Magyar Sakkvilág, 1924 (9. évfolyam, 1-12. szám)

1924-07-01 / 7. szám

zu verleugnen und das »solide Positionsspiel« auzuwenden suchte, wodurch er auch mit seinen 12 Remisen zum »Reiniskönig« wurde! Die Erklärung liegt wohl auf der Hand: Die grosse Übermüduug infolge seiner viermonatlichen amerikanischen Tournée, die er übrigens mit ausserordentlichem Erfolg durchzuführen und durch den knapp nach dem Turnier geschaffenen Weltrekord im Blindlingsspiel (26 Partien!!!) würdig zu krönen verstand. — Nach wie vor ist Aljechin der Mann der Schach-Zukunft, obwohl ihn diesmal ganze vier Punkte vom erzten und 2V2 Punkte vom zweiten Preisträger trennen, während der Unterschied in St. Petersburg 1914 und London 1922 gemässigter war. Zum Unterschied von Aljechin ist der vierte Preisträger Marshall ganz der Alte geblieben, dessen Spielweise dieselben Eigenschaften der Findigkeit und der Frische wie in früheren Jahren offenbart. Fast alle seine Partien im zweiten Turnus, besonders aber die beiden Glanzleistungen gegen Bogoljubow und Réti wirken herzenwickend ! Das phantasievollste Spiel im Turnier hat jedoch der fünfte Preisträger Réti gezeigt, was nicht nur in seinem Sensationssiege gegen Capabianca, sondern auch in der Tatsache der wenigsten Remispartien (nur drei!) zum Ausdruck kam. Besondere Triumphe feierte er mit der von ihm virtuos behandelten »Zukuoftseröffnung« (1. Sgl—f3), bis er vom grossen Taktiker Lasker auch hierin über­rumpelt wurde. Durch diese Niederlage scheint sein Selbstvertrauen sehr stark gelitten zu haben, was auch weitere überraschende Rückschläge (gegen Yates und Eduard Lasker) zur Folge hatte. Jedes Turnier ist eben ein aufreibendes Nerveuspiel! Von grossem Missgeschick wurde der so liebenswürdige Gross­­mester Maröczy verfolgt! Schon der Umstand, dass er mit schach­­journalistischen Arbeiten überbürdet wurde, hat auf seine Turnier­resultate hindernd eingewirkt, dann fiel er auch dem Zeitnotungeheuer (in einer gutstehendeu Partie gegen Janowski und eigentlich auch in seiner Nachzugspartie gegen Lasker) zum Opfer! Einer der feinsten Schachkenner, die je existiert haben, ist er durch den Gegner fast in und höchstens nur durch sein eigenes Temperament zu besiegen: Gerade als Weisser hat er die meisten seiner Niederlagen (und zwar gegen Bogoljubow, Aljechin, Dr. Lasker) erlitten, da er in guten Stellungen plötzlich wilde Angriffsversuche machte. Etwas mehr Vorsicht, lieber Meister Maröczy ! Vergessen Sie nicht, dass Sie beinahe noch als Einziger die glorreiche »wissenschaftliche« Schule zu vertreten haben, wie es auch diesmal Ihre schönen, strenglogisch aufgebauten Siege gegen Marshall, Janowski und Bogoljubow beweisen! — Der Unglückstern, unter welchem der ungarische Champion in New-York kämpfte, kam übrigens auch in seinen Privatunternehmungen dadurch zum Ausdruck, dass einige seiner Erfindungen, mit denen er in Ame­rika herauszurücken hoffte, indessen bereits von anderen Seiten aus­­geuutzt wurden. Glücklicherweise aber ist Meister Maröczy ein so ausserordentlich findiger Kopf, dass ihm noch eine ganze Reserve­armee von Erfindungen zur Verfügung steht, für deren Vei Wertung in Amerika er bereits gläuzende Anträge erhielt.

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