Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 19. (1977)

1977 / 1-2. szám - Bibliographia - Galla Endre: Turóczi-Trostler József: Petőfi belép a világirodalomba

Bibliographia 217 József Turóczi-Trostler: Petőfi belép a világirodalomba Petőfis Eintritt in die Weltliteratur. Aus dem Deutschen übertragen von Árpád Bérezik und Ilona Komor Akadémiai Kiadó, Budapest, 1974, 246 S. Im Geistesleben Ungarns wurde 1973 des 150. Geburtstages von Sándor Petőfi (1823 — 1849) gedacht. Wie dies so oft bei ähnlichen Jubiläen der Fall ist, diente der feierliche Anlass auch diesmal einer ganzen Reihe von Petöfi-Forschern als Ansporn, die jüngsten wissenschaftlichen Ergebnisse und zugleich auch die proble­matischen Aspekte im Zusammenhang mit dem Leben, der Kirnst und dem Zeit­alter des Dichters zu summieren. Ihrem Thema nach kann auch die vorliegende Sammlung der ursprünglich in deutscher Sprache erschienenen Studien des im Jahre 1962 verstorbenen bedeutenden Literar­historikers, József Turóczi-Trostler, zur weltliterarischen Rezeption Petőfis in die Reihe der aus diesem Anlass verlegten neuen Werke und Essays eingefügt wer­den. Dieser nach einer bestimmten Konzep­tion in thematischer Ordnung zusammen­gestellte Band verdient unsere Aufmerk­samkeit nicht nur dadurch, dass er mit seinem Umfang und dem Reichtum des Materials die Forschungen um die Petöfi- Rezeption im Ausland praktisch allein vertritt, sondern auch durch die Vor­­mulierung allgemeingültiger theoretischer Schlüsse, die die Forscher der Petöfi- Rezeption sicherlich auch in Zukunft zu Nutzen verwenden können. Die einleitenden Kapitel unter dem Gesamttitel »Zur weltliterarischen Bedeu­tung Petőfis« lenken die Aufmerksamkeit des Lesers (und da es sich um Auszüge aus einer ursprünglich in deutscher Spra­che veröffentlichten umfangreichen Studie handelt, vor allem des ausländischen Le­sers) in einem kurzen Überblick der Ent­wicklungsgeschichte der ungarischen Lite­ratur auf jene Spezifika hin, die für die intellektuellen Bestrebungen des Jahrhun­derte hindurch auf die Peripherie des europäischen Geisteslebens verdrängten Ungartums charakteristisch sind und deren Kenntnis nicht nur zur verzerrungsfreien Bewertung der weltliterarischen Bedeutung und Rezeption Petőfis, sondern auch zur adäquaten Interpretation der Beziehung zwischen der ungarischen und der Welt­literatur eine unerlässliche Bedingung dar­stellt. Nur in Kenntnis der Ursachen dieses relativen Rückstands können jene Bestre­bungen erst richtig gebilligt werden, in­folge deren der Anschluss des ungarischen Geistes an Europa vonstatten ging und die vom Verfasser für so wichtig gehaltene Relation der geschichtlich-weltanschau­lichen Simultaneität zustande kam. Durch die Entstehung dieser Relation wurden dann die wichtigsten Hindernisse der gei­stigen Kommunikation — die Schranken der sprachlichen Isoliertheit — überwun­den, und der Prozess der Entdeckung und Rezeption der ungarischen Literatur nahm seinen Anfang — vor allem und für lange Zeit beinahe ausschliesslich durch Petőfis Dichtung. In den weiteren Kapiteln des Bandes verfolgt der Autor die aufeinanderfolgen­den Etappen dieses Entdeckungs- und Empfangsprozesses von den frühesten An­fängen bis zum Auftritt der ersten Petöfi- Übersetzer. Die Vorgeschichte dieses Pro­zesses analysierend weist Turóczi-Trostler wiederholt darauf hin, dass das Ungartum gerade wegen der recht eigenartigen Ent­wicklung seiner Geschichte Europa lange Zeit kaum anderes zu bieten vermochte als gerade die Ereignisse und Lehren seiner »grössten Leistung«, d. h. seiner Geschichte — meint Turóczi-Trostler — und dass sich die Auffassung: Ungarn sei ein Territorium ohne literarische Bildung, selbst an der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts behauptet hatte. Dieser Zustand beginnt sich erst zur Zeit der Aufklärung zu ändern, als — vor allem deutsche — Reisende und Schriftsteller über die Verhältnisse in Un­garn aufgrund persönlicher Eindrücke und Informationen ein differenzierteres und nuancierteres Bild zu bieten versuchen — wie in den Reiseberichten von Christoph Friedrich Nicolai und Ernst M. Arndt. Selbst sie widmeten jedoch dem Zustand des ungarischen Geistesund der literarischen Bildung noch keine Aufmerksamkeit — und überhaupt, in den Augen der Schrift­steller und Dichter der deutschen Romantik bleibt das Ungarland auch weiterhin nichts anderes als ein exotisches Land, das in unmittelbarer Nähe zu erreichen sei — schreibt der Verfasser. Doch ziehen die Repräsentanten der der Romantik an­geschlossenen Wissenschafstbereiche (ver­gleichende Sprach- und Literaturwissen­schaft, Ethnologie, Sage- und Märchen­forschung usw.) in den ins Universelle Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 19,1977

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