Der Spiegel, 1831. január-június (3. évfolyam, 1-52. szám)
1831-03-23 / 24. szám
wie Gift schmekte. Die Goldstüke der alten Frau kamen mir vor wie Tropfen ihres VluteS, das bei jeder neuen Ausgabe auf's Neue vergossen wurde. Es war daher kein Wunder, wenn ich abermals alle Gesellschaft mied, das Land einsam durchzog, und allem Thun und Treiben der Menschen , vor Allem aber jedem Gedanken an Ruhe und an eine Heimath fremd blieb. So verrannen Tage auf Tage, alle einander gleich, wie die Sandkörner einer endlosen Wüste. Die Unterschiede von Monaten und Jahreszeiten waren für mich verschwunden. Eines Abends betrat ich nach einem langen Wege, mit Staub und Koth bedekt, mein Bündel in der Hand, ganz wie ein ärmlicher Wanderer aussehend, ein ruhiges und glükliches Dorf. Der schlanke Kirchthurm erhob sich aus der Mitte tiefgrüner Waldbäume in die Luft empor, feierlich und Friede verheißend tönte die Gloke, vor den Thoren versammelten sich die Landleute in ihren reinlichen Anzügen, und Zufriedenheit schien auf der ganzen Natur zu ruhen. Die niedri, gen, hie und da unordentlich zerstreuten Häuser waren fast sämmtlich verschlossen. Nur in wenigen verweilten noch die Bewohner, und ich sah auf den Schwellen die Familienväter und Mütter halb unmuthig rükwärts und vorwärts bliken, bis die Kleinen nachkamen, auf welche sie so lange gewartet hatten. Dann eilten sie fort, und suchten durch beschleunigte Schritte die Zögerung gut zu machen , und schlossen sich dem Zuge an. Einsamkeit herrschte im ganzen Dorfe. Die Nachzügler hörten auf, einzeln dem pünktlichen Theile der kleinen Gemeinde zu folgen; die Gloken der Kirche klangen nicht mehr; alle Thüren waren verschlossen. Ich nur war jezt int Dorfe. Nur meine Schritte verscheuchten die zwitschernden Vögel von ihren heimathlichen Zweigen, und selbst die unvernünftigen Thiere starrten mich als eine seltsame Erscheinung an, denn alle andern Menschen gönnten ihnen jezt tiefe Ruhe. Welch' sonderbare Gefühle überströmten mich in dieser feierlichen Stunde! Wer lenkte meine Tritte von dem alten Pfade ab? Ich verfolgte den Weg, den so Viele vor mir gegangen waren; das von Weidenstäben gefertigte Pförtchen drehte sich selbst auf meine Berührung leicht in den Angeln; und durch eine Allee von Eibenbäumen und alten Rüstern gelangte ich in gesammelter GemüthS- stimmung bis zur Kirchthüre. Niemand widersezte sich meinem Eintritte, ich schritt vorwärts, und stand in der Mitte der Versammlung. Der Anblik einer so seltsamen Gestalt schien Viele in ihren frommen Gedanken zu stören, denn als ich die Augen erhob, las ich in den Mienen der Leute Verachtung oder mir noch mißfälligeres