Der Spiegel, 1843. január-június (16. évfolyam, 1-51. szám)

1843-04-08 / 28. szám

Der Spiegel 1843. »18 Eustache verkürzte ihnen die Zeit utit allerhand Schnurren und muntern Einfällen, sprach mit ihnen von Herrn Beim und von seiner Hoffnung, daß sie großmüthig genug sein würden, diesen wakern Mann dem Mitleiden und Erbarmen der Rheder ihrer Kaper­schiffe zu empfehlen. Mittlerweile aber sann er auf Mittel, seinen Herrn zu befreien, und verkehrte darüber mit dem amerikanischen Kapitän, den er nur allzugeneigt fand, der Engländer mit Gewalt sich 'zu entledigen, sobald sich Gelegenheit hiezu böte. Diese blieb nicht lange aus; eines Tages, als die Prisenmeister den delikaten Gerichten ihres Kochs und dem feinen Weine des Kapitäns über Gebühr zugesprochen Hatten, und noch arglos bei den Flaschen saßen, stürzte der Neger mit einem Säbel, der Kapitän Bur­nett mit einer Stuzbüchse und einer der Passagiere mit geladenen Pistolen in die Ka­jüte, einer der Engländer griff zu seiner Waffe, aber ein Streich des Negers strekte ihn nieder und die Andern ergaben sich. Während dieses Handgemenges, welches das Werk eines Augenbliks gewesen war, stürzten die andern Passagiere sich auf die engli­schen Matrosen, die sie knebelten und in den Raum warfen, und Kapitän Vurnett führte sein Schiff sammt den gefangenen Engländern glüklich nach Baltimore. Hier fand Herr Belin und sein Retter viele von den unglüklichen Weißen von San Domingo, die halb­­nakt und fast hilflos ihrem einstigen Reichthum hatten den Rüken kehren müssen und deren Leben nur allein durch die Mildthätigkeit der Bewohner von Baltimore gefristet wurde. Wie freute sich Eustache da, als er sah, daß sein Herr mittelst jener Zukerhüte doch wenigstens vor augenbliklichem Mangel gesichert war und sogar gegenüber von der Mehrzahl seiner Schiksalsgenossen noch eines gewissen Wohlstandes sich erfreute ; allein diese Freude ward dem armen Schwarzen doch wieder vergällt durch den beständigen An­­blik des Elends, welchem so viele von den ehemaligen Freunden seines Herrn ausgesezt waren, und der Wunsch, auch diesen nüzlich zu werden, gab ihm den Gedanken ein, einen kleinen Kram zu gründen, dessen Ertrag er freigebig mit den Bedürftigsten seiner einstigen Zwingherren und Feinde theilte. Anfang des Jahrs 1794 stellte sich Ordnung und Ruhe in San Domingo so ziemlich wieder her. Die Spanier hatten Fort Dauphin, die Engländer den Molo von St. Nicolas, die Umgegend von Jeremie, und Port-au-Prince und etliche andere Punkte auf der Westküste besezt, und Hunderte von geflüchteten Grundeigenthümern beeilten sich, ihr Asyl zu verlassen und auf einem gemietheten Schiffe wieder nach ihren Ländereien zurükzukehren. Während der Ueberfahrt nach Fort Dauphin war Eustache wieder der Diener und hilfreiche Engel Aller, und versah besonders wieder das Amt des Kochs. Wenige Stunden nach ihrer Ausschiffung hörten indeß die Unglüklichen, daß eine Schaar von zwanzigtausend schwarzen Aufrührern sich auf den nahen Bergen gelagert habe und jeden Verkehr mit dem Innern unmöglich mache. Das Fort Dauphin zählte damals eine Bevölkerung von mehr als sechshundert Weißen, die bewaffnet und von der spanischen Garnison unterstüzt, wohl im Stande gewesen wären, die schwarzen Banden des Ne­gers Jean-Francois im Schach zu halten, allein der spanische Kommandant weigerte sich hartnäkig, den Einwohnern Waffen zu geben. Sobald nun die Neger wußten, daß ihre Unternehmung durch die Lethargie der Spanier begünstigt werde, machten sie einen Angriff auf die Stadt, und Angesichts eines Heeres von dreitausend Mann, die so un­ter den Waffen standen, wurden mehr als fünfhundert Weiße grausam niedergemezelt. Herr Belin, der von seinem schwarzen Freunde getrennt worden war und sich unter den Wenigen befand, welchen es glükte zu flüchten, verdankte seine Rettung einzig nur dem Cdelmuthe eines spanischen Offiziers, dem er sich zu erkennen gegeben hatte. Eustache suchte ihn lange, allein alle seine Bemühungen blieben umsonst; weil er indeß hoffte, ihn später wieder aufzufinden, beeilte er sich einstweilen einige Gegenstände von Werth und das Eigenthum seines Herrn aus der allgemeinen Beute zu retten; dies bewerkstel­ligte er durch das Weib des Negerhäuptlings Jean - Francois, die ihm bekannt war. Er bat sie nämlich, diese Sachen, welche ihm sein Herr auf dem Todtenbette förmlich vermacht habe, bei sich aufzunehmen, und das kranke Weib war gerne erbötig, den Koffern und einer schweren Kiste voll Silbergeschirr Obdach in ihrem Hause zu ver­gönnen. (Beschluß folgt.)

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