Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-08-01 / 62. szám

(Sréíutfört an. — Nachdem er die Hände der Gäste vnb die seines SohneS ge­­fcrütt hatte, rief er: „Wollen wir rauchen?" Dies war eine Lieblings-Leiden­schaft des alten Dichters, und sein angenehmster Zeitvertreib. „Nein, heute nicht," antwortete Claude. — „Ei, weßhalb denn nicht? Und du hast mich ge­laden? das ist ein Schelmenstreich!" — „Mein Vater, ich war bedacht, Euch hiefür zu entschädigen."—„Und wie?"—„Durch die Anwesenheit meiner Tochter, meiner Sophie. Ich erlaubte ihr, Euch zu Ehren, mit uns zu speisen; und deshalb, meine Herren," sagte Claude zu den drei Dichtern, „beliebe es Euch keine Verse zu machen, bis sie sich in ihr Zimmer zurükgezogen haben wird." — „Das ist abgethanversezten die drei Freunde. — „Gleichviel, Claude," ent­­gegnete der alte Trauerspieldichter, „du hättest besser gethan, sie im Stifte gelassen zu haben." — In diesem Augenblike trat Sophie ein. Sie war ein be, zauberndes Mädchen von neunzehn Jahren, schön und anmuthig. Schüchtern er* röthete sie hei dem Anblik der Gäste, denn ihr Vater hielt sie seit einem Mo, nate, als sie das Kloster verließ, in der vollkommensten Abgeschiedenheit, und blos in der Gesellschaft einer Gouvernante. Vei ihrem Eintritt erhob sich ein allgemeiner Ausbruch der Bewunderung. Man sezte sich endlich zur Tafel; man feierte den Dichter des Radamiste, und trank auf den Ruhm seiner Werke. — „Ich, ich trinke auf den Ruhm der Werke des Sohnes!" brach Panard ans.— DaS Antliz Claude Cr6billons verfinsterte sich. „Meine Herren, kein Wort mehr über diesen Gegenstands ich bitte Euch," sprach er, seine Tochter beobachtend.— „Ich erkenne hierin wieder meinen Vater," versezte Sophie; „ich mache Sie, meine Herren, zu Richtern seiner Ungerechtigkeit: ich weiß, daß er berühmt ist, daß seine Werke gelesen, verschlungen werden — und würden Sie wohl glau­ben , daß er mich nicht nur keines derselben lesen läßt, sondern mir sogar ihre Titel verschweigt?" — „Dies sind," sprach Galtet, „viel zu gelehrte Bücher für Sie, mein Fräulein." — Die drei Liederdichter brachen in ein helles Ge­lächter aus. Die Stirne des alten Crübillon, dessen Charakter leicht von Freude zur Düsternheit überging, zog sich in Falten; Claude verrieth Ungeduld, ja Zorn, und befahl mit barschem Tone Sophien, sich zu entfernen—Das junge Mädchen erröthete und erhob sich. Der alte CrMllon senkte verstimmt daS Haupt. Sophiens Vater reichte ihr die Hand und versuchte zu lächeln, sie aber verließ das Zimmer, nachdem sie sich den Gästen anmuthig empfahl. — „Du sagtest uns ja nicht," sprach Panard, „daß du bei dir ein so liebes Vöglein hast." — „Es ist ein Engel," versezte Gallet mit Enthusiasmus, indem er das Glas zum zwanzigsten Mal leerte. — „Auf die Gesundheit eines guten Vaters," rief Colls; „er nahm Rüksicht auf ihre Unschuld, sie kennt selbst die Titel sei­ner Werke nicht!" — „Wehe Dem, der sie ihr bekannt gäbe," schrie Claude mit heftigem Zorne, „er stürbe von meiner Hand!" — „Nun, nun, beruhige dich," entgegnete Collü, und brachte neuerdings dessen Gesundheit aus. Alle tranken, außer dem alten Tragödiendichter, der nachsinnend seinen Kopf auf die Brust warf. — „Was hast du denn, großer Mann," fragte Gallet, indem er die Hand des Dichters schüttelte, der in eine seiner düstern Anwandlungen ver­fiel. — „Ach, lasset mich!" rief er. „Ich denke an Dinge, die Ihr vielleicht nicht begreifet. Weh' dem Vater, der vor seinem Kinde erröthete, wenn es selbst nur die Titel seiner Bücher kennte. Ich sagte es dir oft lächelnd und scherzend, allein heute sage ich eS dir mit gepreßtem Herzen und in tiefster Be­

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