Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-26 / 86. szám

682 fit Kpitgrl 1844. senheit entdekte, so zog er doch Gefangenschaft in seinem Vaterlande und wegen eines politi­schen Vergehens bei weitem einer Einkerkerung wegen Schulden in einem fremden Lande vor. Glüklicherweise konnte ich ihm helfen, die Diamanten, welche ich von meiner Mutter geerbt, standen zu meiner Verfügung; an dem Tage, wo ich meinen Bruder in der Ru? Meslay sprach, theilte er mir mit, wie ich Geld auf dieselben aufnehmen könne, einen Tag später war daS Ganze durch Mitwirkung meiner Tante in Ordnung gebracht, und Edgar konnte nach England zurükkehren." —■ „(Siemenine!" rief der Herr de Lombrageur aus, indem er seiner Gattin zu Füßen fiel, „kannst du mir meinen unwürdigen Verdacht vergeben? fegt erblike ich das Ganze im klaren Licht und will kein Wort der Erklärung weiter hören!" — »Ruhig, mein Herr," erwiderte Clementine, ohne von der Strenge, welche sie angenommen hatte, nach­­zulaffen, »nach dem Vorgefallenen fühle ich zu sehr die Wichtigkeit, schriftliche Dokumente zu befizen, durch welche ich den Triumph meiner Rechtfertigung vollständig machen kann, um nicht zu wünschen, Ihnen dieselben vorzulegen. Ich muß Sie bitten, diesen Brief zu lesen, welchen mir mein Bruder nach seiner Rükkehr nach London geschrieben hat, und Sie werden darin finden, auf welche glükliche Weise er nun befähigt war, fich seiner Verlegenheit zu ent* ziehen." — »Nein, nein, Clementine!" rief der Herr de Lombrageur, den Brief mit der Hand zerknitternd und ihn von sich werfend , »ich bin mehr als überwiesen, mehr als reuevoll, daß ich je Zweifel in dich fezen konnte. Sei großmüthig und vergib mir ohne weitere Demüthi­­gung von meiner Seite." — Clementine, zu edel gesinnt, um ferner ein bitteres Gefühl ge­gen den zu äußern, welchen fie auf solche Weise zu ihren Füßen liegend erblikte, reichte ihre schöne Hand dem reuigen Gatten, welcher zugleich gedemüthigt durch das Gefühl seines 3rr­­thumS und erhoben durch die Gewißheit der Tugend seiner Frau, dieselbe mit Küssen und Thränen bedekte und in der Fülle seiner Freude eS als ein Recht in Anspruch nahm, sowohl Evgard's Schuld zu berichtigen, als auch ihm einen) Versöhnungsbrief zu schreiben. — Wider Willen mußte er dann seiner Gattin die Beleidigung, welche er sich gegen den Baron von Crevecoeur hatte zu Schulden kommen lassen, mittheilen; sie erfuhr, daß vor zwei Stunden ein Duell zwischen den Beiden stattgefunden, bei welchem der Baron eine leichte Wunde empfan­gen habe. 3hr Verstand zeigte sich bei dieser Gelegenheit von Neuem: statt von dem Unrecht, welches ihr dadurch zugefügt worden, zu sprechen, dachte sie nur daran, den guten Ruf ihres Mannes zu retten. Sie drang in ihn, dem Baron von Crevecoeur vollständige Abbitte zu leisten, und brachte dann eine Tour nach Italien für einige Monate in Vorschlag, bis die Sache in Vergessenheit gerathen fei. Ihre Vorschläge wurden sogleich in Ausführung gebracht. Vier Tage nach dem Duell reisten Herr und Madame de Lombrageur nach Nizza ab, und als Clementine, im Begriff in den Reisewagen zu steigen, zum lezten Male ihre Tante umarmte, flüsterte diese ihr ins Ohr: »Tröste dich, mein Kind, du hast viel gelitten bei dieser dummen Geschichte, allein BöseS hat oft gute Folgen, und sollte dein Mann jemals wieder Anfälle von Eifersucht bekommen, so hast du ein Mittel in Händen, ihn augenbliklich zur Vernunft zurükzubringen, du brauchst ihn nur an den blauen Fiaker zu erinnern!" Physiologie des brittischen Unterhauses. Die St. Stephan's-Kapelle, wo jezt daS brittische Unterhaus feine Sizungen hält, ist der hohen Stellung kaum würdig, die sie als der Versammlungssaal eines so mächtigen Staats­­körpers einnimmt; aber die Ideen, die sich an sie knüpfen, sind so erhabener Natur, daß man den beengten Raum und den Mangel an Be­quemlichkeit leicht übersieht. Die mit grünem FrieS beschlagene Thür im entferntesten Theile der Vorhalle (Lobby), die von einem sehr langen Thürsteher mit blassem Gesicht und einem sehr kleinen Thürsteher mit rothem Gesicht bewacht wird, bildet den Ein­gang zum Hauptsaal des Unterhauses. Zum Ge­brauch der Portiers sind zwei komfortable gepol­sterte Lehnstühle bestimmt, in denen sie die lang­wierigen Stunden der endlosen mitternächtlichen Debatten verschlafen können, während die mo­notone Stimme eines ehrenwerthen Mitgliedes fie sanft zur Ruhe wiegt. Wenn sich das HauS versammelt, haben diese Herren indessen etwas mehr zu thun; der lange Portier steht mit der Hand an der Klinke, um die Thür sogleich auf­­reißen zu können, so wie die Mitglieder in ra- 5 e u t í I e t o n.

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