Berzeviczy Albert: Baron Josef Eötvös als Kulturpolitiker - Ungarische Rundschau. 3. Jahrg. 1. (Budapest, 1914)

M'Toí' 0 Eduard v. Wertheimer: Zur Geschichte d. ungar. Altkonservativen. 77 Meinung teilt, wenn er auch einen Anschluß an die Regierung uns an­zuempfehlen scheint, da, seiner Ansicht nach, mit unserer Beihilfe der Wechsel des (Bachschen) Systems schneller eintreten würde. Übrigens glaube ich, daß Fürst Metternich keinen Einfluß auf die Beratungen und Entschlüsse der Gegenwart übt. Fürst Windisch-Graetz bleibt nur einige Tage hier, seine Festigkeit und Denkungsart sind Ew. Durchlaucht be­kannt, er wird vom Kaiser sehr huldvoll behandelt, mit Erzherzog Albrecht steht er im vertrauten Verkehr; er hätte eine von vielen Ungarn gegen Kossuths Treiben in England gerichtete Denkschrift gewünscht. Nun hatte Toni Szécsen vor einiger Zeit eine solche, aber wie man mir sagte, ziem­lich farblose Denkschrift verfaßt, die mit Zutun der jetzigen ungarischen Behörden in Zirkulation gesetzt und mit Unterschriften versehen nach England gesendet werden sollte. Feri Zichy bekämpfte diesen Antrag, in­dem eine während des Belagerungszustandes quasi amtlich erzielte Er­klärung gar keinen Wert habe, und die von den jetzigen Organen der Regierung arg mißhandelten Konservativen nicht einwilligen können, mit jenen, in einen Topf geworfen, auf einer und derselben Adresse zu fi­gurieren, ohne behördliche Einwilligung aber zahlreiche Unterschriften nicht gesammelt werden können. Dieser Widerspruch war entscheidend, fast einstimmig wurde die fertige Schrift dem Kaminfeuer übergeben. Die­selbe Angelegenheit hätte sich günstiger gestellt, wenn sie unter den Auspizien des Fürsten Windisch-Graetz, dessen Wunsch man damalen nicht einmal kannte, in Anregung gebracht worden wäre. Übrigens kann noch ein Zeitpunkt hinzu kommen, nur muß ich bemerken, daß der Fürst seinen Wunsch verschwiegen wissen will, nicht vor Näherstehenden, sondern vor dem größeren Publikum. Während dessen hat Fürst Esterházy, bei dem ich gestern speiste, einen von ihm unterfertigten Brief nach England geschrieben, der, gegen den Kossuthschwindel gerichtet, seinen Weg in die «Times» finden wird. In betreff der Beratungen, welche über die neuen Verwaltungsnormen aller Provinzen gepflogen werden und vermutlich in dieser Woche be­endet sein könnten, hegen einige sanguinische Hoffnungen. Das Resultat, wenn auch nicht des zu machenden Vorschlages, sondern des allerhöchsten Entscheides, ist noch immer ungewiß, ich glaube kaum, daß vor drei Wochen dasselbe bekannt werden könnte. Im günstigen Falle wäre eine Statthalterei mit ziemlichen Vollmachten und ungarischer Amtierung nach unten, mit einem Staatsmanne ad latus des Erzherzogs (vielleicht Apponyi) und einem Präsidenten der Statthalterei für den administrativen Geschäfts­gang, die Aufhebung der Distriktualregierungen und Herstellung der Ko­­mitate mit Obergespanen, die einstweilen die Beamten ernennen und be­ratende Versammlungen einberufen, zu erwarten.-----Diese Erwartungen, welche ich nur zur eigenen Kenntnisnahme Eurer Durchlaucht nieder­schreibe, beruhen, wie gesagt, bei dem hiesigen Widerstreit der Meinungen auf keiner sichern Basis. Was Erzherzog Albrecht, dem dieser Tage viele Ungarn ihre Aufwartung machten, für diese Hoffnungen tun wird, kann ich nicht bestimmen. S* Majestät sah ich vorgestern zu Schlitten vor dem Palais des Erzherzogs Vorfahren, absteigen und den Schlitten zurücksenden. Beamte in Pest haben freilich, wie ich hörte, das Gerücht ausgesprengt, als ob der Erzherzog, in seinem Einfluß durch Andere gehemmt, diesen Herren weichen werde müssen. Ich will mir die nicht beneidenswerte

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