Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-12-11 / 99. szám

fn -»UAtl 1844. 761 seine Gattin nicht vollkommen Recht, Berlin «ine geriebene Stadt zu nennen? Etwas von Allem« Am 25. Novem­ber hörte man in der Kaserne zu Brüssel einen Schuß. Bei der Untersuchung zeigte sich, daß der Koffer eines Soldaten erbrochen worden, und ein Pistol, das er so gelegt hatte, daß es bei einem derartigen Versuche sich entladen muß­te , loSgegangen war. Einige Stunden darauf erschien ein anderer Soldat, welcher der Unter­suchung ohne daS geringste Zeichen von Schmerz oder Gemüthsbegung beigewohnt hatte, im Spi­tal. um sich eine Kugel auSziehen zu lassen. Gr hatte seine That zu verbergen ge­hofft, und deshalb seine Verwundung mit un­säglicher Standhaftigkeit in Gegenwart seiner Kameraden verheimlicht. Jndeß überlebte er die Operation nur einige Stunden. #** Zu Chaur de Fonds ist eine organisirte DiebSbanve von zehn Schulknaben von 10 bis 15 Jahren entvekt worden, die ein eigenes Nacht­quartier besaßen, auch den dreitägigen Neuf­­chateler Markt besucht hatten. Ihre Weigerung, in die Schulen und zum Religionsuntericht zu gehen, führte zur Gntdekung ver Bande, die jezt im Gefängniß zu Valengin fizt. *** Neulich beklagte sich Jemand in einer Berliner Zeitung darüber, daß ein unreinlicher »Fleischersk n echt" eineDroschke bestiegen. Dar­auf replizirten die Fleischer, und erklärten, eS gebe keine Fleischers knechte, sondern Fleischrr­­gesellen. Folgendes naive, aber schlagende Gedicht findet sich in den öffentlichen Blättern: Hier gibt es keinen Fleischers-Knecht, Hier gibt's Gewerks-Gesellen; DaS haben wir mit Fug und Recht Dir, Skribüc, zu bestellen. Dir Knechte such' dir, wenn'« beliebt, Mach' schnell dich auf die Beine, A n Orten, wo es welche gibt; Hier uns're Zunft hat keine. (Bei unS nennen sich die ersten Fleischergeftl­­len recht gerne Bankknechte.) Die Fürstin E. v. Galizin hat der Aka­demie in Paris eine Preisfrage von 1000 FrS. vorgeschlagrn, welche die Ausrottung der Kar­toffeln als schädlichen Nahrungsmittels bezwekt. *** In der Gemeinde von Monlezun (GerS­­Departement) lebte ein Mann, der lezte Gpröß­­ling einer altadeligen Familie, den die Natur schreklich vernachlässigt hatte; denn seine Häß­lichkeit und seine bukliche Verunstaltung suchte ihreS Gleichen. Dabei war er ein wunderlicher Kauz, kleidete fich schlecht und man sah ihm nicht an, daß er Bestzer eines großen Vermö­gens war. Hr. v. Pibrail, so hieß er, hatte in­dessen ein sehr gefühlvolle- Herz. Eine heftige Leidenschaft ergriff ihn für ein junge- und hüb­sche- Mädchen seines Dorfes, die er bald ehe­lichte, troz alles Gerede der Leute. Man fand eS am Ende begreiflich, daß daS junge hübsche Mäd­chen sich entschloß, dem häßlichen, aber unend­lich reichen Buklichen ihre Hand zu reichen. Seit drei bis vier Jahren lebten sie zusammen in an­scheinend glüklicher Ehe, bis verflossenen Dien­stag Morgens Hr. v. Pibrail auf die schreklichste Weise ermordet in seinem Bette gefunden wurde. Die Justiz begann gleich ihre Nachforschungen, in deren Folge die Mutter, die Wittwe und ein alter Bedienter bei Hrn. v. Pibrail verhaftet worden find. Man ist begierig auf die Enthül­lung dieser Schandthat, die man mit einem ver­brecherischen Verhältnisse der jungen Wittwe in Verbindung sezt. *** Man beabsichtigt gegenwärtig zu Tunis einen HülfSverein für entlassene SpinnhauSsträf­­linge zu errichten, um ihnen bei ihrem Austritte ein Kapital von tausend Zechinen zu versichern. In Würzburg soll ein Kellner leben, der den Namen Schiksal führt. Die Gäste ru­fen ihn deS Scherzes halber stets bei seinem Na­men. »Schiksal", einen Zahnstocher! »Schiksal", ein Stük Rindfleisch ! ?c. tönt'S an der WirthS- tafel wieder. Als dieser Kellner einmal einer jun­gen Dame die Sauce übers Kleid groß, ent­schuldigte ihn ein Gast mit der wizigen Bemer­kung : »DaS ist nicht deS Kellners Schuld, das ist »SchiksalS-Tüke." Lokal-Zritung. Theater. Deutsches Theater. Mad. Birch-Pfeiffer' hat uns wieder mit einem Stük beschenkt, das zwar nicht besser und nicht schlechter, als alle ihre an­dern Produkte ist, aber dem Anscheine nach zu den auf der Bühne haltereren zu zählen ist. Ts beti­telt sich: »Mutter und Sohn-, ist rin.Schauspiel in zwei Abtheilungrn in fünf Akten und nach dem Romane eines andern »Blaustrumpfs«, Friederike Bremer, betitelt: »die Nachbarn«, bearbeitet. Was an diesem Romane Gute« ist, ging auch so ziem­lich in das Drama über: Rührender Effekt, frap­pante Charaktere, gute Situationen und ein be­friedigender Schluß — was will man mehr, um sich ein Paar Stunden zu unterhalten. Höhere Anfor­derungen werden hier allerdings nicht befriedigt, wie dies auch Madame Birch-Pfeiffer nie int Stande war. Die Darstellung ging mit einer sel­tenen Präzision und Rundung vou Statten, was zur guten Ausnahme des Stükes wesentlich beitrug. Alle Mitwirkenden, als die Damen Grill, Kalis, Schindelmrisser, Klimmetsch, die HH. Wagner, Die­trich, Kalis (zu dessen Benefiz des Stük gegeben wurde), spielten so löblich zusammen, daß ihnen fast bet jeder Szene applaudirt wurde. —r. — Der bekannte Catalani-Darsteller und brave Schauspieler Hr. Kirchner beginnt heute seine Gastrollen ans der hiefigen Bühne. Ofner Theater. Nachdem Herr und Mad. Beckmann ihre Gastrollen lezte» Montag in Pesth

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