Der Spiegel, 1829. január-június (1. évfolyam, 1-51. szám)

1829-04-08 / 28. szám

Mit ihm trieb die Prinzessin Ulrike — du wirst dich ihrer wohl noch erinnern, sie besuchte ja, als vermalte Fürstin von L., von Zeit zu Zeit ihre Kousine, die verstorbene Fürstin. Eben diese Prinzessin Ulrike, wollte ich sagen, trieb ein unwürdiges Spiel mit deinem bedauernswerthen Oheim. Er liebte sie mit der ganzen Innigkeit seines schwärmerisch glühenden Herzens, und sie war leichtsinnig ge­nug , mit dem Verblendeten ein Verhältniß anzuknüpfen, welches ihn zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Es stand ja auch ihrer bei­derseitigen Neigung nichts im Wege, denn, was sind diese Fürsten anders als ursprünglich gefürstete Grafen? — sezte sie, den forschen­den Vlik fest auf das glühende Mädchen gerichtet, hinzu — Und welcher, hoch oder niedrig von Geburt, wäre kühn genug gewesen, ein Ehebündniß zwischen Gliedern dieses Fürstenhauses und unserer Familie eine Mißheirath zu nennen? Was also die Prinzessin bewog, deinem Oheim zu entsagen, mag der Himmel wissen. Der ganzen Welt aber war es unerklärlich, daß die Prinzessin Ulrike bei Erklä­rung ihres Brautstandes mit dem regierenden Fürsten von L. das Ge­fühl ihres Glükes in jeder Miene zur Schau trug. Laß mich kurz sein: der Tag, welcher die Prinzessin auf ewig mit dem Fürsten ver­einigte, umnachtete wohlthatig den Verstand des unglüklichen Glemm' Ein milder Wahnsinn umfing ihn in dem Augenblike, als das Geläute der Gloken die priesterliche Einsegnung verkündete. Deine unglüklicheMutter — o, daß ich von dieser ganz schweigen dürfte! — wurde kurz nach dieser Katastrophe die Gemalin deines Vaters. Du erbleichst? Du scheinst die Härte ihrer Familie anzukla­gen? Du irrst! sie war so wenig hart, wie dein Vater gefühllos, denn Niemand ahnete die schrekliche Liebe deiner Mutter, die willen­los den Antrag annahm und meinen armen Bruder durch ihre Willfäh­rigkeit recht unglüklich machte. Einige Zeit vor deiner Geburt starb der beklagenswerthe Glemm und nun führte ein ungeahntes Ereigniß die Entdekung des unseligen Geheimnisses herbei. Du kennst deines Vaters Liebhaberei an der Sammlung von Familiengemälden, fuhr die Gräfin fort, von Glemm besaß er noch kein Vildniß, und trug, damit kein Gemälde eines verstorbenen Ver­wandten in feiner Gallerie fehle, einem geschikten Maler auf, die Leiche, welche derselbe lebend gekannt hatte, mit den Zügen des Le­bens zu malen. Das Bild wurde fertig und verband wirklich grau­senhast in dem bleichen Antliz Zug für Zug den lebendigen Wahn­sinn mit der Leichenerstarrung. Das Portrait wurde nach seiner Rei­henfolge in dem großen Saale, und zwar zu einer Zeit aufgehängt, welche deine Mutter auf dem nahen Landgute zubrachte. Unvorberei-

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