehr mit den Humanisten nachweisen, und wenn wir schliesslich finden, dass Matthias in einem an den bekannten Humanisten Pofnponius Laetus im Jahre 1471 gerich­teten Schreiben den aus Born mit Handschriften beladen an Matthias’ Hof zurückkehrenden «Blandium miniatorem no­strum» erwähnt, werden wir wohl berechtigt sein anzunehmen, dass die Corvina, wenn auch nur als Privatbibliothek, schon lange vor 1476 bestanden hat, und vielleicht gar aus der Bücher­sammlung Johannes Hunyady’s entstanden ist. Die grösste Blüthe der Bibliothek fällt freilich erst in die letzte Hälfte von Matthias’ Begierung (1458 — 1490) und sicherlich trug der Ein­fluss der Königin Beatrix nicht wenig dazu bei, dass die Bibliothek nun mit verschwenderischer Pracht ausgestattet wurde. Die Vermuthung Cardinal Mai’s, der Grundstock der Corvina habe aus den confiscirten Handschriften des Primas Johannes Vitéz von Zredna und des Fünfkirchener Bischofs Johan­nes Cesinge (Janus Pannonius) bestanden, hat sich nicht bestä­tigt , vielmehr ist von einer solchen Confiscation nicht das Geringste bekannt, und die wenigen fremden Bücher, die sich unter den Ueberresten der Corvina vorfinden, sind entweder aus der Privatbibliothek der Königin Beatrix in die Corvina gekom­men, oder wurden sie aus fremden Bibliotheken behufs Copirens ausgeliehen und, was in jener Zeit nur allzu häufig geschah, ihren Eigentliümern nicht wieder zurückgestellt. Auch haben wir es nicht nöthig, zu Mai’s Hypothese unsere Zuflucht zu nehmen, um die Pracht und den Beichthum der Corvina erklären zu können, denn die 33,000 Dukaten, die Matthias jährlich für die Vermehrung und Verschönerung seiner Bibliothek veraus­gabte, mochten wohl reichlich genügen, die Corvina mit den berühmtesten Bibliotheken Italiens wenigstens auf gleichen Bang zu stellen. Wohl nicht allzu lange nach der Eroberung Con­­stantinopels durch die Türken schickte Matthias eigens deshalb nach Griechenland und selbst Kleinasien, um dort Alles, was an Handschriften classischer Autoren, sowie syrischer und hebräi­scher Schriftsteller zu finden war, zusammenzukaufen. In Ofen waren stets dreissig Abschreiber unter Aufsicht des gelehrten, und in der griechischen, lateinischen, chaldäischen und arabischen Sprache bewanderten Felix aus Bagusa mit dem Schreiben, Aus­bessern und Illuminiren von Handschriften beschäftigt. Wohl schon zu Anfang der achtziger Jahre des XV. Jahrhunderts hatte sich der Humanist Taddeo Ugoletti, der Erzieher des Herzogs Johannes Corvinus, auf Befehl des Königs nach Florenz begeben, um dort theils schon fertige Handschriften classischer

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